Protokoll der Sitzung vom 18.03.2015

....................................................................................................... 6059, 6061, 6063, 6064 Abg. Bracht, CDU:............................................................................................................................. 6055, 6056 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................... 6062, 6064 Abg. Dr. Konrad, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................. 6061, 6074 Abg. Dr. Weiland, CDU:............................................................................................................................... 6054 Abg. Frau Besic-Molzberger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................................... 6054 Abg. Frau Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................ 6041, 6044 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:............................................................................................................... 6069 Abg. Frau Brück, SPD:................................................................................................................................ 6044 Abg. Frau Dickes, CDU:.............................................................................................................................. 6067 Abg. Frau Scharfenberger, SPD:................................................................................................................. 6073 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:............................................................................................. 6035, 6038 Abg. Frau Schneider, CDU:............................................................................................................... 6046, 6050 Abg. Frau Wieland, CDU:............................................................................................................................ 6071 Abg. Fuhr, SPD:........................................................................................................................................... 6061 Abg. Hartenfels, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................. 6047, 6050 Abg. Heinisch, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................... 6066 Abg. Hüttner, SPD:...................................................................................................................................... 6053 Abg. Klein, CDU:................................................................................................................................ 6034, 6037 Abg. Licht, CDU:................................................................................................................................ 6038, 6043 Abg. Noss, SPD:.......................................................................................................................................... 6039 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................................... 6056 Abg. Schäffner, SPD:................................................................................................................................... 6059 Abg. Schwarz, SPD:.......................................................................................................................... 6045, 6049 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..................................................................... 6033, 6037, 6057 Frau Bätzing-Lichtenthäler, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie:......................... 6075 Frau Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten:........................... 6048 Frau Lemke, Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung:.................................... 6065 Frau Reiß, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur:..................................... 6036, 6070 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:............................................ 6042, 6052, 6055, 6058 Präsident Mertes:......................................................... 6033, 6034, 6035, 6036, 6037, 6038, 6039, 6041, 6042................................................................................................................... 6043, 6044, 6045, 6046, 6047, 6048 Vizepräsident Dr. Braun:........................................................ 6049, 6050, 6051, 6053, 6054, 6055, 6056, 6057 Vizepräsident Schnabel:............................................................................ 6069, 6070, 6071, 6073, 6074, 6076 Vizepräsidentin Frau Schleicher-Rothmund:............... 6058, 6059, 6061, 6062, 6063, 6064, 6065, 6066, 6067

92. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz

am 18. März 2015

Die Sitzung wird um 13:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste! Ich darf Sie zur 92. Plenarsitzung des Landtags herzlich begrüßen. In der Sitzungsführung werden mich die Kolleginnen Frau Simon und Frau Ganster zu Beginn begleiten.

Entschuldigt sind die Kollegen Thomas Günther, Fritz Presl, Herbert Schneiders und Anne Spiegel sowie die Staatssekretäre Dr. Kopf, ab 15:30 Uhr, und Heike Raab.

Wir haben Gäste im Landtag, und zwar aus unserem Partnerland Tschechien, aus Mittelböhmen, Marek Semerád. Herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Wir kommen zur Tagesordnung. Fehlende Drucksachen wurden am 12. März 2015 fristgerecht verteilt. Änderungs-, Alternativ- und Entschließungsanträge werden bei dem jeweiligen Tagesordnungspunkt gesondert aufgerufen.

(Unruhe im Hause)

Meine Damen und Herren, Sie sind entschieden zu laut, es kommt jetzt etwas Kompliziertes.

Für den Fall, dass in der 93. Plenarsitzung am Donnerstag, den 19. März 2015, keine Aussprache zu Mündlichen Anfragen beantragt werden sollte, wird abweichend von der ausgedruckten Tagesordnung die Mittagspause im Anschluss an den Tagesordnungspunkt 13 durchgeführt.

Sie haben alle davon im Ältestenrat Kenntnis erhalten. Wir brauchen darüber die Diskussion nicht mehr zu führen.

Gibt es Wünsche zur Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall, dann ist die Tagesordnung so beschlossen.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Die Friedensakademie als Teil des rheinlandpfälzischen Beitrags für eine nachhaltige

Friedenspolitik“

auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/

DIE GRÜNEN

Drucksache 16/4750 –

Für jedes Thema stehen in der ersten Runde fünf Minuten Redezeit und in der zweiten zwei Minuten zur Verfügung.

Herr Wiechmann, Sie haben das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir erleben zurzeit eine dramatische weltpolitische Situation. Heute fliehen überall auf der Welt so viele Menschen vor Gewalt, Kriegen und Konflikten wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Allein in Rheinland-Pfalz werden in diesem Jahr bis zu 15.000 Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten zu uns kommen, erwartet.

Dabei erreichen die internationalen Konflikte ganz neue, traurige Dimensionen. In der Ukraine finden kriegerische Auseinandersetzungen bis heute, bis zur Stunde direkt vor unserer Haustür statt. Gleichzeitig häufen sich quasi alltäglich die Schreckensmeldungen zu immer neuen Gewalttaten der Terrororganisationen Boko Haram oder Islamischer Staat, ganz zu schweigen von den andauernden Bürgerkriegen in Syrien und an vielen anderen Konfliktherden in dieser Welt.

Außenminister Steinmeier hat es kürzlich so ausgedrückt: Die Welt ist aus den Fugen geraten. – Das ist ein, sagen wir einmal, sehr europäisch geprägter Blick auf die Situation. Aber er beschreibt ziemlich bildlich, was viele von uns in diesem Hause denken und empfinden.

Vor diesem Hintergrund der aktuellen Weltpolitik ist es unserer Meinung nach absolut richtig, notwendig und zwangsläufig, als Land Rheinland-Pfalz weiterhin Verantwortung zu übernehmen und unseren, wenn auch eher kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass eine nachhaltige Entwicklung und Friedenspolitik auf dieser Welt geleistet werden kann.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Professor Klaus Töpfer hat es bei der Auftaktveranstaltung der Friedensakademie auf dem Hambacher Schloss so ausgedrückt, er hat z. B. unsere viel beachtete Partnerschaft mit Ruanda genannt und dass uns diese Partnerschaft quasi verpflichtet, sich über Frieden, Friedenserhaltung, Friedensprävention und die Einbindung der Menschen in diesen Prozess sehr genau zu informieren, dazu zu forschen und dazu substanzielle Beiträge zu liefern.

Deshalb haben wir in Rheinland-Pfalz den Aufbau der Friedensakademie in den vergangenen Jahren und Monaten vorangetrieben. Nur wenn wir die bestehenden Konflikte analysieren und die Hintergründe und die Zusammenhänge kennen, können wir entsprechende Lösungsansätze entwickeln. Genau dies ist eine der Aufgaben der Friedensakademie. Sie soll lösungsorientiert Forschung und Lehre betreiben. Sie soll Friedensfachkräfte ausbilden und die verschiedenen friedenspolitischen Initiativen in unserem Land vernetzen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, gerade die westliche Welt, gerade wir in der westlichen Welt müssen uns unserer Verantwortung und der drängenden

Fragen der zukünftigen Friedenssicherung annehmen. Zukünftiger Frieden hängt wesentlich von gerechten Handelsstrukturen, von der Befriedigung grundlegender Bedürfnisse und einer Lebensperspektive für jede und jeden Einzelnen ab.

Professor Töpfer hat uns sehr eindrücklich an diese, an unsere Verantwortung erinnert. Er hat in diesem Rahmen darauf hingewiesen, dass diese Verantwortung über jeglichem sonstigen parteipolitischen Gezänk zwischen Opposition und Regierung stehen müsse.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Weil das so ist, lade ich Sie ganz offen und ehrlich – Sie Frau Klöckner, Sie und Ihre Fraktion, die CDU – sehr herzlich zu unserer Veranstaltung, der grünen Landtagsfraktion, am 21. April um 18:00 Uhr, ein, bei der die Friedensakademie sich und ihre Arbeit vorstellen wird. Man kann unterschiedlicher Meinung sein. Man sollte sich aber vorher informieren. Wir laden Sie ein, informieren Sie sich. Dann streiten wir zusammen auf einer gemeinsamen Basis.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Meine Damen und Herren, das Entscheidende ist, wir wollen mit dieser Friedensakademie zeigen, dass wir uns nicht damit abfinden, dass bei uns in Deutschland, bei uns im Westen die Ausgaben nur für Militär und Rüstung weiter steigen. Wer Frieden will, der muss etwas dafür tun. Ein Teil unseres Beitrags dazu ist die Friedensakademie, in der ganz konkret Friedensarbeit gemacht werden wird, die als besondere wissenschaftliche Einrichtung an der Universität Koblenz-Landau installiert worden ist und sich etablieren wird.

(Glocke des Präsidenten)

Wir zeigen damit eines sehr deutlich: Eine friedliche Welt ist möglich, wir müssen alle allerdings dafür etwas tun.

Herzlichen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Herr Klein, Sie haben das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Das Engagement vor Ort und im Trägerverein in allen Ehren, aber „Die Friedensakademie als Teil des rheinlandpfälzischen Beitrags für eine nachhaltige Friedenspolitik“ ist schon ein reichlich imposanter Titel für eine Aktuelle Stunde, die sich mit einem Institut befasst, das erst letzte Woche offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

(Beifall der CDU)

Ich will vorausschicken, angesichts der unfassbaren brutalen Gewalt selbsternannter Aktivisten, die wir gerade während wir zusammenkommen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft in Frankfurt sehen, wo über 300 Polizisten aus unserem Land im Einsatz sind, wo einer unserer Mannschaftstransporter schon in Brand gesteckt wurde, frage ich mich, ob das nicht ein ungleich aktuellerer und drängenderer Anlass wäre, sich auch über Frieden in unserem Land zu unterhalten.

(Beifall der CDU)

Mir fehlt wirklich jedes Verständnis dafür, wenn eine Vertreterin der Jugendorganisation einer demokratischen Partei, der Grünen Jugend, einem Nachrichtensender sagt, Gewalt gehört bei so einem Protest nun einmal dazu. So viel dazu.

(Licht, CDU: Hört, hört! – Zurufe von der CDU: Oh!)

Es ist klar, warum es heute um die Friedensakademie geht. Es geht hier um ein ganz besonderes rot-grünes, insbesondere grünes Lieblingsprojekt. Dass Sie die Gelegenheit nutzen, darauf aufmerksam zu machen, nachdem es in der Startphase etwas länger, vielleicht auch deutlich länger gedauert hat, als ursprünglich geplant war, ist klar.

Herr Wiechmann, die Zielsetzung, einen eigenen Beitrag für mehr Frieden in der Welt zu leisten, ist klar und absolut in Ordnung. Es geht um die Schwerpunktsetzung. Das hat Ihnen Klaus Töpfer richtig bei der Veranstaltung ins Stammbuch geschrieben.