Protokoll der Sitzung vom 27.01.2007

Als der Betrieb im Frühjahr nicht mehr kriegswichtig genug war, ging ich zu dem Innungsmeister der Schlosser, der mich gern eingestellt hätte, doch das Arbeitsamt gestattete dies nicht, und ich wurde in den Straßenbaubetrieb überwiesen, arbeitete aber auch dort nicht mit der jüdischen Kolonne, sondern in der Schlosserwerkstatt. Einige Monate später wurde diese Kolonne zum Eisenbahnoberbau verpflichtet – mit Ausnahme von mir.

Einige Wochen später wurde dies bemerkt, und ich sollte mich bei dieser Gruppe melden. Die erste Frage des Arbeitgebers war, ob ich etwas von Kompressoren verstehen würde. Als ich ihm sagte, dass ich die zuerst sehen müsste, schickte er mich mit einem Maurermeister zu einer Baustelle nach Ückingen. Das liegt zwischen Diedenhofen und Metz, also in Lothringen. Dort war eine ehemalige Brauerei, die in eine Molkerei und eine Kaffeerösterei umgebaut wurde. Diese Rösterei gehörte einem alten Kämpfer, und dort arbeitete die Trierer Firma mit einer italienischen Kolonne.

Ich trug damals den Judenstern auf meiner Zivilkleidung, nicht jedoch auf meinem Arbeitsanzug. Da ich keine Ahnung von Kompressoren hatte, setze ich mich mit dem Schlosser der Molkerei in Verbindung, der mir auch die Funktion des Kompressors erklärte. Jedenfalls zwei Stunden nach meiner Ankunft lief der erste Kompressor.

Darauf erschien der Chef der Kaffeerösterei, ein Blutordensträger, frug mich, ob ich Reichsdeutscher sei und sagte mir, er würde sich bei meiner Firma bemühen, dass ich in Zukunft dort arbeiten solle. Ich fuhr also von da ab jeden Tag 65 km nach Ückingen und nachmittags zurück.

In der Molkerei arbeiteten französische Häftlinge, die zu der deutschen Wehrmacht eingezogen werden sollten und versucht hatten, nach dem unbesetzten Frankreich zu gelangen. Sie wurden geschnappt und erhielten drei Monate Gefängnis, die sie in der Molkerei abarbeiten mussten. Der die Häftlinge begleitende Wärter bot mir nach kurzer Zeit an, er wolle uns an der Bahn in Diedenhofen abholen, damit wir früher bei der Arbeit seien. Er war mit den Häftlingen dafür eine halbe Stunde später dort. Er wollte mir auch die Möglichkeit geben, ins unbesetzte Frankreich zu gelangen und berichtete mir von den letzten englischen Nachrichten.

Eines Tages, als wir auf dem Heimweg waren, kam der Betriebsinhaber mit dem Auto vorbei, bat uns einzusteigen, legte mir eine Zeichnung auf die Knie und besprach mit mir diverse Neuheiten wie vorher auch schon. Dabei bemerkte er meinen Judenstern.

Am nächsten Tag berichteten mir die Franzosen, dass sie mich wegen Spionage beobachten sollten. Die deutschen Meister, die die gleiche Anordnung hatten, blieben stumm.

Wenige Tage später war ich auf dem Heimweg, den ich diesmal von Diedenhofen über Luxemburg nach Trier genommen hatte, als ich von einer Wehrmachtskontrolle überprüft wurde. Der Oberste dieser Feldgendamerie ging mit mir in ein Abteil, öffnete das Fenster und sprach mit mir bis wir in Trier waren. Er sagte, er wäre froh, wenn auch er solch einen Ausschließungsschein hätte.

Einige Tage später bemerkte ich, als ich zum Bahnhof kam, dass die Gestapo die jüdische Kolonne dort versammelt hatte. Ich ging hinter dieser Gruppe in den Zug, wurde aber zwei Stationen später von der Gestapo aus den Zug genommen und in das Gefängnis in Trier in der Windstraße eingeliefert. Ich kam in eine Viermannzelle, in der bereits alle jüdischen Männer, etwa 30 Personen, waren.

Diese Mithäftlinge waren beim Eingang durchsucht worden, wobei ihnen einiges abgenommen wurde. Ich wurde nicht gefilzt, hatte noch Zigaretten in der Tasche, und jeder der rauchen wollte, erhielt von mir Zigaretten.

Nach einer Weile öffnete der Gefängnisbeamte die Zellentür, erschrak über den Qualm in der Zelle und frug, wer geraucht habe. Ich meldete mich und musste zur Strafe mit dem Kalfaktor die Gänge sauber machen. Die erste Frage des Kalfaktors war natürlich: „Hast du was zu rauchen?“ Er ging mit mir in einen Waschraum und zeigte mir, wie man mit einem Besenstiel, in dem ein Feuerstein eingelassen war, Feuer machen konnte.

Anschließend ging er mit mir in das Frauengefängnis, wo inzwischen auch meine Schwester und ihre Arbeitskolleginnen inhaftiert waren. Am nächsten Morgen, einem Sonntag – der neben dem Gefängnis liegende Dom

hatte gerade den Gottesdienst beendet –, gingen ein Gestapobeamter und eine Frau mit meiner Schwester und mir zur Straßenbahnhaltestelle. Als die Bahn kam, protestierte ich, ich dürfe nicht mit der Straßenbahn fahren. Daraufhin gab es eine Rangelei und die Frauen, die aus dem Dom kamen, sagten, man solle die Kerle, die Kinder schlagen, besser an die Front schicken. Der Gestapobeamte war natürlich wütend und bemerkte, wenn sie nicht ruhig wären, könnten sie auch dort hinkommen, wo wir hinkämen.

Wir fuhren bis zu unserer Wohnung, meine Mutter öffnete die Tür und die erste Frage des Beamten war nach der Vermögensaufstellung. Diese hatte mein Vater, der krank im Bett lag, und übergab sie ihm. Er bemerkte, dass die Aufstellung nicht ordentlich ausgefüllt sei, weil mein Vater geschrieben hatte, ein Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer komplett und diverse Einrichtungsgegenstände. Mein Vater bemerkte, dass sie ja doch alles nähmen, und da brauche er sich nicht die Arbeit der Spezifikation zu machen.

Der Beamte holte einen Revolver aus der Tasche und sagte zu meinem Vater, er könne ihn sofort erschießen, worauf mein Vater sagte: „Warten Sie einen Augenblick, ich habe Ihnen noch etwas zu geben. Sie brauchen keine Angst zu haben, ich hole keinen Revolver aus der Schublade.“

Er entnahm der Schublade seine Kriegsauszeichnungen, warf sie dem Beamten auf das danebenliegende Bett und sagte: „Wenn Sie sich die nicht anders verdienen können, bitte schießen Sie. Es ist ja ohnehin egal, ob Sie das hier oder dort machen.“ – Daraufhin steckte der Beamte den Revolver ein und frug meine Mutter nach dem Koffer, den sie für mich gepackt hatte. Er öffnete meinen Koffer, in den meine Mutter mein Fotoalbum gelegt hatte. Dieses Album warf er sofort heraus mit der Bemerkung: „Wo Sie hinkommen, brauchen Sie keine Bilder.“

Eine Frau, die bei uns in der Küche saß, sammelte die Stücke, die herausgeworfen wurden, ein und gab sie mir nach dem Kriegsende zurück. So kam ich schon sehr früh zu den Bildern meiner Angehörigen, und dies war auch der Titel eines Filmes, der 1988 ausgestrahlt wurde.

Meine Schwester und ich wurden dann zu einer Sammelstelle im Bischof-Korum-Haus gebracht, wohin meine Eltern später auch gebracht wurden. Dort wurden die Personalien aufgenommen. Alle Wertsachen und die Schlüssel wurden abgegeben. Mein Vater sagte daraufhin: „Jetzt sind wir vogelfrei.“ – Auf meine Frage, was dies bedeute, sagte mein Vater: „Jetzt können sie mit uns machen, was sie wollen, und kein Hahn kräht noch nach uns.“

Wir blieben über Nacht im Bischof-Korum-Haus und wurden am nächsten Morgen zum Güterbahnhof geführt, kamen dort mit unserem Gepäck in einen alten Wagon und fuhren bis Dortmund, wo wir in der Viehhalle des Schlachthofs übernachteten, um am nächsten Tag in einem Viehwagen die Fahrt nach Auschwitz anzutreten.

In diesem Güterwagen herrschten chaotische Verhältnisse. Es waren ungefähr 50 bis 60 Personen in dem Wagen. Ein kleiner Eimer, der für die Exkremente diente, war nach kurzer Zeit voll. Diese Ecke wurde dann mit Gepäckstücken abgetrennt. Es herrschten Zustände, die kaum zu beschreiben sind. Heute dürften Tiere nicht auf diese Weise transportiert werden. Medien und Parteien würden Lärm schlagen. Es gab auch damals ein Tierschutzgesetz, aber kein Gesetz zum Schutz von Menschen.

Am 3. März 1943 kamen in zwei Transporten 3.000 Personen in Auschwitz an. Davon kamen 585 Männer und 309 Frauen in das Lager. 2.100 Menschen – Männer, Frauen und Kinder – wurden in der Gaskammer getötet. Das sind ungefähr so viele, wie bei der Katastrophe in New York im World Trade Center umkamen. Nur, dass diese Todesrate in Auschwitz täglich über Jahre hinaus erfüllt wurde.

Von Koblenz wurden über 900 Personen deportiert. Davon kam kein Koblenzer zurück. Lediglich aus dem Transport nach Theresienstadt kamen aus dem Landkreis Koblenz elf Personen zurück, darunter auch meine Frau.

Da es aber in dem Viehwaggon praktisch immer dunkel war, bohrte ich mit einem Messer Löcher zwischen die Bretter, so dass wir neben dem damals üblichen Slogan „Die Räder müssen rollen für den Sieg“ auch die Namensschilder der Stationen sahen, die wir durchfuhren.

Die Fahrt führte uns über Berlin nach Auschwitz, wo dann die Türen aufgerissen wurden. Es war abends gegen 09:00 Uhr, als uns die Befehle erreichten, sofort aus den Wagen herauszukommen, Gepäck stehen zu lassen und Männer rechts und Frauen links Aufstellung zu nehmen. Das ganze Gelände war von Scheinwerfern taghell erleuchtet, obwohl im ganzen Reich Verdunklungsvorschriften herrschten.

SS-Leute mit Hunden und zahlreiche blau-weiß gekleidete Häftlinge liefen durch die Gegend. Diese Häftlinge begannen im Laufschritt sofort mit dem Einsammeln und Abtransportieren der Gepäckstücke, während die SS unsere Gruppe selektierte. Ich wurde herausgenommen und mein Vater sagte zu mir: „Du kommst zur Arbeit; du musst überleben.“

Ich wurde auf einen bereitstehenden Lastwagen verladen und kam so in das Lager Buna-Monowitz, das ebenfalls hell erleuchtet war. Wir wurden mitten in das Lager gefahren, unsanft abgeladen, das heißt, abgekippt und mussten unsere Taschen leeren, wobei SS-Leute und einzelne hochrangige Häftlinge um uns herumschwirrten und Geld und besondere Stücke verlangten. Meine Uhr und meinen Füllhalter habe ich noch zerstört, bevor ich sie abgab.

Anschließend mussten wir uns entkleiden. Lediglich Schuhe und Gürtel durften wir behalten. Es wurden uns sämtliche Haare abgeschnitten. Wir wurden mir einer ekelhaften Brühe desinfiziert – wie es genannt wurde –, und wir wurden geduscht und zum Abtrocknen auf den Appellplatz getrieben. Es war etwa minus 15 Grad kalt, also nicht gerade angenehm.

Nach einer Weile kam ein Blockältester, suchte sich zehn Häftlinge aus, unter denen auch ich war, ging mit uns in seinen Block, und jeder erhielt ein Bündel Kleider, bestehend aus Hemd, Jacke, Fußlappen oder Strümpfe und eine Mütze. Der Blockälteste gestattete uns, passende Kleidungsstücke auszutauschen und sagte uns, wir sollten uns ein Bett aussuchen.

Nach einer Weile kam er wieder zurück, frug mich nach meinem Bett und als ich ihm sagte, das hinterste Bett in der äußersten Ecke, bestimmte er für mich das sogenannte Paradebett, bestimmte weiter, dass ich jetzt im Stubendienst sei und erklärte mir meine Aufgaben: morgens sofort nach dem Wecken in den Waschraum, waschen und anschließend Kaffee holen, dann mithelfen bei der Essensausgabe und anschließend Bettenbauen und den Block saubermachen. Wir kamen dann später zum Appellplatz, hatten dort einen festen Platz und gingen von dort zur Arbeit mit einem Kommando.

Am ersten Tag beim Kaffeeholen erkannte ich Professor Samuel, den ich aus meiner Zeit im Jüdischen Asyl in Köln kannte. Ich redete ihn mit Herr Professor an, worauf er mir erklärte, dass es hier keinen Herr und keinen Professor gebe. Es ergab sich ein längeres Gespräch, in dem die alten Häftlinge etwas aus der Freiheit hören wollten und wir etwas über das Lagerleben.

Ich hatte einiges darüber schon in der vorhergehenden Nacht erfahren, als ich zur Toilette gehen durfte und dort einen Häftling traf, der mich über die Verhältnisse im Lager aufklärte. Als ich frug, wo wir sind, antwortete er „Anus Mundi“, also am Arsch der Welt, in Auschwitz, und er meinte, wer es sechs Wochen aushalte, habe die schlimmste Zeit überwunden. Der unangenehme Geruch im Lager, erklärte er, stamme von den Leibern unserer Angehörigen, die nach der Vergasung verbrannt würden, und bei entsprechenden Windverhältnissen könne man das auch bei uns riechen.

Im Laufe des Tages wurden uns die Häftlingsnummern in den linken Unterarm eintätowiert. Auf unsere Frage, warum diese Nummern tätowiert würden, erklärte man uns, man brauche die Nummern, um die Toten identifizieren zu können. Dann wurde uns in einer Ansprache erklärt, dass wir hier nicht in einem Sanatorium, sondern in einem Konzentrationslager seien, und der einzige Weg aus dem Lager sei durch den Schornstein oder über den Rost.

Uns wurde weiter die Situation im Lager vorgetragen, dass wir Ordnung halten müssten. Wer an den Zaun gehe, Widerstand leiste oder den Anordnungen nicht gehorche, würde erschossen.

Während dieser kurzen Zeit, die wir im Lager waren, konnten wir uns schon ein Bild von unserer Lage machen. Die Häftlinge, die wir sahen, erschienen uns wie abgemagerte Skelette, mit eingefallenen Augen und langsamen Bewegungen. Sie wurden Muselmänner genannt.

Ein Lastwagen, der unsere Kleider wegfuhr, hatte zwei Häftlinge am Wegrand überfahren und liegengelassen. Die Fahrer lachten und amüsierten sich darüber.

Ich hatte den Vorteil deutsch zu sprechen; denn deutsch war die Lagersprache. Doch ich habe mich geschämt, ein Deutscher zu sein und habe auf die Frage, wo ich herkäme, immer geantwortet, von der Luxemburger Grenze.

Nachdem uns die notwendigen Kommandos erklärt und mit uns einexerziert waren, kamen wir am nächsten Tag zu unserem Kommando. Wir bekamen noch einen Mantel, mussten unsere Häftlingsnummern, die mit dem gelb-roten Davidstern auf Stofflappen gedruckt waren, an Hose und Jacke nähen und wurden zur Arbeit abgeführt.

Plötzlich sagte ein neben mir gehender Kamerad, das halte er nicht aus. Er ging einen Schritt neben die Kolonne. Ein Schuss fiel. Der Schütze meldete, ein Häftling auf der Flucht erschossen. Der Kolonnenführer kam hinzu und schoss dem Toten noch eine Kugel in den Kopf, und wir marschierten weiter.

Zuerst transportierten wir 40 cm bis 50 cm dicke und 5 Meter bis 6 Meter lange Röhren auf der Schulter. Es war sehr unangenehm, mit den langen, nassen und eiskalten Röhren zu hantieren. Dies alles ging natürlich mit viel Gebrüll und Hektik vor sich. Da ich mit dem Transport von großen Massen etwas Ahnung hatte, schlug ich dem Vorarbeiter vor, die Rohre auf Stangen abzutransportieren, was leichter und bequemer für die Häftlinge war. Er akzeptierte und probierte den Vorschlag, und ich kam zum Stapeln und Sortieren der zu transportierenden Rohre.

Wenige Tage später kam ich in eine der errichteten Hallen, um in etwa 12 Meter Höhe Löcher für Elektroinstallationen zu meißeln. Damit war ich schon nicht mehr so sehr der Witterung ausgesetzt, konnte anschließend die benötigten Meißel schmieden, schärfen und härten und nebenbei auch Holzkohle machen, die ich an die Kameraden gegen unseren Durchfall verteilte.

Ein Vorfall aus dieser Zeit ist besonders erwähnenswert. Eines Tages erschoss ein SS-Mann zwei Häftlinge und kam praktisch mit dem noch rauchenden Karabiner zu mir an die Feldschmiede und sagte: „Setz dich nicht auf die kalten Steine; du bekommst sonst Hämorriden.“

Auf dem Heimweg von der Arbeit mussten wir singen, entweder das Buchenwaldlied oder die Moorsoldaten. Außerdem hatten wir noch in jeder Hand einen Ziegelstein, die wir in das Lager bringen mussten, damit die Lagerstraße und der Zugang zu den Blocks befestigt werden konnten.

Nach den ersten Tagen im Lager kam ein Häftling mit einem grünen Winkel zu mir und sagte, er habe in meinen Papieren gesehen, dass ich aus Hermeskeil käme. Auch er sei einmal durch Hermeskeil gekommen, als in dem Haus eines Tierarztes Kinder zu ihrer Mutter gesagt hätten: „Guck mal, der Onkel hat gar keine Schuhe und keine Strümpfe.“ – Er habe dies gehört, sei an das Haus gekommen und habe dort Strümpfe und Schuhe bekommen. Als ich ihm sagte, das könne nur das Haus meiner Eltern gewesen sein, bemerkte er, dass er dankbar sei und mir helfen werde.

So bekam ich von ihm Unterwäsche, Pullover, Taschentuch etc., Dinge, die das Leben ermöglichten und angenehmer machten. Er erzählte mir, dass er von Beruf Hochstapler sei und schon mehr als die Hälfte seines Lebens hinter schwedischen Gardinen verbracht habe. Im Lager war er Glaserkapo, ein kleines Kommando, das nur einen Glaser beschäftigte. Er war der Manager.

Während meiner Studienzeit traf ich ihn später in Berlin noch einmal auf der Straße, wo er mich seiner Freundin vorstellte. Dort hieß er Dr. van der Straten. Im Lager hieß er Altaras, was man auch mit „du änderst“ übersetzen kann.

Einige Wochen später hatte ich Schmerzen im Daumen, und dieser Glaser ging mit mir zum Krankenbau. Dort sagte man mir, dass der Daumen aufgeschnitten werden müsste, dies aber verboten sei. Der Glaser überredete die Pfleger, den Daumen aufzuschneiden. Ich müsse dann eben sagen, ich hätte dies selbst gemacht.

So wurde der Daumen aufgeschnitten, und ich blieb ohne Verband, wurde am nächsten Morgen aus der Reihe herausgeholt und dem Lagerarzt Dr. Fischer vorgestellt. Auf seine Frage, wer den Daumen aufgeschnitten habe, sagte ich ihm, dass ich das selbst gemacht habe. Er frug mich mit was, und ich antwortete, mit dem Portioniermesser. „Wie kommst du daran?“ Ich bin im Stubendienst. Auf die Frage, woher weißt du, dass das aufgemacht werden muss, antwortete ich ihm, mein Vater war Tierarzt. Er bemerkte, dass das auch eine Rosskur sei und dass ich in den Krankenbau aufgenommen werde. Ich bemerkte, dass ich jetzt damit arbeiten könne, worauf ich Blockschonung bekam.

Als ich aus dem Krankenbau kam, wartete schon der Glaser auf mich, frug, ob ich gut werfen könne, führte mich zu einer Stelle und sagte mir, ich müsse warten bis der Posten vorbei sei und dann mit einem Wurf die nahe liegende Scheibe einwerfen. Nach einer Weile ging ich zur Glaserwerkstatt und berichtete von der zerbrochenen Scheibe.

Wir machten einen Kontrollgang und stellten fest, dass im Brotmagazin eine Scheibe zerbrochen war. Der SSMann konnte davon überzeugt werden und musste ein Brot zum Organisieren der neuen Scheibe herausrücken. Dieses Brot verschwand in dem doppelten Boden einer Kiste, die ich auf den Schultern trug, und ein zweites Brot wurde neben den herausgenommenen Flügel gelegt.

Ich ging damit in das Lager zurück. Dort wurde der Flügel entglast, und ich musste den leeren Flügel wieder zurückbringen mit der Bemerkung: „Du weißt ja, nachher ist wieder ein Brot in der Kiste.“

Dies wurde verwirklicht, und am nächsten Tag begann das Spiel wieder erneut. Der leere Fensterflügel wurde von mir mit einem Brot in das Lager gebracht und der verglaste Flügel wieder zurück, wobei wieder ein Brot im Geheimfach abgelagert wurde.