Protokoll der Sitzung vom 28.06.2007

Eltern sollen gemeinsam mit ihren Kindern Medienangebote gezielt entdecken und bewusst beobachten, wie ihre Kinder auf Medieninhalte reagieren. Die praktische Medienkompetenzvermittlung in den Familien und in der Schule ist ein unverzichtbarer Grundstein, um Kindern als medienmündige Bürger – –

(Glocke des Präsidenten)

Noch einen Absatz.

den Weg in die Informations- und Kommunikationsgesellschaft zu ebnen.

Der richtige Umgang mit Medien ist schon seit längerem als Bildungsthema erkannt worden. Insbesondere an unseren Ganztagsschulen gibt es schon seit längerem in Zusammenarbeit mit der LMK sehr gute Angebote, die in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden sollen.

Mit dem Zehn-Punkte-Programm wird auch eine verbesserte medienpädagogische Ausbildung der Lehrer ermöglicht. Dass wir dieses Programm starten und auch solide finanzieren können, ist dem Umstand zu verdanken, dass im letzten Jahr die Zentralstelle ITManagement, Multimedia, E-Government und Verwaltungsmodernisierung eingerichtet wurde.

(Glocke des Präsidenten)

Die Mittel für das Programm werden nämlich über deren Arbeit erwirtschaftet.

Kurzum: Für zehn rheinland-pfälzische Schulen ist heute ein guter Tag.

(Beifall der SPD)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Rüddel das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Gefährden Fernsehen, Internet und Handy die Bildung unserer Kinder? – Die Gesellschaft ist sehr unterschiedlicher Meinung bei der Beurteilung der Frage, ob der frühe Zugang von Kindern zu Fernsehen, Internet und Handy auf ihrem weiteren Bildungsweg eher schadet oder nutzt. Diese Fragen entscheiden sich bereits im Elternhaus. Hier liegen die Wurzeln, wie Kinder mit Medien umgehen.

Im Kern aller Bemühungen in der Frage der Schaffung von Medienkompetenz muss die Konditionierung von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit Medien stehen. Diese kritisch, distanziert, kreativ und sozial verantwortlich, also kompetent zu nutzen, sollte im Mittelpunkt aller Initiativen stehen.

Medienkompetenz muss die Kenntnisse und Einsichten, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zu einem selbstbestimmten Leben und Arbeiten in einer durch Medien geprägten Gesellschaft notwendig sind, beinhalten. Das sind insbesondere Einsichten in grundlegende Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmung und Kommunikation, der Entschlüsselung und des Verstehens von analogen und digitalen Medienbotschaften und -gestaltungen und das Durchschauen von Medienabsichten und -wirkungen.

Die Bedeutung der Medienkompetenz als eine Schlüsselqualifikation der Informationsgesellschaft ist in kürzester Zeit erheblich gewachsen. Dieser Tatsache ist an allen Schulen früh und breit verstärkt Rechnung zu tragen. Dabei darf Medienkompetenz nicht einseitig auf Beherrschung oder Verfügbarkeit neuer Medientechnik reduziert werden. Unter Medienkompetenz muss vor allem das anwendungsbreite Wissen über Entstehen, Wirkung und Nutzung von Medieninhalten verstanden werden.

(Beifall bei der CDU)

Sie muss den selbstbestimmten Umgang insbesondere mit Büchern, Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk, Fernsehen, Video, Internet sowie PC zum Ziel haben, um damit verbunden Chancen zu nutzen und Risiken zu vermeiden.

Schüler müssen Wissen über die verschiedenen Medienarten und deren Wirkungen erwerben: persönliche, politische und wirtschaftliche Wirkungen. Dazu zählen Kenntnisse zu Wesen und Funktion der Medien im de

mokratischen Rechtsstaat sowie zu marktwirtschaftlichen Hintergründen und Mechanismen.

Die bisherigen Rahmenbedingungen sind diesen Ansprüchen anzupassen. Jeder Schüler muss Medienkompetenz im Verlauf seiner Unterrichtszeit erfahren haben, so früh wie möglich über alle Schultypen hinweg.

Wir begrüßen, dass sich die Landesregierung jetzt verstärkt mit diesem Thema auseinandersetzen will. Aber Anspruch und Wirklichkeit klaffen noch auseinander. Das Geld soll durch Einsparungen im Multimedia- und IT-Bereich bereitgestellt werden. Das Geld ist noch gar nicht da, wird aber schon ausgegeben. Es geht also nicht um neues Geld, zusätzliches Geld für den Medienbereich, sondern nur um Verschiebungen.

Sollten also wirklich durch die Schaffung der Stelle des IT-Beauftragten Synergie- und Einspareffekte zu schaffen sein, dann muss sich die Landesregierung fragen lassen, warum man nicht viel früher wie in anderen Bundesländern auch diese Koordinierungs- und Steuerungsstelle geschaffen hat. Dann hätte man bereits viel früher in eine Verbesserung der Medienkompetenz an Schulen einsteigen können.

Jetzt muss man sich nur vorstellen, es gäbe im ITBereich nicht dieses Kompetenzgerangel in der Landesregierung zwischen Staatskanzlei, Innenministerium und Wirtschaftsministerium.

(Pörksen, SPD: Was sind denn das schon wieder für Märchen!)

Man muss sich nur vorstellen, IT wäre in RheinlandPfalz Chefsache und der IT-Beauftragte hätte wirklich Kompetenzen, wie viel Geld würde dann in RheinlandPfalz mehr für die personelle und technische Ausstattung von Schulen zur Verfügung stehen. Selbst die Wartung der IT-Technik an Schulen wäre kein Problem mehr.

(Beifall bei der CDU)

Es gäbe nicht nur den Umstand, dass einmal die Lehrer oder einmal die Computer fehlen würden.

(Zuruf des Abg. Dr. Weiland, CDU)

Wir hätten viel früher und viel intensiver mit dem Ausbau der Medienkompetenz an Schulen einsteigen können. Hier hat die Landesregierung zu lange gewartet. Die Vermittlung von Medienkompetenz hätte viel früher und viel intensiver in unseren Bildungskonzepten verankert werden können. Aber die Verantwortung im Umgang mit Medien liegt nicht nur beim Staat. Freiheit und Verantwortung gehören zusammen. Wir haben ein recht gut funktionierendes System der Selbstkontrolle.

(Glocke des Präsidenten)

Es ist zwar Aufgabe des Staates, auf mehr Medienkompetenz bei Eltern und Kindern einzuwirken, angesichts der unglaublichen Vielfalt der Möglichkeiten wird sich aber auch die Verantwortung der Medienmacher in den kommenden Jahren verstärken müssen. Die Stärkung

der Medienkompetenz ist eine Querschnittsaufgabe, der wir uns alle stellen müssen.

Vielen Dank.

(Beifall der CDU)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Bauckhage das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Zunächst einmal muss man sagen, dieses ZehnPunkte-Programm ist vernünftig und gut, vor allen Dingen vor dem Hintergrund der Vielschichtigkeit der Medien und der Anwendungen von modernen Medien in der Schule.

Frau Staatsministerin, für mich taucht in diesem Zusammenhang die Frage auf – es gibt schon länger Laptops, nicht seit gestern oder vorgestern –: Es gab in Alsenz an einer Schule einen Pilotversuch. Dabei fehlte aus meiner Sicht ein Stück die Begleitung.

Herr Kollege Heinrich, es wird aus diesen zehn Punkten nicht so ganz klar, welches Konzept dahintersteht.

Ich gehe davon aus, dass ein Konzept entwickelt wird oder schon entwickelt ist; denn eins ist klar: Für die Schülerinnen und Schüler ist von besonderer Bedeutung, den Zugang zu diesen modernen Medien zu haben. Zum anderen ist fraglos klar, dass für die Kompetenzvermittlung in der Schule diese modernen Medien eine große Rolle spielen müssen. Andererseits muss man sehen, dass es Wissenschaftler gibt, die sagen, die Kinder würden ein Stück ihrer Grundintelligenz verlieren. Das habe ich neulich interessanterweise in einer Zeitung gelesen. Beim Nachdenken muss ich sagen, da kann etwas dran sein. Deshalb ist es umso wichtiger, dass eine entsprechende Begleitung für diese zehn Maßnahmen auf den Weg gebracht wird.

(Beifall bei der FDP)

Ich halte es auch für gut und richtig, die Eltern sehr eng mit einzubeziehen. Wir haben gerade in den letzten Plenarsitzungen über die Möglichkeit des Missbrauchs der modernen Medien lange diskutiert. Von daher ist es äußerst wichtig, Eltern mit einzubeziehen.

(Beifall der FDP)

Es ist fraglos auch wichtig, die Breitbandanbindung der Schulen voranzubringen, wobei ich glaube, wenn ich mir die Breitbandversorgung im Land betrachte, dann ist die im Prinzip gut. Da gibt es sicherlich etwas nachzujustieren, aber nicht mehr als das.

Der Jugendmedienschutz wird eine zentrale Rolle spielen, nicht nur die technische Anwendung, sondern – wenn man so will – auch die Inhalte, die Medien vermitteln können. Das ist eine gute Sache, wobei man

auch hier wissen muss, wie man eigentlich Jugendmedienschutz betreibt. Es kann durchaus sein, dass eine Schule, ein Lehrer oder eine Lehrerin damit ein Stück weit überfordert ist. Dafür braucht man spezielle Ausbildungen und in den Weiterbildungsprogrammen der Schule ein bestimmtes Unterrichtssegment, das dieses vermittelt.

(Dr. Weiland, CDU: Unterrichtssegment ist ein Unterrichtsfach, oder?)

Man kann auch Unterrichtsfach dazu sagen. Herr Kollege Weiland, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir die deutsche Sprache näher bringen. Da hapert es etwas bei mir. Man kann aber auch sagen, dass es ein Segment eines Unterrichtsfaches ist. Es ist ja nicht ein ganzes Unterrichtsfach. Das muss man in aller Nüchternheit sehen.

(Zuruf des Abg. Harald Schweitzer, SPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, für die Medienkompetenz von Schülerinnen und Schüler wird es von besonderer Bedeutung sein, erstens die technischen Anwendungen zu beherrschen, zweitens diese Techniken für die Wissensvermittlung zu nutzen und drittens Missbrauch entsprechend belichten zu können. Man kann nämlich über diese modernen Medien auch Missbrauch betreiben. Von daher gesehen, Frau Staatsministerin, haben Sie ein Programm aufgelegt, das durchaus in die Zukunft greift.

(Ernst, CDU: Redezeit!)