Protokoll der Sitzung vom 15.12.2000

sinnvollen Rückkopplung. Es liegt-auf der Hand, dass damit Gesamtergebnisse anfallen. Wir haben uns bemüht, diese Ge

samtergebnisse so schnell wie möglich- zumindest die ersten Teilergebnisse- der Öffentlichkeit vorzustellen. Das Ergebnis und die Sinnhaftigkeit des Gesamtunterfangens kann damit in keiner Art und Weise durch die Beurteilung oder Kommentierung der Gesamtergebnisse erfolgen.

Lassen Sie mich nur-im Einzelnen zu dem, was Sie zu diesem Punkt ausgeführt haben, Folgendes sagen: Man kann sich das Leben sehr leicht machen. Wenn es so ist, dass einem die Ergebnisse gefallen, sagt man, es handele sich um alte Hüte. Wenn die Ergebnisse aber den politischen Vorverurteilungen

nicht entsprechen, werden sie angezweifelt. So sollten wir in diesem Bereich nicht diskutieren.

(Beifall der SPD und der F.D.P.)

Ich bin ausgesprochen froh darüber, dass Herr Kuhn zu dem zweiten Punkt darauf hingewiesen hat, dass bei einer Beurteilung der Schularten nicht nur Einzelpunkte herangezogen werden können, sondern dass letztlich das Gesamtergebnis -was durch die Wissenschaftler geschehen _ist- bei der hier stattgefundenen Diskussion bezüglich der IGS herangezogen werden muss.

Herr Lelle, lassen Sie mich verdeutlichen, was Sie getan haben: Man kann die Leistungsfähigkeit von zwei Gruppen nicht dadurch relevant und aussagekräftig miteinander ver

gleichen, indem man die -zahl der Spitzenkönner zählt. Ich will das gar nicht wissenschaftlich, mathematisch und statistisch begründen. Ich will versuchen, Ihnen das anhand eines ganz simplen Beispiels zu verdeutlichen: W-enn wir zwei 4 x 100-Meter-Staffeln haben und es in der einen Staffel zwei Leute gibt, die 10.4 Sekunden laufen und zwei Leute, die 10,2 Sekunden laufen, während in der anderen Staffel alle 10,3 Sekunden laufen, kommt bei Ihnen die erste Staffel früher an, während nach meiner Argumentation beide gleichzeitig ankommen. Das ist der entscheidende Punkt, den Sie verstehen müssen.

(Beifall der SPD und der F.D.P.- Mertes, SPD: Könnten Sie das wiederholen?- Unruhe bei der CDU)

Eine letzte Bemerkung zu den Rückmeldungen: Sie verlangen, dass die Ergebnisse der Beurteilung der Lehrer durch die Schüler der Schulleitung und allgemein zur Verfügung gestellt werden. Das ist meiner Meinung nach eine unwahrhaf

tige Diskussion. Sie haben ohnehin schon große Vorbehalte gegen die Beurteilung von Lehrern durch Schüler. Sie glau

ben doch nicht im Ernst, dass dann, wenn wir das zulassen würden, die geringste Chance bestanden hätte, dass wir diese wichtigen Erkenntnisse, die nur durch ehrliche Aussagen der Betroffenen zu gewinnen sind, erreiCht hätten, sondern wir hätten letztlich nur plakatives Material erhalten oder eine Verhinderung der Gesamtuntersuchung erreicht, wodurch alles konterkariert worden wäre.

Um die Gesamtproblematik zu verdeutlichen, will ich mit dem schließen, was Frau Wolff in Hessen macht; die in vielerlei Hinsicht offenbar ein Vorbild für die rheinland-pfälzisclie Bildungspolitik der CDU ist. Sie ist sogar nicht bereit, die Er

gebnisse von Mathematikwettbewerben irgendjemand!;!m mitzuteilen, geschweige denn solche detaillierten personenbezogenen Daten.

_ Beifall der SPD und der F.D.P.)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Lelle das Wort.

{Dr. Schiffmann. SPD: Die Sache

mitder Staffel!)

- Herr Dr. Schiffmann, auf die Sache mit der Staffel muss ich

natürlich zurückkommen. Herr Minister, Sie vergessen, dass beim Staffellauf das Wichtigste die Staffelübergabe ist.

{Beifall der CDU

Dr. Schiffmann. SPD: Das stimmt!)

Frau Schmitt, ich weise sie darauf hin, dass die CDU von An

fang an dem Mathetest als solchem positiv gegenüberstand. Da gibt es wohl keinen Zweifel. Meine Aussage, es -seien 800 000 DM in den Sand gesetzt worden, beziehtsich ganz al

lein auf die Ersterkenntnisse des Ministers. Die waren nämlich wirklich das Geld nicht wert.

Wirsind durchaus bereit, im Detail die Ergebnisse zu diskutieren. Dann wird man sich mit den einzelnen Fakten auseinander setzen und überlegen müssen, wo es Ansätze zur Qualitätsverbesserung gibt. Niemand hier im Hause hat ·aber den Minister gezwungen, zu diesem Zeitpunkt diese Ergebnisse vorzubringen, wie er das gemacht h_at. Da war es meiner Mei

nung nach schon angebracht, auf diese alten Hüte hinzuwei

sen. Wir sind sehr gespannt, welche Ergebnisse im Detail vorgelegt werden, die wir diskutieren wollen.

Es lässt sich aber heute schon sagen, dass bestimmte Aspekte sehr wohl angegangen werden müssen •. die wir auch einfordern, Herr Minister. So sollen beispielsweise die Lehrerinnen

und Lehrer in einer effizienten Klassenführung und in einer Optimierung der Unterrichtsqualität bestärkt werden; denn_ das liegt sicherlich iril Interesse aller. Es ist nicht erstaunlich, dass dazu klare Regeln gehören.- eine entsprechende Arbeits

haltung und auch das Vermeiden von L!nterrichtsstörungen. Das ist eine Grundlage die wir benötigen.

Ich will nur kurz die sprachliche Homogenität in den Klassen ansprechen. Da ist natürlich zu fragen, ob wir in der Vergangenheit genügend Förderung betrieben haben, damit diese sprachliche Homogenität erreicht wird. Ich sehe das im Mo

. ment jedenfalls nicht.

Eine letzte Anmerkung zur Bedeutung des Übens: NatUrlieh benötigen wir eine Ausweitung in Bezug auf die Anwendung des Gelernten auf neue Gebiete. Ansonsten bleibt Üben eben ohne Folge und ohne Wirkung. Die Frage ist eben,

{Glocke des Präsidenten)

ob die Lehrer dazu genügend Zeit haben. Wenn Unterricht ausfällt, fehlt eben genau diese Zeit zum Üben. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass Unterrichtsausfall keine Wirkung haben soll.

(Beifall der CDU)

. Ich erteile der Abgeordneten Frau Schmitt das Wort.

Herr Präsident, meine sehr geehren Damen und Herren! Herr

- Lelle, Sie wissen jetzt aber auch, weshalb es den Minister so

·gefreut hat, dass Sie das Thema heute in die Aktuelle Stunde

gestellt haben. Er konnte nämlich ein weiteres, ganz lächerliches Ergebnis für ~00 OÖO DM präsentieren, das letztlich Es

senz dieser MARKUS-Studie war, nämlich dass unsere Schulen im bundesweiten Vergleich mit der TIMS-Studie l?esser ab

schneiden als der Bundesdurchschnitt. Dadurch wird im Grun: de genommen die gute und engagierte Arbeit unseres Schulsystems in Rheinland-Pfalz bestätigt. Das ist ein wertvoller Hinweis und eine Antwort auf ihr Schlechtreden, das Sie über Jahre betrieben haben.

Beifall bei der SPD)

Im Grunde genommen ist heute nichts anderes passiert als das, was ich erwartet hatte, es werden Schlachtfelder aufge

macht, und es wird mit Schnellschüssen in bestimmten Streit

fragen-agiert.

Ich will aus unserer Sicht noch einmal die entscheidenden Punkte festhalten: Die Studie hat jetzt schon wertvolle Ergebnisse gebracht. Sie wird in einer näheren Auswertung, vor

allem beim Rücklauf der Schulen und in der individuellen Auswertung, Weiteres zutage fördern, was uns hilfreich sein · wird, um diesen gut und erfolgreich begonnenen Weg der Qualitätssicherung in Rheinland-Pfalz fortzusetzen; denn dort haben wir- das ist nicht nur durch diese Studie bestätigt worden- richtige Punkte gesetzt.

Ein Punkt war, dass wir die Unterrichtsversorgung - das haben Sie vor zwei Wochen mitbekommen-trotzansteigender Schülerzahlen weiter verbessert haben. Wir haben eine relativ gute Versorgung mit 97,7 % im Bereich der allgemeinen Unterrichtsversorgung. Auch weitere Maßnahmen der Lan- · desregierung, wie die Multimedia-Initiative oder auch der Einstieg in die leistungsorientierte Besoldun,g, sind wichtige Bausteine, um die Quc;lität in Rheinland-Pfalz weiter zu verbessern. Vor diesem rlintergrund ist MARKUS nur ein Element.