Alle paar Wochen gibt es neue Pläne, neue Kostenaufstellungen und neue Kostenschätzungen. Es gibt ein Wirrwarr an Zuständigkeiten. Jetzt ist noch ein neuer Verein, der Förderverein Arp-Museum, gegründet worden. Dieser Verein ist neben der Arp-Stiftung, einem weiteren Verein, neben der Kulturstiftung des Landes und neben der Stiftung Bahnhof Rolandseck tätig. Der
Kulturminister, der Finanzminister und der Ministerpräsident mischen mit. Da braucht man sich über nichts mehr zu wundern. Viele Köche verderben den Brei.
Meine Damen und Herren, es geht nicht um ein missratenes Essen, sondern es geht um ein Millionengrab, insbesondere dann, wenn man berücksichtigt, dass das Land für 20 Millionen DM Werke von Arp angekauft hat, die letztendlich in diesem Museum hätten ausgestellt werden können, weil sie schon vorher im Eigentum der Arp-Stiftung gewesen sind.
Verwirr- oder Possenspiel, Drama oder Satire. Diese Geschichte enthält Stoff für viele literarische Genres. Meine Damen und Herren, ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht.
Bei all dem geschieht noch ein Wunder. Ähnlich wie bei der Kulturstiftung wirft ein nicht vorhandenes Kapital in Höhe von 25,564 Millionen Euro einen Ertrag von 1,176 Millionen Euro ab. Meine Damen und Herren, ich rate den betroffenen Ministern und Staatssekretären, über das Land zu ziehen und den Leuten zu erklären, wie es möglich ist, von einem nicht vorhandenen Kapital Erträge zu bekommen. Ich glaube, Sie werden jeweils ein volles Haus haben und die Menschen werden Ihnen zu Füßen liegen.
Meine Damen und Herren, wenn Sie nicht begriffen haben, was dahintersteht, dann macht das nichts. Es liegt keine Begriffsstutzigkeit Ihrerseits vor, und ich hoffe, es liegt auch nicht an meinen mangelnden pädagogischen Fähigkeiten, sondern es liegt an der Komplexität dieser Vorgänge, die wir in den letzten Jahren erlebt haben.
Ich empfehle als Muster für die Kulturpolitik des Landes den Beitrag, den der Landesmusikrat zum dritten Multimediawettbewerb Rheinland-Pfalz 2001 vorgelegt hat. Leider ist der Preis nicht an den Landesmusikrat gefallen, weshalb die Finanzierung dieses Projekts noch nicht geklärt ist. Dieser Beitrag war tituliert: „Ideen und Koope
Doch. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, Sie haben einen politischen Freund, den ich auch schätze, vor allem wegen seines Witzes. Das ist Theo Magin aus der Vorderpfalz.
Ich war eine Zeit lang mit ihm im pfälzischen Bezirkstag. Wenn wir Anträge behandelt haben, hat er die Diskussion oft mit einer pfälzischen Spruchweisheit eingeleitet: Liewer en Unkel, wu was mitbringt, wie e Tante, wu Klavier spielt. – Ich übersetze das einmal für die anderen Kulturkreise: Es ist besser, einen Onkel zu haben, der einem ein Geschenk mitbringen kann, als eine Tante, die Klavier spielt.
Daran lässt sich soziologisch einiges zum Stellenwert der Kultur in der Gesellschaft ableiten, auch zur Einschätzung der Geschlechter in Bezug auf ihre kulturelle Kompetenz. Ich will das jedoch nicht weiter vertiefen, da wir uns mit dem Haushalt beschäftigen.
Ich hoffe immer noch in vielen Fällen, wir versuchen auch im Landtag aus gemeinsamer guter Überzeugung beides miteinander in Verbindung zu bringen. Wir würdigen zum einen den hohen ideellen Stellenwert des Kulturellen, aber wir wissen auch, dass wir etwas „mitbringen“ müssen.
Unter diesem Aspekt kann ich mein Fazit vorwegnehmen. Wir haben für den Kulturbereich einen absolut positiven Haushaltsansatz zu beschließen.
Dabei möchte ich nicht so sehr einzelne Positionen in den Mittelpunkt meiner Überlegungen stellen, sondern etwas zu unseren Perspektiven und Zielen sagen. Wir haben eine faszinierende Verbindung von zwei Zukunftsbereichen in einem Ministerium. Das ist neu – die Wissenschaft und die Kultur. Beide befruchten sich gegenseitig. Für beide sind diese Herausforderungen anregend.
Die Rationalität schreibt man gemeinhin eher der Wissenschaft zu, wie die Kreativität eher der Kultur. Das muss, wenn es gut sein soll, auch umgekehrt gelten.
Dabei gibt es durchaus auch andere Bezüge, für die der Kulturbereich wichtig ist und die umgekehrt positiv auf die Kultur einwirken.
Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen – das haben sie nicht mitbekommen –, das mir nahe gegangen ist. Die Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft „Neue Musik“ des Leininger-Gymnasiums Grünstadt haben sich an dieser Stelle etwa vor einem Jahr 4 bis 5 Tage im Rahmen von „Plenarmusik“, ein experimentelles Musiktheater, mit uns befasst – mit allen Sinnen, für alle Sinne.
Sie haben, denke ich, in dieser Zeit um ein Vielfaches mehr davon profitiert, als wenn Sie in der gleichen Zeit konventionellen Schulunterricht gehabt hätten. Davon bin ich überzeugt.
Die Kreativität und die Phantasie der Kultur sind unverzichtbar für unsere gesellschaftliche Entwicklung. Man könnte jetzt in diesem Zusammenhang einiges zu PISA sagen. Ich komme später noch einmal darauf zu sprechen, aber wir haben auch schon vorhin darüber geredet.
Diese Bedeutung gilt nicht nur für die Bildungspolitik, sondern auch für die Wirtschaft und gerade in unserem Raum sehr stark für den Tourismus. Es gibt viele Beispiele für eine sinnvolle Vernetzung, die nur bei großer Offenheit und Bereitschaft zum Neuen bei allen Partnerinnen erfolgreich sein können.
Am kommenden Wochenende wird Rheinland-Pfalz bei der Internationalen Tourismusbörse in Berlin ganz stark mit der Rheinromantik werben und damit das Motto des diesjährigen Kultursommers aufnehmen. Das ist gut so.
Wenn wir reisen, andere Städte und andere Länder sehen, ist es meist die Kultur, die uns anregt. Die wollen wir sehen, nicht die Niederlassung irgendeines Großkonzerns.
Kulturförderung steht vor zwei großen Herausforderungen. Zum einen hat sie in die Breite zu wirken. Ich nenne dabei bewusst noch einmal die alten Schlagworte: „Kultur für alle“ und „Kultur von allen“. Das sind Anstrengungen, die heute vor allem mit dem Ehrenamt in Vereinen und Initiativen verknüpft sind.
Viele Beispiele wären zu nennen, gerade auch von jungen Leuten. Ich will mich auf eindrucksvolle Präsentationen beschränken, die wir im Januar in der Staatskanzlei
bei der Preisverleihung „Ehrenamt in der Musikkultur“ auf Initiative des Landesmusikrats erlebt haben.
Genauso wichtig ist es, auf der Höhe der Zeit und der kulturellen und kulturpolitischen Diskussion über das Land hinaus zu wirken und Leistungen hervorzubringen, die auch mit den Metropolen konkurrieren können.
Herr Frisch, ich nenne ganz bewusst den Bahnhof Rolandseck als Beispiel für eine Perspektive, die hoffentlich bald bildende Kunst von Weltrang in einer Weise und in einem Ambiente präsentiert, die den Vergleich zu Häusern in Köln, Düsseldorf oder Frankfurt nicht zu scheuen braucht.
(Zuruf des Abg. Schnabel, CDU – Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gegen den Bahnhof Rolandseck haben wir nichts!)
Ich will ein anderes Beispiel aus dem Bereich der bildenden Kunst nennen. Ich habe in letzter Zeit einige Male die leidenschaftliche Arbeits- und Darstellungsfreude der Stipendiatinnen und Stipendiaten erlebt, auch die der Mitarbeiterinnen, die in unserem Künstlerhaus Schloss Balmoral in Bad Ems aktiv sind. Damit können wir international mithalten. Dort wird vorbildliche Arbeit geleistet, und offensichtlich macht es ihnen auch Spaß.
Es wird immer darüber gesprochen, was Kultur kostet. Herr Frisch hat nur darüber gesprochen. Ich finde es viel wichtiger zu würdigen, wie viele Menschen durch ihr persönliches Engagement diese Institutionen mit Leben erfüllen.
Frauen spielen eine Hauptrolle in unseren Kultureinrichtungen. Das ist mir bei Balmoral aufgefallen; das ist so bei den Landesmuseen in Mainz und in Koblenz, am Historischen Museum in Speyer, an der Pfalzgalerie in Kaiserslautern und am Theater in Mainz. Hierbei handelt es sich um eine gute Entwicklung, die wir durchaus noch weiter fördern können und müssen.