Protokoll der Sitzung vom 12.11.2020

und symbolisch die Bedeutung unterstreichen.

Danke sehr.

(Beifall der AfD – Zurufe von der SPD)

Die Redezeiten bitte einhalten! Ich bin nicht kleinlich, aber nicht einfach weiterreden.

Für die Koalitionsfraktionen spricht nun die Abgeordnete Klinkel.

Vielen Dank. – Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Schmidt, wir haben Ihre Anfrage und auch die dazugehörige Pressemitteilung zur Kenntnis genommen, und die Schlüsse, die Sie aus den Antworten des Ministeriums ziehen, überraschen dann auch nicht, auch nicht die Termini, die Sie durchexerzieren, oder Ihre Interpretation der Antworten.

Teile Ihrer umfangreichen Anfrage sind übrigens bereits 2017 beantwortet worden, wie die nach dem geforderten Gedenktag. Das tun Sie in letzter Zeit ständig: Sie fordern Landesgedenktage, wo es Bundesgedenktage gibt, die alle zusammenführen und einen und dem Gedenken eine breite Basis und besondere Wertschätzung geben. Landesgedenktage würden diesen Gedenktag des Bundes in seiner Aufmerksamkeit einschränken.

(Zuruf des Abg. Uwe Junge, AfD)

Sie ignorieren Kulturförderung, Sie ignorieren, dass es im Ministerium eine Förderung der Integration von Aussiedlern in Mittelform bereits gibt. Sie ignorieren, dass das

Dokumentations- und Ausstellungszentrum in Oppeln mit Bundesmitteln gefördert wird, und Sie ignorieren auch die Bundesförderung des Bundesverbandes der Vertriebenen. Den klammern Sie vielleicht aus, weil der Vorsitzende sich explizit von Ihnen distanziert hat, weil er keinen Konsens zwischen den Positionen des Verbandes und Ihnen sehen kann.

(Abg. Martin Haller, SPD: Aha, interessant! Kann man ja mal zur Kenntnis nehmen!)

Dass bei der Integration von Spätaussiedlern viele Fehler gemacht wurden, möchte ich deutlich sagen. Die erste Erfahrung, die diese Menschen hier machten, war, dass sie in der historischen Heimat nicht als Heimkehrer begrüßt wurden. Die Spätaussiedler, obwohl sofort nach der Einreise eingebürgert, wurden trotzdem als Ausländer behandelt. Aufgrund der Annahme, es würden Deutsche mit deutscher Abstammung und deutscher Kultur ins Land kommen, kam der Gedanke scheinbar gar nicht auf, dass auch diese Menschen in die Gesellschaft integriert und inkludiert werden müssten, dass sie die Sprache beispielsweise beherrschen müssten. Es gab gerade in den 1990er-Jahren zwar umfangreiche finanzielle Hilfen, aber keine Integrations- und Sprachkurse; die sind erst in den 2000er-Jahren Voraussetzung geworden.

Verpasste Integration und die entsprechend seit Jahrzehnten mangelnde gesellschaftliche Teilhabe bewirkten eine teilweise Abschottung dieser Gruppe, zu deren Fürsprecher Sie sich jetzt aufschwingen. Aber warum?

(Zurufe von der AfD)

Geht es denn darum, was Sie selbst im Januar dieses Jahres bei Ihrem Vortrag „Die AfD und Aussiedlerpolitik“ des AfDKreisverbandes Neckar-Odenwald diskutierten, nämlich die Gewinnung von Wählern aus dieser Gruppe?

Sie werben in einer extrem populistischen Weise um die Heimatvertriebenen, nähren – und Ihre Pressemitteilung ist ein gutes Beispiel hierfür – ein Empfinden von Benachteiligung.

(Abg. Martin Haller, SPD: Was für ein durchsichtiges Manöver!)

Ich finde das unredlich; denn es geht Ihnen gar nicht darum, sich für die Menschen einzusetzen.

(Zurufe von der AfD)

Sie verfahren in bester AfD-Manier, und Sie spielen mit Gefühlen, statt Perspektiven zu bieten.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Joachim Paul, AfD)

Sie reden hier vorne von Respekt und haben Landtagskandidaten in Ihren Reihen, die den Angriff auf Polen als Fantasie bezeichneten, der einen Krieg auslöste, der Ihrer vermeintlichen Zielgruppe die Heimat raubte.

(Abg. Martin Haller, SPD: So ist es! – Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Schämt Euch! – Zurufe der Abg. Dr. Jan Bollinger und Michael Frisch, AfD)

Wenn Sie sich auf Hessen beziehen, dann tue ich das an dieser Stelle auch einmal gern. Ich beziehe mich auf den Hessischen Landesverband der Vertriebenen,

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Kriegsschuldleugner! – Abg. Martin Haller, SPD: Kriegsschuldrevolutionisten!)

den ich, mit Ihrer Erlaubnis, Frau Präsidentin, – –

(Weitere Zurufe aus dem Hause – Glocke der Präsidentin)

Vielleicht versuchen Sie wenigstens, mir zuzuhören.

Das Wort hat die Abgeordnete Klinkel.

Ich zitiere den Vorsitzenden des Hessischen Landesverbandes der Vertriebenen Siegbert Ortmann im Gießener Anzeiger: Zumindest wir betroffene Heimatvertriebene und Spätaussiedler der Erlebnisgeneration sollten uns immer vor Augen halten, dass der von Deutschland im vorigen Jahrhundert ausgegangene rechtsextreme Nationalismus und Rassismus mit all seinen Folgen die eigentliche Ursache unserer unmenschlichen Vertreibung aus der alten Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg waren. Wir distanzieren uns von der AfD. –

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Sehr gut!)

Mehr gibt es zu Ihnen und Ihrer Anfrage nicht zu sagen.

(Beifall der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Maximale Distanzierung! – Zuruf des Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD)

Zu einer Kurzintervention auf die Rede von Frau Klinkel meldet sich der Abgeordnete Schmidt.

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Wird man Landtagskandidat, wenn man Kriegsschuld, Nazi-Deutschland leugnet? – Zurufe der Abg. Dr. Jan Bollinger und Uwe Junge, AfD)

Das Wort hat der Abgeordnete Schmidt.

Ich möchte zu den Worten meiner Vorrednerin eine Anmerkung machen und eine Frage stellen.

Zunächst die Anmerkung. Mir und meiner Fraktion nun bloßen Populismus bei dem Thema zu unterstellen, empfinde ich schon als komplett unpassend.

(Abg. Martin Haller, SPD: Unterstellen müssen wir das gar nicht! Das liegt auf der Hand!)

Ich bin dem Themenfeld sehr verbunden, und ich bitte einfach auch einmal ernst zu nehmen, dass wir uns mit unseren Inhalten identifizieren und Themen auch vom Herzen her angehen.

(Beifall der AfD – Zuruf des Abg. Alexander Schweitzer, SPD)

Das habe ich persönlich seit Anfang der Legislaturperiode gemacht, weil mir dieses Kulturerbe, die Aussiedler, die Vertriebenen sehr wichtig sind.

(Abg. Martin Haller, SPD: Sie machen ganz andere Sachen seit Anfang der Legislaturperiode!)

Ich habe das systematisch gemacht und würde mir wünschen, dass von anderer Seite auch mehr passiert.

Ich komme nun zu meiner Frage. Ich kann nicht verstehen, weshalb ein spezieller landesweiter Erinnerungstag entwerten würde, dass auf der Bundesebene auch so etwas passiert. Ganz im Gegenteil, das würde die Wirkung verstärken, und ein landesweiter Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer der Vertreibung und der massenhaften Flucht würde dieses Geschichtserbe ins Bewusstsein rücken. Wir können überall feststellen, dass dieser Teil der Geschichte zunehmend vergessen wird, und das werden wir als AfDFraktion nicht zulassen.

Danke sehr.

(Beifall der AfD – Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Es gibt Kriegsschuldleugner in Ihren Reihen!)

Zur Erwiderung erteile ich der Abgeordneten Klinkel das Wort.

Sehr geehrter Herr Schmidt, ich möchte auf Ihren Einwurf des Populismus-Vorwurfs gern eingehen.

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Einer von Euch ist es!)

Wenn Sie solche Sharepics online stellen und solche Pres