Protokoll der Sitzung vom 15.02.2001

Bei dieser letzten Rede gäbe es noch einiges zu dieser Thematik auszuführen, aber ich will meine Redezeit bei meinem

letzten Redebeitrag nicht unnötig überziehen.

Ein paar persönliche· Anmerkungen zum Schluss, rückblickend auf ·die zehn Jahre Landtagstätigkeit. ln den vergangenen zehn Jahren habe_ich mich in diesem Plenarsaal, der mir immer wie ein großes Wohnzimmer vorkam - ich hab_e den Deutschen Bundestag und andere Landesparlamente besucht ~. durch die Atmosphäre, die dieser Landtag ausgestrahlt hat, heimisch gefühlt. Es war eine offene und heimische Atmosphäre, die es auch bei stärkeren politischen Auseinandersetzungen in der Sache immer wieder möglich gemacht hat zusammenzufinden, im Foyer, im Deutschhauskeller, im Landtagsrestaurant oder auch in -Gesprächen jenseits dieses Hauses.

Ich bin der Meinung, es ist eine gute Atmosphäre,' die der Landtag Rheinland-Pfalz über Jahre und Jahrzehnte hinweg_ bewahrt hat. Das hat mich bei all den Auseinandersetzungen imme-r wieder_ dazu-gebracht, eine_n Strich zu ziehen und zu -sagen: Komm, be-im nächsten Mal fängst du wiederneu an,

-die Dinge zu diskutieren. - Es ist aber nichts Nachtragendes. zurückgeblieben.

Natürlich haben mich in diesen zehn Jahren eine Reihe von Personen begf~itet, die gekommen und gegangen. sind. Als ich im Jahr 1991 in den Landtag eingezogen bin, warzwar die gleiche Regierungskonstellation iri diesem Landtag tätig, die heute auch noch tä~ig ist, aber es waren zum Teil andere Personen dabei.E~ war die Zeit der -Ablösung von der

CDU/F.D.P.:Regierung zu der SPD/F.D.P.-Regierung. Personen wie Scharping, Brüderle und andere haben mir neben dem Zusammenarbeiten und dem -Zusammenraufen mit den Leuten-in der eigenen Fraktion meine ersten Eindrüc~e von diesem Landtag vermittelt. _ ·

Es waren spannende.zehnJahre. Es wurden auch aus Oppositionssicht einige politische Themen auf den Weg gebracht. An dieser:_5tel_le nenne ich einige Beispiele: AKW Mülheim

Kärlich, einige Gesetzesvorhaben, die ·entvvickelt worden sind, ~vie zum Beispiel das Energiegesetz~ das Mittelstandsförderungsgesetz und so weiter. Das sind-Punkte, die aus e_i

ner Oppositionssicht z~ nennen sind, weil sie letztlich aufgrund der Mehrheitsverhältnisse nicht umgesetzt werden konnten.

Sie haben mir aber auch gezeigt, dass es m~glich ist, aus der Opposition heraus tpematisch inhaltliche Weiterentwicklu_n;

gen zu betreibeh.lnsof_ern resümiere ich,-dass diese zehn Jahre absolut keine verlorene Zeit gewesen sind. Sie waren eine

wirkli~h sehrschöne und wichtige Zeit für miCll.

ln diesen Jahre11 hat es Höhen· und Tiefen gegeben. An dieser Stelle en.'llähne ich durchaus den Besucherkontenprozess. Mich hat außerordentlich gefreut, dass die Solidarität aller_

Abgeordneten--dieses Parlaments von Anfang an vorhanden war. Es war keine einfache Zeit für mich, in diesen zwei Jahren durch die Mühlen der Justiz und der Öffentlichkeit gedreht zu werden. -Die Solidarität der Abgeordneten aller

Fraktionen war ein wichtiger Baustei_n, damit ich diese Zeit

aufrecht durchstehen konnte.

(Beifall im Hause)

Letztendlich gab es in der finalen Phase dieses Besucherkontenprozesses auch die ~orher vermisste Solidarität der Landtagsverwaltung. Allerdings hat aber auch diese Solidarität _ nicht mehr dazu beigetragen, die von der Justiz festgelegte

Wegbeschreibung noch einmal aufzuweichen. Die Justiz hat am Ende ein Urteil gesprochen und nicht Recht gesprochen. Damit habe ich mich abgefunden, und das habe ich bereits verarbeitet.

Es sollte für alle Kolleginnen und Kollegen in diesem Hause ein Lehrstück gewesen-sein, mit solchen Dingen offener, vertrauensvoller und solidarischer umzugehen, als das vielleichtarn Anfang dieser Besucherkontenaffäre gewesen ist. Bei mir bleibt nichts z~rück. Das sage ich bewusst auch in Rfchtung Landtagsvervvaltung._ Die Solidarität war am Ende vorhan-· den.

Es istein Lehrstück gewesen, das zu meiner zehnjährigen Geschichte im Landtag in Mainz gehört. Es bleibt a'!ch keine vVehmut zuruck, vielleicht eine Träne im Knopfloch, aber es - war eine schöne und gute Zeit. Ich bereue keinen Tag, den-ich zusammen mit Ihnen verbringen konnte.

Vielen Dank.

(Anhaltend starker Beifall im Hause)

Herr Kollege Rieth; vielen Dank für diese honorigen SchlUssbemerkungen. Ihre moselländische Herkunft hat es Ihnen sicher erleichtert, mit einem schweren Problem so umzugehen und es so zu verarbeiten. Dafür gilt Ihnen mein Respekt_und

auch der Respekt des ganzen Hauses, auch für Ihre Streitlust, die immer dort Ihre Grenzen hatte, wo es um das Gegenüber ging, die Kollegin oder den Kollegen.

Vielen Dank für die zehn Jahreals-Kollegeund für viele auch als Freund. Alles Gute für Ihre Zukunft.

(Beifall im Hause)

Ich erteile der Abgeordneten Frau Hatzmann das Wort.

(Frau Kohnle-Gros, CDU: Scheiden Sie auch 3Us?)

~bg. Frau Hatzmsnn, F.D.P.:

-Das liegt in der Hand derWähler"innt;;n und W3hler:

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Zurück zur Partnero:chaft zwischen Rheinland-Pfalz und RUanda. Es ist vieles

vorweg gesagt worden, wa;; richtig d. Wir sind uns einig in dem, was wir \Vollen, und wir sind uns einig in dem, was wir erleot haben.

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt möchte

-ich einen A5pekt einfügen, der bisher noch nicht so umf!lng

lich betrachtet wurde, nämlich die Frage, was diese Partner:_

schaftnach innen bewirkt, al;;o für uns.

Um das etwc.s näher ausführen zu können, bedarf e~ eines kleinen Umwegs. Sie wissen, oder Sie wi~sen es nicht, können

-das aber im Handbuch des Parlament nachlesen, d3ss ich

selbst aus der Entwicklungshilfe komme. Ich habe dcas· stu- -

diert und nach dem Studium beschlossen, dass das, was dort gemacht wird, nich:t zjelführend ist. Das gilt sowohl für die großen Projekte, die iri den 80er-J:~hren in den Entwlckungsländern durchgeführt wurden, als auch für die kleinen Projekte. 5ie waren alle sehr, sehr gut gemeint. Das Gegenteil von gut ist aber dann oft gut gemeint. Das war die Diskussion Anfang der _80er-Jahre, die sehr viele au;; der Er~twicklung>

politik vertrieben hat, weil sie gesagt haben: Das -kann so nicht funktionieren.

Nun habe ich im Parlament -die Partnerschaft Ruan

daiRheinland-Pfalz kennen gelernt und mir viele Gedanken zu_ der Frage der Partnerschaft gemacht. Was ist eigentlich

partnerschaftlieh an der P3rtnerschaft? Partnerschaft wird als Begriff oftgebraucht und auch sehr stark missbr:Jucht. Er ist deshalb klärungsbedürftig. Partnerschaft ist gleichberechtigte Teilhabe an et\'Vas Gemeinsamem, wie ein gemeinsames Ziel, eine gemänsame Aufgabe oder eine gemeinsame Wegstrecl:_e. Sie !J1Uss bei weitem nicht allumfassend sein, aber

ehrlich in der begrenzten gemeinsamen Sacbe. eine Partnerschaft setzt nicht unbedingt gleich ~tarke oder gleichartige Teilhaber voraus, aber zuminde~t solche, die willem und f3

- hig sind, etvvas möglichst klar Definiertes,_ Gemeinsames

· gleichberechtigt anzustreben. Das istdie rationale Ebene.

Partnerschaft hat aber auch eine emotionale-Ebene. Sie ist gleich wichtig und gleichwertig und erfordert in der Partner

schaft, da;;s es eine ni~ht erfassbare, gleiche \tVelle_nlänge gibt, einen emotionalen Gleichklang, eine Harmonie, etvvas