Protokoll der Sitzung vom 11.05.2007

dass das Schwein allein vom Wiegen noch nicht fett wird. Deshalb warne ich vor zu vielen Überprüfungen. Die Zeit und das Geld, die dafür verwendet werden, wären sicherlich in der einen oder anderen praktischen Maßnahme besser untergebracht.

So habe ich mich wirklich gefreut zu lesen - in der Zeitung, nicht im Bericht; im Bericht findet diese Projekt übrigens gar keine Erwähnung -, dass im Rahmen des Leader-plus-Projekts „Das grüne Klassenzimmer“ eine Grundschulklasse zusammen mit der Kreisjägerschaft Plön Nistkästen gebaut hat, im Erlebnisraum herumgetollt ist und die Schwentine mit dem Großraumkanu erkundet hat.

Dadurch wird nicht gleich die ganze Schule zur „Zukunftsschule.SH“, aber viele Schülerinnen und Schüler hatten ein Naturerlebnis, das sicherlich mehr zu ihrer Umweltbildung beiträgt, als ein Siegel an der Tür.

Und noch ein Wermutstropfen; er betrifft die Finanzierungen und Förderungen der Umweltbildung, speziell die Förderpraxis im Freiwilligen Ökologischen Jahr: Erfreulicherweise hat sich die Anzahl der Plätze für ein FÖJ von 2000/2001 bis 2005 mehr als verdoppelt; bis 2008/0609 bleibt sie konstant. Die Landesmittel zur Finanzierung dieser Plätze werden indessen deutlich gekürzt. Ich halte das für ein falsches Signal.

(Beifall bei FDP, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW)

Denn die jungen Menschen, die sich freiwillig für ein ökologisches Jahr entscheiden, machen das, weil sie einen Beitrag für die Gemeinschaft erbringen wollen, weil sie sich bewusst für die Umwelt einsetzen wollen und weil es auch Teil ihrer Persönlichkeitsbildung ist. Denn in dieser Zeit können sie sich selbst erproben, sich für ihre als sinnvoll empfundenen Ziele einsetzen und ihre Ideale einem Härtetest in der Praxis unterziehen. Wir sollten deshalb auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass uns diese Einstellung der jungen Menschen infolge knapper finanzieller Ressourcen des Landesetats nichts mehr wert wäre und sie nur eine Lückenbüßerfunktion im Rahmen ihres Freiwilligendienstes einnähmen. Dann ginge die Philosophie dieses Jahres verloren.

Ich freue mich auf die Beratungen im Ausschuss.

(Beifall bei der FDP)

Ich danke Herrn Abgeordneten Günther Hildebrand und erteile Frau Abgeordneten Monika Heinold für

(Günther Hildebrand)

die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN das Wort.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Umweltbildung ist kein Luxus. Umweltbildung fordert dazu auf, sich mit den natürlichen Grundlagen unseres Lebens intensiv auseinanderzusetzen, Zusammenhänge zu erforschen und zu verstehen.

Umweltbildung bietet die Chance - das ist mehrfach erwähnt worden -, insbesondere Kindern zu vermitteln, wie wichtig der sorgsame Umgang mit unserer Natur ist.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Hierbei geht es um eigentlich Selbstverständliches: Jede Pflanze, jedes Tier hat eine ganz besondere Funktion in unserem Ökosystem. Greift der Mensch ein, so muss er dieses mit Bedacht tun.

Umweltbildung ist aber noch mehr: Es ist die Frage, warum sich unser Klima verändert und welche Gefahren dadurch auf uns zukommen. Es ist die Frage, wie wir natürliche Ressourcen wie Wind und Sonne nutzen können. Es ist die Frage, wie unsere Wohlstandgesellschaft im Einklang mit der Natur leben kann. Und es ist die Frage, wie wir durch unser eigenes Verhalten dazu beitragen können, dass globale Umweltkatastrophen zukünftig vermieden werden.

Mit dem vorliegenden Bericht zeigt die Landesregierung die vielfältigen Projekte der Umweltbildung in Schleswig-Holstein auf und ich bedanke mich ganz herzlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für diese gute Dokumentation.

(Beifall)

Bei der Förderung der Umweltbildung spielt die Unterstützung durch die Umweltlotterie BINGO eine große Rolle. Diese Lotterie haben wir GRÜNEN 1998 in den Koalitionsvertrag hineinverhandelt.

(Oh-Rufe von der SPD)

- Ja, wir haben sie hineinverhandelt und Herr Nabel, ich erinnere mich an die Diskussionen.

Wir haben sie auch umgesetzt; das war alles nicht so einfach. Inzwischen ist sie anerkannt, was ich super finde. Dank dieser Lotterie konnten bisher 2 Millionen € in Umwelt- und Eine-Welt-Projekte investiert werden und Projekte in einer Größenordnung von 6 Millionen € ermöglicht werden.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der Bericht der Landesregierung macht deutlich, dass das Rahmenabkommen zur norddeutschen Partnerschaft zur Unterstützung der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, das 2004 von der rot-grünen Landesregierung mitinitiiert wurde, noch immer eine gute Grundlage für die Weiterentwicklung der Umweltbildung in Schleswig-Holstein ist. Es ist ein Rahmenabkommen, das gut ist, weil es nicht nur die staatliche Ebene, sondern zahlreiche andere engagierte Akteure mit einbezieht: vom BUND bis zur Umweltakademie, von den Kirchen bis zur Heinrich-Böll-Stiftung.

So gibt es in Schleswig-Holsein viele erfolgreiche Projekte und Einrichtungen unterschiedlicher Träger und das ist auch gut so. Viele Projekte laufen seit mehreren Jahren und wurden unter Rot-Grün ins Leben gerufen und haben sich als erfolgreich erwiesen. Ich nenne beispielhaft Naturerlebnisräume, Waldkindergärten, integrierte Schutzstationen, das Nationalparkzentrum Multimar Wattforum, der Erlebniswald Trappenkamp oder auch die Akademie für Natur und Umwelt.

Auch kleinere Projekte - das macht der Bericht sehr schön deutlich - wie „Versuch macht klug“ - Experimente im naturwissenschaftlichen Bereich fürs Vorschulalter - tragen dazu bei, dass Zusammenhänge verstanden werden und dass Kinder schon früh für unsere Umwelt sensibilisiert werden.

Der Bericht zeigt allerdings auch schonungslos auf, was sich verändert hat, seitdem es in SchleswigHolstein keinen grünen Umweltminister mehr gibt. Während wir Grünen die Anzahl der Plätze im Freiwilligen Ökologischen Jahr mehr als verdoppelt haben, hat die schwarz-rote Landesregierung die Zuschüsse um 340.000 € gekürzt.

Während wir Grünen die institutionelle Förderung für das Bündnis entwicklungspolitischer Initiativen sichergestellt haben, wurde dieser Zuschuss nun komplett gestrichen.

(Beifall des Abgeordneten Lars Harms [SSW] - Konrad Nabel [SPD]: Das habt ihr nicht allein gemacht!)

- Konny Nabel, ich erinnere mich an viele Haushaltsberatungen, wo wir für den Bereich gekämpft und uns gegen euch durchgesetzt haben. Das mag von euch strategisch so gesetzt worden sein, aber es war so.

Auch in den Kreisen zeigt sich, dass aktiver Klimaschutz insbesondere von CDU-Politikern vor Ort oft konterkariert wird. Ich nenne nur das Beispiel der Stellen in den Agendabüros. Diese Stellen sind vor Ort leider ziemlich drastisch zusammengestri

(Vizepräsidentin Frauke Tengler)

chen worden. - Herr Kalinka, Sie scheinen den Bericht nicht gelesen zu haben. Auch das ist eine Sache, die in dem Bericht sehr offen angesprochen wird und die angesichts der Klimaveränderungen verantwortungslos ist.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Umweltbildung muss vor Ort stattfinden. Ich hoffe, dass die Neuorganisation der Forstverwaltung nicht dazu führt, dass wir nur noch zentral im Erlebniswald Trappenkamp Angebote haben, sondern dass wir in den Wäldern vor Ort Umweltbildung stattfinden lassen können. Dort sind die Kindergärten, dort sind die Kindertagesstätten, dort sind die Schulen.

(Glocke der Präsidentin)

- Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss.

Umweltbildung war unter Rot-Grün ein wichtiges Thema. Wir haben gute Grundlagen in SchleswigHolstein gelegt. Wir hoffen, dass diese Projekte und Institutionen die hoffentlich kurze Regierungszeit von Schwarz-Rot überleben werden.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort für den SSW erhält Herr Abgeordneter Lars Harms.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der uns vorliegende Bericht zur Umweltbildung in Schleswig-Holstein ist so umfassend, dass ich nicht alle Aspekte der Umweltbildung behandeln kann. Das spricht für die Vielfalt und die Menge der Angebote der Umweltbildung, die Schleswig-Holstein bietet. Daher möchte ich mich auf einige bestimmte Bereiche begrenzen.

Gerade in einer Zeit, in der die Umwelt- und Klimaproblematik einen gewissen Höhepunkt erreicht hat, ist es wichtig, die Komplexität dieser Problematik deutlich zu machen und sie zu vermitteln. Die Tendenz zur Bedenkenlosigkeit und zum Teil auch zur Ignoranz gegenüber der Umwelt ist in Teilen der Bevölkerung immer noch vorhanden. Daher liegt eine zukünftige und wesentliche Aufgabe des Bildungssystems darin, der Bevölkerung die Umwelt nahezubringen und sie für Umweltprobleme zu sensibilisieren.

In Schule und Hochschule wird sich dieser Aufgabe in umfangreichem Maß angenommen. Hierbei ist es notwendig, die fächerübergreifende Dimension der Umweltbildung deutlich zu machen. Mit den Hoch

schulen wurden Zielvereinbarungen abgeschlossen, die sie verpflichten, ein besseres Verständnis für den notwendigen Schutz der Umwelt für kommende Generationen zu schaffen. Das ist gerade für Betriebswirte gut.

Der Bericht und die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage aus der vorherigen Legislaturperiode machen deutlich, wie umfangreich die Angebote mittlerweile sind. Neben Schule und Hochschule kommt die Umweltbildung aber auch in vielen anderen Bereichen zum Tragen. Im Folgenden möchte ich auf drei Bereiche eingehen, die außerhalb der klassischen Bildungsträger liegen, die sich meiner Meinung nach durchaus bewährt haben und wo es sich lohnt, entweder diese wieder oder weiter zu unterstützen.

Ein wichtiger Baustein im Rahmen der Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung kommt der entwicklungspolitischen Bildung zu. Dies macht der Bericht deutlich. Das ist sehr deutlich dargestellt. Diese wird in Schleswig-Holstein unter dem Dachverband „Bündnis Entwicklungspolitischer Initiativen“ koordiniert. Das B.E.I. ist der Dachverband von über 60 Mitgliedsvereinen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, eine inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklung der Eine-Welt-Arbeit in Schleswig-Holstein zu leisten. Damit fördern sie die Vernetzung und den Informationsfluss zwischen den Akteuren und führen Projekte und Kampagnen durch. Dies geschieht überwiegend im Rahmen von Projekten. Aber angesichts des Umfangs der dort geleisteten Arbeit, wären durchaus verbesserte hauptamtliche Strukturen angebracht. Und dies setzt eine entsprechende institutionelle Förderung voraus. Kürzungen sind hier der falsche Weg. Hier muss in den nächsten Haushaltsberatungen dringend korrigiert werden.

(Beifall beim SSW)

Ein weiterer Punkt, der mir wichtig erscheint genannt zu werden, ist die Arbeit des FÖJ. Das Freiwillige Ökologische Jahr ist eine wichtige Maßnahme für junge Menschen, die gerade zwischen Schule und Beruf stehen,

(Beifall der Abgeordneten Monika Heinold [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

denn dort haben sie die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten in einem neuen Umfeld kennenzulernen und es gibt ihnen die Möglichkeit, sich auf ihre Berufswahl vorzubereiten.

Viele der Umweltbildungseinrichtungen, beispielsweise im Nationalpark Wattenmeer, sind auf die Arbeit dieser jungen Menschen angewiesen.