Ich frage mich, wie Sie es sich ansonsten erklären, dass die Betroffenen, die Medizinstudierenden, uns Abgeordneten im Nachgang zur einem beschönigenden Interview des Aufsichtsratsvorsitzenden schreiben, dass, so wörtlich, einige wichtige Punkte dort nicht angesprochen worden sind und nicht im nötigen Kontext erwähnt wurden. –
Es geht Ihnen darum, dass Ihr Tun in einem besseren Licht dasteht. Sie wollen ihr Tun aber schlicht und ergreifend nicht verbessern. Ich wiederhole, es ist ganz einfach: Wer die Ärzte für dieses Land will, der muss sie ausbilden.
Wer heute hier in Mainz einen Termin beim Arzt braucht, muss lange warten. Das ist ärgerlich. Aber im städtischen Verdichtungsraum, so die Zahlen, arbeiten immer noch 250 Ärzte pro 100.000 Einwohner.
Im ländlichen Raum – das betrifft in Rheinland-Pfalz immer noch die große Mehrheit – sind es nur 100 Ärzte pro 100.000 Einwohner. Da ist es dann nicht mehr nur ärgerlich. Da produzieren Sie dann nicht nur Wartezeiten. Da produzieren Sie unnötiges Leid.
das Geld der Bürgerinnen und Bürger ausgeben, wenn nicht für ihre, für unser aller Gesundheit? Ärztemangel ist heilbar. Aber wer Ärzte will, der muss eben auch Ärzte ausbilden.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Universitätsmedizin hat für Mainz eine große Bedeutung. Auch wenn ich persönlich noch keine Erfahrung in den Krankenhäusern sammeln musste – ich habe es auch nicht vor –, so weiß ich, unter den Krankenhäusern in Mainz hat die Unimedizin einen sehr guten Ruf, auch bei den Menschen, die im Landkreis wohnen und für die die Universitätsmedizin eine große Bedeutung hat, eben als Maximalversorger, also als Krankenhaus, in dem nahezu alles behandelt werden kann.
Darüber hinaus ist die Universitätsmedizin der größte Arbeitgeber in Mainz und größter Ausbilder in verschiedensten Berufen, nicht nur medizinischen. Die Universitätsmedizin ist auch, was den Forschungsbereich angeht, hervorragend aufgestellt und allein deswegen enorm wichtig für den Standort Rheinhessen und Rhein-Main. Natürlich ist sie auch der drittgrößte Studienort für das Fach Medizin in ganz Deutschland.
Wir wissen alle, dass die Unimedizinen vor großen Herausforderungen stehen. Wir wissen auch um die Herausforderungen, mit denen die Leitung der Universitätsmedizin und auch die Landesregierung konfrontiert sind. Und wir wissen alle, dass Universitätsklinika in ganz Deutschland darunter leiden, dass sie aufgrund ihrer Funktion als Ausbildungsstätten mit viel größeren Kosten konfrontiert sind als normale Krankenhäuser und das Gesundheitssystem darauf keine Rücksicht nimmt, auch wenn schon seit so vielen Jahren gefordert wird, dass zum Beispiel ein Systemzuschlag diese Mehrbelastung in Betracht zieht.
Hier dann nun in der Überschrift zu dieser Aktuellen Debatte von „katastrophalen Zuständen“ zu reden,
die suggerieren, die Ausbildungssituation an der Universitätsmedizin sei kurz vor dem Kollaps, ist dann schon grotesk dick aufgetragen. Es steht im krassen Widerspruch zur Wirklichkeit.
Wenn ich wissen will, wie es um die Lehrer an der Universitätsmedizin bestellt ist, kann ich Gerd Schreiner zuhören oder dem Wissenschaftsrat. Dreimal dürfen Sie raten, wem ich mehr Expertise zutraue. Der Wissenschaftsrat hat in seiner letzten Begutachtung die Entwicklung in der Lehre explizit gelobt, insbesondere die Errichtung der Rudolf Frey Lernklinik.
Die Medizinerausbildung in Mainz kann sich auch im Bundesvergleich durchaus sehen lassen. Mit 140 Professorinnen und Professoren ist die Betreuungsrelation auf einem guten Niveau. Und, falls es vergessen worden ist, wir haben vor vielen Jahren die Zahl der Medizinstudienplätze
erhöht und erst vor Kurzem wiederum die Zahl der Medizinstudienplätze um ein Weiteres erhöht. Die Debatte ist noch gar nicht so lange her.
Wir haben sie im Gesundheitsausschuss geführt, wir haben sie hier im Plenum geführt, wir haben sie im Wissenschaftsausschuss geführt.
Und es bleibt auch dabei, die von uns allen begrüßte Einrichtung des Medizincampus in Trier wird kommen, und das Land wird dafür die notwendigen Mittel selbstverständlich zur Verfügung stellen.
Wir machen das, weil wir im ländlichen Raum einen Ärztemangel haben. Deswegen haben wir – auch das noch einmal zur Erinnerung – die Landarztquote hier beschlossen, im Übrigen gegen die Stimmen der CDU.
Ganz grundsätzlich stehen Vorstand und Ministerium im Dialog, um den künftigen Ressourcenbedarf für die Universitätsmedizin zu ermitteln. Als Haushaltsgesetzgeber sollte uns wichtig sein, dem Land müssen belastbare Zahlen vorliegen, um die künftigen Landesmittel zu ermitteln.
Das schließt dann auch die Frage mit ein, die jetzt vor ein paar Tagen in der Zeitung zu lesen war, wie mit der Zahnmedizin umgegangen wird und ob dort genügend Lehrkräfte sein werden. Das wird sicherlich dann auch ein Thema sein; denn den geäußerten Zusammenhang zwischen dem Patientenrückgang und der praktischen Ausbildung, den verstehe ich, er ist aber wohl eher der Tatsache geschuldet, dass die Versorgung in Mainz durch Zahnarztpraxen und Arztpraxen allgemein gedeckt ist.
Im Übrigen lautet die Empfehlung des Wissenschaftsrats in Bezug auf die Zahnmedizin, dass man überlegen sollte, die Studierendenzahl nicht zu erhöhen.
Bei all den Diskussionen sollten wir dann nicht vergessen, was im Bereich der Zahnmedizin gerade noch läuft:
Der Neubau soll durch die Zusammenführung von Kliniken und einer Verbindung des Gebäudes an verwandte Fachgebiete wie die HNO-Klinik und die Augenklinik zur organisatorisch-strukturellen Verbesserung führen.
Damit bin ich bei einer der wichtigsten Herausforderungen, die unsere Universitätsmedizin zu leisten hat – das ist der Bau. Wer sich die Webseite der Universitätsmedizin anschaut, der sieht, dass vieles in Bewegung ist. Aktuell werden 250 Millionen Euro verbaut oder sind in der Ausführungsplanung.
Für konstruktive Kritik sollte man stets offen sein, und ich hatte bislang den Eindruck, dass man im Landtag über die Universitätsmedizin mit einem gewissen Grad an Ernsthaftigkeit diskutieren kann. Eine Ernsthaftigkeit heißt auch immer, was ist gut für die Universitätsmedizin,
Sehr geehrtes Präsidium, verehrte Kollegen Abgeordnete! Die in den Schlagzeilen der vergangenen Wochen durch Klinikdirektoren, Fachbereichsrat und Studenten beschriebenen Zustände der Universität Mainz sind in ihrer Fülle und Bandbreite erschreckend. Was ist in unserem Land los? Brandbriefe aus der Uniklinik, teilweise katastrophale Zustände an unseren Schulen, Gewalt in Kliniken und bei Notarzteinsätzen. Wo wurden die Weichen falsch gestellt?
Meine Damen und Herren, die Probleme der Unimedizin existieren ja nicht erst seit gestern. In bekannt gewordenen Brandbriefen direkt an Sie, Frau Dreyer, kritisieren die Beschwerdeführer eine jahrzehntelange Vernachlässigung der Bereiche in Forschung und Lehre scharf und sprechen von einer besorgniserregenden Entwicklung. An drastischen Beispielen dargestellt mangelt es an Grundsätzlichem und Selbstverständlichem, was für ungestörte, reibungslose Forschungsarbeiten und Lehrtätigkeiten und damit für eine qualitativ hochwertige Medizinerausbildung vonnöten ist.
Daher will die Unimedizin die Unterfinanzierung durch die Landesregierung nicht mehr länger hinnehmen. Es fehlten alleine 6.000 Euro pro Studienplatz. Bei 3.441 Studenten fehlen damit die bezifferten 20 Millionen Euro. Mit der Drohung des Fachbereichsrats, die Ärzteausbildung herunterfahren zu müssen, ist eine neue Stufe der Eskalation erreicht, meine Damen und Herren.