Protokoll der Sitzung vom 22.08.2001

...........................................................................................................................277 Abg. Billen, CDU:.................................................................................................................................266 Abg. Creutzmann, FDP:.................................................................................................256, 262, 267, 275 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.........................................................................288, 292, 294 Abg. Franzmann, SPD:........................................................................................................................289 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:.........................................................................................................284 Abg. Frau Ebli, SPD:.................................................................................................................... 267, 274 Abg. Frau Elsner, SPD:.........................................................................................................255, 256, 262 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.........................................................................253, 259, 264 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:...............................................................................................................254 Abg. Frau Morsblech, FDP:.......................................................................................................... 270, 280 Abg. Frau Schneider, CDU:..................................................................................................................273 Abg. Frau Schneider-Forst, CDU:..........................................................................................................269 Abg. Frau Spurzem, SPD:....................................................................................................................268 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...................................................................................274 Abg. Hohn, FDP:..................................................................................................................................293 Abg. Kuhn, FDP:..................................................................................................................................282 Abg. Lelle, CDU:..................................................................................................................................279 Abg. Licht, CDU:...................................................................................................................261, 291, 292 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................. 271, 282 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:...................................... 263, 294 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:.........................................................................272 Mittler, Minister der Finanzen:...............................................................................................................276 Präsident Grimm:............................................... 253, 254, 255, 256, 257, 259, 261, 262, 263, 264, 266, 267 268, 269, 270, 271, 272, 273, 274 Prof. Dr. Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur:...................................285 Rüter, Staatssekretär:..........................................................................................................................257 Vizepräsidentin Frau Hammer:............................ 275, 276, 277, 279, 280, 282, 284, 285, 287, 289, 291, 292 293, 294, 296

6. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 22. August 2001

Die Sitzung wird um 14:01 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße Sie zur ersten Sitzung des rheinlandpfälzischen Landtags nach der parlamentarischen Sommerpause. Ich hoffe, Sie hatten, so Sie die Gelegenheit dazu hatten, einen schönen und erholsamen Urlaub.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich die Kollegen Beate Reich und Erwin Rüddel. Frau Reich führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Johannes Berg und Simone Huth-Haage.

Zu Punkt 14 der ausgedruckten Tagesordnung ist folgendes anzumerken: Der Antrag – Drucksache 14/185 – wurde am vergangenen Freitag, dem 17. August, verteilt. Damit ist die Frist gewahrt.

Gibt es weitere Bemerkungen zur Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall. Dann stelle ich die Tagesordnung so fest.

Wir beginnen mit Punkt 1 der Tagesordnung:

AKTUELLE STUNDE

Aktuelle Probleme des Verbraucherschutzes in Rheinland-Pfalz auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 14/182 –

Bestellung eines Beauftragten der Landesregierung für den Verbraucherschutz in der 14. Legislaturperiode des Landtags Rheinland-Pfalz auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/183 –

Obgleich die Aktuelle Stunde zweigeteilt ist, hat sie ein Thema. Daher können wir beide Anträge gemeinsam beraten.

Der Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wurde zeitlich vor dem Antrag der CDU eingebracht. Nach dem Anciennitätsprinzip spricht daher Frau Kiltz für die antragstellende Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir haben diese Aktuelle Stunde beantragt, weil zum Ersten die Versuche, die untaugliche Symbolfigur des Verbraucheranwalts mit Leben zu erfüllen, sprich, mit einer Per

son zu besetzen, inzwischen so zur Farce geworden sind, dass sie das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Fähigkeit der Politik, ihre Interessen wirksam zu vertreten, eher erschüttern denn stärken, weil uns zum Zweiten der vierte BSE-Fall in RheinlandPfalz – zum Glück ist es bisher bei vier geblieben – vor Augen führt, dass wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können, sondern ernsthaft und stetig an der Verbesserung des Verbraucherschutzes arbeiten müssen, und weil zum Dritten die anstehende Bundesratsabstimmung über die Verordnung zur Haltung von Legehennen ein konsequentes Handeln der Landesregierung für den Tier- und Verbraucherschutz erfordert und wir wissen wollen, wie sie sich dabei verhält.

Ich komme zum Konstrukt des Verbraucheranwalts. Herr Beck,

(Ministerpräsident Beck: Hier bei der Arbeit!)

Sie haben sich selbst und dem Verbraucherschutz in Rheinland-Pfalz einen Bärendienst erwiesen, als Sie, offenkundig ohne dies recht bedacht zu haben, im Landtagswahlkampf einen Verbraucherschutzanwalt angekündigt haben, der auf Landesebene die Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher wirksam vertreten sollte. Sie haben damit – sicherlich unbeabsichtigt – indirekt eine unabhängige Institution, nämlich die Verbraucherzentrale, diskreditiert, die diese Interessenvertretung seit Jahrzehnten erfolgreich betreibt und ein hohes Ansehen und großes Vertrauen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern genießt, wie alle Umfragen bestätigen. Sie haben mit diesem Wahlkampfgeklingel nicht von der Zuständigkeitszersplitterung in Ihrem Kabinett in Sachen Verbraucherschutz ablenken können.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Beck, was soll ein ehrenamtlicher Verbraucherschutzbeauftragter in der Staatskanzlei eigentlich tun, was die Verbraucherzentrale nicht schon tut und was sie bei entsprechender Ausstattung noch besser tun könnte und was außerdem Ihre Ministerinnen und Minister im Kabinett tun könnten, wenn sie ihre Kräfte bündeln würden, anstatt eifersüchtig auf ihren Zuständigkeiten zu sitzen?

Die Absagen, die Sie bisher für diese Position bekommen haben, machen deutlich, dass auch andere so denken wie wir, und dies auch in Ihren eigenen Reihen. Das Amt ist schon beschädigt, bevor es überhaupt besetzt werden konnte.

Wir fordern Sie hiermit auf: Ziehen Sie diesen Vorschlag zurück, bevor auch noch eine Person beschädigt wird, die für eine Verbesserung des Verbraucherschutzes in Rheinland-Pfalz letztlich nicht viel ausrichten könnte.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Beck, wenn Sie unbedingt symbolisch tätig werden wollen, fordern wir Sie auf: Gehen Sie einmal im Monat mit der Landespresse zu einem Betrieb, der frei laufende

Hühner oder eine schöne Mutterkuhherde hält oder artgerechte Schweinehaltung betreibt.

(Zurufe von SPD und FDP)

Lassen Sie sich im Gehege, auf der Weide oder im Schweinestall ablichten.

(Zuruf des Abg. Mertes, SPD)

Am Besten hören Sie zu! Das sind umsetzbare Vorschläge.

Lassen Sie den Betriebsinhaber einige Worte vor der Kamera zur Tierhaltung und deren Kosten sagen,

(Ministerpräsident Beck: Da sind Sie Zeuge wegen der Verwechselbarkeit, deswegen lasse ich es lieber!)

und verzehren Sie dann bitte mit sichtlichem Vergnügen ein Frühstücksei von glücklichen Hühnern, -

(Zuruf des Abg. Mertes, SPD)

Das muss er schon morgens tun. Dazu muss er aufstehen.

- - ein Steak von einem Jungbullen, ein Schweinesteak oder was immer Sie wollen.

(Mertes, SPD: Rhetorik ist Glückssache!)

Wenn dies allerdings alle Ministerinnen und Minister, die für Fragen des Verbraucherschutzes zuständig sind, einmal im Monat tun würden, kämen wir auf 60 öffentlichkeitswirksame Termine. Dies wäre wirklich ein guter und symbolischer Beitrag zur Agrarwende.

(Mertes, SPD: Selbstgerecht!)

Das sagen Sie immer, Herr Mertes! Legen Sie doch bitte einmal eine neue Platte auf!

Herr Ministerpräsident, Sie wissen, wir haben dies im Wahlkampf gefordert und wiederholen diese Forderung noch einmal. Wir haben diese Forderung nicht nur wegen des Wahlkampfs gestellt, sondern weil sie aufgrund dessen, was wir mit BSE und anderen Skandalen erlebt haben, und aufgrund dessen, was an Verbraucherschutzproblemen noch auf uns zukommt, notwendig ist: Beenden Sie die Zersplitterung in Ihrem Kabinett! Schaffen Sie endlich ein Verbraucherministerium, in dem Sie die Zuständigkeiten bündeln und den Verbraucherschutz stärken. Die Zersplitterung besteht nach wie vor.

Wir werden in Zukunft noch mit ganz anderen Themen konfrontiert werden, mit denen Sie auf der Ebene der Landesregierung zu tun haben werden. Ich möchte nur einige Stichworte nennen: Private Altersvorsorge, Pflegedienste, Finanzdienstleistungen, Mobilfunk, Bau- und Wohnstoffe etc. Man könnte eine ganze Palette nennen. In diesen Bereichen gibt es bereits Aktivitäten der Verbraucherzentrale, die gebündelt sind. Es finden Einzelberatungen oder aber generalisierende Vertretungen statt. Das ist auch gut so. Aber wir brauchen auch auf

Landesebene eine Bündelung derjenigen, die für den Verbraucherschutz zuständig sind, und zwar von der Kontrolle bis hin zur Kennzeichnung der Produkte, damit es keine Zersplitterung gibt und die Landesregierung in einem Guss handelt.

Ich werde meine Rede nachher fortsetzen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, ich darf Gäste im Landtag begrüßen, und zwar Herrn Vizegouverneur Mbaye aus dem Senegal. Herr Mbaye ist zur Zeit Gast in der Staatskanzlei. Herzlich willkommen im Landtag!

(Beifall im Hause)

Außerdem begrüße ich Mitglieder des Kreisverbandes der Jungen Union Bad Dürkheim, den Werkschor der Firma Rasselstein sowie Mitglieder der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt. Seien Sie alle herzlich begrüßt!

(Beifall im Hause)

Für die CDU-Fraktion spricht die Abgeordnete Frau Kohnle-Gros.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der im Wahlkampf und auch im Zusammenhang mit den Krisen, die wir im letzten Jahr und Anfang dieses Jahres in der Bundesrepublik Deutschland erlebt haben, entstandene Eindruck, was die Ernährungslage anbelangt, darf sich nicht vertiefen. Verbraucherschutz gibt es nicht erst seit dem Zeitpunkt, an dem Sie ihn entdeckt haben, Herr Ministerpräsident, und nicht erst seit die GRÜNEN eine solche Ministerin etabliert haben, sondern schon sehr viel länger. Meine Damen und Herren, ich darf an dieser Stelle einen Verband nennen, der in den 50er-Jahren in diesem Bereich hervorragend tätig war. Es war der Hausfrauenbund, der als erster Verbraucherschutzverband tätig war.