Protokoll der Sitzung vom 13.07.2000

(Anhaltende Unruhe - Glocke der Präsiden- tin)

Zuletzt las ich nun -

Einen Moment, bitte, Frau Abgeordnete! - Ich möchte um etwas mehr Ruhe bitten, auch wenn es schon auf 18:00 Uhr zugeht.

Bitte, Sie haben das Wort!

Danke, Frau Präsidentin! - Letztens las ich weiter ein Eingeständnis einiger amerikanischer Experten, die nach über 40 Jahren Erfahrung mit solchen Tests ernüchternd bilanzierten, dass diese Art von Tests praktisch nicht zu besserem Lernen und Lehren geführt habe. Auch das darf man nicht vergessen.

Schulprogramme! Schulprogramme werden immer wieder kritisch betrachtet. Dennoch steht aus meiner Sicht fest, dass Schulentwicklung und die Entwicklung von Schulprogrammen erfolgen müssen. Wichtig ist, dass die Umsetzung in der Schule möglich gemacht wird, damit die guten Intentionen nicht wie Seifenblasen im Alltag der Schule zerplatzen.

Mehr Zeit also für Schulleitungen, für Projekte sowie für Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften ist nach wie vor eine aktuelle Forderung. Auch mit diesen Forderungen müssen wir uns auseinander setzen.

Vor diesem Hintergrund ist ja auch die notwendige Neustrukturierung des IPTS ein großes Thema, auf das ich an dieser Stelle nicht näher eingehen kann.

Modellvorhaben! Schule entwickelt sich rasant, ebenso rasant wie die Gesellschaft. Darum muss Schule für neue Entwicklungen auch offen sein. Dazu können besonders Modellvorhaben beitragen. Sehr interessant finde ich beispielsweise die in dem Bericht genannten Felder „Fremdsprachen in der Grundschule“, „bilingualer Unterricht an Gymnasien und Realschulen“ sowie natürlich auch die Europaklasse Niebüll/Tønder.

An den Grundschulen haben laut Bericht Englisch und Dänisch Vorrang, denn die Fremdsprachenbegegnung so heißt es dort - will Verständnis für andere Sprachen und Kulturen wecken und die Akzeptanz für Menschen aus anderen Kulturkreisen fördern.

Ich möchte dazu anregen, dass man in weitere Modellvorhaben neben dem Dänischen auch das Friesische einbezieht. Seit Jahren wird an Grundschulen in Nordfriesland Friesisch in einem Schuljahr oder zwei Schuljahren angeboten. Es gibt auch seit wenigen Jahren Friesisch in Kindergärten. Aber bislang fehlt ein Gesamtkonzept der Landesregierung. Mir ist ein solches Gesamtkonzept wenigstens nicht bekannt.

(Beifall des Abgeordneten Lars Harms [SSW])

- Vielen Dank, Kollege Harms! - Renommierte Sprachwissenschaftler und Mehrsprachigkeitsforscher wie Dr. Allister Walker von der Universität Kiel

(Lothar Hay [SPD]: Sehr guter Mann!)

und auch Professorin Els Oksaar von der Universität Hamburg haben eine Verstärkung des friesischen Unterrichts mehrfach gefordert und dabei auf andere Regional- und Minderheitensprachen in Europa hingewiesen.

(Anhaltende Unruhe - Glocke der Präsiden- tin)

Entschuldigen Sie bitte, wenn ich noch einmal unterbreche! - Auch wenn wir über Mehrsprachigkeit reden, heißt das nicht, dass alle gleichzeitig reden sollen.

(Heiterkeit und Beifall)

Frau Abgeordnete Spoorendonk hat das Wort.

Vielen Dank! - Ich ziehe auch weniger babylonische Verhältnisse vor, aber ich meine immer noch, dass uns ein Modellvorhaben - jetzt nicht in diesem Sinne, aber doch im Sinne des Berichts - weiterhelfen könnte. Damit meine ich also, dass mit dieser Art von

(Anke Spoorendonk)

Herausgegeben vom Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landtags - Ausschussdienst und Stenographischer Dienst

Fremdsprachenbegegnung auch das erreicht werden kann, was aus dem Bericht hervorgeht und was Ziel dieser Fremdsprachenbegegnung ist, nämlich die Akzeptanz für Menschen aus anderen Kulturkreisen zu fördern.

Mehrsprachigkeit ist die Normalität in Europa, liebe Kolleginnen und Kollegen, und Mehrsprachigkeit erweitert den Horizont. Wer eine andere Sprache dazulernt, bekommt damit auch das Werkzeug für das Erlernen weiterer Fremdsprachen in die Hand.

Ich möchte also davor warnen zu sagen: Jetzt kommt sie mit ihrer Forderung nach mehr Friesisch; das ist provinziell. Nein, das ist wirklich europäische Zukunftspolitik in Sachen Bildung.

(Beifall bei SSW, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe damit die Beratung.

Herr Abgeordneter Hay, wollen Sie noch einen Kurzbeitrag leisten?

(Lothar Hay [SPD]: Nein, heute nicht, mor- gen!)

Dann liegen mir jetzt keine weiteren Wortmeldungen vor. Ich schließe die Beratung.

Es ist beantragt worden, den Bericht der Landesregierung dem Bildungsausschuss zur abschließenden Beratung zu überweisen. Wer so beschließen will, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? Enthaltungen? - Es ist einstimmig so beschlossen.

Die Parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktionen haben, soweit sie greifbar waren, vereinbart, dass heute kein weiterer Tagesordnungspunkt mehr aufgerufen werden soll. Weitere Beratungen können Sie jetzt in den privaten Bereich verlegen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.

Schluss: 17:50 Uhr