Zweiter Punkt. Für zivilrechtliche Verfahren hat Schleswig-Holstein entschieden, auf Dänisch, Friesisch, Romanesk oder Niederdeutsch vorgelegte Urkunden zuzulassen. Gerade dieser Punkt macht deutlich, dass die Sprecher von Regional- und Minderheitensprachen auch im Bereich der Justiz wahr- und damit ernst genommen werden.
Ein dritter Punkt. Zum Sommersemester 2000 ist Niederdeutsch als Wahlpflichtfach an der Fachschule für Sozialpädagogik in Niebüll eingeführt worden und wird dort sehr gut angenommen. Ziel ist die Ausweitung der sprachlichen Kompetenz von Erzieherinnen und Erziehern. Damit wird die Plattdeutschförderung schon bei den kleineren Kindern forciert und das ist - so denke ich - ein nachahmungswertes Modell.
Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang eine weitere - wie ich finde - wichtige Anmerkung. Obwohl der schleswig-holsteinische Landesverband deutscher Sinti und Roma aus gut nachvollziehbaren Gründen eine Verschriftlichung seiner Sprache ablehnt, so ist und bleibt er doch gleichberechtigter
Partner bei der Umsetzung der Charta. Es ist - so denke ich - an dieser Stelle notwendig, das zu bemerken.
Aus dem Bericht können wir ebenfalls die Schlüsselfragen für die weitere Entwicklung herauslesen: Wie können Schleswig-Holstein, die Bundesrepublik und die EU weiter eine sprachenfreundliche Entwicklung voranbringen? Wie können wir mehr Menschen als bisher für die regionalen Minderheitensprachen erreichen?
Wie können wir eine langfristige, die Minderheiten- und Regionalsprachen sichernde Sprachenpolitik entwickeln?
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Aktionsplan zur Förderung des Sprachenlernens und der Sprachenvielfalt 2004 - 2006 der Europäischen Kommission, den wir neben der Sprachencharta zur Entwicklung unserer Minderheiten- und Regionalsprachen nutzen sollten. Hier gibt es erste Ansätze, die wir zusammen mit den Minderheiten und Volksgruppen vertiefen werden. Ich sage nicht nur in diesem Zusammenhang Dank an Renate Schnack, unsere Minderheitenbeauftragte, die sich auch für diesen Aspekt sehr stark macht und Perspektiven aufzeigt.
Jede Sprache ist für die, die sie als Muttersprache sprechen, immer die wichtigste. Denn unsere Muttersprache ist die Sprache, in der wir denken und fühlen, sie ist Ausdruck unserer Kultur und unserer Tradition. Sie ist damit Ausdruck unseres Blickes auf die Welt und damit Wesensmerkmal unserer Identität. Das ist für die Mehrheitsbevölkerung so, das ist aber noch lebensnotwendiger für die Minderheiten und Volksgruppen. Deswegen freue ich mich auch über kleine Meldungen. Der Presse war zu entnehmen, dass die Stundenzahl in der Grundschule auf Helgoland in Friesisch erhöht werden soll. Das ist eine kleine, feine und sehr wichtige Meldung. Dank dafür an die Ministerin.
Der Bericht zur Sprachencharta ist ein wichtiger Meilenstein zur Sicherung der Sprachenvielfalt und der kulturellen Vielfalt in Schleswig-Holstein. Formulieren wir, Politik und Minderheiten, gemeinsam die weiteren Ziele! Schaffen wir gemeinsame Konzepte zur Sprachenpolitik und setzen wir zukünftig weitere Meilensteine, um die Regional- und Minderheiten
sprachen langfristig zu sichern! Uns leitet nicht die Berichtspflicht, die die Charta einfordert und die wir natürlich erfüllen. Es ist die tiefe Überzeugung, dass Minderheiten- und Regionalsprachen ein wesentlicher Bestandteil der kulturellen Vielfalt Europas sind und damit unverzichtbar für die europäische Integration.
Eentlich schull ik jetzt den Afgeordneten Behn dat Wort geeben, he schull schnacken, he is leider krank worn un muss no Huus goh - wi wünschen em vun disse Stell goode Gesundheit.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Somit kommen Sie in den Genuss einer weiteren auf Hochdeutsch gehaltenen Rede. Denn auch in dem Punkt kann ich Joachim Behm natürlich keineswegs vertreten, was das Niederdeutsche angeht.
An der Vielsprachigkeit führt in Europa kein Weg vorbei. Vielsprachigkeit in Europa heißt aber nicht nur, dass sich jeder Unionsbürger innerhalb der Europäischen Union, innerhalb Europas in seiner Landessprache informieren und äußern kann, Vielsprachigkeit heißt eben auch, dass die vielen Regional- und Minderheitensprachen in den einzelnen Regionen Europas besonders geschützt und gefördert werden.
Dieses Ziel ist in der Vergangenheit gemeinsam von allen demokratischen Fraktionen im SchleswigHolsteinischen Landtag vertreten und verfochten worden. Auf diese Gemeinsamkeit sollten wir auch in Zukunft großen Wert legen.
Das Ziel der Förderung der Regional- und Minderheitensprachen ist innerhalb Europas durch die vertragliche Vereinbarung einer europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen verankert und - wie ich denke - auch in der Verwirklichung ein gutes Stück vorangebracht worden. Diese europäische
Sprachencharta ist aus unserer Sicht eine sehr wichtige Säule der Europapolitik. Sie ist zugleich auch mit den Regional- und Minderheitensprachen, auf die sie ausgerichtet ist, ein Identifikationsmerkmal für die Menschen in der Region.
Im Zusammenschluss mit den anderen europäischen Ländern ist es besonders wichtig, ein Europa der Regionen weiterzuentwickeln. Zu diesem Europa der Regionen gehört als ein wichtiges Instrumentarium die Sprachencharta mit dem Ziel des Sprachenschutzes für die Regional- und Minderheitensprachen.
In Deutschland wird die Sprachencharta auf die Sprachen der nationalen Minderheiten bezogen, das sind die Sprachen Dänisch, Nordfriesisch und Saterfriesisch für die Friesen, Nieder- und Obersorbisch der Sorben und Romanes der deutschen Sinti und Roma. Darüber hinaus ist als weitere Sprache in die Sprachencharta aufgenommen worden - übrigens insbesondere auch auf Betreiben des Schleswig-Holsteinischen Landtages - die Regionalsprache Niederdeutsch.
Zur Umsetzung der Sprachencharta gehört, dass die traditionellen Regional- und Minderheitensprachen in jedem der Vertragsstaaten als ein bedrohter Teil des europäischen Kulturerbes verankert werden und unter einem besonderen Schutz, unter einer besonderen Förderung stehen. Dazu gehört eben auch, dass wir heute im Landtag neben dem Minderheitenbericht, den wir vor der Sommerpause im Landtag diskutiert haben, gesondert den Sprachencharta-Bericht der Landesregierung zu debattieren haben.
Nach Überzeugung der FDP ist es eine wichtige Aufgabe der Landespolitik, die Minderheiten- und Regionalsprachen in Schleswig-Holstein weiter zu fördern. Denn durch die Sprachenvielfalt lebt nicht nur unser kulturelles Erbe, sondern wir erhalten damit auch ein besonderes Lebensgefühl in weiten Teilen unseres Landes Schleswig-Holstein.
Im Übrigen hat der Bericht der Landesregierung zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Dänemark - auch ein Debattenthema aus der jüngsten Vergangenheit - gezeigt, dass zwischen SchleswigHolstein und unserem Nachbarn Dänemark so genannte „weiche“ Hemmnisse existieren, die einen grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt behindern. Als „weiche“ Hemmnisse wurden im Bericht der Landesregierung auch fehlende Sprach- und Kulturkenntnisse genannt. Schon aufgrund der gewaltigen Beschäftigungsprobleme bei uns in der Grenzregion steht für mich fest, dass wir uns eine Ignoranz gegenüber der Sprache unseres Nachbarn Dänemark nicht erlauben
können. Denn wir benötigen verbesserte Sprachkenntnisse - auch über die dänische Minderheit hinaus - im Bereich der dänischen Sprache, um die Menschen unseres Landes in die Lage zu versetzen, beispielsweise an Prozessen auf dem Arbeitsmarkt gerade in der Grenzregion besser teilnehmen zu können als bisher, aber auch um sich durch den damit verbundenen Zugang zu einem breiteren Erleben der Kultur unseres Nachbarlandes Dänemark zu bereichern. Wirtschaftlicher Nutzen auf der einen Seite, aber auch kulturelle Bereicherung - das wird durch eine Verbesserung der Dänischkenntnisse in der deutschen Bevölkerung unseres Landes miteinander verbunden. Insbesondere jungen Menschen muss die Chance gegeben werden, in Zukunft mehr als bisher von Zweisprachigkeit, von Mehrsprachigkeit zu profitieren.
Meine Damen und Herren, darüber hinaus wollen wir gleichermaßen die friesische und die niederdeutsche Sprache im Bereich der Schulen unseres Landes besser verankern. Wir wissen natürlich, dass es auch im Hochschulbereich Defizite gibt. Die Professur für Friesistik, für das Fach Friesische Philologie in Flensburg, eine hauptamtliche Professur, als Wunsch, als Desideratum, sei angesprochen; aber auch einen eigenen Lehrstuhl für Niederdeutsch an der CAU müssen wir weiter erhalten, wie dies in der Vergangenheit der Fall war. Auch darauf muss geachtet werden, dass bei künftigen Entscheidungen zur Wiederbesetzung von Lehrstühlen dieses Fachgebiet weiter seine feste Verankerung im universitären Bereich unseres Landes behält.
Die Sprachenvielfalt kann nur durch aktive Anwendung der Regional- und Minderheitensprachen weiterleben. Dazu müssen die Bürger, die eine oder mehrere Regional- und Minderheitensprachen beherrschen, nicht zuletzt selber beitragen. Man muss einfach darauf hinweisen, dass die Zahl der Niederdeutsch Sprechenden trotz großen privaten Engagements in vielen Vereinen, Schauspielgruppen, Autorenlesungen und einer staatlichen Förderung solcher kultureller Aktivitäten abnimmt, und zwar deshalb, weil die jeweils Älteren die Sprache wegen ihres abnehmenden Gebrauchswertes - in Anführungszeichen - an die jeweils jüngere Generation nicht mehr weiter geben, jedenfalls nicht mehr in dem Umfang, wie das in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Aber ich betone noch einmal ausdrücklich, diese Sprache drückt auch Lebensgefühl aus und ist für Schleswig-Holsteiner ein Kulturgut. Deshalb müssen wir alles daran setzen, das Niederdeutsche zu erhalten
und dementsprechend auch Niederdeutschkenntnisse in den Schulen, in der Lehrerausbildung und im Hochschulbereich weiter fördern.
Auch wir Politiker können selbst zum Erhalt der Sprachenvielfalt beitragen, indem wir die Sprache öffentlich benutzen. Frau Frauke Tengler hat dies eben schon getan.
Ich darf zum Abschluss ein gutes Beispiel für diese Förderung nennen, dass auch die Politik selbst ihren Anteil an der Erhaltung der Regionalsprache Niederdeutsch wahrnehmen muss: Ein gutes Beispiel ist die Eröffnung des schleswig-holsteinischen Plenarsaales, die ja überwiegend, Herr Präsident, in niederdeutscher Sprache erfolgt ist.
Der dynamische Prozess, der mit der Europäischen Sprachencharta verbunden wird, hat den Vorteil, dass wir auch in Zukunft weiterhin verpflichtet sein werden, regelmäßig Bilanz zu ziehen. Und genauso wie sich die Sprachen selbst weiterentwickeln, ist auch dafür Sorge zu tragen, dass der politische Prozess um die Sprachencharta, um das Bestreben, ihre Ziele zu verwirklichen, nicht aufhört. Die heutige Debatte soll einen Beitrag dazu leisten.
Schönen Dank! Ton beeter Verständnis will ik bloots noch anmarken, dat natürlich korrekterwies Familiennaam nie översett ward, ober keen Plattdüütschen wör op den Gedanken kamen, een hochdüütschen Naam ok hochdüütsch uttospreken. Se sprekt em ümmer plattdüütsch ut.
Ik will noch eenen Gast begröten, de op de Tribün Platz nahmen het, dat is de Vörsitter vun den Friesenrat, Ingwer Nommensen. - Hartlich willkamen!
Herre Herr Präsident! Di goue wale as e forütseeting, dåt müülj stoont fååst bai e kiming, jü plooning wiset e wäi, dåt konkreet hooneln brängt laawen än goue waane schan åltens deertu, dan bloot gemiinsom wårt dåt müülj långd.