Protokoll der Sitzung vom 19.10.2000

zertagen. Sie reden von rvie:dientagen.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Gehen Sfe einmal hin, Herr Kollege!) "

Sie-haben das eben bestätigt. Sie reden von Wettbewerben. Sie reden von Prämierungen. Das_ ist Ihre Antwort auf das komplexe System Multimedia, das wir in Rheinland-Pfalz fort

schreiben müssen.

(Beifall bei der CDU- Frau Schmitt, SPD: Quatsch!- Frau Pepper, SPD: Wann waren Sie das letzte rvlal-in derSchule und haben sich das einmal angeschaut?)

Meine Damen und Herren, die rheinland-pfälzische Landesregierung hat die gr-oße Bedeutung von Bildung und Medien

kompetenz für das Leben in dtr WissEnsgesellschaft noch nicht begriffen.

(Frau Sch-mitt, SPD: Aber Sie!)

- Richtig. An nahezu allen Schulen des Landes fehlen Lehrerinnen und Lehrer, die in der Lage sind, ihren Schülern den verantwortlichen Umgang mit neuen Medien zu vermitteln. Sorgen Sie bitte endlich dafür, das~ rheinland-pfälzische Kinder die gleichen Bildungschancen wie die Kinder in unseren Nachbarländern haben.

(Beifall bei der CDU- Zurufe von der SPD: Oje!)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Kuhn das Wort.

Herr Prä~ident, meine DamEn und Herren! Die Expansion der neuen Kommunikationstechnologien ist in vollem G_ang und wird in den nachsten Jahren an Dynamik gewinnen. Da sind wir uns alle einig. Langfri~tig wird es fast keine Arbeitsplätze mehr geben, die von dieser Entwicklung nicht berührt werden.

Doch auch im privaten Bereich hält die multimediale Technik mehr und mehr Einzug. De1 Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien wird neben Lesen, Schreiben und Rechnen zur vierten Kulturtechnik. Dabei geht es nicht nur um die rein techni>che Handhabung,

sondern auch um den kreativen und reflektierten Umgang mit den neuen iV1edien. Wi:;sen und Information werden zu

jeder Zeit an jedem Ort in einer unvorstEllbaren Fülle abruf

bar sein. Die Fähigkeit, die _richtigen Informationen zu finden, zu ordnen, kritisch zu bEwerten und kreativ zu nutzen, wird zur SchiQsselqualifikation.

Wir müs~en rheinhmd_:-pfälzische Schülerinnen und Schüler fit machen für die multimediale lnformationsgesellschaft. Darüber sind wir uns alle einig. Der Computer muss in den Schulen so selbstverständlich werden wie bisher Kreide, Tafel und Bücher.

Meine Damen und Herren, allen UnkEnrufen einiger Kritiker der multimedialen Technik zum Trotz hat der Run auf das Buch über Harry Potter, der sogar_ eine Tagesthemenmeldung Wert war, gezeigt, dass das klassische Buch bei den Kids noch

lange nicht-ausgedient hat und auch nicht ausdienen wird.

(Beifall bei der F.D.P.)

Ein Buch zu lesen, ist und bleibt auch für die Computerkids ein Vergnügen. Aber die virtuellen 1\!iedien bergen e_ine Fülle von effizienten Anwendung~möglichkeiten und Möglichkeiten, die einfach nur Spaß machen. Dem kann sich ::.uch die Schule nicht verschließen. Die ne:uen lnformationsmöglich

- keiten und virtuellen Medien bieten eine Fülle von effizien

ten Anwendungsmöglichkeiten im Bildungsbereich. Sie; stel

len an alle Beteiligten a_ber ebenso große Herausforderungen.

Mit dem Programm "Klassen in das Internet'; werden wir gemeinsam mit den Schulträgern und der Wirtschaft alle Schulen ab der Sekundarstufe I mit mindestens einem PC-Labor mit Internet-Ansch-luss ausstatten. Die Sonderschulen erhalten Internet-Zugang mit meohreren Computerarbeitsplätzen. ln jeder der rund 1 000 G(undschulen wird es einen eigenen Internet-Zugang geben.

Alle Anrtrengungen zur techni"chen Ausrüstung der Schule mit Multimedia bleiben letztlich jedoch ohnE Erfolg, wenn wir nicht die Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit den neuen Medien entsprechend schulen. Mit den Projekten.,lnte:rnet-Führerschein",.,Nt:tzv>Jerk-Administrator in Schu-_

Jen", "Fitness-Programm Internet" wurde eine Qualifizierungsoffensive für rheinland-pfälzische Lehrkräfte gestartet. Jedes Jahr findet eine Benutzertagung in Mainz ~att, auf der die aktuellen Entwicklungen und Möglichkeiten des informationstechnischen Unterrichts vorgestellt werden.

Der Bildungsserver Rheinland-Pfalz wird mit seinem umfas

senden Serviceangebot sowohl als Informations- als auch als KommunikationsinstrumentdieQen und entwickeltsich mehr und mehr zu einem unverzichtbaren multimedialen Berater und Begleiter für die tägliche Arbeit in den Schulen. Die enorm hohen Zugriffszahlen auf den Bildungsserver belegen dies eindrucksvoll.

Darüber hinaus findet eine Reihe von Modellprojekten zur f'örderung von Medienkompetenz in Schulen statt, zum Bei

. spiel "FLACON" - Fächerübergreifendes Lernen im Rahmen von Auslandsschulkontakten über Computernetze -, "SEMIK" -Systematische Einbeziehung von Medien, Informations- und Kommunikationstechniken in Lehr- und Lernprozesse -. Zu nennen ist außerdem das Projekt.,Motiviertes selbstgesteuertes Lernen im Internet". Nicht zuletzt ist das Projekt "Teleteaching" nicht zu vergessen.

Meine Damen und Herren, die nur exemplarisch aufgezeigten Anstrengungen zum Multimediaeinsatz an den Schulen zeigen, dass in kürzester Zeit beachtliche Schritte unternommen wurden, um rheinland-pfälzische Schülerinnen und

. Schüler für das Multimediazeitalter fit zu machen. Wir wer

-den weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, auf diesem

Weg weit~rzugehen.

Ziel der F.D.P.-Fraktion ist es, was auch von anderen Fraktionen in ähnlicher Weise dargestellt wurde, dass der Laptop oder das Notebock für jede Schülerin und jeden Schüler so schnell wie möglich in Rheinland-Pfalz so selbstverständlich werden wie Kreide, Tafel und Bücher. Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen. Ich bin sicher, es wird uns auch in einem überschaubaren Zeitraum gelingen.

Glocke des Präsidenten)

Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. ln beiden _ uns vorliegenden Anträgen, denen wir nicht zustimmen können, ist in der Tat eine Menge Richtiges gesagt, nurteilen wir nicht die Grundeinschätzung und nicht die Bewertung der heutigen Situation. Sie haben sicher dafür Verständnis, dass wir dem Antrag der SPD, der übrigens ganz hervorragend ist, sehr gern zustimmen, gnädige Frau.

(Beifall der F.D.P. und derSPD)

Für die Landesregierung spricht Herr Staatsminister Professor Dr, Zöllner.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es kommt nicht bei jedem Punkt der Tagesordnung vor, dass offensichtlich ein hohes Maß an Übereinstimmung aller Fraktionen und aller Redner zumindest im Überbau ihrer Anträge vorliegt, in diesem Fall in der Begründung, der Bedeutung, der Zielrichtung, in der die Entwicklung in Bezug auf Ausstattung mit Multimedia der Schulen oder des gesamten Bildungswesens in Rheinland-Pfalz in Angriff genommen werden muss.

Auch die Landesregierung teilt diese Einschätzung. Ich will quasi zur Untermauerung dessen, das!; ich sie teile, nur in ei

nem Punkt et11Vas tendenziell Herrn Dahm widersprechen, dass ich sogar noch weitergehen würde, als er es formuliert hat, dass die Entwicklung, in der wir uns befinden, nicht nur in- ihrer Bedeutung mit der Industrialisierung zu vergleichen ist, sondern ich glaube, die Wandlungen, vor denen diese Ge

sellschaft steht, übrigens auch die Demokra~ie mit ihren U_mgangsformen stehen wird, ist noch tiefgreifender. Wenn ich sie mit etwas in der Geschichte vergleichen will oder muss, würde ich es höchstens mit der Erfindung der Buchdruckerkunst oder der Erfindung der Schrift insgesamt vergleichen, weil es zu tiefgreifenden Veränderungen kommen wird und damit einen unheimlich massiven Einfluss auf das Bildungssystem haben wird.

Wenn dem so _ist, muss man einige Folgerungen daraus zie

hen. Eine der Folgerungen ist sicher eine massive Anstrengung. Auch da unterstreiche ich ausdrücklich, dass es eine der Hauptaufgaben sein wird, Benachteiligungen zu vermeiden und letztlich allen in diesem wesentlichen Zukunftsbereich die gleichen Zukunftschancen zu verschaffen. Neben den quantitativen Anforderungen muss man ,auch erkennen, dass sich die konkreten Problemstellungen von einem Augenblick zum nächsten ändern und die Herausforderungen von einem Jahr zum nächsten Jahr anders werden können. Das bedeutet, dass wir ein System von Maßnahmen etablieren müssen, das nicht nur quantitativ und qualitativ gut ist, sondern auch in der Lage ist, tatsächlich flexibel auf die sich ständig ändernde Ausgangslage zu reagieren.

Die Landesregierung hatdies getan. Es ist einiges gesagt worden. Ich verw·eise nur noch auf unsere massiven Anstrengungen im Zusammenhang mit der Beschaffung von PCs; obwohl wir nicht.zuständig waren. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir zusammen mit den Schulträgern bei der Aktion ,;Klassen im Internet" am Ende des Jahres ein brillantes Ergebnis mit der Ausstattung von Schulen haben werden.

Ich verweise darauf, dass wir nicht über Lehrerausbildung geredet haben, sondern seit Jahren über die Multiplikatorenausbildung ein Fundament gelegt haben und einen großen. Schub und ein großes Angebot für jeden mit dem Fitnesstraining Internet gemacht haben.

Herr Dahm, das ist übrigens ein Beleg dafür, dass die Grundschulen nicht benachteiligt ~ind. Die unterschiedliche Computerausstattung resultiert aus der unterschiedlichen Nutzungsweise. ln Grundschulklassen ist das Arbeiten im Computerlabor sicher nicht von demselben Stellenwert wie in Schulen der Sekundarstufe 1. Gerade das Fitnesstraining Internet belegt aber, dass die Hauptansprechpartner uhd in Änspruch nehmenden Gruppierungen aus dem Schulbereich die Grundschulen sind.