Protokoll der Sitzung vom 06.11.2003

........................................................................................3866, 3870, 3871, 3872, 3873 Abg. Brinkmann, SPD:.......................................................................................................................3921 Abg. Creutzmann, FDP:.................................................................................................. 3885, 3891, 3912 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................3888, 3893 Abg. Dr. Enders, CDU:..............................................................................................................3867, 3920 Abg. Dr. Gölter, CDU:................................................................................................................3886, 3892 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:..........................................................................3926, 3927, 3928, 3929, 3930 Abg. Dr. Schmitz, FDP:.............................................................................................................3924, 3930 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:..............................................................................................3899, 3902 Abg. Frau Ebli, SPD:.................................................................................................................3928, 3929 Abg. Frau Grosse, SPD:.....................................................................................................................3920 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:....................................................................................................3879, 3883 Abg. Frau Leppla, SPD:......................................................................................................................3913 Abg. Frau Mohr, SPD:...............................................................................................................3865, 3866 Abg. Frau Morsblech, FDP:.................................................................................... 3884, 3905, 3910, 3915 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:......................................................................................3878, 3883 Abg. Frau Schneider-Forst, CDU:........................................................................................................3914 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...................................3868, 3869, 3873, 3874, 3877, 3882 Abg. Hohn, FDP:................................................................................................................................3875 Abg. Jullien, CDU:..............................................................................................................................3874 Abg. Keller, CDU:.....................................................................................................................3897, 3909 Abg. Kuhn, FDP:................................................................................................................................3880 Abg. Lelle, CDU:.......................................................................................................................3901, 3911 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:....................................................................................3922, 3929 Abg. Puchtler, SPD:..................................................................................................................3887, 3888 Abg. Schreiner, CDU:.........................................................................................................................3908 Abg. Schwarz, SPD:..........................................................................................................................3892 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..........................................................................3903, 3916 Abg. Wirz, CDU:................................................................................................................................3867 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:.......3865, 3866, 3867, 3889, 3893 Dr. Deubel, Staatssekretär:................................................ 3868, 3869, 3870, 3871, 3872, 3873, 3874, 3875 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:.......................................................................3894 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:.................................................................................3875 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:................................. 3918, 3925, 3931 Präsident Grimm:............................................3865, 3866, 3867, 3868, 3869, 3870, 3871, 3872, 3873, 3874 3875, 3877, 3878, 3879, 3880, 3881, 3882, 3883, 3884, 3885 3886, 3887, 3888, 3889, 3891, 3892, 3893, 3894 Prof. Dr. Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur:.................................3881 Vizepräsident Creutzmann:.......................................3922, 3923, 3925, 3926, 3927, 3928, 3929, 3930, 3931 Vizepräsidentin Frau Hammer:.........................3894, 3897, 3899, 3901, 3902, 3903, 3905, 3908, 3909, 3910 3911, 3912, 3914, 3915, 3916, 3918, 3920, 3921 Zuber, Minister des Innern und für Sport:.............................................................................................3867

59. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 6. November 2003

Die Sitzung wird um 09:32 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich eröffne die 59. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Simone Huth-Haage und Heike Raab. Frau Raab führt die Rednerliste.

Entschuldigt ist für heute Herr Abgeordneter Dr. Gerhard Schmidt. Herr Staatsminister Herbert Mertin kann nur teilweise an der Sitzung teilnehmen. Gleiches gilt wie gestern bereits angekündigt für den Herrn Ministerpräs identen.

Zur Tagesordnung ist anzumerken, dass wir sie so abwickeln können, wie sie gestern festgestellt worden ist.

Ich rufe Punkt 9 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 14/2614 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Margit Mohr, Frank Puchtler und Franz Schwarz (SPD) , Wirtschaftliche Entwicklung in RheinlandPfalz – Nummer 1 der Drucksache 14/2614 – betreffend, auf.

Frau Mohr, bitte schön.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir fragen die Landesregierung:

1. Wie verlief die wirtschaftliche Gesamtentwicklung im laufenden Wirtschaftsjahr 2003 insbesondere auch im Vergleich zu den anderen Bundesländern?

2. Welche Wirtschaftsbereiche haben zum Wachstum beigetragen und in welchen Bereichen verlief die Entwicklung weniger positiv?

3. Was sind aus ihrer Sicht die Ursachen für diese Entwicklung?

4. Wie beurteilt sie die wirtschaftlichen Entwicklungsaussichten für das Jahr 2004?

Es antwortet der Herr Wirtschaftsminister Bauckhage.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit drei Jahren in einer Stagnationsphase. Rheinland-Pfalz konnte sich von dieser Entwicklung zumindest teilweise abkoppeln. Im Jahr 2002 hatten wir das stärkste Wirtschaftswachstum unter allen Bundesländern zu verzeichnen.

Für das Jahr 2003 liegen auf Bund-Länder-Ebene gegenwärtig Ergebnisse aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für das erste Halbjahr vor.

Dies vorausgeschickt beantworte ich die Mündliche Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Das Bruttoinlandsprodukt nahm in Rheinland-Pfalz nach Auskunft des Statistischen Landesamts Rheinland-Pfalz im ersten Halbjahr 2003 real, das heißt, von Preiseinflüssen bereinigt, um 0,3 % zu. Damit verlief die Entwicklung deutlich günstiger als im Bundesdurchschnitt. Das Bruttoinlandsprodukt ging im Bundesdurchschnitt gegenüber der ersten Jahreshälfte 2002 um 0,1 % zurück.

Unter den westlichen Bundesländern konnte RheinlandPfalz das stärkste Wirtschaftswachstum aufweisen. Damit lag Rheinland-Pfalz also auch vor Hessen und Baden-Württemberg, die einen Anstieg um jeweils 0,1 % zu verzeichnen hatten. In Bayern war sogar ein Rückgang um 0,1 % für den betrachteten Zeitraum festzustellen.

Zu Frage 2: Zu dieser positiven Entwicklung haben in Rheinland-Pfalz vor allem die Dienstleistungsbranchen wie Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Kredit- und Versicherungsgewerbe, aber auch die öffentlichen Dienstleister beigetragen. Die Bruttowertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes stieg um 0,2 %.

Die Entwicklung im Baugewerbe bleibt weiterhin rückläufig, allerdings nicht so stark wie in anderen Bundesländern.

Zu Frage 3: Diese Erfolge können wir auf den gesunden Mix aus industriellen Globalplayern und mittelständischer Wirtschaft in unserem Bundesland zurückführen. Wir haben zum Ersten eine Größenstruktur mit einem besonders ausgeprägten Mittelstand. Zum Zweiten kommt die traditionell hohe Exportquote hinzu. Zum Dritten hat Rheinland-Pfalz gerade im Bereich des ausgesprochen dynamischen Dienstleistungssektors enorm aufgeholt. Dieser Wirtschaftsbereich war mit verantwortlich für die vorliegenden guten Ergebnisse.

Schließlich sind auch eine gute Verkehrsinfrastruktur sowie ein gründungs-, innovations- und technologiefreundliches Gesamtklima wichtige Voraussetzungen für ein reges Wirtschaftsleben. Mit unserer Wirtschaftspolitik haben wir somit die entscheidenden Schwerpunkte richtig gesetzt.

Zu Frage 4: In ihrem Herbstgutachten gehen die wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute für Deutschland im Jahr 2004 von einem realen Wirt

schaftswachstum von 1,7 % aus. Die Bundesregierung rechnet im Jahr 2004 mit einem realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,5 % bis 2 %. Bei ihren Entscheidungen im Finanzplanungsrat und auch als Grundlage für die Steuerschätzung im Jahr 2004 legt sie eine Wachstumsrate von 1,7 % zugrunde. Damit liegt sie im aktuellen Prognosespektrum nationaler und internationaler Institutionen.

Legt man diese Annahmen auch für Rheinland-Pfalz zugrunde und betrachtet zusätzlich die überdurchschnittliche Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren, so ist davon auszugehen, dass wir tendenziell über dem genannten Wert liegen werden.

So weit die Beantwortung der Mündlichen Anfrage.

Eine Zusatzfrage der Frau Abgeordneten Mohr.

Herr Minister, im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklung moderner Gesellschaften spielt der Dienstleistungssektor mit die wichtigste Rolle. Wir in RheinlandPfalz erwirtschaften 67,2 % der Bruttowertschöpfung in diesem Jahr in diesem Bereich und haben einen beachtlichen Zuwachs seit dem Jahr 1995 mit 3,7 % zu verzeichnen. Wo sehen Sie Entwicklungsmöglichkeiten und Ressourcen, um im Dienstleistungssektor eine weitere Wertschöpfung vorzunehmen?

Zunächst einmal haben wir einen richtigen Schritt eingeleitet, indem wir uns mit der Frage befasst haben, wie wir die Breitbandverkabelung weiter voranbringen können. Das ist ein entscheidender Faktor. Es war eine richtige Entscheidung, die das Wirtschaftsministerium vor zwei Monaten getroffen hat, die Verkabelung bis zur Grundstücksgrenze für Unternehmen – genauso wie beim Wasser und Abwasser – zu bezuschussen.

Auf der anderen Seite haben wir das gleiche Problem wie alle anderen Bundesländer mit der Frage der Infrastruktur, die man braucht, um den Dienstleistungssektor weiter auszubauen. Deshalb müssen wir schauen, wie wir auf diesem breiten Sektor der Kommunikation mitwirken können. Durch den Medienstandort Mainz und eine sich entwickelnde Medienlandschaft sind gute Voraussetzungen gegeben, dass diese Entwicklung weiter positiv sein wird.

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Bracht.

Herr Minister, sehen Sie einen Zusammenhang zwischen der höchsten Nettoneuverschuldung in der Ge

schichte des Landes im Jahr 2002 und dem von Ihnen beschriebenen angeblich relativ hohen Wirtschaftswachstum? Halten Sie diesen Zusammenhang für eher positiv oder eher negativ?

Herr Kollege Bracht, Sie sind Volkswirt. Da gibt es keinen Zusammenhang. Es ist doch keine Frage, dass es da keinen Zusammenhang gibt. Wir können jetzt eine Debatte darüber führen, inwieweit eine Neuverschuldung volkswirtschaftlich sinnvoll ist oder nicht. Eines ist aber klar, nämlich dass die Infrastruktur in unserem Bundesland – übrigens auch die Verkehrsinfrastruktur und, ich füge hinzu, auch die Dateninfrastruktur – dazu beiträgt, dass sich der Dienstleistungssektor in diesem Land gut entwickelt.

Im Übrigen hat sich auch das verarbeitende Gewerbe positiv entwickelt. Wenn man insgesamt im Bundesdurchschnitt die Wachstumsraten sieht, muss man sagen, auch das verarbeitende Gewerbe hat sich gut entwickelt. Es liegt über dem Bundesdurchschnitt. Das liegt auch daran, dass wir sehr stark mittelständisch strukturiert sind.

Ich erteile der Abgeordneten Frau Mohr für eine Zusatzfrage das Wort.

Herr Minister, ich habe noch eine Frage: Ist bereits im Bereich des Handels erkennbar, dass sich die längeren Öffnungszeiten positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken?

Das kann ich jetzt nicht schlüssig beantworten. Von der Tendenz her kann ich aber sagen, dass sich die längeren Öffnungszeiten ohne Frage positiv auswirken werden. Ich kann jetzt aber keine authentischen Zahlen nennen.

Ich erteile Herrn Abgeordneten Bracht für eine weitere Zusatzfrage das Wort.

Herr Minister, habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie gesagt haben, dass Sie keinen Zusammenhang zwischen der Nettoneuverschuldung im vergangenen Jahr und dem Wirtschaftswachstum sehen?

Ich sehe da in Rheinland-Pfalz keinen Zusammenhang. Sie haben mich da richtig verstanden. Sie wissen genauso gut wie ich, dass es da keinen Zusammenhang gibt. Mir ist die Intention Ihrer Frage bekannt, Herr Bracht. Das ist doch ganz klar.

Ich erteile Herrn Abgeordneten Wirz für eine Zusatzfrage das Wort.

Herr Minister, nach den Feststellungen des Deutschen Instituts der Wirtschaft in Köln hat das Baugewerbe in Rheinland-Pfalz einen Anteil von knapp 5 % an der Bruttowertschöpfung. Das ist im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ hoch. Wie beurteilen Sie die konjunkturelle Entwicklung gerade vor dem Hintergrund dieses relativ hohen Anteils an der Bruttowertschöpfung?

Das Baugewerbe insgesamt – darauf habe ich vorhin hingewiesen – befindet sich in einem Problembereich. Man muss ehrlicherweise auch sagen, dass der Staat das tut, was er tun kann. Sie wissen, wir machen im Tiefbau eine ganze Menge. Der Hochbau ist aber kaum beeinflussbar. Man müsste dann insgesamt über Kapazitäten reden; denn man darf sich nichts vormachen, auch aufgrund der Wiedervereinigung haben wir Überkapazitäten. Dafür gibt es aber auch andere Gründe. Beispielsweise lässt Holzmann grüßen.

Gibt es weitere Zusatzfragen? – Das ist offenbar nicht der Fall. Ich danke Herrn Minister Bauckhage.

(Beifall der FDP und der SPD)

Ich rufe nun die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Peter Enders (CDU), Weiterentwicklung der Bundeswehr und die Auswirkungen auf rheinlandpfälzische Bundeswehrstandorte – Nummer 2 der Drucksache 14/2640 – betreffend, auf.