Protokoll der Sitzung vom 26.06.2009

....................................................................................................................................... 4296 Abg. Creutzmann, FDP:............................................................................................................................... 4310 Abg. Dötsch, CDU:...................................................................................................................................... 4311 Abg. Dr. Krell, SPD:................................................................................................................. 4297, 4298, 4299 Abg. Dr. Schmitz, FDP:................................................................................................................................ 4303 Abg. Eymael, FDP:.............................................................................................. 4294, 4295, 4296, 4308, 4313 Abg. Frau Elsner, SPD:............................................................................................................................... 4294 Abg. Frau Huth-Haage, CDU:...................................................................................................................... 4299 Abg. Frau Klamm, SPD:.......................................................................................................... 4290, 4291, 4292 Abg. Frau Schäfer, CDU:......................................................................................................... 4292, 4293, 4294 Abg. Frau Thelen, CDU:.............................................................................................................................. 4302 Abg. Klöckner, SPD:.................................................................................................................................... 4301 Abg. Langner, SPD:..................................................................................................................................... 4296 Abg. Licht, CDU:...................................................................................................................... 4300, 4301, 4307 Abg. Nink, SPD:........................................................................................................................................... 4312 Abg. Schweitzer, Alexander, SPD:.............................................................................................................. 4305 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:.................................. 4297, 4298, 4299 Frau Kraege, Staatssekretärin:................................................................................................ 4292, 4293, 4294 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:........................ 4290, 4292, 4294, 4295....................................................................................................................................... 4296, 4304, 4308, 4314 Prof. Dr. Deubel, Minister der Finanzen:........................................................................................... 4300, 4301 Präsident Mertes:.......................................................................................4290, 4291, 4292, 4293, 4294, 4295...................................................................................................................4296, 4297, 4298, 4299, 4300, 4301 Vizepräsident Bauckhage:............................................................................................. 4312, 4313, 4314, 4315 Vizepräsidentin Frau Klamm:................................................4302, 4303, 4304, 4305, 4307, 4308, 4310, 4311

71. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 26. Juni 2009

Die Sitzung wird um 09:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf Sie zur 71. Plenarsitzung des Landtags herzlich begrüßen. Frau Dickes und Herr Kollege Wehner sind zu Beginn schriftführende Abgeordnete.

Entschuldigt wegen zusätzlicher Termine sind heute Herr Vizepräsident Schnabel, Frau Schmitt, Frau Dr. Lejeune und Frau Schellhaaß. Der Ministerpräsident muss um 12:30 Uhr zu einer Beerdigung. Frau Dreyer ist auf einer Konferenz. Des Weiteren sind auf Konferenzen Frau Conrad, Herr Dr. Klär, und Herr Dr. Hofmann-Göttig versucht in Sevilla, am Ball zu bleiben. Herr Dr. Kühl ist in Zweibrücken bei einer Aufsichtsratssitzung.

(Licht, CDU: Um eine Brücke zu bauen!)

Herr Licht, ja, um so viele zu bauen, wie wir an der Mosel haben.

(Licht, CDU: So viele sollen es gar nicht werden, es geht nur um eine!)

Meine Damen und Herren, es gibt etwas Erfreuliches. Unsere Kollegin, Frau Huth-Hage, hat heute Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

(Beifall im Hause)

Ihnen steht ein gutes und tolles Jahr bevor. Damit das auch so wird, haben wir für Sie ein Präsent bereitgestellt. Entweder holen Sie es sich ab, oder Sie schicken einen Ihrer Nachbarn.

(Harald Schweitzer, SPD: Oder Sie schenken es mir!)

Ich rufe Punkt 22 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 15/3506 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Hannelore Klamm, Margit Mohr, Hans Jürgen Noss und Christine Baumann (SPD), Einschränkungen bei der Postzustellung, bei Verteilzentren und verspätete Zustellung von Wahlbriefen durch die Deutsche Post AG – Nummer 5 der Drucksache 15/3506 – betreffend, auf.

Ich erteile Frau Kollegin Klamm das Wort.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Wie beurteilt die Landesregierung die geplanten Einschränkungen bei der Briefzustellung durch die

Deutsche Post AG im Hinblick auf deren Auswirkungen in Rheinland-Pfalz (z. B. auf die Bürgerinnen und Bürger, auf die Postversorgung besonders des ländlichen Raums, die Beschäftigten und auf die Wirtschaft bzw. die kleinen und mittleren Unterneh- men im Land)?

2. Wie beurteilt die Landesregierung die Absicht der Deutschen Post AG, montags mit weniger Beschäftigten Briefe, Zeitungen und Zeitschriften zuzustellen, im Hinblick auf deren Auswirkungen in RheinlandPfalz (z. B. auf die Beschäftigten, die Bürgerinnen und Bürger bzw. auf die Verlage)?

3. Wie bewertet die Landesregierung die zu späte Zustellung von Wahlbriefen durch die Deutsche Post AG bei der Europa- und Kommunalwahl 2009 in Landau auch vor dem Hintergrund des weiteren angestrebten Personalabbaus im Bereich der Postzustellung?

Für die Landesregierung antwortet Herr Minister Hering.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren!

(Unruhe im Hause – Glocke des Präsidenten)

Ich darf bitten, dass Sie zumindest zu Beginn noch eine gewisse Ruhe bewahren.

Seit Anfang 2008 sind alle Postmärkte in Deutschland für den Wettbewerb freigegeben. Die postalische Grundversorgung der Bevölkerung, der sogenannte PostUniversaldienst, wird seitdem gemäß Artikel 87 ff. des Grundgesetzes nicht mehr von der Deutschen Post AG allein erbracht. Vielmehr sollen alle am Markt tätigen Postunternehmen zur Sicherung der Grundversorgung beitragen.

Allerdings hat die Deutsche Post AG wiederholt in der Öffentlichkeit und gegenüber der Bundesregierung betont, dass sie auch weiterhin bereit ist, die Gesamtheit der Post-Universaldienstleistung flächendeckend in Deutschland zu erbringen. Die Gewährleistung des Universaldienstes wird dabei von der Bundesnetzagentur in Bonn überwacht. Für die Sicherung der postalischen Grundversorgung genießt die Deutsche Post AG ein Privileg, das bislang keinem anderen deutschen Postunternehmen zuteil wird. So ist die Deutsche Post AG in weiten Teilen der von ihr erbrachten Leistungen

von der Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer befreit. Die Wettbewerbsunternehmen aber haben die Umsatz- und Mehrwertsteuer zu entrichten, wenn sie zwar Universaldienste erbringen, dies aber entweder nicht vollständig oder flächendeckend tun.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Mündliche Anfrage wie folgt:

Zu den Fragen 1 und 2: Die Landesregierung beurteilt die geplanten Veränderungen in der Briefzustellung außerordentlich kritisch. In der Post-Universaldienstleistungsverordnung sind Fristen für die Briefzustellung vorgegeben. Danach sollen 80 % der an einem Werktag aufgegebenen Sendungen am ersten Folgetag zugestellt werden. Weitere 15 % dieser an diesem Werktag aufgegebenen Sendungen sollen spätestens am zweiten Folgetag zugestellt sein. Dies ist ein durch den Gesetzgeber zugestandener Spielraum für den Dienstleistungserbringer.

Diese Fristen sind aber nicht dazu vorgesehen, bis an die Grenze des gerade noch Zulässigen ausgereizt zu werden. Eine so verstandene Unternehmenspolitik kann somit deutliche Konsequenzen insbesondere für die Versorgung ländlicher Räume, strukturell schwächerer Räume, haben; denn es könnte der Fall eintreten, dass insbesondere die Bevölkerung im ländlichen Raum zu den Postkunden gehört, für die die genannten Fristen nicht eingehalten werden. Wir werden dies nicht hinnehmen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD)

Ebenso wenig hinnehmbar ist die durch Medienberichte bekannt gewordene Absicht der Deutschen Post AG, wonach künftig montags sehr viel weniger Briefträger zum Einsatz kommen sollen. Sofern sich diese Berichte bestätigen, ist dies aus unserer Sicht nichts anderes als der Versuch, zu Lasten der strukturschwächer gelegenen Regionen Kosten zu sparen. Dies ist den Bürgerinnen und Bürgern dieser Regionen nur schwer zu vermitteln.

Aus diesem Grund wird sich Rheinland-Pfalz auf der kommenden Sitzung des Beirates bei der Bundesnetzagentur dafür einsetzen, dass die angekündigten Änderungen der postalischen Diensterfüllung dezidiert untersucht und auf ihre Rechtskonformität überprüft werden, wie wir das bereits in der Vergangenheit bei anderen Fällen getan haben.

Zu Frage 3: Diese Sachverhaltsdarstellung beruht auf Mitteilungen der Stadtverwaltung Landau und der Deutschen Post AG gegenüber dem Landeswahlleiter. Gemäß Bundeswahlgesetz und Kommunalwahlgesetz sind Wahlbriefe, die nicht rechtzeitig bis zum Ende der Wahlhandlung am Wahlsonntag, 18:00 Uhr eingehen, zurückzuweisen. Die Einsender dieser Wahlbriefe werden nicht als Wähler gezählt. Ihre Stimmen gelten als nicht abgegeben.

Laut Auskunft der Stadtverwaltung Landau lieferte die Deutsche Post AG am Montag, den 8. Juni 2009 insgesamt 304 Wahlbriefe verspätet an. Wahlrechtlich ist allgemein anerkannt, dass die Wahlberechtigten die

Verantwortung für das rechtzeitige Vorliegen der Wahlbriefe bei der zuständigen Verwaltung haben, wenn sie von der Ausnahmeregelung der Briefwahl Gebrauch machen. Das betrifft auch die Transportgefahr durch die Deutsche Post AG.

Die Deutsche Post AG hatte der Stadtverwaltung Landau mitgeteilt, dass am Samstag, den 6. Juni, Wahlbriefsendungen in den Postfächern abgeholt werden können. Eine Terminsetzung – die Deutsche Post AG spricht von spätestens 10:00 Uhr vormittags – bestreitet die Stadtverwaltung Landau. Sie verweist auf eine Information, die keine bestimmte Uhrzeit als Abholtermin aufweist. Jedenfalls fand ein Beschäftigter der Verwaltung, der am Samstag, den 6. Juni gegen 11:50 Uhr die Wahlbriefe aus den Postfächern abholen wollte, keine Wahlbriefe vor. Eine Nachfrage bei der Filialleiterin des Postamtes nach Wahlbriefen ergab, dass keine auffindbar waren.

Die Deutsche Post AG hatte dazu dargelegt, dass angesichts des Ausbleibens eines Vertreters der Stadt die Wahlbriefe mit dem Ziel der Sonntagszustellung bereits weitergeleitet wurden. Von der Deutschen Post AG wie auch von der Stadtverwaltung wird übereinstimmend festgestellt, dass am Wahlsonntag entgegen der vertraglichen Vereinbarung zwischen der Deutschen Post AB und dem Bundesministerium des Innern die Briefkastenleerung von Freitag auf Samstag vor der Wahl nicht angeliefert wurde.

Die Deutsche Post AG gesteht ein, dass wegen einer falschen Etikettierung die Sonntagszustellung nicht durchgeführt wurde. Dieses Versäumnis liegt somit ausschließlich im Verantwortungsbereich der Deutschen Post AG. Trotz teilweise widersprechender Angaben dürfte die Stadtverwaltung Landau kein Verschulden daran treffen, dass die Wahlbriefe verspätet bei ihr eingetroffen sind.

Die Landesregierung wertet die verspätete Zustellung von Wahlbriefen der Stadt Landau anlässlich der Europa- und Kommunalwahl am 7. Juni als individuelle Fehlleistung dort zuständiger Bediensteter der Deutschen Post AG. Daraus lässt sich nicht auf eine allgemeine Unzuverlässigkeit der Deutschen Post AG beim Transport von Wahlbriefen schließen. Aus anderen Landesteilen sind ähnliche Vorkommnisse nicht bekannt.

Wie sich ein künftiger weiterer Personalabbau bei der Deutschen Post AG im Bereich der Postzustellung auf den Transport von Briefwahlunterlagen auswirken würde, lässt sich derzeit nicht abschätzen. In der Tendenz dürfte der Leistungsstandard aber wohl eher sinken.

So weit zur Beantwortung der Anfrage.

Gibt es Zusatzfragen? – Frau Kollegin Klamm hat eine Zusatzfrage.

Herr Minister, ist Ihnen bekannt, ob und wie weit die Gewerkschaften – zum Beispiel ver.di – bereits in die

Planungen eingebunden sind, die Tarifverträge dahin gehend zu ändern, dass längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich geplant sind?

Uns ist nicht bekannt, dass es Gespräche und Verhandlungen gibt. Aus Sicht von ver.di wird darauf hingewiesen, dass es bestehende Tarifverträge bezüglich Arbeitszeit, Arbeitsentgelt und Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen gibt, die erst Ende 2010 kündbar sind bzw. bis Juni 2011 laufen. Von daher sind uns Verhandlungen über die Gegenstände nicht bekannt.

Eine weitere Zusatzfrage der Frau Kollegin Klamm.

Welche Auswirkungen haben jetzt die Verlagerungen des Transports der Briefsendungen auf die Straße? Die Deutsche Post AG stellt den Inlandstransport per Flugzeug ab 1. Juli ein und will alles auf die Straße verlagern.

Die Übermittlung der Briefsendungen per Luftfracht ist eingeführt worden, um eine Beschleunigung herbeizuführen. Das jetzt vorgenommene Beenden des Transports über Luftfracht geschieht aus Kostengründen und wird das Serviceangebot der Deutschen Post AG verschlechtern. Das heißt, die Brieflaufzeiten werden sich dadurch tendenziell verlängern.

Weitere Zusatzfragen liegen nicht vor. Damit ist die Mündliche Anfrage beantwortet.