Protokoll der Sitzung vom 02.06.2005

(Vereinzelt Beifall bei der FDP)

Meine Damen und Herren, fast auf den heutigen Tag genau in einem Jahr, am 8. Juni 2006, beginnt mit der Eröffnungsfeier in Berlin die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Bis zum 9. Juli schauen dann Fußballbegeisterte aus der ganzen Welt nach Deutschland und verfolgen mit Spannung das Abschneiden ihres Favoriten in den zwölf Stadien des Landes. Ich denke, auch wir werden gespannt verfolgen, wie unsere Mannschaft abschneidet.

Meine Damen und Herren, es erfüllt uns als RheinlandPfälzer mit Stolz, dass mit dem Austragungsort Kaiserslautern auch in unserem Bundesland Spiele der Fußballweltmeisterschaft 2006 ausgetragen werden. Es

werden insgesamt fünf Spiele in der kleinsten WM-Stadt sein: vier Vorrunden- und ein Achtelfinalspiel.

Herr Kollege Weiland, ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich finde Ihre Ausführungen mehr als peinlich. Im Fußball würde man sagen, ein grobes Foul, das normalerweise zu einer roten Karte führen sollte.

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, das hier ist Miesmacherei im übelsten Stil.

(Zuruf des Abg. Anheuser, CDU)

Meine Damen und Herren, warum haben wir Kaiserslautern als Austragungsort überhaupt bekommen?

Frau Kiltz, hören Sie doch einmal zu.

(Zuruf der Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es ist zum einen der Mythos des 1. FC Kaiserslautern, bedingt durch den Gewinn der WM 1954, wo fünf Kaiserslauterer mit dabei waren.

Meine Damen und Herren, es ist auch der Verdienst der Landesregierung an der Spitze mit Ministerpräsident Kurt Beck und Hans-Artur Bauckhage und deren Engagement, dass Kaiserslautern Austragungsort bei der WM geworden ist.

(Beifall der FDP und der SPD)

Herr Kollege Marz. Ich sehe ihn im Moment nicht. Er hat scheinbar auch schon den Saal verlassen.

(Lelle, CDU: Er war auch erschöpft!)

Es war das erste Mal, dass ich Herrn Kollegen Marz applaudiert habe, als er sich als Pfälzer und bekennender Fußballfan geoutet hat. Aber dann fing er an, Wasser in den Wein zu gießen. Insofern kann ich es nicht ganz verstehen, dass er ähnlich wie Herr Kollege Weiland versucht, die Dinge mies zu reden.

Meine Damen und Herren, Kaiserslautern ist eine Stadt des Fußballs. Das wissen wir alle. Sein Verein, der 1. FC Kaiserslautern, hat die Stadt in ganz Europa bekannt gemacht, nicht nur in der jüngsten Vergangenheit durch die Erfolge unseres Trainers Rehagel.

Weit über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus sind insbesondere die unvergesslichen Leistungen aus den 50er-Jahren mit Fritz und Otmar Walter jedem Fußballfan, ob jung oder alt, in Erinnerung.

(Zuruf des Abg. Dr. Altherr, CDU)

Den Pfälzern gelang 1954 mit fünf Spielern – ich habe es schon erwähnt –, die das Rückgrat der Deutschen Fußballnationalmannschaft bildeten – es wurde heute schon mehrfach erwähnt –, „Das Wunder von Bern“, als man mit 3 : 2 gegen den haushohen Favoriten Ungarn die Weltmeisterschaft gewonnen hat.

Meine Damen und Herren, die Wahl Kaiserslauterns als WM-Austragungsort ehrt nicht zuletzt die Legende der damaligen Herberger-Elf, insbesondere auch das Lebenswerk von Fritz Walter.

Fußball, Kaiserslautern und besonders der Betzenberg begeistern die Massen seit jeher und sind der Pulsschlag der gesamten Region.

Meine Damen und Herren, ich freue mich bereits heute auf ein fantastisches umgebautes Stadion mit einem begeisterungsfähigen und emotional einmaligen Publikum während der WM-Spiele im nächsten Jahr.

Meine Damen und Herren, Herr Ministerpräsident Beck, Herr Wirtschaftsminister Bauckhage, Herr Werner Kuhn, Herr Jürgen Creutzmann und auch meine Wenigkeit wissen als Mitglieder des FCK und Dauerkarteninhaber, von was wir reden. Da lassen wir uns das Ganze hier in Rheinland-Pfalz von Ihnen nicht mies machen.

(Beifall der FDP und vereinzelt bei der SPD)

Meine Damen und Herren, die Spiele der WM 2006, die in Kaiserslautern stattfinden werden – –

(Zuruf des Abg. Lelle, CDU)

Herr Kollege Lelle, Sie sind doch auch Fußballfan.

(Lelle, CDU: Ja, eben!)

bringen nicht nur für die Stadt selbst, sondern auch für das ganze Land enorme Vorteile und Chancen.

Unsere Bürgerinnen und Bürger haben dies längst erkannt, auch wenn bei einigen Pfälzern anfangs noch etwas Skepsis herrschte – heute haben wir gemerkt, dass es nur noch einige wenige sind –, als bekannt wurde, dass Kaiserslautern Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft wird.

Die Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr wird in der ganzen Welt eine Werbung für das Land und die Menschen in Kaiserslautern und in Rheinland-Pfalz sein.

Meine Damen und Herren, Rheinland-Pfalz bietet als Tourismusstandort mit hervorragender Verkehrsinfrastruktur optimale Voraussetzungen für das große Fußballfest. Über Straße, Schiene und leistungsfähige Flughäfen ist die Barbarossastadt gut und schnell aus den angrenzenden Ballungsräumen sowie aus den Nachbarländern zu erreichen. Die große Auswahl an Unterkünften und Übernachtungsmöglichkeiten bietet etwas für jeden Bedarf. In allen Kategorien stehen Hotels und Pensionen in ausreichender Anzahl für die Fußballfans aus nah und fern zur Verfügung, die auch dazu einladen, das Sporthighlight mit einem Trip in eines der schönsten Urlaubsgebiete Deutschlands zu verbinden.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch eine Anmerkung in eigener Sache machen: Auch in meiner Stadt war das Klosterhotel in dem Pool der 110 Hotels einschließlich unseres Rasentrainingsplatzes, die vom DFB ausgewählt waren. Der Hotelbetreiber hat dann vor

einem Dreivierteljahr seine Bewerbung zurückgezogen, weil er bis zum 9. Dezember, wenn die Auslosung ist, im Grund genommen hätte warten müssen, ob er zu den jetzt elf, dann zwölf Hotels zählt, die den Zuschlag bekommen. Ihm war das zu riskant, das so lang offen zu halten. Er hat vor einem Dreivierteljahr seine Bewerbung zurückgezogen. Nur wenige Wochen später war für den Zeitraum der gesamten WM von Juni bis Juli das gesamte Hotel ausgebucht.

Herr Kollege Marz, daran sehen Sie, dass nicht nur der Großraum Kaiserslautern, sondern sogar die ganze Pfalz und das gesamte Land Rheinland-Pfalz von dieser großen Veranstaltung profitieren werden.

(Beifall der FDP und der SPD)

Meine Damen und Herren, Rheinland-Pfalz hat viel zu bieten: die landschaftliche Vielfalt an der Weinstraße, den Pfälzer Wald oder aber das weltbekannte romantische Rheintal mit der sagenumwobenen Loreley. Die vielen Burgen und Schlösser und die vielen kulturhistorischen Schätze wie beispielsweise das Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal laden zu mehr ein als nur zu einem Kurzabstecher vor oder nach einem Fußballspiel.

Meine Damen und Herren, die Symbiose Weinbau und Tourismus – der Herr Ministerpräsident hat es vorhin schon erwähnt – gehören bei uns im Land untrennbar zusammen. Sie stellen ein touristisches Alleinstellungsmerkmal dar, mit dem wir uns von der Konkurrenz deutlich abheben können. Ich bin mir deshalb sicher, dass viele ausländische Gäste die WM dazu nutzen werden, um ihren Jahresurlaub in Rheinland-Pfalz zu verbringen, sodass die Nominierung von Kaiserslautern als Austragungsort, aber auch die Nähe zu den Spielstätten in Köln, Frankfurt und Stuttgart dem hiesigen Tourismus einen weiteren Schub und nachhaltigen Aufschwung bringen dürften.

Meine Damen und Herren, in Rheinland-Pfalz hängt direkt oder indirekt jeder zwölfte Arbeitsplatz vom Tourismus ab. Neben der Tourismusbranche werden sicherlich auch das Baugewerbe und der Einzelhandel profitieren. Insofern werden von der WM-Stätte Kaiserslautern auch wichtige Impulse für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Region und das gesamte Land Rheinland-Pfalz ausgehen.

Meine Damen und Herren, die WM im eigenen Land bietet somit ein ideales Forum, Rheinland-Pfalz als hervorragenden Tourismus- und Wirtschaftsstandort einem breiten Publikum von seiner besten Seite zu präsentieren. Langfristiges Ziel sollte es dabei sein, dass die ausländischen Gäste, die im Juni und Juli 2006 an Mosel oder Rhein kommen, von der Urlaubs- und Tourismusregion Rheinland-Pfalz so begeistert sind, dass sie in den kommenden Jahren gern wieder zu uns kommen, einfach so getreu dem Motto der WM im nächsten Jahr „Zu Gast bei Freunden“.

Meine Damen und Herren, neben der Wirtschaft und dem Tourismus wird die WM 2006 auch mit der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur einen messbaren Mehrwert für unsere Bürgerinnen und Bürger bringen. Auch das wurde bereits erwähnt. Von diesem Mehrwert

werden wir alle noch lange nach der Abschlussfeier am 9. Juli 2006 in Berlin unseren Nutzen haben.

Seit der Entscheidung, Deutschland mit der Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2006 zu betrauen, ist die vorhandene Verkehrsinfrastruktur in ganz Deutschland verbessert worden. Für Rheinland-Pfalz ist der Lückenschluss der A 63 Sembach – Kaiserslautern/Ost planmäßig fertig gestellt und im Herbst letzten Jahres für den Verkehr freigegeben worden. Bis zum Beginn der WM wird auch der sechsspurige Ausbau zwischen Landstuhl und Kaiserslautern realisiert sein.

Auch für den Bereich des Schienenverkehrs sind anlässlich der WM 2006 eine Vielzahl von Projekten in Angriff genommen worden. So verkehrt die S-Bahn auf der Strecke Rhein-Neckar nach Kaiserslautern bereits seit Ende des Jahres 2003.

Herr Ministerpräsident, Sie haben gesagt, bis zur WM – ich hoffe das – wird das auch bis Homburg/Saar geschehen. Das wäre auch für die Westpfalz und das angrenzende Saarland ein großer Schritt nach vorn.

Meine Damen und Herren, im Mittelpunkt des Interesses während der vierwöchigen Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr steht natürlich der Sport. Dass es tolle Spiele mit vielen Toren gibt, können wir nicht beeinflussen, sondern nur darauf hoffen. Wir können aber die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass es ein friedliches Fußballfest gibt. Um dies zu erreichen, ist für die kommenden Monate eine große Zahl von Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft insbesondere im Jugend- und Kulturbereich geplant. Als Beispiel nenne ich den Kinder- und Jugendwettbewerb zur Förderung von Toleranz und Integration, Balance 2006, Talente 2006, die FIFA-WM in der Schule unter dem Motto „Welcome to Germany“ sowie Veranstaltungen im Rahmen des Kultursommers 2006 unter dem Motto „Weltmeister“.

Meine Damen und Herren, die schweren Ausschreitungen bei den vergangenen Auswärtsspielen der deutschen Fußballnationalmannschaft haben gezeigt, wie wichtig es ist, mit Veranstaltungen und Projekten bereits im Vorfeld der WM einen Beitrag für ein gewaltfreies und friedvolles sportliches Großereignis zu leisten. Die hässlichen Bilder von der Fußballweltmeisterschaft vor sieben Jahren in Frankreich dürfen sich in unserem Land nicht wiederholen. Wir alle wünschen uns, dass der Sport, die Freude am Fußball und die Fairness im Vordergrund der WM 2006 stehen. Wir dürfen nicht zulassen, dass angesichts vieler friedlicher Fans und Millionen von Fernsehzuschauern in der Welt eine vergleichsweise kleine Gruppe von Störern und Gewalttätern die Fußball-WM für ihre Zwecke missbraucht.

Meine Damen und Herren, ich bin mir sicher, dass die Sicherheitskräfte in Rheinland-Pfalz wie in allen anderen Ländern auch bis zum Juni nächsten Jahres die notwendigen Vorkehrungen getroffen haben, um einen reibungslosen und sicheren Verlauf der WM 2006 am Spielort Kaiserslautern zu gewährleisten. Mit dem in der vergangenen Woche verabschiedeten nationalen Sicherheitskonzept für die Fußballweltmeisterschaft 2006 wurden gut ein Jahr vor Beginn dieses herausragenden

sportlichen Wettkampfs in Deutschland rechtzeitig die Weichen für fröhliche, aber auch sichere Spiele gestellt. Herr Minister Bruch, ich denke, dazu hat Rheinland-Pfalz seinen Beitrag bereits geleistet.