Gelegentlich wird in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, als seien solche Vergleichsarbeiten ein Allheilmittel in der pädagogischen Diskussion.
Es wird der Eindruck erweckt, als könnten mit diesen Vergleichsarbeiten die Probleme, die PISA aufgezeigt hat, bewältigt werden. Dem ist natürlich nicht so. Ich denke, das wird auch weitestgehend von den Fachleuten so gesehen.
Ich möchte deutlich sagen, wir stimmen den Zielsetzungen zu, die vorgegeben wurden und die Sie in einer Presseerklärung bekanntgegeben haben, Frau Ministerin. Aber dabei gibt es für uns noch einige offene Fragen, die Sie gegebenenfalls nachher beantworten können. Dies sind offene Fragen zur Zielsetzung der Sicherung der Standards. Die Sicherung der Standards setzt natürlich voraus, dass es einen entsprechenden Bildungsplan gibt, der Ziele, Grundsätze, Kompetenzen und Inhalte festlegt und auch das Anforderungsniveau festschreibt. Das ist eine entscheidende Grundlage für solche Vergleichstests. Bevor ein solcher Bildungsplan nicht vorliegt, hängt der Vergleichstest gewissermaßen in der Luft.
Wie wir wissen, hat Baden-Württemberg das schon umgesetzt. Frau Ministerin, damit entfällt für Sie der Druck. Sie müssen nicht wieder die Erste sein und können die Sache solide angehen.
Meine Damen und Herren, die Umsetzung wird allerdings nur gelingen, wenn wir die Lehrer für diese Vergleichsarbeiten gewinnen.
Diesbezüglich habe ich momentan noch meine Bedenken. Die GEW hat klar geäußert, dies könne zum Selektionsinstrument werden. Auch der VBE ist skeptisch und sagt, Vergleichsarbeiten seien pädagogisch fragwürdig und sozial unsinnig. Ich will dies einmal im Raum stehen lassen, will aber festhalten, dass damit noch eine Menge an Hausaufgaben für Sie verbunden sind, Frau Ministerin. Sie müssen noch erhebliche Überzeugungsarbeit leisten; denn nur, wenn die Lehrer diese Sache positiv sehen, wird es auch gelingen. Das muss für Sie meiner Meinung nach angesichts von PISA ein Herzensanliegen werden und darf kein ungeliebtes Kind des Koalitionspartners sein.
Meine Damen und Herren, eine weitere offene Frage stellt sich in Bezug auf die Selbstkontrolle des eigenen Bewertungsmaßstabs für die Lehrer. Wie soll dies möglich sein, wenn nicht entsprechende Vergleichsmöglichkeiten geschaffen werden? – Vielleicht können Sie auch das beantworten. Dies ist jedenfalls im Moment noch völlig offen.
Richtig finde ich die Zielsetzung, dass daraus Hinweise für die individuelle Förderung abgeleitet werden sollen. Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Meine Damen und Herren, aber durch Tests allein wird natürlich noch nichts verändert. Entscheidend ist, welche Konsequenzen aus diesen Tests gezogen werden. Wir hätten gern Antworten von Ihnen darauf, was Sie konkret angehen wollen.
Ich möchte auch unsere Zustimmung zu der Vorgehensweise signalisieren: Probelauf, Auswertung innerhalb der Schule und Stichprobe. – Aber auch in diesem Bereich gibt es für uns offene Fragen. Weshalb sagen Sie, dass die Leistung nicht veröffentlicht werden soll? Das kann man unterschiedlich verstehen. Aber ich
meine, die Öffentlichkeit und insbesondere die Eltern und Schüler haben ein Anrecht auf die Bekanntgabe der erzielten Leistung. Dies ist auch wichtig, damit die Schüler einen solchen Test auch ernst nehmen. Gelegentlich hören wir in Bezug auf PISA, dass einige Mängel vorgelegen haben.
Schließlich stellt sich die Frage: Ist dieser Test eine zusätzliche Arbeit oder Belastung, oder zählt er sinnvollerweise mit und ersetzt eine andere schriftliche Arbeit? Warum soll die Testwiederholung im Unterricht stattfinden? – Eine Arbeit ist eine Arbeit. Daraus muss man Konsequenzen ziehen. Was soll eine Testwiederholung bringen?
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Mehr Selbstverantwortung in Schulen und selbstverantwortliche Lehrkräfte – das ist das Leitbild, das seit mehreren Jahren die Entscheidungen und die Bildungspolitik dieser Landesregierung prägt. Mehr Selbstverantwortung – das hat schon meine Kollegin Frau Morsblech gesagt – setzt immer auch Zielvereinbarungen und Standardvereinbarungen voraus. Diese müssen, wenn sie vereinbart worden sind, irgendwann auch überprüft werden.
Herr Kollege Lelle, ich habe zur Kenntnis genommen, dass Sie mit Schwierigkeiten versucht haben, kleine Punkte zu finden, an denen man kritisieren kann. Nachdem Sie diese Punkte nicht fanden, haben Sie es in offenen Fragen formuliert.
Daraus schließe ich, dass auch Sie die Auffassung teilen, dass man in unserem Bundesland auf diesem Weg schon große Schritte vorangekommen ist und die Entwicklung von Vergleichsarbeiten eigentlich nur eine konsequente Weiterentwicklung war. Darüber freue ich mich; denn Sie und auch meine Kollegin haben selbst gesagt, natürlich brauchen wir eine breite Bereitschaft in unseren Schulen. Wir sind die Anfänger, die diese breite Bereitschaft dafür schaffen können, dass das Instrumentarium der Evaluation positiv aufgegriffen wird.
Es ist sicherlich noch nicht lange her, dass in diesem Landtag diskutiert worden ist, ob Arbeiten, Tests und Ähnliches tatsächlich einen qualitativen Fortschritt mit sich bringen. Aber ich glaube, dass in der Politik dieser Landesregierung deutlich geworden ist, dass Evaluation
eines der wesentlichen Prinzipien darstellt, um Standardsicherung tatsächlich durchzuführen, aus den Evaluationsergebnissen Schlussfolgerungen zu ziehen und positiv weiterzuarbeiten. Das wollen wir mit diesen Vergleichsarbeiten erreichen.
Wir wollen, dass unsere Schulen sehen können, wo unsere Kinder und ganz individuell die Klassen stehen und wo die Klassen untereinander stehen. Wo stehen sie im Vergleich zu den Klassen anderer Schulen?
Wir wollen, dass unsere Lehrkräfte sehen können: Wo steht mein pädagogischer Standard? Reicht er aus? Ist es der richtige? Bringe ich die Kinder dorthin, wo ich sie hinbringen möchte?
Wir möchten, dass unsere Schulen aus diesen Ergebnissen in dem Sinn, wie sie es in den letzten Jahren im Rahmen der Qualitätssicherung und des Qualitätsprogramms getan haben, das seit mehreren Jahren Leitlinie dieser Landesregierung ist, ihre Arbeit sowie ihre pädagogischen Methoden und die Didaktik ihres Unterrichts weiterentwickeln können und die Schule somit tatsächlich immer besser wird, den Kindern immer besserer Unterricht erteilt wird und ihnen immer mehr Förderung zukommt. Deswegen verstehe ich die Kritik von GEW und VBE überhaupt nicht. Lassen Sie mich das ganz deutlich sagen. Sie erklären, nur vom Leistungsmessen wird es noch nicht besser. Aber ohne das Leistungsmessen merke ich überhaupt nicht, wo ich besser werden muss.
Ich denke, IGLU hat uns deutlich gezeigt, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer gar keine „Angst“ vor diesen Messungen haben müssen.
Sie haben sich dort zeigen lassen, dass ihre Arbeit auf einem absolut vergleichbar hohen Niveau ist. Aber sie haben sich dort auch zeigen lassen müssen, wo sie besser werden können. Wir wollen, dass unsere Schulen lernen, wo sie besser werden können. Dafür werden diese Instrumente durchgeführt.
eine ganz hervorragende Anlage des Messens von Leistungen entwickelt worden ist. Ein herzliches Dankeschön an die Ministerin, die dafür unsere Universität eingesetzt hat,
die bewiesen hat, dass sie sich diesen Fragestellungen in kürzester Zeit zu stellen und hervorragende Instrumentarien zu entwickeln vermag, so hervorragend, dass fünf Bundesländer sie übernommen haben und genauso arbeiten wollen.
Lassen Sie mich noch etwas sagen. Natürlich wird man nachdenklich, wenn Verbände sagen: Der Zeitpunkt der Durchführung ist falsch. Natürlich wird man nachdenklich, wenn andere Bundesländer dies tun. Frau Kollegin Morsblech hat darauf hingewiesen, dass sie es ärgerlich findet, wenn es Abweichungen gibt. Lassen Sie es uns durchführen, wie es vorgesehen ist, nämlich frühzeitig im vierten Schuljahr. Lassen Sie uns schauen, wie dieses Ergebnis umsetzbar ist und ob unsere Lehrerinnen und Lehrer die Förderhinweise, die daraus abzuleiten sind, umsetzen können.
Lassen Sie uns in ein paar Jahren darüber diskutieren, ob es der richtige Zeitpunkt ist. Von vornherein darüber zu meckern, dass der Zeitpunkt falsch wäre, und sich gar nicht mehr qualitativ mit dem Kriterium auseinanderzusetzen, finde ich bei VBE und GEW bedauerlich. Sie haben überhaupt nicht mehr versucht, das Instrumentarium als solches zu bewerten.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Als großer Fußballfan hat sich mir in dieser Woche nach dem Pokalendspiel und vor dem Länderspiel gegen Schottland in Bezug auf das heutige Thema ein Vergleich mit dem Fußball aufgedrängt. Mann/Frau stelle sich vor, meine Kollegin Morsblech in Vertretung ihrer Fraktion führt mit ihrer ganzen Kraft einen Elfmeter aus.