Protokoll der Sitzung vom 14.11.2007

und dessen Inhalt somit bereits heute überholt ist – was Sie hätten feststellen können, wenn Sie heute auch Zeitung gelesen hätten –, wirft kein Licht auf die FDP in Nordrhein-Westfalen, sondern sagt eher etwas über Sie selbst aus.

(Beifall der FDP – Pörksen, SPD: Wie bitte?)

Meine Damen und Herren, Sie haben gesagt, die Stärken der Kinder sollen gefördert werden. Das schaffen Sie natürlich mit dem, was Sie hier tun, nicht; denn in Ihren Systemen schaffen Sie künftig nur noch Schulen, in denen Kinder und Jugendliche wie bessere oder schlechtere Gymnasiasten behandelt werden, statt sie auch in ihrer beruflichen und praxisorientierten Kompetenz zu stärken und die Gleichwertigkeit dieser Kompetenzen anzuerkennen.

Wir halten das für sehr problematisch. Was Sie hier tun, ist die eigentliche Einschränkung des Schulwahlverhaltens der Eltern. Hier entpuppt sich das.

Sie schränken erfolgreiche und gute Alternativen so lange ein, bis nichts weiter übrig bleibt, als letztlich die IGS zu besuchen und diese vor Ort zu errichten. Diesbezüglich haben Sie Tür und Tor geöffnet.

Abschließend lassen Sie mich noch einmal sagen, dass die FDP-Fraktion betont, dass sie die Dreigliedrigkeit

unseres Schulsystems und damit die Gymnasien und die erfolgreichen Realschulen erhalten will.

(Beifall des Abg. Eymael, FDP)

Wir wollen einen gezielten praxisorientierten schulischen Weg in die berufliche Bildung schaffen, insbesondere für diejenigen jungen Menschen, die bisher keine Chancen auf einen Erfolg in unserem Schulsystem hatten.

Ich hoffe, Sie führen Ihr Konzept irgendwann einmal näher aus, da auch ich noch viele Fragen hätte. Ich bin dankbar, dass Herr Kollege Weiland sie zum Teil gestellt hat; denn im Ausschuss konnten wir leider nicht darüber reden.

Wenn Sie irgendwann einmal einen Gesetzesvorschlag auf den Weg bringen wollen, dann hoffe ich, dass er sich an unserem Konzept und auch an einer klugen Beantwortung der vielen Fragen, die sich im Moment auftun, messen lässt.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall der FDP und bei der CDU – Pörksen, SPD: Das wird nicht schwer werden!)

Das Wort hat Herr Kollege Lang.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! In den beiden letzten Wortbeiträgen kam zum Ausdruck, dass Fragen bestehen.

(Pörksen, SPD: Wie überraschend!)

Wenn Fragen bestehen, dann gibt es ein Signal: Es besteht auch Interesse. Dafür sind wir dankbar.

(Beifall der SPD)

Im Mittelpunkt der Leitlinien steht das Vorhaben „Realschule plus“. In diese Schulform sollen die Real- und Hauptschulen sowie die Regionalen Schulen transformiert werden.

Die Realschule plus bietet den Bildungsgang Berufsreife, mittlere Reife und dort, wo die Voraussetzungen gegeben sind, den Bildungsgang Fachhochschulreife.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Kernerkenntnis, die dahintersteht, ist ganz einfach: Eine Schule, die auch den Abschluss Mittlere Reife anbietet, ist attraktiver als eine Schule ohne.

(Zuruf des Abg. Licht, CDU)

Ein weiteres Ziel der Leitlinien ist: Bildungsgänge müssen noch durchlässiger werden. Der Wechsel von Bildungsgängen muss noch öfter möglich werden.

Das ist kein Selbstzweck. Meine Damen und Herren, es ist die Antwort auf die Tatsache, dass die Ergebnisse von Bildung und Erziehung nicht zu 100 % prognostizierbar oder planbar sind, beim besten Willen nicht.

Der Weg, um es entwicklungspsychologisch zu beschreiben, vom Kind zum Großkind, zum Pubertierenden, zum Jugendlichen und zum jungen Erwachsenen ist von Entwicklungsschüben, teilweise von Stillstand und manchmal auch von Rückschritt begleitet.

Um den Volksmund zu bemühen: Wann der Groschen fällt und der Knoten platzt, ist nicht planbar. Je durchlässiger Bildungsgänge sind, umso mehr nimmt das gesamte Schulsystem Rücksicht auf diese Gegebenheit, umso mehr ist das gesamte Schulsystem kind- und jugendgerecht.

(Beifall der SPD)

Die Realschule plus wird eine gemeinsame Orientierungsstufe haben. Das Ziel lautet, statt früh zu sortieren länger gemeinsam lernen. Auch das ist kein Selbstzweck.

(Beifall der SPD)

Die Prognose, welcher Bildungsgang für einen 12Jährigen der beste ist, ist viel treffsicherer als eine Prognose für einen 10-Jährigen. Das ist die Grunderkenntnis oder die Kernerkenntnis dafür, dass längeres gemeinsames Lernen hilfreich ist.

Das alles wird dazu beitragen, den Weg für den persönlichen gesellschaftlichen Aufstieg – auch wenn aufgrund der Herkunft die Chancen zu Beginn bescheiden sind – frei zu machen.

Lassen Sie mich zusammenfassen: Eine Schule, die auch die mittlere Reife anbietet, ist attraktiver als eine Schule ohne mittlere Reife. Die Durchlässigkeit der Bildungsgänge ist kind- und jugendgerecht. Länger gemeinsam lernen macht die Prognose über den richtigen Bildungsgang treffsicherer.

(Harald Schweitzer, SPD: So ist es!)

Bildung macht den Weg frei für den persönlichen gesellschaftlichen Aufstieg.

Meine Damen und Herren, gute Schulstrukturen sind das eine. Was aber mindestens ebenso bedeutsam ist – es gibt auch Menschen, die meinen, dies sei sogar noch bedeutsamer –, ist die Qualität der Lehrkräfte sowie auch die persönliche Anstrengungsbereitschaft der Lehrkräfte für jedes einzelne Kind.

Ich danke Ihnen.

(Beifall der SPD)

Das Wort hat Frau Abgeordnete Hayn.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Zu den Freudenarien, über die Frau Brede-Hoffmann soeben berichtet hat, muss ich ein paar Korrekturen anbringen.

Der VDR hat geäußert – – –

(Heiterkeit der SPD – Zurufe von der SPD)

Ja, dies finde ich sehr aufschlussreich.

Ich zitiere einmal aus der Presseerklärung des VDR, um Ihnen zu erklären, was ich meine.

„Entscheidend ist für den Realschullehrerverband die Vergleichbarkeit der Abschlüsse und die Vermeidung eines Qualitätsverlustes.“ – Er fordert abschlussbezogene Klassen und zentrale Abschlussprüfungen. Dies deckt sich mit den Forderungen von CDU und FDP.

(Beifall der CDU)

Des Weiteren sieht sich der Verband der Berufschullehrer – VLBS – absolut als Verlierer dieser Reform. Der Verband hat eine Presseerklärung mit der Überschrift herausgegeben: „Realschule plus bedeutet für die berufsbildenden Schulen ein Minus“. Haben nicht erst die berufsbildenden Schulen in jahrelanger Arbeit seit 2004 mit der Einführung von Berufsoberschulen, Berufsfachschulen etc. eine Strukturreform ihrer Schulart umgesetzt? – Diese sehen sie mit Recht gefährdet, wenn nun an der Realschule plus Bildungsgänge mit dem Abschluss der Fachhochschulreife angeboten werden.

(Zuruf des Abg. Pörksen, SPD – Frau Brede-Hoffmann, SPD: Deswegen werden wir auch mit ihnen darüber diskutieren!)

Ja, das ist sehr wichtig.

Viele Hauptschulleiter haben die Frage gestellt, welche Lehrkräfte nun später an der Realschule plus die Bildungsgänge, die zur Fachhochschulreife führen, unterrichten sollen. Es ist vollkommen klar, dass dadurch die berufsbildende Schule an Akzeptanz verliert.

(Beifall der CDU)

Frau Brede-Hoffmann, wenn Sie den Kollegen Keller zitieren, dann zitieren Sie ihn vollständig. Herr Keller fordert zentrale Abschlussprüfungen für alle Bildungsgänge und eine intensive Diskussion über das integrative Konzept der Regionalen Schule. Er sagt, bei der Umsetzung stecke der Teufel im Detail, und viele Fragen seien noch offen. – Wir werden deshalb in der Diskussionsphase genau auf die Details achten.