Protokoll der Sitzung vom 30.01.2013

(Beifall der CDU und der AfD – Abg. Martin Haller, SPD: Aber in einem geringeren Ausmaß! Das steht doch dort drin!)

Es ist aber auch gar nicht allein die Beobachtung der extremen Linken und Rechten, mit der wir unseren Staat und alle, die in ihm leben, schützen können. Wir müssen auch Präventionsmaßnahmen schaffen, und Präventionsmaßnahmen gibt es derzeit nur im Bereich des Rechtsextremismus. Für den linksextremistischen Bereich gibt es keinerlei Angebote zu Präventionsmaßnahmen. Das ist falsch;

(Beifall bei CDU und AfD)

denn nur mit einem Gesamtmaßnahmenpaket kann es uns gelingen, dass wir bereits entstandene Fehlentwicklungen wieder einfangen. Das ist dann unerheblich von der Zahl. Wir müssen auch dafür sorgen, dass linksextremistische Jugendliche oder junge Menschen, die in dieses Milieu abgleiten, eine Chance bekommen, wieder herauszukommen.

(Beifall bei der CDU – Abg. Kathrin Anklam-Trapp, SPD: Tun wir das nicht?)

Das tun wir nicht. Wir haben keine Angebote zur Prävention für Linksextremismus.

(Abg. Kathrin Anklam-Trapp, SPD: Das stimmt nicht!)

Ausweislich des Verfassungsschutzberichtes.

Bei jungen Menschen sind es ähnliche Ansätze, die sie in solche Milieus abgleiten lassen. Nur die Richtung, in die sich der Hass entwickelt, ist eine andere.

Man kann es nicht an den Seiten festmachen, dass es mehr Seiten über Rechtsextremismus als Linksextremismus gibt, aber es kommt immer auch auf die Auslegung an, und vielleicht hängt es davon ab, dass man über die Linke nicht so viel weiß, weil man sie nicht so genau beobachtet. Deshalb habe ich vielleicht weniger Material. Das heißt, es ist alles eine reine Auslegungssache.

(Beifall der CDU und der AfD – Zurufe von dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ah!)

Ich bitte Sie deshalb, auch Angebote zu schaffen, um Linksextremismus vorzubeugen, Präventionsangebote für junge Menschen, die in diese Richtung abgleiten, dass man genauso versucht, sie wieder auf den rechten Weg zu führen, so wie man es mit Rechtsextremen macht; denn weder der Rechts- noch der Linksextremismus ist für unseren Staat in irgendeiner Weise hinnehmbar.

(Beifall der CDU und bei der AfD)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht Herr

Abgeordneter Dr. Braun.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Es überrascht nicht so sehr, dass die AfD gegen Linksextremismus auftreten will und Berlin zitiert und ein Süppchen kochen will, das den Fokus der Beobachtung auf den Linksextremismus lenkt.

Es ist gesagt worden. In Rheinland-Pfalz haben wir ganz eindeutig eine Lage, die viel stärker den Rechtsextremismus beobachten muss; denn es wäre doch fatal, würden wir die Zahl von 700 Anschlägen, auch Brandanschlägen beispielsweise und der Gewalt gegen Menschen, genauso werten.

(Abg. Martin Haller, SPD: So ist das!)

Wenn wir das gleich werten würden wie die andere Szene,

(Abg. Martin Haller, SPD: Das wäre fahrlässig!)

das geht doch gar nicht; denn es ist Aufgabe der Politik und des Verfassungsschutzes, ein gewisses Zentrum zu sehen und ein Zentrum der Beobachtung zu haben. Wir haben nicht so viele Kräfte, um jeden Einzelnen zu beobachten.

(Abg. Martin Haller, SPD: Richtig!)

Deswegen müssen wir fokussieren, wo wir beobachten.

Das bedeutet aber nicht, dass hier im Parlament oder im Verfassungsschutz oder in der Polizei Linksextremismus nicht beobachtet oder unterschätzt würde. Das können Sie doch nicht glauben. Das wird doch genauso gemacht wie beim Rechtsextremismus. Aber wenn wir mehr Rechtsextremismus haben, dann ist es Aufgabe der Behörden, genauer hinzuschauen, weil wir in diesem Bereich derzeit eine ganz andere Dynamik haben.

(Abg. Martin Haller, SPD: Dann gibt es auch mehr Seiten im Bericht! Das ist doch klar!)

Sie wollen sich – so bekennen Sie es zumindest – vom Rechtsextremismus abgrenzen, dann müssen Sie auch deutlich sagen, dass dem Bereich des Rechtsextremismus in Rheinland-Pfalz 700 Straftaten zugerechnet werden. Das ist eindeutig zu beobachten. Das heißt, man muss eindeutig mehr präventiv vorgehen als bei den anderen Straftaten. Aber sie sind gleichwertig kriminell. Das ist doch vollkommen klar, das haben wir auch gesagt. Es geht um die Anzahl.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei SPD und FDP)

Meine Damen und Herren, was mich hier besonders beeindruckt ist, dass die CDU diese Differenzierung nicht vornimmt. Ich würde Sie bitten, noch einmal intern zu diskutieren,

(Glocke der Präsidentin)

dass man in Rheinland-Pfalz von der Anzahl und der Schwere der Taten den Rechts- und den Linksextremismus nicht gleichsetzen kann.

(Abg. Martin Haller, SPD: So sieht es aus!)

Es ist inhaltlich eine Debatte wert, die geführt werden muss. Deshalb ist es wichtig, dass der Verfassungsschutzbericht auch im eingehenden Text klarmacht, dass das Zentrum der Beobachtung im Moment der Rechtsextremismus sein muss.

(Glocke der Präsidentin)

Vielen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei SPD und FDP)

Damit ist die zweite Aktuelle Debatte beendet. Wir kommen zum dritten Teil der

Aktuellen Debatte

Fehlender Planfeststellungsbeschluss zum sechsspurigen Ausbau der A 643 in der Verlängerung der Schiersteiner Brücke auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 17/428 –

Für die CDU-Fraktion spricht Herr Kollege Gerd Schreiner.

(Abg. Martin Haller, SPD: Höchste Eisenbahn, dass das Thema wieder kommt!)

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Eine Stadt, eine Region, ein ganzes Land stehen im Stau. Die fünf Jahre Rot-Grün seit 2011 waren verlorene Jahre für unser Land.

(Heiterkeit des Abg. Dr. Bernhard Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Jeder kennt die Beispiele aus seinem eigenen Wahlkreis, wo die Grünen durch ihre Regierungsbeteiligung wichtige Infrastrukturprojekte gestoppt oder zumindest verzögert haben.

(Beifall der CDU – Abg. Dr. Bernhard Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Jetzt aber einmal eine ernsthafte Rede!)

Herr Kollege Braun, hier in Mainz wanderten 2011 die fertigen Pläne für den Ausbau der A 643 und der Vorlandbrücken in direkter Verlängerung der Schiersteiner Brücke in die Schublade. Das war ein Riesenfehler, Herr Braun.

(Zuruf des Abg. Dr. Bernhard Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir brauchen für die Abwicklung der Pendler- und Güterströme in unserer Region Rhein-Main den Ausbau der Schiersteiner Brücke, aber wir brauchen auch den Ausbau des gesamten Straßenzugs der A 643 mit sechs Fahrspuren, mit zwei Pannenstreifen und mit Lärmschutz: Sechs Fahrspuren, weil wir sonst den Verkehr nicht über den Rhein bekommen, zwei Pannenstreifen zusätzlich, weil wir gerade dann, wenn wir viel Verkehr haben, möchten, dass die Sicherheit gewährleistet ist, und Lärmschutz möchten wir für die lärmgeplagten Stadtteile von Mainz, für Mombach und Gonsenheim.

Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen. Zunächst sah es auch vielversprechend aus. Es wurden mit dem Bund und dem Land Hessen entsprechende Verträge geschlossen, der LBM zeichnete seine Pläne, und der Deutsche Bundestag gab die erforderlichen Mittel frei. Dann, 2011 – Herr Lewentz, herzlichen Glückwunsch, dass Sie das nicht mehr schultern müssen –,

(Heiterkeit des Abg. Alexander Fuhr, SPD)

war alles nicht mehr wahr, Planungen wurden gestoppt, alles auf Anfang, und das nur aus ideologischen Gründen.

Dann passierte, was passieren musste: 2015 brach die Schiersteiner Vorlandbrücke, an der die rot-grüne Landesregierung hatte „herumdoktern“ lassen, anstatt sie abzureißen und durch eine neue, moderne und sichere Brücke zu ersetzen, ein.