Weil der Tourismusmarkt aber ein internationaler Markt ist, müssen wir weg vom Kirchturmdenken. Auch dazu gibt es Projekte wie grenzüberschreitende medizinische Versorgung, die Patientenbrücke oder das Leitprojekt „Forum life sciences“. Alle diese Projekte tragen dem internationalen Aspekt Rechnung. Vor diesem Hintergrund finde ich es ausgesprochen albern, sich ständig ausschließlich mit der Konkurrenzsituation zu Mecklenburg-Vorpommern zu beschäftigen, statt gemeinsam Norddeutschland zu einer Kompetenzregion Gesundheitstourismus zu entwickeln.
Wir müssen durch Qualität und Aktualität überzeugen. Insofern ist das Qualitätssiegel, das wir angemahnt haben, ein wichtiger Schritt.
Das themenbezogene Marketing durch die TASH, das für Anfang 2002 angekündigt ist, ist ein weiterer notwendiger Schritt. Sie haben das natürlich alles schon in der Tasche. Sie haben immer alles schon fertig. Ich finde, in keinem Bereich kommt es so sehr auf Kooperation an wie im Tourismus.
Insofern ist eine Qualitätsoffensive erforderlich, die für den Wellness- und Gesundheitstourismus nicht nur Infrastrukturmaßnahmen im Blick hat. Sie muss auch Weiterbildung und Einbindung der Menschen zum Ziel haben. Wenn uns das nicht gelingt, wenn es uns nicht gelingt, das Tourismusbewusstsein in SchleswigHolstein auf gemeinsame Schultern zu bringen, dann können wir alle Bemühungen und Investitionen - ob es nun Promenaden oder andere Dinge sind - vergessen. Ich fordere dieses gemeinsame Bewusstsein für Schleswig-Holstein von Ihnen auch für die Beratungen im Ausschuss ein.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist immer schön, wenn man von so wohlmeinenden Worten begleitet wird, wenn man hier nach vorn geht, insbesondere wenn sie aus der eigenen Fraktion kommen.
Lieber Herr Kollege Benker, bei Ihren Ausführungen habe ich richtig gezittert. Sie waren so eindrucksvoll, laut und überzeugend, dass ich Ihren Namen fast anders begriffen hätte. Wir haben heute gehört, dass die Ministerpräsidentin am 10. Mai letzten Jahres die Gesundheit zum vierten Schwerpunkt ihrer Regie
rungsarbeit ausgerufen hat. Sie begründete dies mit den Wachstumsaussichten des Gesundheitsmarktes. In alternden Bevölkerungen mit steigendem Lebensstandard wird immer mehr Geld für Gesundheit ausgegeben. Das hoffen wir jedenfalls. Bisher habe ich eher den Eindruck, dass in Deutschland für Gesundheit wenig Geld ausgegeben wird und die Leute meinen, Gesundheit müsste eigentlich von allen anderen bezahlt werden, nicht aber selbst.
„Heute entscheidet sich, welche Position unser Land auf diesem Wachstumsmarkt haben wird: Vorreiter oder Mitläufer. In den kommenden Jahren wollen wir alle diese Kompetenzen in einem Gesamtkonzept bündeln.“
Das höre ich dauernd. Soweit die Absicht der Regierungschefin. Das ist ein sehr kluger Schachzug. Jetzt legt Sie uns einen Bericht über Wellness- und Gesundheitstourismus vor. Das sind 23 Seiten, von denen doch immerhin gut sechs Seiten dem Tourismus gewidmet sind. Der Rest wiederholt die Bemühungen der Landesregierung, die Kompetenzen zu bündeln.
Wäre dieser Bericht ein Beispiel absichtgeleiteter Schwerpunktbildung in der Landesregierung, dann hätte die Landesregierung das Konzept der Schwerpunktbildung nicht verstanden. Das ist also nichts wirklich Neues. Was steht im Bericht zum Tourismus? Da ist zunächst das Leitprojekt zum Tourismus. Ein flexibles Baukastensystem für den WellnessTourismus soll entstehen, mit einem Wissens- und Aktionszentrum als Basisinfrastruktur. Mittelfristig soll es sogar ein Kompetenzzentrum geben. Ob diese Aneinanderreihung von Managementmodebegriffen Schleswig-Holstein wirklich zum Vorreiter im Gesundheitstourismus macht, bleibt zumindest vordergründig offen.
Es ist ein CDU-Antrag, auf dem der Bericht beruht. Der Kollege Greve ist leider nicht anwesend. Lassen Sie mich noch einmal sagen: Ich würde vorschlagen, nicht Wellness-Tourismus zu sagen, sondern „Wohlbefindlichkeitsfremdenverkehr“.
Dann folgt das Leitprojekt „Modellregion Natürliches Erleben“. Es zielt auf Angebote zur Gesundheitsvorsorge, zur Stärkung des Gesundheitstourismus und der Landwirtschaft - durch eine mittelfristig zu erreichende, attraktive Darstellungsform.
Die Betroffenen vor Ort waren wahrscheinlich schon vor Beginn der Projektplanung weiter, als das federführende Umweltministerium je kommen wird. Hoffen wir, dass Herr Minister Müller sie nicht zu sehr bremst.
Dann gibt es noch den Abschnitt Wellness- und Gesundheitstourismus. Zunächst wird bestätigt, dass Gesundheitsurlaub eine Wachstumsbranche ist. 8 bis 9 Millionen potenzielle Gesundheitsurlauber können sich im Zeitraum 2001 bis 2003 Schleswig-Holstein als Urlaubsziel vorstellen. Die Ministerpräsidentin hat es hier eben wiederholt. Wir werden sehen, ob sich das bestätigt. Wir alle hoffen das natürlich.
Die Aktivitäten der Landesregierung beschränken sich auf die Ankündigung einer neuen Tourismuskonzeption und erweiterter Fördermöglichkeiten. Das ist normal. Aber wenn sich nach den Worten der Ministerpräsidentin schon letztes Jahr entscheiden sollte, wer Vorreiter am Gesundheitsmarkt wird, dann hinge die Landesregierung der Entwicklung wieder einmal etwas hinterher.
Dies wäre nun der Platz, um verbal auf die übliche Ankündigungspolitik einzuschlagen. Aber diesmal nicht! Im Gegenteil, ich beglückwünsche die Ministerpräsidentin zu ihrem ausgeklügelten strategischen Konzept. Sie hat ihre Strategie am 10. Mai 2000 auch schon offen gelegt.
Der Gesundheitsmarkt ist ein Wachstumsfeld. Schleswig-Holstein erfüllt viele Voraussetzungen für einen erfolgreichen Gesundheitsstandort. Wie kann eine Regierungschefin hier geschickt für das Land handeln? - Ganz einfach: Sie entschließt sich, dem Wachstum des heimischen Gesundheitsmarktes möglich selten im Weg zu stehen.
Sie setzt Gremien mit möglichst vielen hochrangigen Teilnehmern ein, die alle auch sonst schon schwer beschäftigt sind.
Ich halte diese Art von Wirtschaftspolitik für außerordentlich weit reichend und empfehle der Landesregierung insgesamt, diese Strategien häufiger zu verwirklichen.
Ich höre Ihnen, Frau Aschmoneit-Lücke, wirklich immer sehr gern zu. Der Unterhaltungswert, aber auch die Qualität Ihrer Äußerungen sind für das Haus ausgesprochen belebend.