.......................................................................................................................................... 5600 Abg. Baldauf, CDU:................................................................................................................. 5567, 5568, 5569 Abg. Bracht, CDU:.....................................................................................5567, 5568, 5576, 5586, 5590, 5591 Abg. Dr. Enders, CDU:................................................................................................................................ 5591 Abg. Dr. Schmitz, FDP:........................................................................................ 5564, 5565, 5566, 5580, 5594 Abg. Dr. Wilke, CDU:......................................................................................................................... 5568, 5570 Abg. Eymael, FDP:...................................................................................................................................... 5590 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:................................................................................................................... 5575 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:............................................................................................................... 5565 Abg. Frau Ebli, SPD:.................................................................................................................................... 5592 Abg. Frau Fink, SPD:................................................................................................................................... 5573 Abg. Frau Schäfer, CDU:................................................................................................................... 5565, 5579 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:................................................................................... 5575, 5576, 5591 Abg. Frau Schneider, CDU:............................................................................................................... 5570, 5575 Abg. Frau Thelen, CDU:.................................................................................................................... 5569, 5570 Abg. Guth, SPD:........................................................................................5562, 5564, 5565, 5566, 5577, 5582 Abg. Hartloff, SPD:.................................................................................................................. 5569, 5584, 5589 Abg. Hüttner, SPD:............................................................................................................................ 5566, 5596 Abg. Lammert, CDU:................................................................................................................................... 5598 Abg. Licht, CDU:................................................................................................................................ 5569, 5570 Abg. Mertin, FDP:........................................................................................................................................ 5587 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 5583 Abg. Strutz, FDP:............................................................................................................................... 5571, 5573 Bruch, Minister des Innern und für Sport:.......................................................................................... 5571, 5573 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:.......................................... 5595 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:........................ 5562, 5564, 5565, 5566....................................................................................................................................... 5567, 5573, 5575, 5581 Lewentz, Staatssekretär:............................................................................................................................. 5601 Stadelmaier, Staatssekretär:......................................................................................... 5567, 5568, 5569, 5570 Präsident Mertes:...................................................................5562, 5564, 5565, 5566, 5567, 5568, 5569, 5570...................................................................................................................5571, 5573, 5574, 5575, 5576, 5577 Vizepräsident Bauckhage:.....................................................5579, 5580, 5581, 5582, 5583, 5584, 5586, 5587...................................................................................................................5589, 5590, 5591, 5592, 5593, 5595 Vizepräsident Schnabel:...................................................................................... 5596, 5598, 5600, 5601, 5603
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße Sie sehr herzlich zur 94. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.
Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich die Kollegen David Langner und Dr. Gisela Born-Siebicke. Herr Abgeordneter Langner führt die Redeliste.
Entschuldigt sind für heute Frau Vizepräsidentin Hannelore Klamm sowie die Abgeordneten Marlies KohnleGros, Elfriede Marmann-Kunz und Fritz Presl sowie die Staatssekretäre Alexander Schweitzer und Dr. Rüdiger Messal.
Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Jens Guth, Margit Mohr, Ulla Brede-Hoffmann und Dr. Lars Kützing (SPD), Verlagerung von Fluglärm durch mögliche Änderungen der Flugrouten am Flughafen Frankfurt/Main – Nummer 5 der Drucksache 15/4731 – betreffend, auf.
1. Welche Kenntnisse hat die Landesregierung zu geplanten Änderungen der Flugrouten am Flughafen Frankfurt/Main im Einzelnen und wann sollen diese umgesetzt werden?
2. Welche Auswirkungen hätte dies auf die Gemeinden in Rheinland-Pfalz, insbesondere im rheinhessischen Landesteil und für die Landeshauptstadt Mainz?
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD-Fraktion, Sie schenken dem Vortragenden relativ wenig Aufmerksamkeit!
3. Hält es die Landesregierung für notwendig, dass zukünftig Land und stark betroffene Kommunen bei gravierenden Änderungen der Flugrouten am Flughafen Frankfurt/Main ein qualifiziertes Mitspracherecht erhalten, insbesondere dann, wenn mit einer erheblichen zusätzlichen Lärmbelastung zu rechnen ist?
4. Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass es durch Fluglärm, insbesondere in der Nacht, zu gesundheitlichen Risiken bei der betroffenen Bevölkerung kommen kann?
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die rheinland-pfälzische Landesregierung steht aufgrund der Struktur- und Beschäftigungswirkungen des Ausbaus des Flughafens Frankfurt/Main zu diesem Vorhaben. Andererseits ist der Schutz der Gesundheit der vom Fluglärm betroffenen Menschen sicherzustellen. Unzumutbare Belästigungen sind zu vermeiden. Die Landesregierung hat sich daher bei den verschiedenen Planungsverfahren dafür eingesetzt, dass die mit dem Flughafen Frankfurt/Main verbundenen Lärmbeeinträchtigungen möglichst gering bleiben.
Die Landesregierung hält es für inakzeptabel, dass die hessische Landesregierung das zugesagte Nachtflugverbot nicht umsetzt.
Sie sieht deshalb in den bisherigen Entscheidungen des Verwaltungsgerichtshofs Kassel zum Planfeststellungsbeschluss eine klare Bestätigung ihrer Forderung, in der Gesamtabwägung dem Lärmschutz der Bevölkerung das gebührende Gewicht beizumessen.
Zu Frage 1: Derzeit werden Mainz und Rheinhessen hauptsächlich bei Ostwindwetterlagen durch Anflüge belastet. In der Nacht besteht bislang eine spezielle Abflugroute, die auf rheinland-pfälzischem Gebiet über Nierstein, Harxheim und Nieder-Olm verläuft und sich bei Ober-Olm aufspaltet, die sogenannte SüdwestUmfliegung.
Nach den Planfeststellungsunterlagen des Flughafenbetreibers Fraport zum Bau der neuen Landebahn Nordwest sollen die Flugbewegungen auf der SüdwestUmfliegung in den Nacht- und Tagstunden bei West
windwetterlagen weiter steigen. Der Umfang der Belegung dieser Route ist nach Aussagen der Deutschen Flugsicherung noch offen. Hinzu kommen voraussichtlich weitere Lärmbelästigungen am Tage bei Westwind durch eine neue Abflugroute.
Bisher sind die Abflüge bei der bestehenden Nord- oder Südbahn bei Westwind direkt nach Norden bzw. Nordwesten über den Taunus erfolgt. Jets, die von der bestehenden Nord- und Südbahn starten, werden nach dem Ausbau verstärkt eine neue Route nehmen, die südlicher verläuft als heute. Die neue Strecke verläuft auf rheinland-pfälzischem Gebiet über Laubenheim, Weisenau und Teilen der Innenstadt bzw. über Bodenheim, Klein-Winternheim oder Ober-Olm.
Die Deutsche Flugsicherheit führt für diese neue, südlich verlaufende Abflugroute Sicherheitsgründe an. Hintergründe hierfür seien Flugzeuge, die bei Westwind aus Osten kommen, auf der neuen Nordwestbahn landen wollen und bei Notfällen durchstarten müssen. Mit der neuen Südroute soll vermieden werden, dass sich durchstartende Flugzeuge mit regulär startenden Jets kreuzen, die auf der bisherigen Tambun-Route in nördlicher Richtung über den Taunus abfliegen. Das neue Flugroutenkonzept soll mit Inbetriebnahme der neuen Landebahn Nordwest in der zweiten Jahreshälfte 2011 umgesetzt und verbindlich festgelegt werden.
Zu Frage 2: Durch die neue Landebahn Nordwest werden nach jetziger Einschätzung bis zu 250.000 zusätzliche Flugbewegungen pro Jahr möglich sein. Die Lärmbelastung im Rhein-Main-Gebiet wird daher zwangsläufig weiter zunehmen.
Sollten die von der Deutschen Flugsicherheit geplanten neuen Abflugrouten umgesetzt werden, ist mit einer weiteren deutlichen Zunahme der Lärmbelastung über Mainz und Rheinhessen zu rechnen. Im Ergebnis wären die Stadt Mainz und Rheinhessen nicht nur durch Anflüge bei Ostwind – Betriebsrichtung 07 –, sondern zukünftig auch durch Abflüge bei Westwind – Betriebsrichtung 25 – mit Fluglärm belastet.
Nach Angaben des Forums „Flughafen und Region“, dem Nachfolger des Regionalen Dialogforums, sollen am 29. Juni 2010 Vorschläge des Expertengremiums „Aktiver Schallschutz und Antilärmpakt“ vorgestellt werden. Es bleibt abzuwarten, ob und in welchem Umfang die Stadt Mainz und das angrenzende Rheinhessen von den Auswirkungen des Maßnahmenpaketes profitieren können. Unabhängig hiervon haben die grundsätzlichen Planungen der Deutschen Flugsicherheit hinsichtlich der Neuordnung des Flugroutensystems für Abflüge bei Westwind nach wie vor Bestand.
Bei der Gestaltung von Flugrouten sind umfangreiche Vorgaben der Internationalen Zivilen Luftfahrtorganisation – ICAO – zu beachten. Da es sich hierbei um eine sehr komplexe Materie handelt, beabsichtigt die Landesregierung daher, die von der Deutschen Flugsicherheit erstellte Konzeption gutachterlich prüfen zu lassen. Wesentliche Aufgabe des Gutachtens wird es sein, das Flugroutenkonzept der Deutschen Flugsicherung zu überprüfen und die Möglichkeiten alternativer Flugrouten
auszuloten. Ziel der Studie ist die Verminderung der Fluglärmbelastung für die rheinland-pfälzische Bevölkerung.
Die Vorbereitungen für die Vergabe einer solchen luftverkehrstechnischen Expertise haben inzwischen begonnen. Mit dem Ergebnis der gutachterlichen Prüfung wird nach dem jetzigen Verfahrensstand bis Ende des Jahres 2010 gerechnet. Das Land Rheinland-Pfalz steht in diesem Zusammenhang auch mit der Stadt Mainz im Gespräch, um alle Möglichkeiten für eine weniger belastende Gestaltung der Flugrouten für Mainz und Rheinhessen auszuloten.
Zu Frage 3: Die Flugrouten werden von der Deutschen Flugsicherheit erarbeitet und dem Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung – BAF – zur Entscheidung vorgelegt. Rechtsverbindlichkeit erhalten die Flugrouten erst mit dem Erlass einer Rechtsverordnung durch das BAF im Benehmen mit dem Umweltbundesamt. Rechtliche Möglichkeiten des Landes und der Kommunen zur wirksamen Einflussnahme auf die Flugrouten sind daher derzeit nicht gegeben. Hinsichtlich der Festlegung von Flugrouten weise ich darauf hin, dass für die beteiligten Stellen auf Bundesebene die Sicherheit und Leichtigkeit des Luftverkehrs im Vordergrund stehen. Aspekte des Lärmschutzes sind zwar in der Gesamtabwägung zu berücksichtigen, diese sind aber im Ergebnis bedauerlicherweise nachrangig. Die Einräumung eines qualifizierten Mitspracherechts bei der Flugroutenfestlegung für ein Land bzw. für Kommunen würde eine Änderung der maßgeblichen Bundesbestimmungen in der Luftverkehrsordnung erfordern.
Dies ist kurzfristig bis zur Festlegung der neuen Flugrouten für den Flughafen Frankfurt/Main bis Ende des Jahres 2011 nicht zu erwarten. Vor diesem Hintergrund strebt die Landesregierung zumindest an, zukünftig in der Fluglärmkommission für den Flughafen Frankfurt/Main vertreten zu sein, um sich aktiv in die Fluglärmdiskussion einbringen zu können.
Zu Frage 4: Der Schutz der Gesundheit der vom Fluglärm betroffenen Menschen hat für die Landesregierung einen hohen Stellenwert. Ungeachtet der Diskussionen in der Fachwelt über die wissenschaftliche Tragfähigkeit der aktuellen Studien von Professor Greiser ist unbestritten, dass Lärm im Allgemeinen zu Erkrankungen führen kann. Fluglärm wird dabei als besonders belastend und störend empfunden.
Die Landesregierung hat deshalb bereits im November 2009 einen Entschließungsantrag im Bundesrat zur Verbesserung des Verkehrslärmschutzes eingebracht. In dem Antrag wird die Bundesregierung unter anderem aufgefordert, den luftverkehrsrechtlichen Schutz zum Schutz der Bevölkerung gegen Fluglärm zulasten des Ruhebedürfnisses der Bevölkerung in den Nachtstunden nicht zu verändern.
Die Landesregierung vertritt dabei den klaren Standpunkt, dass die bisherigen Regelungen im Luftverkehrsgesetz zur Begrenzung von Nachtflügen zukünftig nicht wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden dürfen.
Im Bundesrat steht eine abschließende Beschlussfassung über den Entschließungsantrag derzeit noch aus. Nach Informationen der Landesregierung bereitet das Bundesverkehrsministerium derzeit eine Änderung des Luftverkehrsgesetzes vor, mit der die Anforderungen an die Zulässigkeit von Nachtflügen zukünftig vermindert werden sollen.
Im Zuge der Beratungen im Bundesrat wird auch das Land Hessen letztlich Farbe bekennen müssen, welchen Stellenwert es dem Schutz der Anwohner am Flughafen Frankfurt/Main beimisst oder nicht. Die rheinlandpfälzische Landesregierung fordert im Interesse der Glaubwürdigkeit der Politik, dass das ehemals versprochene Nachtflugverbot für den Flughafen Frankfurt/Main nicht infrage gestellt werden darf.
Herr Minister, in der Vorlage für den Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr vom 21. Juni 2010 ist eine Statistik auf Seite 2 enthalten, in der man bezüglich der Flugroutenbelegungen den Ist-Zustand mit dem Planungsfall 2020 vergleicht. Unter „Neue Route“ wird aufgeführt: Derzeit Tag null, also keine Flugbewegungen, und auf der neuen Route 36.184. Entspricht das der Wirklichkeit, oder ist das ein Fehler in der Dezimalstelle?