Ein Kardinalfehler war auch, dass man den Schulen, die eine Teilnahme am Modellversuch in Erwägung gezogen haben, nicht die Möglichkeit einräumen wollte, ihre Schüler selbst auszusuchen. Ein anspruchsvolles Abitur in acht Jahren Gymnasium gewährleisten zu sollen, gleichzeitig aber jeden angemeldeten Schüler aufnehmen zu müssen, war für viele in unseren Schulen ein zu großes Wagnis.
Dabei wäre nichts einfacher gewesen, als den Modellschulen das zu garantieren, was laut Schulgesetz § 15 Abs. 2 Satz 1 - heute als Rechtslage den Integrierten Gesamtschulen garantiert wird. Ich zitiere: „Über die Aufnahme in die Integrierte Gesamtschule entscheidet die Schulleiterin oder der Schulleiter.“ Das hätte man entsprechend auch für die Gymnasien, die sich an den Modellversuchen beteiligen sollten oder wollten, einräumen können.
Dann hätte man ihnen nämlich die Befürchtung genommen, einen Modellversuch unter schwierigen Bedingungen mit einer Schülerklientel durchführen zu müssen, die möglicherweise nicht so geeignet für ein so anspruchsvolles, „verkürztes“ Gymnasium sein würde. Das war ein wesentliches Problem in der Diskussion in den Schulen.
Dann - dies als letzten Punkt - kam dazu noch das konfuse Nebeneinander zwischen Jahrgangsund Zugmodell nach völlig unverständlichen Kriterien. In der Landeshauptstadt Kiel, auf dem Kieler Stadtgebiet, war nach den Vorgaben des Ministeriums nur das Jahrgangsmodell zulässig, aber in Kronshagen und in Altenholz konnte man selbstverständlich auch das Zugmodell in Erwägung ziehen. Das muss man mir
einmal erklären, nach welchen Kriterien man diese Unterscheidung trifft! Das ist doch völliger Quatsch.
Der Gipfel war eigentlich die Genehmigung des Jahrgangsmodells für das Gymnasium Louisenlund, in einem bekanntlich in Schleswig-Holstein nicht großstädtischen Ballungsraum, der ja angeblich nur der Bereich sein soll, in dem das Jahrgangsmodell ausschließlich hätte stattfinden sollen. Das ist nun ein privates Gymnasium auf dem Lande, wie wir wissen. Aber dadurch haben Sie Ihre eigenen Kriterien völlig ad absurdum geführt. Dieses konfuse Nebeneinander hat sicherlich auch zu der geringen Resonanz beigetragen.
Es gibt im Übrigen auch viele an den Schulen, auch bei den Gymnasiallehrern, auch im Philologenverband, die sagen „ganz oder gar nicht“. Wenn man das macht, dann müssen alle umsteigen, dann allerdings unter Konditionen, die auch ein Funktionieren dieser verkürzten Gymnasialzeit gewährleisten.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Dr. Klug, jetzt haben Sie aber gerade eine Katze aus dem Sack gelassen, jetzt haben Sie aber wirklich eine Katze aus dem Sack gelassen: Sie wollen offensichtlich dieses zwölfjährige Abitur nur für Schülerinnen und Schüler, bei denen von vornherein feststeht, dass sie irgendwie zu den Besseren gehören und dass sich deswegen die Schule die Leute aussuchen kann, die mit einem solchen Superleumund kommen, dass man sichergehen kann, dass die das auf jeden Fall schaffen.
Das soll ein Modellversuch sein, der für alle Kinder, die aufs Gymnasium gehen oder die eine Gesamtschule absolvieren und zum Abitur wollen, gelten kann? Das wäre ja ein völlig unrealistischer Modellversuch.
Ich kann nur sagen: Entweder wir machen ein Modellversuch, der eine Vorbereitung für das mögliche zwölfjährige Abitur für jeden - ich sage es einmal so durchschnittlichen Schüler, jede durchschnittliche Schülerin mit Gymnasialniveau ist, oder wir machen eine neue Eliteschule. Aber dann müssen Sie sich
In der Tat ist es dann natürlich auch konsequent, dass man sagt, eine ganze Schule soll sich als Modell daran beteiligen, weil man dann die realistischsten Bedingungen bekommt; dann kann man sehen, ob es wirklich auch für die schwächeren Schülerinnen und Schüler, die etwas langsamer in der Entwicklung sind, eine Chance gibt.
Insofern ist natürlich das Modell, nur einen Klassenzug in dieser Phase von acht Jahren Gymnasialzeit durchlaufen zu lassen, aus meiner Sicht der zweitbeste Weg. Ich konnte aber die Ministerin verstehen, als sie gesagt hat, auf dem Land, wo das die einzige Schule ist, wollen wir den Elternwillen nicht so einschränken. An einem privaten Gymnasium ist das natürlich etwas völlig anderes, weil sich dort natürlich die Leute, die ihre Kinder dort hinschicken, mit der Schulleitung gemeinschaftlich entschließen. Das ist eine Sondersituation. Ich denke nicht, dass sich dieses Gymnasium nicht gegen den Willen der Eltern dazu durchgerungen hat, sondern meine, dass dazu eine breite Diskussion stattgefunden hat.
Aus unserer Sicht ist es bedauerlich, dass dieser Modellversuch auf den ersten Blick nicht mehr Resonanz bekommen hat - einerseits, weil offensichtlich die großen Unklarheiten da waren, und auch - das möchte ich jetzt kritisch sagen -, Frau Erdsiek-Rave, weil Eltern Angst vor noch mehr Leistungsauslese in der Orientierungsstufe haben. Wir finden, dass die eigentliche Kürzung des Unterrichtstoffes und die Straffung in der zweiten Hälfte der Gymnasialzeit erfolgen sollen, also ab der oberen Mittelstufe und in der Oberstufe.
Die Orientierungsphase, die ja bekanntlich die Klassen fünf und sechs umfasst, würde durch die bisherige Planung des Modellversuchs in Mitleidenschaft gezogen, weil in den Klassen sechs und sieben eine Verdichtung erfolgt, insbesondere ein Vorziehen im Fremdsprachenbereich. Das ist gerade von vielen Eltern, die wissen, dass ihr Kind vielleicht noch ein bisschen braucht und die sozusagen mit Sorge die Phase des Pubertätseinstiegs sehen, und angesichts der Aufgabe, die die Orientierunsphase sowieso hat, nämlich Orientierungsphase zu sein, kritisch gesehen worden. Aus unserer Sicht wäre jetzt die Chance, wenn wir noch einmal eine erneute Erprobung machten, hier doch einmal zu gucken, ob man den Stoff nicht anders strukturieren kann. Das ist ja vor allem eine Frage, die
man sehr gründlich im Bereich der Fremdsprachen, aber auch in den Bereichen Mathematik, Biologie, den wichtigen Hauptfächern in den ersten Klassen, diskutieren muss.
Ich glaube, dass wir in der Tat, wenn wir zu kürzeren Ausbildungszeiten kommen - die unsrigen sind im internationalen Vergleich sehr lang -, nicht nur an der Schule „drehen“ müssen. Ein wichtiges Thema ist natürlich immer noch die Frage: Wie ist das Studium zu organisieren? Wenn Studien so organisiert werden, dass man sie praktisch nicht in der Regelstudienzeit abschließen kann, wenn hinzu kommt, dass viele Menschen auch während des Studiums nebenher ziemlich viel berufstätig sein müssen, um sich ihr Studium zu finanzieren, dann kommen wir natürlich zu langen Ausbildungszeiten. Dieses Problem wird ja seitens der Bundesregierung durch die neuen BAföG-Regelungen und auch hierzulande durch eine Neuorganisation des Studiums nach internationalen Kriterien angegangen.
Die Einschulung hat Schleswig-Holstein auch schon insofern in den Blick genommen, als wir es mit der flexiblen Einschulung in den ersten und zweiten Schuljahren Kindern ermöglichen, langsam oder schneller zu lernen. Das heißt, auch hier ist eigentlich der Zeitfaktor, wenn es denn möglich ist, wenn die Fähigkeiten des Kindes es erlauben, nicht mehr so eine Hürde wie vielleicht in der Vergangenheit.
Es bleibt nach wie vor die Zeit an Gymnasien. Wir sind dafür, hier zur Beschleunigung zu kommen, aber nicht auf Biegen und Brechen und nicht gegen die Eltern und die Kinder, sondern mit ihnen und in dem Tempo, in dem es hier in Schleswig-Holstein politisch gewollt wird.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich denke nicht, dass ich ein Geheimnis verrate, wenn ich daran erinnere, dass wir dieses Thema schon mehrfach gründlich und ausführlich debattiert haben.
und möchte eigentlich nur noch einmal für den SSW klarstellen, dass die Einführung eines Abiturs nach zwölf Jahren zu wenig ist, wenn es darum geht, Schule zu verändern und Schule zu reformieren.
Gegen Modellversuche haben wir nichts, wenn sie denn ausgewertet werden und nicht einfach als unumkehrbare Tatsachen hingenommen werden.
Ansonsten hätte ich mir gewünscht, wenn der Bericht schriftlich gegeben werden könnte, gern in Form der Antwort auf eine Kleine Anfrage. Das wäre okay gewesen. Nun müssen wir das im Protokoll nachlesen, damit wir dann im Ausschuss weiterberaten können; denn dahin gehört das Thema.
Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht. Ich schließe damit die Beratung. Es ist beantragt worden, den Bericht im Ausschuss weiter zu diskutieren. Wer dem so zustimmen will, den Bericht zur abschließenden Beratung dem Bildungsausschuss zu überweisen, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? Enthaltungen? - Dies ist einstimmig so beschlossen.
Wird das Wort zur Begründung gewünscht? - Das ist nicht der Fall. Es ist wiederum die Erstattung des Berichts in dieser Tagung beantragt worden. Daher würde ich gern gleich der Frau Ministerpräsidentin Simonis das Wort zur Erstattung des Berichts geben.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordneten! Im Juli 1998 fasste die Landesregierung einen Beschluss zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Schleswig-Holsteins im Ostseeraum. Wir hatten 14 Leitprojekte definiert und das erste, was wir Ihnen heute aus der Zusammenarbeit mit Partnern
Der Südwesten dieser Region profitiert von einer dynamischen Entwicklung, die langfristig für Norddeutschland - insbesondere aber für Schleswig-Holstein - von Bedeutung ist. Gleichzeitig - und das müssen wir zur Kenntnis nehmen - nimmt der Wettbewerb der Regionen rasant zu. Unsere bisher sicher scheinenden Standortvorteile müssen immer wieder verteidigt werden, neue Vorteile durchgesetzt und neue Felder entwickelt werden. Zusammen mit unseren Partnern - dem Øresund-Komitee, Hamburg und den dänischen Amtskommunen West-Seeland und Storstrøm haben wir das Projekt South Western Baltic Sea Trans Regional Area - Inventing New Geography, kurz STRING, entwickelt. Ich kann weder etwas für die Abkürzung noch etwas für die lange Form. Ich gebe gern zu, dass die Begriffe nicht unbedingt ans Herz gehen.