Protokoll der Sitzung vom 17.01.2001

-hafte Töten von Tieren allein aus _Gründen der Marktregulierung hatfür mich noch einmal eine andere Qualität.

Was wir jetzt-brauchen, u.m diese Krise zu überwinden, sind erstens Nüchternheit, Besonnenheit und Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Produzenten und Verbrauchern gleichermaßen.

(Glocke des Präsidenten)

-Herr Präsident, ich möchte noch zwei Sätze sagen._

Zweitens brauchen wir vertrauensbildende Maßnahmen, die nur darin bestehen können, dass wir eine gläserne Kette erstellen, die dem Verbraucher Auskunft über Herkunft, Pro-

-duktion und Zusammensetzung der Lebensmittel gibt.

Drittens brauchen wir eine Intensivierung der Forschung, nicht nur um Krisen zu bewältigen, sondern vor allen Dingen auch, um Krisen vorzubeugen.

(Beifall bei SPD und F.D.P.)

Schließlich br~uchen wir den Einsatz staatlicher Mittel verstärkt in Richtung naturnaher Produktion statt eine Agrarindustrie. Die rheinland-pfälzische Landwirtschaft ist eine andere als in anderen Ländern und innerhalb dieser Bundesrepublik oder innerhalb der EU. Ich bitte, das mit zu bedenken.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich hoffe, -dass es mir der Präsident nachsieht, wenn ich ari dieser Stelle

die Geschäf+oordnung strapaziere und mit-einigen persönlichen Sätzen meine Redezeit überschreite.

Wenn man kurz davor steht, nach 26 Parlamentsjahren dieses Haus zu _verlassen, geschieht dies mit dem viel zitierten la

chenden, aber_auch weinenden Auge. Mit dem lachenden, weil man sich erhofft, mehr Zeit für die Dinge zu haben, für die man ih der Vergangenheit nur we:1ig Zeit hatte. Aber ich scheide a-uch mit einem riesengroßen weinenden Auge aus.

26 Jahre Parlamentarier prägt und schafft menschliche Beziehungen und Verbindungen, die mannicht einfach ablegen

~ann und nicht ablegen wi!l.

Ich verkneife es mir, eine Latte guter Ratschläge eines Alter

fahrenen an die jungen Hasen und Häsinnen zu geben. Aber zwei Bemerkungen seien doch gestattet, die ich versucht ha

be, in den letzten Jahren zu verinnerlichen.

1. Wir sind nicht wirklich wichtig, auch wenn wir uns gelegentlich so d~mtellen.

(Beifall im Hau~se)

Dabei ist es unerheblich, cb der Abgeordnete X beim Neujahrsempfangder Gemeinde Y namentlich begrüßt wird oder nicht.

(Krainer, CDU:Das kann man nur sagen, wenn man dabei war! • Heiterkeit im Hause)

- Mag sein, Herr Kollege Kramer. Ich gebe zu, in der Vergangenlieit habe ich auch in dieser Frage schon opponiert:

(Mertes, SPD: Die Altersweisheft _kommt eben erst im Alter!)

2. Seien wir behutsamer mit dem Bedrucken von Papier mitunseren geistigen Ergüssen,

Vereinzelt Beifall bei

CDU und F.D.P.)

nicht-nur-aus ökologischen, sondern auch aus humanitären Gründen. Nicht jede Kleine Anfrage oder P.ressemitteilung ist

di~ Baumscheibe wert, aus derdas Papier herg-estellt wurde.

(Vereinzeit Beifall bei der SPD)

Zum Schluss möchte ich mich bei meiner Fraktion bedanken,

- die mich all diese Jahre ertragen hat, was allerdings gele

gentlieh auch reziproke Gültigkeit hatte._ Bedanken möc!'ite ich mich auch bei den Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen, insbesondere jenen, mit denen ich im Umweltbe

rei_ch gearbeitet habe. Ich denke, wir sindtrotzeiniger Schar

-mützel in der Sache immer fair miteinander umgegangen und haben uns nie gegensei~ig die Ernsthaftigkeit bestritten, etwas für die Umwelt tun zu wollen.

Menschlich habe ich mich immer bemüht, das Geschäft_ nach der Pfälzer Devise zu betreiben:.,Mer soll Politik nit weiter treiwe, als dass man nit hinnerher noch e Vierte! Wein zusam

me trinke kann."

Dank auch für _die Vielfältigen-Hilfen und Unterstützungt:n

seitens der. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landtagsverwaltung, den Fraktionen, der Landesregierung und meiner Partei.

Ganz zum Schluss möchte ich ein Dank an dieses Haus sagen, ein Dank an diese Stadt, die mir zur zweiten Heimat wurde. Ich hoffe, dass ich oft Gelegenheit haben werde, sie zu besuchen.

Vielen Dank.

(Beifall im Hause} -

Ich erteile der Abgeordneten Frau Kiltz das Wort.

Herr Präsident, meine_ Damen und Herren! Es ist natürlich schwierig, nach der !>ewegenden Rede des Herrn Kollegen

Nagel wieder zum Thema zu-kommen. Bevor ich dahin zurückgehe, kann ich Ihnen versichern, ich werde Sie vermissen, !hr.,Cafe Nagel" an Fasching ganz besonders. Es tut mir sehr leid.

Meine Damen und Herren, ich komme zum Thema. Herr Kollege Nagel, je_:tzt muss ich auch noch einmal inhaft)ich auf Ihre Rede eingehen. Sie haberi sich eben uber die Krokodilstränen der Ministerin Frau Martini über die 400 000 Rinder in Deutschland und die 2-Miltionen Rinder EU-weit ausgelassen, die nach Planungen der EU ungetestet geschlachtet undin den Müll geschmissen werden soll~n. Frau Martini hat dasals -einen perversen Auswuchs der verfehlten EU-Agrarpolitik be-

·wertet. Dem kann ich zustimmen. Aber·icli frage Sie, Frau Martini, Sie sind doch eine Ministerin in Verantwortung in einem Landeskabinett und schauen seit Jahren zu, was Brüder

fe und Bauckhage mit dazu beitragen, damit diese Politik so ist, wie sie ist.

(Beifall des BÜNDNIS-90/DIE GRÜNEN)

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Landt~g Rheinland-Pfalz -13. Wahlperiode -125. Sitzung, 17. Januar 2001 9379