Protokoll der Sitzung vom 07.10.2004

Sie haben auch die Gelegenheit, die Gründe sehr klar darzulegen, weshalb sich das Land dort engagiert. Dann ist die Sache erledigt, wenn daraus erkennbar ist, dass ausreichend andere Gründe dafür vorliegen.

(Frau Schmitt, SPD: Sie haben das schon 150-mal im Haushalts- und Finanzausschuss gehört!)

Was die Frage betrifft, dass Kosten dadurch entstehen, wenn der Ministerpräsident beim FCK zum Spiel fährt, sage ich Folgendes: Es ist legitim, dass auch wir diese Fragen stellen.

(Zuruf von der SPD: Das ist unge- heuerlich, wirklich eine Frechheit!)

Mir ist völlig klar, dass der Ministerpräsident nie Privatmann ist, wenn er in der Öffentlichkeit ist. Deshalb kann er dann alle Schutzvorrichtungen und alles in Anspruch nehmen, was ihm zur Verfügung steht.

(Zurufe von der SPD)

Es darf aber die Frage erlaubt sein, ob die dort erwachsenen Kosten in der Massivität so sein müssen. Die Fragen dürfen wir als Opposition wohl stellen.

(Zurufe von der SPD)

Meine Damen und Herren, die CDU oder ich erlaube mir, dem Ministerpräsidenten nicht nur Honig um den Mund zu schmieren. Das erwartet er vielleicht oder erhofft er sich.

Aufgabe der Opposition ist es, kritische Fragen zu stellen.

(Ministerpräsident Beck: Meine Freizeit zu kontrollieren!)

Nein, kritische Fragen zu stellen und zu hinterfragen, was an Kosten in diesem Land produziert wird.

(Zurufe von der SPD)

Nichts anderes habe ich getan.

(Vereinzelt Beifall bei der CDU)

Für die Landesregierung spricht nun Herrn Staatsminister Bauckhage.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin hier jetzt spontan an dieses Pult gekommen, um bestimmte Dinge einmal klarzustellen und zurechtzurücken; denn es ist für diejenigen, die auf dieser Bank sitzen, ein Problem, wenn man im Interesse der Öffentlichkeit steht und dann noch hier erleben muss, dass man unter der Gürtellinie solche Vorwürfe gemacht bekommt.

(Starker Beifall der FDP und der SPD)

Diese Debatte ist heute geführt worden, und zwar in der Sache hart. Das muss man. Das ist gar keine Frage. Da gibt es unterschiedliche Positionen und unterschiedliche Politikentwürfe, die hier im Rahmen eines Haushaltsplans diskutiert werden müssen.

Da gibt es auch irgendwo eine Grenze des Stils, die man gefälligst nicht verlassen sollte und darf. Herr Bracht, dies einfach deshalb, weil da in einer Art und Weise – das ist das Schlimme dabei – ein Stück Neid geschürt wird und ein wenig Komplexe wach gemacht werden.

(Zurufe von der SPD: Genau!)

Dann ist das so ein praktisches Thema, um auf niedrigstem Niveau primitiv zu diskutieren.

(Beifall der FDP und der SPD)

Das geht dann so weit, dass am Schluss diese Seite hier – gleich in welcher Position – bei Haushaltsberatungen und anderen Beratungen dann fragt: Was darf ich denn überhaupt? Darf ich mit meinem Privatwagen fahren? Darf ich mit meinem Dienstwagen fahren? – Das ist alles steuerlich geregelt. Das wissen wir. Wer dann noch einen besonderen Schutz hat, fragt sich, wie er damit umgeht. Soll er dann zum Schluss sagen: Parlament, bestimme du über meine Freizeit. – So sieht das aus.

Das können Sie nicht wollen, das will ich nicht, und das will auch diese Seite nicht. Das ist keine Frage. Man kann dann nicht mehr relativieren, wenn man solche Diskussionen in der Form anstößt. Dann muss man damit rechnen, dass man auf diesem Niveau diskutiert. Das will ich bewusst nicht tun. Ich weise nur diese Vorwürfe, die Sie in den Raum stellen, zurück. Das ist in Wahrheit das Gefährliche. Stellen Sie es einmal in den Raum, dann kann man interpretieren, wie man will. Das ist in Wahrheit das Gefährliche. Wenn man so etwas aber in der Diskussion in den Raum stellt, dann hätten Sie es besser abgeräumt, anstatt das hier noch einmal zu verstärken. Ich weise jedenfalls Ihre Vorwürfe mit aller Entschiedenheit für diese Seite zurück.

(Starker Beifall der FDP und der SPD)

Zu einer Kurzintervention hat Herr Abgeordneter Dr. Böhr das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Verehrter Herr Kollege Bauckhage, ich schlage vor, dass wir die Kirche im Dorf lassen

(Beifall der CDU)

und diese Debatte, die ich gern zu führen bereit bin, ohne Heuchelei führen.

(Ministerpräsident Beck: Die Debatte über meine Freizeit wird gerade geführt!)

Herr Kollege Ministerpräsident Beck, ich kann sehr gut verstehen, dass man auf solche Diskussionen sehr empfindsam reagiert.

(Hartloff, SPD: Haben Sie die Äußerungen des Kollegen Bracht gehört?)

Ihre Fraktion hat – wenn ich mich recht erinnere – mich drei Jahre in den Zusammenhang eines Skandals gerückt, der dieses Land erschüttert hat, und jede Woche ist unwidersprochen auch von Ihnen die Behauptung aufgestellt worden, dass ich durch persönliche Vorteilnahme im Mittelpunkt dieses Skandals zu suchen sei.

(Beifall der CDU – Zuruf des Ministerpräsidenten Beck)

Doch. Ich will überhaupt nicht reden von der Erwähnung, die natürlich heute Morgen auch noch einmal kam mit dieser Fußballbroschüre, zwei Jahre lang vor der Staatsanwaltschaft, bis das Verfassungsgericht dieses Landes dem einen Riegel vorgeschoben hat, und – Entschuldigung – mutterseelenallein in diesem Hause.

(Beifall der CDU)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, gleichwohl rechtfertigt das alles nicht, den Spieß umzudrehen, damit das völlig klar ist.

(Staatsminister Bauckhage: Das ist schon einmal gut!)

So ist es. Das wird nie ein Mittel der politischen Auseinandersetzung für uns werden. Ich gehöre zu den wenigen in diesem Hause, die wissen, wovon Sie in diesem Zusammenhang reden.

(Schmitt, CDU: So ist das!)

Ich habe den Herrn Kollegen Bracht völlig anders verstanden, als Sie ihn hier wiedergegeben haben, Herr Hartloff. (Frau Schleicher-Rothmund, SPD: Sie waren doch gar nicht da!)

Der Herr Kollege Bracht hat doch nicht kritisiert, dass der Herr Ministerpräsident mit seiner Sicherheit das Fußballspiel besucht.

(Ministerpräsident Beck: Doch! – Hartloff, SPD: Natürlich!)

Aber selbstverständlich nicht. Bevor wir uns hier jetzt die Köpfe einschlagen, schlage ich vor, warten wir das Protokoll ab und lesen nach, was der Kollege Bracht wirklich gesagt hat. Ich kann Ihnen zusichern, der Kollege Bracht ist ein anständiger Mensch.

(Vereinzelt Beifall bei der CDU)

Wenn er sich im Ton vergriffen hat, dann wird er sich dazu bekennen und das aus der Welt bringen. Aber mein Eindruck war, er hat sich nicht im Ton vergriffen. Hier ist eine Empörung laut geworden, die ich beobachtet habe. Ob sie begründet war, werden wir feststellen, wenn wir schwarz auf weiß nachlesen können, was hier wirklich gesagt wurde.

(Beifall der CDU)

Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Dann ist die Aussprache über die erste Beratung des Landeshaushalts – Drucksache 14/3460 – beendet. Der Überweisungsvorschlag für das Landeshaushaltsgesetz und den Finanzplan lautet Überweisung an den Haushaltsund Finanzausschuss unter Beteiligung der Fachausschüsse, die zu den Beratungen eingeladen werden. Wenn es hierzu keinen Widerspruch gibt, dann ist dies so beschlossen.

Ich rufe Punkt 4 der Tagesordnung auf:

Landesgesetz zur Aufhebung des Landesgesetzes über die Bindung der Rückflüsse aus Darlehen zur sozialen Wohnraumförderung Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 14/3270 – Zweite Beratung