Ich bedauere es daher sehr, dass die CDU nicht dazu bereit war, diese Anträge jeweils zu unterstützen. Das ist auch ein klares Zeichen an die Unternehmen und Wirtschaftsverbände im Land, wie ernst der CDU die Frage der Nachwuchs- und Fachkräftesicherung jenseits der Aussprache von Großen Anfragen tatsächlich ist und inwieweit sie dabei bereit ist, über parteipolitische Grenzen hinweg einen konstruktiven Dialog zu führen und Probleme in diesem Bereich zu lösen, meine Damen und Herren.
Wir für unseren Teil werden diesen Dialog im Land stetig fortsetzen und gemeinsam mit Unternehmen, mit Wirtschaftsverbänden, mit Kammern und mit Gewerkschaften Strategien und Maßnahmen entwickeln und zukunftsweisende Vorhaben weiterhin unterstützen.
Die Antworten auf die Große Anfrage der CDU zeigen, dass die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen in Rheinland-Pfalz 2012 leicht gestiegen ist, wobei die abgeschlossenen Ausbildungsverträge in diesem Jahr leicht rückläufig waren. Dies ist ein Trend, den wir nicht alleine in Rheinland-Pfalz zu verzeichnen haben, sondern der sich leider bundesweit fortsetzt.
Die Berufsorientierung und Verstärkung der Berufsorientierung kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, den Abstand zwischen Ausbildungsangeboten und Ausbildungsnachfrage weiter zu verringern. Hier bedarf es weiterer Informationsangebote für junge Menschen, die diesen die Alternativen sowie Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt durch die duale Ausbildung aufzeigen.
In diesem Zusammenhang begrüßen wir es ausdrücklich und unterstützen das Vorhaben der Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz, die Berufsorientierung mit Blick auf weiterführende Schulen weiterzuentwickeln.
Diesbezüglich ist von den Kammern geplant, im Jahr 2015 ein Pilotprojekt aufzusetzen, mit dessen Förderung in Rheinland-Pfalz sie tatsächlich eine bundesweite Vorreiterrolle in der Frage der Berufsorientierung an den weiterführenden Schulen übernehmen würden.
Auch das duale Studium bietet im Rahmen der Fachkräftesicherung für alle Beteiligten besondere Vorteile. Den jungen Menschen ist es möglich, ihren Studienwunsch zu verwirklichen. Sie erhalten dabei eine betriebsnahe Vorbereitung auf das spätere Berufsleben. Gleichzeitig gewinnen die Unternehmen qualifizierte Nachwuchskräfte, die sie gezielt und in verhältnismäßig kurzer Zeit auf eine verantwortungsvolle Tätigkeit im Unternehmen vorbereiten können.
Somit sind duale Studiengänge ein wichtiger Baustein für eine sowohl innovative als auch nachhaltige Personalpolitik. Aus diesem Grund werden wir uns weiter dafür einsetzen, Angebote des dualen Studiums in Rheinland-Pfalz auszubauen, zu erweitern, zu verbessern und zu überprüfen.
Meine Damen und Herren, das sind die konkreten Schritte in eine zukunftsfähige Politik für Ausbildung und
Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Wenn wir uns die Ergebnisse der Großen Anfrage der CDU-Fraktion zu den Perspektiven der dualen Berufsausbildung ansehen, sollten wir vor allen Dingen zwei Perspektiven vor Augen haben: Die duale Berufsausbildung ist eine der tragenden Säulen dafür, dass junge Menschen in unserem Land Perspektiven haben, und sie ist auch eine tragende Säule dafür, dass wir eine gute wirtschaftliche Entwicklung haben können.
Bei den Perspektiven für die jungen Menschen können wir derzeit durchaus eine differenzierte Entwicklung sehen. Herr Brandl, ich denke, Sie haben das so skizziert, dass es eine Entwicklung von einem Nachfragemarkt zu einem Angebotsmarkt gibt. Ich würde sagen, die Trends, die die Zahlen offenbaren, sind etwas differenzierter.
Wir können einerseits sehen, dass sich die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber weiterhin auf einem relativ hohen Niveau bewegt. Andererseits können wir aber auch feststellen, dass zunehmend die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze steigt. Ich denke, wir sollten diese Zahlen nicht unbedingt als ein Alarmsignal werten, weil ein gewisser Überhang an Angeboten an Ausbildungsplätzen gerade gut ist, wenn wir ein auswahlfähiges Angebot haben möchten. Darin sollten wir nicht sofort ein Alarmsignal sehen.
Mit der Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber sollten wir uns aber nicht zufriedengeben. Jede unversorgte Bewerberin, jeder unversorgte Bewerber ist einer zu viel. Insofern sollten wir weiterhin entsprechende Anstrengungen an den Tag legen, um auch von den Zahlen weiter runterzukommen. 500 pro Jahr ist durchaus eine Zahl, die problematisch gewertet werden kann.
Um dem zu begegnen, setzt die Landesregierung gerade auf eine enge Verzahnung von Arbeitsmarkt, von wirtschaftspolitischen Kompetenzen, von sozialpolitischen Kompetenzen und auch der Bildungspolitik. Wir haben gestern über eine Stärkung der Berufsorientierung an den Schulen gesprochen. Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Ansatz, um den entsprechenden Trends zu begegnen und für bessere Übergänge zu sorgen.
Wie man es erfolgreich macht, die verschiedenen Kompetenzen zu verzahnen, zeigt gerade der Ovale Tisch der Landesregierung für Ausbildung und Fachkräftesicherung, an dem die beteiligten Ressorts mit den
Playern außerhalb der Landesregierung – mit der Arbeitgeberseite, mit den Gewerkschaften, mit der Bundesagentur für Arbeit – an einem Tisch sitzen. Da haben wir alle Beteiligten an einem Tisch. Dieser Prozess muss unbedingt fortgeführt werden.
Wenn wir über Ausbildung reden, muss es auch um die Attraktivität der Angebote an den berufsbildenden Schulen gehen. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des Rückgangs der Schülerinnenzahlen ist es durchaus ein klares Bekenntnis zur berufsbildenden Schule, dass sich die Koalition, dass sich die Landesregierung entschieden hat, im Zusammenhang mit dem Klemm-Gutachten mehr als 150 zusätzliche Stellen für die berufsbildenden Schulen bereitzustellen, um dort die Unterrichtungsversorgung deutlich zu verbessern. Wenn Sie von Tatenlosigkeit reden, haben Sie das nicht gelesen oder wollen das nicht zur Kenntnis nehmen.
Da gibt es eindeutige Beschlüsse gerade im Zusammenhang mit zurückgehenden Schülerinnenzahlen. Wenn gesagt wird, wir setzen zusätzliche Stellen ein, ist das ein ganz klares Bekenntnis zur berufsbildenden Schule. Das dürfen Sie nicht ignorieren.
Es wird aber weiterhin eine wichtige Aufgabe bleiben – auch für die kommunale Schulentwicklungsplanung –, gemeinsam mit den Betrieben, den Schulen und über die Kreisgrenzen hinweg die berufsbildenden Schulen so zu entwickeln, dass wir in der Fläche ein gutes Angebot an schulischen Möglichkeiten haben.
Es ist in Zeiten des demografischen Wandels wichtig, dass wir auch diese Aufgabe ernst nehmen. Insofern ist die Schulentwicklungsplanung auf kommunaler Ebene – gerade was die berufsbildenden Schulen betrifft – ein ganz interessantes Feld, auf das wir alle auch in unseren Wahlkreisen sehr genau schauen sollten.
Mainz hat jetzt zum Beispiel gemeinsam mit dem Landkreis eine gemeinsame Schulentwicklungsplanung gemacht. Es war nie so, dass in diesem Bereich die Kreisgrenzen Barrieren waren. Da ging schon immer viel über die Kreisgrenzen hinweg, aber das systematisch gemeinsam kommunal zu entwickeln – gemeinsam mit dem Land, das natürlich auch immer mitzureden hat, welche Angebote es vor Ort gibt –, ist eine Aufgabe, die wir weiter vorantreiben müssen.
Ich möchte zusammenfassen: Wir brauchen in unserem Land eine starke Ausbildung im dualen System für die Betriebe, die gut qualifizierte Fachkräfte brauchen, und für die jungen Menschen, die gute Perspektiven brauchen. Insofern müssen wir in unserem Land diese Prozesse weiterführen und müssen gemeinsam mit der
Landesregierung, mit dem Ovalen Tisch und in den Kommunen mit einer starken Vernetzung daran arbeiten, um auf dem Weg weitergehen zu können.
Frau Präsidentin, sehr geehrte Abgeordnete! Herr Brandl, vielleicht habe ich Sie falsch verstanden. Ich bin Herrn Abgeordneten Heinisch sehr dankbar, dass er noch einmal erklärt hat, wie sich der Unterrichtsausfall darstellt. Sie haben einen Konnex hergestellt, den ich äußerst schwierig finde. Sie haben gesagt, der Fachkräftenachwuchs bleibt aus, und dies damit begründet, weil die berufsbildende Schule ausfällt.
Ich bin Mutter von vier Kindern. Das sind mittlerweile junge Erwachsene. Ich habe insbesondere mit meinen Jungs Phasen durchgemacht. Bei diesen war die Berufsorientierung eine richtig schwierige Sache. Man diskutiert als Eltern mit den Jungs und redet sich den Mund fusselig. Wenn ich denen zu diesem schwierigen Zeitpunkt gesagt hätte, macht eine Lehre, da fällt der Unterricht aus, dann hätten sie gesagt: Mach‘ ich sofort, Mama. –
Ich möchte es zu Ende bringen. Meine Jungs sind orientiert in der Ausbildung. Der eine ist jetzt fertig. Ich möchte Ihnen eines sagen. An dieser Stelle müssen wir vielleicht einmal Ihren Ausdruck „Der Fachkräftenachwuchs bleibt aus“ mit dem begründen, was auch als Antwort auf die Anfrage gegeben wurde.
Darin steht nämlich Folgendes: Das Angebot sank aufgrund der Demografie bedingt um 21,3 %. – Das heißt, wir haben weniger Jugendliche gehabt.
Das haben Sie noch nicht gemerkt. Deswegen ist auch das Sinken des Angebots an Ausbildungsplätzen längst nicht so, wie Sie das dargestellt haben. Sie müssen dann schon die Statistik richtig lesen.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist unser Problem, dass wir immer weniger junge Leute haben, die sich bei dem größer werdenden Angebot
Sie haben das selbst dargestellt – so orientieren müssen, dass sie ihren ganz individuellen Weg finden.
Ich glaube – darauf hat Herr Guth eben hingewiesen –, dass genau der Punkt der Orientierung, nämlich wie sich junge Leute heute orientieren, von allen Partnern des Ovalen Tischs aufgenommen wurde. 50 Schulen haben sich am 18. November beteiligt. Wir wollen das Ganze jährlich wiederholen. Es soll in einem Format ähnlich wie dem Girls‘ Day verstetigt werden, an dem wir Mädchen für MINT-Berufe begeistern wollen.
Frau Ministerin, entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche. Der Geräuschpegel ist so hoch, dass die Kolleginnen und Kollegen, die zuhören wollen, wahrscheinlich gar nichts mehr verstehen.