Überall im organisierten und nicht organisierten Sport ist zu spüren, dass die Weltmeisterschaft näher rückt. Hierfür nur einige Beispiele:
Das seit Jahren bewährte Sommerprogramm „Ferien vor Ort“ der Sportjugend Rheinland-Pfalz steht in diesem Jahr unter dem Motto „Die Sportjugend freut sich auf die WM 2006 und die Gäste aus aller Welt“.
Ein von über 120 Sportvereinen vorbereitetes vielfältiges sportliches und kulturelles Programm lässt die Ferienzeit für mehr als 10.000 Kinder zu einem Erlebnis werden.
In diesem Jahr wird der pädagogische Schwerpunkt auf den Fußball gelegt. Wichtigstes Medium dabei sind Straßenfußballturniere.
Im Rahmen des Projektes „Ballance 2006 – Straßenfußball für Toleranz“ werden darüber hinaus schon in diesem Jahr bis zu 100 Turniere veranstaltet, in denen Mädchen und Jungen Straßenfußball nach besonderen Regeln vor dem Hintergrund eines pädagogischen Ansatzes spielen.
Es gibt ganz interessante Regeln. Es spielen Mädchen und Jungen zusammen in einer Mannschaft. Die Tore, die geschossen werden, zählen nur, wenn ein Mädchen das erste Tor geschossen hat. Ich finde, eine tolle Idee dieser jungen Menschen.
Bemerkenswert bei diesen Turnieren ist, dass sie nicht nur von Sportvereinen, sondern von vielen anderen Institutionen der Jugend- und Sozialarbeit eingesetzt werden.
Auf Initiative und mit Hilfe des WM-Büros des Landes richten die beiden rheinland-pfälzischen Fußballverbände zur WM 2006 eine „Mini-Fußballweltmeisterschaft“ aus.
Nach Qualifikationsturnieren im Herbst 2005 werden im Frühjahr 2006 acht über das ganze Land verteilte Turniere mit jeweils 32 Mannschaften aus dem EJugendbereich, 10- bis 11-jährige Jungen und/oder Mädchen, stattfinden.
Die jeweils bestplatzierte Mannschaft qualifiziert sich für eine Endrunde der „Mini-Fußball-WM“ in Kaiserslautern, das Gesamtturnier wird nach dem Spielsystem der FIFAWM 2006 ausgerichtet. Die Kinder spielen im nächsten Jahr in den Trikots der dann feststehenden 32 Teilnehmerländer.
Die Fußballverbände haben schon jetzt Probleme, die vielen Anmeldungen von Mannschaften aus dieser Altersgruppe organisatorisch zu bewältigen.
Im Rahmen der flächendeckenden FIFA-Kampagnen „Talente 2006 – die FIFA-WM in der Schule“ und „Club 2006 – die FIFA-WM im Verein“ beteiligen sich schon seit dem Vorjahr hunderte von Schulen und Vereinen.
Schüler setzen sich kreativ mit dem Fußballsport auseinander, Kinder und Jugendliche zeigen ihr fußballerisches Können.
Die Vereine des DFB veranstalten spezielle „WM-Tage“, in denen die Bevölkerung ein vielfältiges fußballerisches und spielerisches Angebot nutzen kann.
Meine Damen und Herren, nach langen Diskussionen wird nun auch – zumindest besteht die reale Chance dafür – nach einem Spitzengespräch zwischen Herrn Dr. Zwanziger, Herrn Kollegen Stoiber, Herrn Kollegen Wowereit und mir am vergangenen Montag in Berlin der Oddset-Wettvertrag, der schon vorbereitet war, erneut auf die Tagesordnung der Ministerpräsidentenkonferenz in diesem Monat gesetzt.
Ich hoffe, dass die Mittel, die wir damit für das kulturelle und das Jugendrahmenprogramm erbringen wollen, aber auch Mittel, die für behinderte Menschen und ihre Begegnungen und Ähnliches eingesetzt werden, zusammenkommen.
Der DFB hat zugesagt, dass, wenn dieser Staatsvertrag zustande kommt, wir erwarten dürfen, dass in jedem Fall diese Initiativen vom DFB ausfinanziert werden.
Die WM bietet die Chance, vielen Zielgruppen in der Bevölkerung, die dem Sport vielleicht nicht sehr nahe stehen, über die WM für Spiel, Sport und Begegnung zu begeistern. Die WM ist für uns ein Anlass, das Thema „Familie in Bewegung“ stärker in den Blickpunkt zu rücken.
Bewegungsangebote innerhalb und außerhalb der Sportvereine richten sich an viele Zielgruppen, aber selten an die ganze Familie. Die Landeszentrale für Gesundheitsförderung wird deshalb vom Sommer 2005 bis zum Sommer 2006 in Kooperation mit vielen Partnern Sport- und Spieltage für ganze Familien durchführen.
Im Mittelpunkt stehen hierbei Bewegungsangebote, die auf Kooperation, Teamfähigkeit und auf das Motto „Gemeinsam mit Spaß etwas erreichen“ ausgerichtet sind.
Auch im Rahmen der Behinderten- und Seniorenbetreuung wird ein umfassendes Projektangebot vorbereitet. Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit stellt für das Jahr 2006 den jährlich herauskommenden Kalender mit Bildern, die von behinderten Kindern und Erwachsenen gemalt werden, unter das Motto „FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2006“.
Die vierteljährlich erscheinende Seniorenzeitschrift „Spätlese“ wird ihren Leserinnen und Lesern einen Aufruf zuleiten, ihre Erinnerungen und Erlebnisse zum Thema „Fußball in Rheinland-Pfalz“ zu Papier zu bringen.
Eine Sondernummer der „Spätlese“ wird dann vielleicht hochinteressante und bisher unbekannte Reminiszenzen an die großen Fußballtage rheinland-pfälzischer Vereine oder zum Beispiel an die Helden von Bern an die Öffentlichkeit bringen.
Ja, das wäre schön, wenn auch an Vereine wie FK Pirmasens oder Wormatia Worms erinnert würde. TuS Neunkirchen bringt sich durch gute Leistungen selbst ins Spiel.
Lieber Herr Kollege Itzek, an Phönix Ludwigshafen, als dieses Stadion, das einmal eines der schönsten war, noch intensiv genutzt wurde.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich denke, dass mit diesen Initiativen, die sich an Jugendliche, an ältere Menschen, an Behinderte und an gesunde Menschen, an Familien und an Alleinstehende richten, in der Tat der Sport wieder ein Stück in den Blick kommen kann.
Für Jugendliche wird der Landesfilmdienst ein medienpädagogisches Projekt durchführen, in dem sich die Beteiligten konkret mit den Auswirkungen der FußballWM auf ihr Lebensumfeld auseinander setzen. Unter Einbeziehung des Internet gewinnt bei einem solchen Thema das multikulturelle Lernen besondere Bedeutung.
Auch die Videofilmtage 2005 von September bis November dieses Jahres werden sich mit dem Thema „Fußball-WM“ beschäftigen.
Damit bin ich beim Thema „Fußball als Bildungsgegenstand“ und die Fußballweltmeisterschaft als besonderer Anlass dafür.
Ich bin der festen Überzeugung, dass für Kinder und Jugendliche die Auseinandersetzung mit dem Fußballsport, mit dem Fair-Play-Gedanken und mit der internationalen Dimension dieser Weltmeisterschaft viele wertvolle Bildungsinhalte verknüpft werden können.
Neben der schon erwähnten bundesweit flächendeckenden Aktion der FIFA „Die WM in der Schule“ haben deshalb in Rheinland-Pfalz schon jetzt weitere Aktivitäten begonnen. Zusammen mit dem FSV Mainz 05 führt das Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend ein Projekt „Mini-WM 2006 für Grundschulen“ in Mainz durch.
Einzelne Grundschulen suchen sich eine Nation für das Endturnier der WM 2006 aus, und diese Nation wird nicht nur sportlich vertreten, sondern die Schüler setzen sich mit diesem Land in Unterrichtsprojekten, die möglichst viele Fächer einbinden sollen, intensiv auseinander.
14 Schulen in Rheinland-Pfalz beteiligen sich an der WM-Aktion „Fair play for fair life“. Nationale und internationale Fußballturniere werden dabei zwischen Schulen ausgetragen, und die beteiligten Schulen übernehmen die Botschafterrolle für jeweils eine der 205 FIFANationen.
Die Schülerinnen und Schüler lernen jeweils „ihr“ Land kennen, sie erhalten exklusive Unterrichtsmaterialien für die Themenbereiche „Fair-Play“, „Globales Lernen“ und „Gewaltprävention“ und setzen sich damit in unterschiedlichen Fächern auseinander.
Vor drei Monaten konnte ich zusammen mit Frau Kollegin Ahnen dieses Projekt in Rheinland-Pfalz eröffnen. Es bietet in vielfältiger Weise die Möglichkeit, das Motto der WM „Die Welt zu Gast bei Freunden“ schon jetzt mit Leben zu erfüllen.
Wegen seiner völkerverbindenden Zielsetzung ist es in besonderer Weise geeignet, zum Abbau von Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit beizutragen.
Bundesweit beispielhaft ist – das soll das letzte Beispiel von vielen anderen sein, die aus dem Bildungsbereich zu nennen wären –, dass eine Vielzahl von Lehrerfortbildungsveranstaltungen und Unterrichtsmaterialien zur Gesamtproblematik „Fußball“ entwickelt werden.
Darin werden Themen wie Globalisierung, Gewalt, Psychologie der Fans, Idole, Migranten im Sport, Fußball als Lebenschance in Drittweltländern, Spielerbiografien und so manches andere Thema vorkommen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir wissen natürlich auch, dass ein so großes Ereignis nur mit vielen Menschen über die Bühne zu bringen ist, die sich freiwillig engagieren. Sie sehen, dass die Vorbereitungen für die Fußballweltmeisterschaft 2006 inzwischen in fast alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in Rheinland-Pfalz vorgedrungen sind. Die Beispiele, die ich nennen konnte – es gäbe viel mehr zu berichten –, machen deutlich, wie viel Initiative, Engagement und Begeisterung schon jetzt in der Bevölkerung für die Weltmeisterschaft vorhanden ist. Dies hat eine nicht hoch genug einzuschätzende Entwicklung für das Ehrenamt und das freiwillige Engagement in unserem Land ausgelöst.
Die Rückmeldungen, die wir von dem Volunteer-Programm des FIFA-Organisationskomitees in Kaiserslautern und von dem eigenständigen freiwilligen Programm, das die Stadt Kaiserslautern parallel aufgelegt hat, bekommen haben, sind hervorragend. Die Gäste aus aller Welt können schon jetzt sicher sein, dass ihnen bei all den kleinen Problemen des Alltags in allen nur denkbaren Situationen viele freiwillige Helferinnen und Helfer in Kaiserslautern engagiert, kompetent und fremdenfreundlich helfen werden.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wie schon nach den Olympischen Spielen 1972 und nach der Fußballweltmeisterschaft 1974 wird auch nach der Weltmeisterschaft 2006 eine große Zahl von hoch kompetenten, sehr qualifizierten und organisationserfahrenen Fachleuten zur Verfügung stehen, die nicht nur das ehren- und hauptamtliche Gerüst der Fußballverbände für die Zukunft bilden werden, sondern auch in vielen gesellschaftlichen Bereichen ihre während dieser Weltmeisterschaft 2006 erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen in bürgerschaftliches Engagement umsetzen werden. Hierfür können und müssen wir alle dankbar sein.
Lassen Sie mich abschließend nicht nur gegenüber diesem hohen Haus, sondern auch gegenüber der Öffentlichkeit versichern, dass wir uns auf diese Weltmeisterschaft 2006 gründlich und – wo geboten – sehr nüchtern vorbereiten werden. Lassen Sie mich aber auch deutlich machen, dass es auch an uns, an den politisch Verantwortlichen liegt, ob die Begeisterung über ein so großes Ereignis in unserem Land Rheinland-Pfalz aufkommt und ob wir den Menschen in Rheinland-Pfalz deutlich machen können, welche Chance, die wahrscheinlich in diesem gerade erst begonnenen Jahrhundert nicht mehr in Deutschland zur Verfügung stehen wird, gemeinsam genutzt werden muss. Wir persönlich haben ein sportliches Interesse, ein Interesse an solchen Großereignissen, an Begegnungen, an all diesen Veranstaltungen, von denen ich gesprochen habe.
Wir haben aber auch ein Interesse daran, dass uns eine zusätzliche ökonomische Chance geboten wird, und wir haben ein Interesse daran, Gastgeber zu sein und damit zu zeigen, es ist nicht nur ein Wirtschaftsdatum, das dieses Land Rheinland-Pfalz, das Exportland unter den deutschen Ländern, nutzt, sondern wir wollen dies in der Begegnung mit Menschen aus ganz Deutschland, aus ganz Europa, ja, an dieser Stelle darf man sogar sagen, aus der ganzen Welt unter Beleg stellen. Wir wollen alle, die nach dieser Veranstaltung nach Hause fahren, mit dem Gefühl heimfahren lassen, ich war in RheinlandPfalz bei angenehmen Menschen in einem schönen und interessanten Land, und ich nehme mir vor, einmal wiederzukommen. Wenn wir das erreichen, wenn guter Sport, wenn guter Fußball geboten wird und unsere Nationalmannschaft möglichst auch noch ins Endspiel kommt, wäre alles perfekt.