Deswegen muss man Ihnen das vorlesen. Die Meinung ist da eindeutig. Der strukturelle Unterrichtsausfall muss minimiert werden. Ich kann Ihnen sagen, das ist nicht nur unsere Meinung, das sagt nicht nur die böse Opposition, sondern das sagen alle bis auf Sie. Es gibt einen Artikel in der „WELT“ vom 27. August mit dem Inhalt, Schüler mit mehr Unterricht schneiden besser ab.
Die Qualitätsdebatte fängt genau an dem Punkt an. Der Unterricht muss stattfinden, und zwar muss er am besten durch qualifiziertes Personal abgehalten werden.
Frau Kollegin Morsblech hat eben zu Recht gesagt, es sei besser, wir schafften echte Planstellen, um diese Dinge in den Griff zu bekommen.
Frau Ministerin, in dem Zusammenhang sage ich noch einmal: In der Großen Anfrage sind Tabellen enthalten. Auf der einen Seite sieht man, wie viele Abgänger es gibt – also die Studierenden abziehen –, und auf der anderen Seite, wie viele in den Ruhestand gehen.
Ja, das ist ganz einfach. Man muss die einfach nur voneinander abziehen, und dann kann man auch schauen – – –
Ja, selbstverständlich. Das habe ich gehört. Aber, Frau Brede-Hoffmann, haben Sie auch schon einmal gehört, dass Leute abwandern?
Ich kann Sie gern einmal in den Kreis Altenkirchen einladen und Ihnen dazu berichten, wie viele in die Nachbarländer abwandern, weil die Bedingungen einfach besser sind. Auch das ist wahr. Dabei bemühen sich die Schulleiter wirklich mit allen Kräften, um diese Situation zu bewältigen. Auch das sehen wir.
Nur verstehe ich einfach nicht, wie man sich immer wieder hierhin stellen und sagen kann: Es gibt so gut wie keine Probleme, und wenn es einmal lokal ein Problem gibt, lösen wir das. – Nein, so ist das nicht. Die Wahrheit sieht anders aus. Es fängt damit an, dass es besser wird, wenn man die Wahrheit einfach einmal zur Kenntnis nimmt.
Es kann doch nicht so sein, wie es hier am laufenden Band stattfindet: Sie entwickeln irgendetwas Neues, und am Tag danach ist das schon ein Erfolg. Ich finde, wenn eine Schulstrukturreform gemacht wird, muss man sie erst einmal ein oder zwei Jahre wirken lassen, bevor man beurteilen kann, was daraus geworden ist.
Das ist nicht wahr. Sie stellen immer alles – Sie haben eben schon wieder Zahlen genannt – direkt als Erfolg dar. Ich sage vielmehr, dass wir erst einmal kleine
Schritte machen sollten. Die kleinen Schritte fangen mit dem Unterricht an. Wenn der strukturelle Unterrichtsausfall wegfallen würde und wir Lehrer hätten, die im Krankheitsfall einspringen könnten, wären wir ein ganzes Stück weiter. Wir alle wissen doch – der Kollege Keller hat das jahrelang gemacht, muss ich Ihnen das noch einmal vorrechnen? –,
dass Sie das, auch was die hundertprozentige Unterrichtsversorgung betrifft, immer schöngerechnet haben. Sie haben in den Sonderschulen von vornherein Prozente abgezogen. Das ist doch bekannt. Deswegen muss man an der Stelle nachlegen. Frau Kollegin Dickes wird Ihnen gleich noch einmal genau sagen, in welchen Unterrichtsfächern Stunden ausfallen. Auch das ist bekannt. Man muss nur einmal in die Schulen gehen. Nur haben die Schulen mittlerweile Angst, etwas öffentlich zu sagen. Auch über diese Geschichte könnten wir einmal nachdenken.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Unterrichtsversorgung ist ein absolut wichtiges Thema, und es ist ein Thema, bei dem es sich lohnt, sich absolut seriös damit auseinanderzusetzen.
Deswegen muss man tief in die Zahlen einsteigen. Man muss sich die Mühe machen, alles, was in diesen Tabellen steht, zu lesen. Man kann auch nicht einfach das, was in der einen Tabelle steht, von dem, was in der anderen Tabelle steht, abziehen. Das sind ganz unterschiedliche Bezugspunkte.
Aber ich bin sehr gespannt. Wir werden im Ausschuss sicherlich darüber diskutieren. Auf die Rechnung, die Sie mir dann vorlegen, bin ich gespannt. Darum bitte ich Sie. Sie haben das eben hier gesagt. Dann würden Ihrer Aussage Zahlen zugrunde liegen, und mit denen möchte ich mich gern seriös auseinandersetzen. Sie dürfen davon ausgehen, dass ich das bei der Beantwortung der Großen Anfrage intensiv gemacht habe und deswegen relativ genau weiß, was dort drinsteht. Ich möchte Sie bitten, das, was Sie eben hier gesagt haben, im Ausschuss mithilfe von Zahlen darzustellen, damit man die Chance hat, sich seriös mit diesen Vorwürfen auseinanderzusetzen.
Die Unterrichtsversorgung ist uns ein zentrales Anliegen. Deswegen ergreifen wir seit Jahren eine Reihe von Maßnahmen, speziell auch wieder zu diesem Schuljah
resbeginn. Ich stimme Frau Kollegin Morsblech ausdrücklich zu, wenn sie sagt, dass die Situation nach Schularten und nach Fächern differenziert ist.
Da der Bedarf im Gymnasium im Moment in der Tat besonders groß ist – das hat demografische Gründe, aber auch Gründe, die in der Fächerstruktur liegen –, war es notwendig, besondere Maßnahmen für das Gymnasium zu ergreifen, ohne die anderen Schularten dabei zu vernachlässigen. Aber es kann überhaupt nicht davon geredet werden, dass wir nicht auf die Gymnasien geachtet hätten. Wir haben vorgezogene Einstellungen vorgenommen, hauptsächlich im Gymnasium. Wir haben schulscharfe Bewerbungsverfahren durchgeführt, hauptsächlich im Gymnasium. Wir haben im Gymnasium zusätzliche Seminare eingerichtet, um auf diese Situation zu reagieren. Wir spielen die Schulformen also nicht gegeneinander aus, und dafür gibt es auch überhaupt keinen Grund. Die Schulstrukturreform ist gut gestartet, und auf das Gymnasium legen wir ein besonderes Augenmerk.
Übrigens auch da nicht nur bei der Lehrerversorgung: Wir haben zum Schuljahresbeginn – Frau BredeHoffmann hat darauf hingewiesen – vier neue Gymnasien mit neunjährigem Bildungsgang und vier neue Gymnasien mit achtjährigem Bildungsgang an den Start gebracht, entsprechend den Wünschen, die die Eltern geäußert haben. Wir gehen an diese Frage sehr stark unter dem Aspekt heran, wie wir das, was schulpolitisch sinnvoll ist, mit den Wünschen der Eltern in Einklang bringen können. Das gelingt uns gerade im Rahmen der Schulstrukturreform in einem hohen Maße.
Jetzt will ich etwas zur Situation des Nachwuchses in Rheinland-Pfalz sagen. Ich will gar nicht sagen, dass wir kein Problem hätten und die Insel der Glückseligen seien. Aber ich will schon sagen, uns wird von wissenschaftlicher Seite bescheinigt, dass Rheinland-Pfalz seine Hausaufgaben deutlich besser gemacht hat als andere;
denn die Studierendenzahlen steigen bei uns. Sie steigen, weil wir die Seminare kontinuierlich ausgebaut haben. Ich will hier nicht darauf rekurrieren, welche Situation wir 1991 vorgefunden haben. Sie können seit 1991 einen kontinuierlichen Anstieg bei den Seminaren verzeichnen.
Beides unterscheidet uns von anderen Bundesländern, sodass Wissenschaftler beim Herunterbrechen der Zahlen auf Rheinland-Pfalz in der Tat zu dem Ergebnis kommen, dass wir rein rechnerisch unseren Bedarf decken können. Damit können wir uns aber noch nicht zufriedengeben, weil eine rechnerische Deckung nicht heißt, dass wir in den entsprechenden Fächern eine Passgenauigkeit haben. Deswegen muss unser Hauptaugenmerk darauf liegen, dass wir eine qualifizierte
An dieser Stelle hat auch Rheinland-Pfalz noch besser zu werden; das bestreite ich überhaupt nicht. Aber man muss die Stelle nennen, wo das Problem liegt. Dann kann man adäquate Antworten geben. Man darf nicht allgemein sagen, das sei alles nichts. Das ist bei Weitem nicht richtig. Wir haben hier deutlich mehr gemacht als andere. Aber auch wir haben noch Probleme.
Lassen Sie mich noch etwas sagen – jetzt habe ich leider meinen Zettel vergessen –: Ich will keine Presseerklärungen von Verbänden vorlegen. Aber wenn schon der VBE, den Sie hier als Kronzeugen aufgeführt haben,
in einer Presseerklärung darauf hinweist, es sei wohl davon auszugehen, dass zwar die Mehrheit der Realschulen plus sehr gut versorgt sei, es aber noch fächerspezifisch Probleme gebe, muss ich Ihnen ehrlich sagen: Das ist eine ziemlich differenzierte Stellungnahme, mit der man auch differenziert umgehen kann. – Lesen Sie das in der Presseerklärung vom 24. August nach. Ich habe sie dort liegen; ich kann es Ihnen auch gern zeigen.
(Dr. Rosenbauer, CDU: Ich habe sie selbst! Da können Sie sehen, welche differenzierte Wahrnehmung ich da habe!)
Man muss sehen, wie differenziert die Aussagen sind. Dann bekommt man einen differenzierten Blick auf die Situation.