........................................................................................................... 1979, 1980, 1992, 1996 Abg. Dr. Konrad, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................... 1968 Abg. Dr. Weiland, CDU:............................................................................................................................... 1983 Abg. Frau Beilstein, CDU:........................................................................................................................... 1977 Abg. Frau Dickes, CDU:.......................................................................................................... 1961, 1966, 1968 Abg. Frau Fink, SPD:................................................................................................................................... 1981 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:........................................................................................................... 1957, 1977 Abg. Frau Neuhof, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................ 1979 Abg. Frau Ratter, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................ 1963, 1967 Abg. Frau Raue, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................. 1971, 1976 Abg. Frau Sahler-Fesel, SPD:........................................................................................................... 1958, 1960 Abg. Frau Schellhammer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................. 1982 Abg. Frau Schneider, CDU:......................................................................................................................... 1980 Abg. Frau Spiegel, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................. 1956, 1960 Abg. Gies, CDU:.......................................................................................................................................... 1978 Abg. Heinisch, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................................. 1978 Abg. Henter, CDU:....................................................................................................................................... 1981 Abg. Hüttner, SPD:.................................................................................................................. 1970, 1975, 1979 Abg. Johnen, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................. 1994, 1996, 1997 Abg. Lammert, CDU:......................................................................................................................... 1969, 1974 Abg. Noss, SPD:.......................................................................................................................................... 1977 Abg. Oster, SPD:............................................................................................................................... 1960, 1965 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................................... 1982 Abg. Schmitt, CDU:...................................................................................................................................... 1999 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 1985 Abg. Schwarz, SPD:.................................................................................................................................... 1998 Abg. Steinbach, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................ 1989 Abg. Wansch, SPD:..................................................................................................................................... 1987 Abg. Wehner, SPD:..................................................................................................................................... 1991 Dr. Griese, Staatssekretär:.......................................................................................................................... 1979 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur:.................................. 1964, 1967 Frau Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen:................................................... 1959 Frau Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten:........................... 1999 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:...................................................... 1972, 1978, 1982 Präsident Mertes:............................................................................. 1956, 1957, 1958, 1959, 1960, 1961, 1963............................................................................................................................. 1964, 1965, 1966, 1967, 1968 Vizepräsident Dr. Braun:................................................................. 1992, 1994, 1996, 1997, 1998, 1999, 2001 Vizepräsident Schnabel:.................................................................. 1970, 1971, 1972, 1974, 1975, 1976, 1977............................................................................................................................. 1978, 1979, 1980, 1981, 1982 Vizepräsidentin Frau Klamm:.............................................................................. 1982, 1985, 1987, 1989, 1990
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich eröffne die 32. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz und darf Sie alle herzlich begrüßen.
Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Ellen Demuth und Heiko Sippel. Frau Demuth führt die Rednerliste.
Wir haben heute Frau Ahnen als Geburtstagskind unter uns sitzen. Herzlichen Glückwunsch! Alles Gute für Ihre Zukunft! (Beifall im Hause)
Damit sind wir schon wieder bei der Arbeit, meine Damen und Herren. Der Livestream ist wieder in Ordnung.
Wir haben gestern über die Tagesordnung abgestimmt. Zur Klarheit möchte ich sagen, morgen früh um 09:30 Uhr findet die Abstimmung über den Misstrauensantrag gegen Ministerpräsident Beck statt. Ich bitte Sie, pünktlich anwesend zu sein; denn ich möchte pünktlich beginnen. Damit Sie keine Sorgen haben, das Verfahren ist leicht und erklärbar: In Ihren Schubladen befinden sich drei farblich unterschiedliche Karten mit den Voten Ja, Nein und Enthaltung. Sobald die Abstimmung aufgerufen wird, werden die Stimmenzähler mit der Wahlurne – nennen wir es in diesem Fall „Kelch der Entscheidung“ – durch die Reihen gehen, in die Sie Ihre Karte hineinwerfen. Danach werden die Stimmen ausgezählt.
Gibt es Widerspruch gegen die Tagesordnung für heute und morgen? – Das ist nicht der Fall, dann ist die Tagesordnung so festgestellt.
„Haltung der Landesregierung zur Zukunft des Asylbewerberleistungsgesetzes“ auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 16/1530 –
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom
18. Juli dieses Jahres wurde endlich von einem Gericht schwarz auf weiß festgestellt, was eigentlich schon seit vielen Jahren bekannt ist: Die Höhe der Leistungen des Asylbewerberleistungsgesetzes sind menschenunwürdig niedrig. Seit das Asylbewerberleistungsgesetz 1993 beschlossen wurde, haben wir als GRÜNE auch immer wieder unsere grundsätzlichen menschenrechtlichen Bedenken gegen dieses Gesetz formuliert und fühlen uns nun durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts voll darin bestätigt.
Dieses Gesetz führt zu einem diskriminierenden Ausschluss von Asylsuchenden vom Sozialgeld und der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Die Leistungen, auf die Asylsuchende, Geduldete und Bleibeberechtigte laut Asylbewerberleistungsgesetz Anspruch haben, betragen nur zwei Drittel der Leistungen für Empfängerinnen von Leistungen nach dem SGB II bzw. SGB XII, und die Beträge sind – entgegen § 3 Abs. 3 Asylbewerberleistungsgesetz – seit 1993 niemals angehoben worden und stehen bis heute in D-Mark im Gesetz.
Exakt 1,36 Euro stehen pro Tag für den gesamten persönlichen Bedarf zur Verfügung. Das ist ein skandalös niedriger Betrag. Davon kann man eine MehrwegTragetasche kaufen oder eine Briefmarke, aber, liebe Damen und Herren, davon kann man nicht menschenwürdig leben. Bücher oder Schwimmbadbesuche sind undenkbar, und noch nicht einmal eine Fahrt mit dem Bus ist möglich.
Zudem ist die medizinische Versorgung von Asylsuchenden und Geduldeten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz „auf die unabweisbar notwendige Behandlung akuter Schmerzzustände“ beschränkt. Besonders schwierig ist die Situation dabei für Kinder und Jugendliche; denn ihre Entwicklung, ihre Bildungs- und Zukunftsperspektiven werden von Anfang an beschnitten.
Das Land Rheinland-Pfalz bemüht sich im Rahmen des Möglichen, die bisherigen Spielräume auszuschöpfen, um die Situation für die betroffenen Menschen zu verbessern. Dieses Gesetz hat gravierende Folgen für die Betroffenen; denn sie leben unterhalb des in Deutschland festgelegten soziokulturellen Existenzminimums, und sie sind von der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, vom Zugang zu Bildung, Gesundheit und Arbeit faktisch ausgeschlossen. Die Beträge sind nicht nur viel zu niedrig und erfüllen nicht den verfassungsrechtlichen Anspruch auf Gewährung eines menschenwürdigen Existenzminimums, nein, sie sind auch willkürlich festgesetzt worden. Um unsere grüne Kritik konkret zu machen, fordern wir die Landesregierung auf, sich für die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes einzusetzen.
Asylbewerberinnen und Asylbewerber sollten nicht mehr Leistungen nach diesem Sondergesetz erhalten, sondern sie sollten endlich Anspruch auf die regulären Leistungen nach SGB II bzw. SGB XII erhalten. Spätestens
nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts gibt es keinen Grund mehr dafür, weshalb ein solches Sondergesetz nötig wäre. Damit würden Länder und Kommunen für Flüchtlinge die gleichen Erstattungsleistungen vom Bund bekommen wie für alle anderen Personen auch, wenn sie Leistungen nach dem SGB II oder dem SGB XII erhalten.
Zum Ersten würden wir dem Bundesarbeitsministerium die mühselige und kleinteilige Arbeit ersparen, das Asylbewerberleistungsgesetz dementsprechend zu überarbeiten, und vielleicht hätte die Ministerin dann auch wieder mehr Zeit, über gerechtere Rentenmodelle nachzudenken. – Es wäre dringend notwendig!
Zum Zweiten könnte somit eine langjährige Forderung unter anderem auch von Kirchen, Verbänden und Flüchtlingsinitiativen endlich realisiert werden.
Zum Dritten – und dies ist der wichtigste Punkt – würden wir die Gleichstellung der Menschen in Deutschland um einen ganz wichtigen Punkt vorantreiben.
Dieser wichtige und konsequente Einsatz für eine humane Flüchtlingspolitik und für mehr Gerechtigkeit in unserem Land sollte nach unserem Wunsch in einen hoffentlich erfolgsgekrönten Einsatz der Landesregierung auf Bundesebene für die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes münden.
Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin schon daran gewöhnt, dass – wenn es um solche Themen geht und wenn die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht – man immer sehr genau aufpassen muss, was gesagt wird, weil es manchmal – wie auch schon in der Vergangenheit – nicht immer mit den Tatsachen übereingestimmt hat.
Ich stelle fest, das Bundesverfassungsgericht hat wesentliche Regelungen des Asylbewerberleistungsgesetzes aus dem Jahr 1993 für verfassungswidrig erklärt und hat damit Neuregelungen erforderlich gemacht. Ich möchte dazusagen – Frau Spiegel, das haben Sie nicht gesagt –, dass es bereits seit Längerem eine BundLänder-Arbeitsgruppe gibt, die sich mit den Fragen einer gerechteren, transparenteren und signifikant besseren Ausstattung von Asylbewerbern und von Menschen, die
sich ansonsten in Deutschland aufhalten, beschäftigt. Deswegen konnte auch bereits letzte Woche, nachdem das Bundesverfassungsgerichtsurteil erst wenige Tage alt war, eine Erklärung des Bundessozialministeriums in den Zeitungen nachgelesen werden, in der ausgesagt wird, dass sich die Bund-Länder-Arbeitsgruppe bereits darauf verständigt hat, wesentliche Veränderungen vorzunehmen.
Ich möchte auch ganz kurz zurückblicken auf das Jahr 1993. Diejenigen, die schon länger in diesem Parlament sind oder als Kommunalpolitiker tätig sind, können sich noch genau an die damalige Situation in der Bundesrepublik Deutschland erinnern: Wir hatten eine sehr hohe Zahl von Menschen, die nach Deutschland gekommen sind. Es waren nicht die klassischen Asylbewerber, sondern es bestand die Situation des Krieges in Jugoslawien, die uns viele Bürgerkriegsflüchtlinge beschert hat. Nach sehr langer, intensiver und heftiger Diskussion gab es den sogenannten Asylkompromiss, den seinerzeit auch die SPD auf Bundesebene mitgetragen hat. Damals wurde sogar gemeinsam von CDU/CSU und FDP eine Grundgesetzänderung beschlossen. In diesem Gesetz wurde der damaligen Situation Rechnung getragen – dies ist nun 20 Jahre her, aber es scheint mir dennoch in diesem Kontext wichtig zu sein –, dass damals so viele Menschen nach Deutschland gekommen sind, die keinen individuellen Asylanspruch geltend machen konnten, weil sie aufgrund einer anderen Situation zu uns gekommen sind.
Man ist davon ausgegangen, dass das dann auch ein kurzfristiger Aufenthalt ist und nicht zu einem Dauerzustand wird, weil man gedacht hat, wenn der Krieg zu Ende ist, können sie alle wieder in ihr Heimatland zurück.
Diese Situation hat dazu geführt, dass der Kompromiss zustande kam. Natürlich ist auch diesem Umstand geschuldet gewesen, dass die finanzielle Ausstattung dieser Menschen, also die Alimentierung, relativ gering ausgefallen ist. Man wollte keinen Anreiz an noch mehr Flüchtlinge auf der Welt, in Europa und darüber hinaus setzen, dass sie aufgrund der international vergleichbar hohen sozialen Leistungen tatsächlich nach Deutschland kommen.
In diesem Bereich hat sich ganz viel verändert. Das haben wir in diesem Hause schon oft festgestellt. Deswegen finde ich es ziemlich logisch, was das Bundesverfassungsgericht tatsächlich entschieden hat. Wie gesagt, auf Bundesebene gibt es seit Längerem diese Arbeitsgruppe, die sich auch schon mit diesen Fragen beschäftigt und das eine oder andere schon verändert hat.
Im Hinblick auf die GRÜNEN möchte ich noch sagen, Sie waren auch einmal in der Bundesregierung – ich habe mir gerade noch einmal die Zahlen angeschaut –, nämlich von 1998 bis 2005. Ich hoffe, die Zahlen stimmen jetzt. Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie damals das Gesetz abgeschafft oder irgendwelche signifikanten Veränderungen tatsächlich eingeführt haben. Also deswegen ein klein bisschen Vorsicht!
Ich gehe davon aus, dass wir jetzt in diesem Falle eine wirklich gute Regelung finden werden, die – ich habe es
vorhin schon angedeutet – transparent, nachvollziehbar, effektiv ist und auch den Menschen gerecht wird. Das wollen wir sicherlich alle hier in diesem Hause. Ich denke, das werden wir auch unterstützen.
Ich möchte noch einmal einen Blick auf die BundLänder-Arbeitsgruppe richten. Der Bund hat zwar die Gesetzgebungskompetenz in diesem Bereich, aber die Umsetzung und auch die Kosten liegen tatsächlich bei den Ländern und den Kommunen. Deswegen haben wir deutschlandweit eine sehr unterschiedliche Ausgestaltung, die das Gesetz bisher hergibt, in Bezug auf Sachleistungen oder auch Barleistungen. Sie haben das schon angesprochen, wie z. B. auch im Bereich des Gesundheitsschutzes die Regelungen auch zwischen den unterschiedlichen Gruppen sehr differieren.
Ich bin hoffnungsfroh, dass sich eine gute Lösung finden wird, wie wir das finanziell stemmen werden. Ich denke, dazu wird die Ministerin nachher auch das eine oder andere in ihrem Beitrag sagen.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wieder einmal musste das Bundesverfassungsgericht der schwarz-gelben Bundesregierung in ihr Stammbuch schreiben, dass sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat und nicht auf dem Boden der Verfassung steht.
In ihrem Urteil vom 18. Juli 2012 haben die höchsten Richter unserer Bundesrepublik Deutschland die bisherigen Leistungssätze als evident unzureichend bezeichnet und entschieden, dass die Regelungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz mit dem Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums unvereinbar sind.
Der Gesetzgeber ist verpflichtet, unverzüglich für den Anwendungsbereich des Asylbewerberleistungsgesetzes eine Neuregelung zur Sicherung des Existenzminimums zu treffen.