Protokoll der Sitzung vom 01.08.2012

Ich kann heute noch nicht nach Prüfung von mir selbst aus der jeweiligen damaligen Sicht erkennen, wo ich hätte sagen müssen oder gar können,

(Licht, CDU: Weil Sie es nicht hören wollten! Das war der Grund! Sie wollten es nicht hören!)

wo ich hätte objektiv sagen können: Jetzt werden bestimmte Entscheidungen von Ressorts oder von Geschäftsführungen politisch angehalten mit allen Folgen, die damit verbunden sind.

(Baldauf, CDU: Wer hat denn die Richtlinien- kompetenz?)

Ich will das in aller Deutlichkeit sagen: Das ändert nichts an der Gesamtverantwortung.

(Licht, CDU: Ja! – Zuruf von der CDU: So ist das!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es wird jetzt sicherlich wiederholt, was öffentlich deutlich gemacht worden ist, nämlich mein Rücktritt gefordert. Natürlich befasst man sich auch mit einer solchen Frage. Ich sehe zu einer solchen Konsequenz deshalb keinen Anlass,

(Zuruf der Abg. Frau Thelen, CDU)

weil es meine Aufgabe ist, dieses Land im Auftrag der Wählerinnen und Wähler zu führen und dort, wo Probleme entstanden sind, auch aufgrund von politisch zu verantwortenden Fehlern, die gemacht worden sind, daraus wieder eine Zukunftsperspektive entstehen zu lassen.

(Zuruf der Abg. Frau Thelen, CDU)

Diesen Weg will ich gehen, und dafür stehe ich, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben

(Zuruf des Abg. Bracht, CDU)

in den Jahren meiner Regierungsverantwortung

(Licht, CDU: Immer die Moral bei anderen eingefordert!)

annähernd 700 große Projekte und größte Projekte, im Wesentlichen

(Zuruf der Abg. Frau Thelen, CDU)

ich werde Ihnen nicht antworten – Projekte, die etwas mit dem Abzug amerikanischer, französischer Streitkräfte und der Bundeswehr zu tun hatten, abgewickelt,

(Zuruf des Abg. Baldauf, CDU – Weitere Zurufe aus dem Hause)

wobei auch einmal Fehler passieren können.

(Zuruf des Abg. Bracht, CDU)

Wer könnte von sich behaupten, dass ihm bei so vielen Projekten nie ein Fehler unterläuft? Den müssen Sie mir erst einmal zeigen.

(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU – Baldauf, CDU: Jetzt haben wir hier Konver- sionspolitik!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will deutlich machen, dass es darum geht, noch einmal einen Blick auf die einzelnen Schritte, um die es ging, zu werfen. Wer sich die Geschichte des Nürburgrings in Erinnerung ruft, weiß: Von Anfang an, schon als die Planungen zu Kaisers Zeiten vorgenommen worden sind, ging es darum, den Ring aus rein strukturpolitischen Grünen in diese Region Nürburg zu bauen.

(Zuruf des Abg. Baldauf, CDU, und der Abg. Frau Thelen, CDU)

Hätte man andere Gründe gewählt, nämlich in ein Ballungsgebiet zu gehen, wäre man dort nicht hingegangen. Diese Gründe, strukturpolitische Impulse im Bereich Ahr zu setzen, waren damals richtig, sie waren richtig, als die Formel-1-Strecke gebaut worden ist, obwohl dann die Formel 1 über viele Jahre nicht gefahren ist, und sie sind dem Prinzip nach richtig gewesen, als es darum ging, bei einer steigenden Konkurrenz hinsichtlich solcher Rennstrecken auf der Welt und im größer gewordenen Europa die Zukunftsfähigkeit und die Chancen zu verbessern.

(Bracht, CDU: Altersmodell zugrunde gelegt!)

Diese Grundüberlegung ist nach wie vor richtig. Es gilt, in solche Regionen Menschenströme und mit ihnen auch Geldströme zu lenken, um Impulse in die Wirtschaft zu setzen.

(Bracht, CDU: Das haben Sie jetzt geschafft! – Zurufe von der CDU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist heute klar, dass, wenn die Entscheidung erneut zu treffen wäre, sie in deutlich kleineren Dimensionen stattfinden würde.

(Bracht, CDU: Aha! Wieso damals nicht?)

Und es ist auch klar, dass eine Reihe von Zwischenschritten, die gegangen worden sind, heute nicht mehr gegangen würden. Dennoch bleibe ich dabei: Es war prinzipiell richtig und notwendig, in das eigene Eigentum zu investieren. Die Fehler machen diese Grundüberzeugung nicht falsch.

(Heiterkeit bei der CDU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, nach der gescheiterten Privatfinanzierung ging es darum, erneut einen Weg in die Zukunft zu finden.

(Bracht, CDU: Den habt ihr ja gefunden!)

Eines möchte ich an dieser Stelle allerdings auch sagen. Ich lese immer wieder und höre Behauptungen, das alles sei geschehen, weil der Nürburgring mein persönliches Prestigeobjekt sei.

(Zuruf von der CDU: Sicher! – Pörksen, SPD: So ein Quatsch!)

Ich will Ihnen in aller Deutlichkeit sagen: Wenn in den vielen Jahren meiner politischen Arbeit etwas für mich Prestigeobjekt war, dann ging es um Entscheidungen darüber,

(Zuruf von der CDU)

wie junge Menschen in diesem Land, unabhängig davon, aus welchem Elternhaus sie kommen, alle Bildungsgänge, die unser Staat bereithält, erreichen können. Das sind für mich Prestigefragen der Politiker, die handeln, und meine Prestigemaßstäbe und nicht irgendein Bauwerk. So habe ich nie gedacht. Ich bitte, mir das abzunehmen, meine Damen und Herren.

(Beifall der SPD und des BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Bracht, CDU: Dafür haben Sie jetzt ja Zeit! – Zuruf der Abg. Frau Thelen, CDU)

Ich will fortführen – –

(Zurufe von der CDU – Glocke des Präsidenten)

Meine Damen und Herren!

Frau Kollegin, auch wenn mir der Vogel gezeigt wird, werde ich ruhig weiterreden.

(Zuruf der Abg. Frau Thelen, CDU)

Sie haben mir gerade den Vogel gezeigt. Ob das Politik ist, weiß ich nicht. Aber das müssen Sie für sich selbst ausmachen.

(Baldauf, CDU: Ich kann mich gut erinnern!)

Ich will fortfahren in dem, was die nächsten Schritte gewesen sind. Wir haben im März 2010 einen Neuanfang gesucht und einen Ansatz gewählt, der auf der Grundlage – – –

(Bracht, CDU: Zugesagt haben! Sagen Sie das mal zuerst! – Zurufe von der CDU)