Protokoll der Sitzung vom 14.11.2008

zurückliegenden Redebeiträgen die Diskussion wieder die Wendung genommen hat, die sie aus meiner Sicht nehmen sollte, nämlich dass das ein Thema ist, bei dem es nicht darum gehen kann, politisch Dinge auch noch zu überhöhen, um Probleme deutlich zu machen, sondern dass das ein Thema ist, das es mehr als jedes andere verdient, dass man realistisch hinschaut, wo es Probleme gibt und ob wir tatsächlich Defizite in der Aufarbeitung der DDR-Geschichte in unseren Schulen haben. Dann müssen wir sehr differenziert überlegen, welchen Beitrag wir dazu leisten können.

Diesen differenzierten Umgang hat übrigens auch die Studie von Monika Deutsch-Schroeder und Klaus Schroeder von der Freien Universität Berlin verdient. Herr Dr. Schmitz hat eben daraus schon einige Aussagen erwähnt. Sie sind eben sehr viel differenzierter. Es ist auch nicht verwunderlich, dass es in den neuen Ländern eine andere Situation und vielleicht auch andere pädagogisch-didaktische Ansätze geben muss, als das in den alten Ländern der Fall ist. Deshalb bedarf es nicht verallgemeinender Aussagen, sondern es bedarf der Analyse, was der beste Weg für unsere Schulen ist, um dieses Thema zu verankern.

Ich wollte und werde Ihnen heute, obwohl ich vieles von dem, was Sie gesagt haben, Frau Dickes, und vor allem die Art und Weise, wie Sie das zugespitzt haben, nicht teile, sagen: Ja, auch ich meine, es ist an der Zeit, den Lehrplan für Geschichte zu überarbeiten, weil es nach einer gewissen Zeit gerade im Bereich der Geschichte und der historischen Bildung immer wieder neuer Einordnungen bedarf. Das leistet das Fach Geschichte.

Auch aus meiner Sicht gibt es Überarbeitungsbedarf. Wir wollen eine fachdidaktische Kommission einrichten, die die fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und methodischen Weiterentwicklungen der letzten Jahre berücksichtigt. Es geht dabei vor allem um den Bereich der historischen Verdichtung. Wer sich den Lehrplan einmal angeschaut hat, konnte feststellen, dass er in zwei Ansätzen konzipiert ist.

In dem ersten Ansatz geht es eher um die chronologische Sichtweise, bei dem zweiten um die Sichtweise, wie die Pädagogen sagen, durch die Lupe, um sich an Einzelereignissen ein Thema sorgfältiger erarbeiten zu können.

Wir wollen vor allen Dingen in dem zweiten Bereich Verstärkungen vornehmen und diese auch verbindlicher werden lassen. Gerade diese Verdichtung ist ein Gewinn des jetzt vorliegenden Lehrplans, weil sie ermöglicht, regionale Bezüge, Gedenkarbeit, Zeitzeugen und Ähnliches mit einzubeziehen.

Ich sage Ihnen heute, dass wir an dieser Stelle in einer fachdidaktischen Kommission auch Veränderungen vornehmen werden.

(Beifall bei der CDU)

Gleichwohl sage ich, dass es in Ihrem Antrag auch Dinge gibt, die man aus meiner Sicht so nicht stehen lassen kann und die ich auch korrigieren möchte. Ich glaube, dass z. B. das kleinteilige Zählen von Stunden, das im

Übrigen nicht stimmt, kein Ansatz für einen modernen Geschichtsunterricht sein kann.

(Beifall bei der SPD)

Ich unterstütze zu 100 % das, was Herr Fuhr gesagt hat – das ist die Herausforderung –, nämlich dass es gerade für die Schülerinnen und Schüler der Einordnung, des Bewertens bedarf. Dazu gehört für mich auch, dass Totalitarismus und Diktatur für Kinder und Jugendliche dann besonders abschreckend sind, wenn sie selbst empfinden, wie wichtig demokratische Beteiligungsmöglichkeiten sind.

(Beifall der SPD – Harald Schweitzer, SPD: Sehr gut!)

Deswegen hängen aus meiner Sicht historisches Wissen und Demokratieerziehung eng zusammen. Ich meine, auch hier müssen wir Ansätze entwickeln, die das aufnehmen. Ich glaube, eine kleinteilige Debatte über Stundenzahlen zu führen, würde viel zu kurz greifen.

Ich sage, dass man bei dem Lehrplan etwas tun soll. Es sitzen doch viele auch in Ihren Reihen, ich nenne die Landeszentrale für politische Bildung, die allein über 13 Multiplikatorentitel und sechs Informationen zur politischen Bildung zur Geschichte der DDR verfügt. Multiplikatorentitel sind Angebote für Lehrkräfte und Beschäftigte in den Bildungseinrichtungen. Sie sagen, es gäbe nichts oder viel zu wenig. Das ist einfach nicht zutreffend.

Sie wissen vielleicht auch, dass die Landeszentrale für politische Bildung in Abstimmung mit dem Landtagspräsidenten für den Schüler- und Jugendwettbewerb 2009 das Thema „20 Jahre nach dem Mauerfall“ ausgewählt hat. Das ist auch eine Schwerpunktsetzung, die wir gemeinsam vornehmen.

Die Landeszentrale für politische Bildung wird sich auch auf dem nächstjährigen Hambacher Disput diesem Thema widmen. Es findet eine Menge statt, was gerade auch für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren – das sind unsere Lehrerinnen und Lehrer – zur Verfügung steht.

Das gilt auch für den Bereich der Fortbildung. Das kann man nachlesen. Das reicht von den Themen im Jahr 1991 „Die Frage der Deutschen Einheit im Ost-WestKonflikt“ bis zur geplanten Fortbildung im Jahr 2009 mit dem Titel „20 Jahre friedliche Revolution in der DDR“. Wir greifen diese Themen auf.

Herr Fuhr hat schon auf die Koordinierungsstelle hingewiesen. Von den 17 Themen, die dort aufgezählt sind, befassen sich drei explizit und weitere implizit mit der DDR-Geschichte.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube, dieses Thema hat es verdient, dass wir differenziert damit umgehen. Uns allen sollte es ein Anliegen sein, dass unsere Schülerinnen und Schüler eine gute Möglichkeit zu einer guten historischen Bildung haben. Ich

darf Ihnen versichern, dass wir uns darum auch in Zukunft bemühen werden.

(Beifall der SPD)

Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht. Es wurde vorgeschlagen, den Antrag an den Ausschuss für Bildung und Jugend zu überweisen. Wer ist dafür? – Wer ist dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Das ist einstimmig so beschlossen.

Ich rufe die Punkte 26 und 27 der Tagesordnung auf:

Stärkung eines verantwortlichen Konsum- verhaltens in der Schule Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 15/2574 –

Haushaltsmanagement als Lerninhalt an Schulen Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 15/2770 –

Es wurde eine Grundredezeit von fünf Minuten vereinbart. Das Wort hat Frau Abgeordnete Schellhaaß.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die komplexe moderne Lebenswelt weitet die Versuchung von Kindern und Jugendlichen, ganz allgemein Geld auszugeben, aber auch in Fallen zu tappen, in nie gekanntem Ausmaß aus. Die Eltern stehen oft ratlos da. Besonders dramatisch macht sich dies beim Thema „Gesund leben“ bemerkbar, vielleicht weil Wissen darüber in den Familien kaum Tradition hat.

Über Jahrtausende war man froh, wenn man genug zu essen hatte. Man musste essen, was man bekommen konnte. Die Nahrungsbeschaffung war mit viel körperlicher Arbeit verbunden. Damit war für Bewegung gesorgt.

Heutzutage haben wir geschichtlich gesehen recht plötzlich ungeahnte Möglichkeiten, die Zusammensetzung unserer Nahrung selbst zu bestimmen, Bestandteile natürlicher Lebensmittel zu verändern, zu entfernen oder verloren gehen zu lassen, andere hinzuzufügen, Vorgefertigtes oder von anderen Zubereitetes und Zusammengesetztes zu essen und das vorhandene Geld für Gesundes, für Junkfood oder höchst unbekömmliche einseitige Vorlieben auszugeben.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Chancengerechtigkeit hängt auch davon ab, ob Kinder und Jugendliche rechtzeitig lernen können, mit den neuen Möglichkeiten umzugehen.

(Beifall der FDP)

Die Familien selbst können oder wollen das immer weniger sicherstellen. Andererseits darf auch die Schule

nicht überfordert werden. Unter dieser Maxime beantragen wir ein Maßnahmenpaket aus sechs Punkten, zu denen ich nur kurz das Wichtigste sagen kann.

1. Wir wissen aus vielen Untersuchungen, wie wichtig eine gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen für die Konzentrations- und Lernfähigkeit sowie für ihr späteres Leben ist.

(Beifall bei der FDP)

Hier müssen die Schulen bei den Mahlzeiten, die sie anbieten, mit gutem Beispiel vorangehen. Bei vielen Schulträgern haben wir ein erschreckendes Desinteresse dafür festgestellt. Wir werden darauf im Rahmen unserer Großen Anfrage zurückkommen.

2. Es ist notwendig, die Bereiche Konsum, Gesundheit, Ernährung und Bewegung in die Lehrpläne der entsprechenden verschiedenen Unterrichtsfächer systematischer, vollständiger und früher zu integrieren.

(Beifall der FDP)

An den Schulen wird bereits sehr viel getan, aber dort, wo kein eigenes Unterrichtsfach auf dem Lehrplan steht, nur nach individuellem Engagement einzelner Schulen und Lehrer. Der Unterricht und die praktische Anwendung der Ernährungslehre müssen aber zum großen Teil vor dem 12. Lebensjahr stattgefunden haben; denn danach sind Geschmack und Vorlieben nur noch mit großer Mühe beeinflussbar.

3. Die Bezeichnungen der Schulfächer „Haushaltslehre“ und „Familienhauswesen“ klingen reichlich antiquiert und entsprechen heutigen Inhalten nicht mehr. Die Ausbildung von Lehrern an der Universität Koblenz-Landau läuft unter der Bezeichnung „Ernährungs- und Verbraucherbildung“. So sollten die Fächer an Real- und berufsbildenden Schulen auch einheitlich bezeichnet werden.

(Beifall der FDP)

4. Es gibt in Rheinland-Pfalz nur an der Universität Koblenz-Landau zwei Vollkraftstellen für die Ausbildung von Lehrern in diesen Inhalten, und zwar zusammen zwei, nicht je zwei.

Lehrer können aber nur weitergeben, was sie selbst gelernt haben. Ihre Aus- und Fortbildung muss verstärkt angeboten werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen aus beiden anderen Fraktionen! Wir freuen uns sehr, dass wahrscheinlich ein gemeinsamer Antrag aller drei Fraktionen in diesem Sinne möglich sein wird. Wir freuen uns auf die Ausschussgespräche mit Ihnen.

(Beifall der FDP)

Verehrte Kolleginnen, auf der Zuschauertribüne begrüße ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde Hüt

schenhausen. Herzlich willkommen im rheinlandpfälzischen Landtag!

(Beifall im Hause)

Darüber hinaus begrüße ich Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 c der Realschule Emmelshausen. Herzlich willkommen in Mainz!

(Beifall im Hause)