Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Arbeit ist unverzichtbar; denn der Hilfebedarf von Kindern, Jugendlichen und Familien ist anhaltend hoch. Wir haben im Jahr 2017 in den 41 Jugendämtern in Rheinland-Pfalz knapp 27.000 Hilfen in Familien, Heimen oder Pflegefamilien gewährt. Dabei gibt es fünf aktuelle Entwicklungen, auf die ich eingehen möchte.
Erstens: Die Familien erfahren zunehmend Hilfe und Unterstützung in ihrem eigenen Zuhause. Seit dem Jahr 2002 hat sich die Zahl der ambulanten Hilfen um über 9.000 auf aktuell 14.000 erhöht. Das ist vor allem auf den Ausbau der Kinder- und Jugendhilfe hin zu den familienunterstützenden Hilfen begründet. Diese Entwicklung ist gut, denn es heißt, dass Eltern und Kinder dort die Unterstützung erfahren, wo sie zu Hause sind und ihre sozialen Kontakte haben.
Zweitens: Immer mehr kleine Kinder brauchen Unterstützung. Wir haben den stärksten Anstieg bei den Kindern
14 % mehr Fälle. Eine der Ursachen dafür ist sicherlich – das ist zunächst einmal positiv –, der Bedarf wird früher erkannt. Das geht sicherlich auch auf den Ausbau der frühen Hilfen zurück, aber auch auf eine gestiegene Sensibilität in unserer Gesellschaft insgesamt. Allerdings, weil der Hilfebedarf bei den Kleinsten so deutlich wächst, werden wir mit den Jugendämtern noch einmal intensivst ins Gespräch treten, um dementsprechend die richtigen Weichen zu stellen.
Drittens: Die Zahl der Pflegekinder steigt. Gleichzeitig – und auch das ist positiv – gibt es immer mehr Pflegefamilien, die bereit sind, ein Pflegekind aufzunehmen. Diese Bereitschaft freut uns sehr. Es leben landesweit über 5.000 Kinder und Jugendliche in einer Pflegefamilie. Der Bedarf steigt weiterhin. Das heißt, wir müssen auch weiterhin Pflegefamilien für diesen sehr wichtigen und verantwortungsvollen Job gewinnen.
Ja genau, auch einmal einen Dank an die Pflegefamilien, die tagtäglich eine wichtige Arbeit leisten.
Viertens: Es sind allgemein immer mehr Kinder gefährdet. Das besorgt mich sehr. Im Jahr 2017 sind über 7.000 Gefährdungsmeldungen bei den Jugendämtern eingegangen. Ob es tatsächlich mehr Kindeswohlgefährdungen als vorher gibt, können wir statistisch nicht belegen. Diese hohe Zahl zeigt aber vor allen Dingen: Unsere Gesellschaft ist achtsamer geworden, es wird mehr hingeschaut und weniger weggesehen. Wir dürfen damit auch ein Stück weit sicher sein, dass sich das Dunkelfeld verkleinert, wenn eine Gesellschaft achtsamer und sensibler wird.
Fünftens: Bis zu 220.000 Kinder in Rheinland-Pfalz leben bei einem psychisch oder suchterkrankten Elternteil. Eine psychische Erkrankung oder Suchterkrankung eines Elternteils stellt einen besonderen Risikofaktor für eine Kindeswohlgefährdung dar. In 36 % aller Einschätzungen, in denen eine Gefährdung des Kindeswohls festgestellt wurde, spielen eine Suchtproblematik und/oder eine psychische Erkrankung eines Elternteils eine Rolle.
Als Erstes ist mir als Familienministerin wichtig, dass wir einen Schwerpunkt bei den Präventionsmaßnahmen für die Kinder und Jugendlichen setzen müssen, die unter erschwerten familiären Belastungssituationen aufwachsen. Deshalb werden wir 750.000 Euro zusätzlich für den Kin
derschutz zur Verfügung stellen, insbesondere zur Unterstützung von Kindern von psychisch und/oder suchterkrankten Eltern.
Wir wollen des Weiteren 2020 gemeinsam mit den Kommunen eine Pflegekinderkampagne mit dem Ziel ausarbeiten, die Akzeptanz und Wertschätzung von Pflegefamilien in unserem Land weiter zu stärken. Wir wollen zu einem landesweiten Pflegefamilientag 2021 nach Mainz einladen; denn es ist als Familienministerin mein Anspruch, für alle Kinder und Familien in Rheinland-Pfalz die Rahmenbedingungen für ein gutes Familienleben und ein gutes Aufwachsen zu verbessern.
Es liegen keine weiteren Wortmeldungen mehr vor. Damit hat der Bericht parlamentarisch seine Erledigung gefunden.
Wir sind am Ende der Sitzung. Ich lade Sie ein zur 93. Sitzung, morgen früh um 9:30 Uhr. Einen schönen Abend.