Protokoll der Sitzung vom 23.03.2017

Damit wäre viel gewonnen: Anpacken statt rumschnacken!

Wenn es einen Preis dafür gäbe, die dümmste anzunehmende Initiative einer nicht an der Regierung beteiligten Fraktion auszuzeichnen, hätten die PIRATEN, so glaube ich, gute Chancen, diesen Preis zu gewinnen.

(Heiterkeit und Beifall CDU, SPD, FDP, SSW und Dr. Andreas Tietze [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

(Dr. Patrick Breyer)

Ich glaube, wenn SPD, Grüne oder SSW eine solche Anfrage gestellt hätten, dann wüssten wir, was wir dazu sagen: reiner Wahlkampf! Wie kann man so etwas kurz vor der Wahl machen?

(Heiterkeit SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und SSW)

Aber dass man allen Ernstes als nicht an der Regierung beteiligte Fraktion eine solche Große Anfrage so kurz vor der Wahl stellt und damit der Regierung eine Steilvorlage gibt, ihre Bilanz vorzulegen, so viel Dämlichkeit habe ich mir in diesem Parlament wirklich nicht vorstellen können.

(Beifall CDU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP und SSW)

Bei allem Verständnis, Herr Abgeordneter, für solche Bewertungsmodelle glaube ich, dass das Wort unangemessen ist.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Welches denn? - Heiterkeit FDP und CDU)

Da haben Sie recht, Herr Präsident. Das bedaure ich und nehme das Wort zurück.

Aber weil wir ja fair miteinander umgehen wollen: Ich glaube, es gibt etwas - deswegen macht diese Anfrage so wenig Sinn -, was man der Regierung mit Sicherheit nicht vorwerfen kann, und das ist, dass sie ihren Koalitionsvertrag nicht abgearbeitet hat.

(Beifall SPD)

Die Menschen wussten, was auf sie zukommt. Aber das Schlimmste ist, dass diese Koalition ihren gesamten Koalitionsvertrag umsetzen konnte. Das ist das Problem in diesem Land.

(Beifall CDU - Demonstrativer Beifall SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Im ersten Jahr wurde der Schein noch gewahrt. Es wurden zahlreiche Dialoge geführt; aber egal, welches Ergebnis an deren Ende stand, umgesetzt wurde sowieso nur das, was vorher im Koalitionsvertrag festgelegt worden war.

(Vereinzelter Beifall CDU)

Wir haben es beim Bildungsdialog erlebt. Sie stellen sich heute allen Ernstes hierhin und sprechen vom Schulfrieden. Sie sagen jetzt, die nächste Re

gierung dürfe an der Bildungspolitik nichts mehr ändern.

(Eka von Kalben [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Wir werden nichts ändern, habe ich gesagt!)

Sie haben in den ersten zwei Jahren unser Bildungssystem in einer Art und Weise durcheinandergebracht, wie es das in Schleswig-Holstein noch nie gegeben hat.

(Beifall CDU und FDP - Wortmeldung Anke Erdmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Herr Abgeordneter Günther, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Ich lasse im Moment keine Zwischenfragen zu.

Okay.

Auch nicht von Anke Erdmann. Aber ich schiebe das auf. Ich rede nachher noch einmal zum Thema Kitas, liebe Anke Erdmann, und ich weiß, welche Zwischenfrage dann kommt. Die werde ich nachher zulassen.

(Anke Erdmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Ich freue mich darauf!)

Sie haben den Weg in die Einheitsschule vorprogrammiert.

(Zurufe SPD: Oh!)

Sie haben die Gymnasien, mit vielen zusätzlichen Oberstufen ausgehöhlt, und die Existenz der beruflichen Schulen angegriffen,

(Widerspruch bei SPD und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Sie haben den Leistungsgedanken aus unseren Schulen verbannt, Sie haben die Standards abgesenkt, den Kampf gegen die Noten aufgenommen, die Inklusion an die Wand gefahren. Und trotz aller zusätzlichen Lehrerplanstellen, die Sie geschaffen haben, sind Sie bei der Bekämpfung des Unterrichtsausfalls gerade in den Mangelfächern in Schleswig-Holstein nicht einen einzigen Schritt vorangekommen.

(Daniel Günther)

(Beifall CDU und FDP)

Auch beim Thema innere Sicherheit kann man Ihnen nicht vorwerfen, dass Sie nicht vorher angekündigt haben, was Sie den Menschen zumuten. Lesen Sie sich den Koalitionsvertrag durch. Dass Sie Misstrauen gegenüber der Polizei hegen, liest man dort in jedem Satz. Sie haben am Ende in Politik umgesetzt, was Sie unter Misstrauen gegen unsere Ordnungshüter verstehen, indem Sie die „Misstrauensbeauftragte“ und die Kennzeichnungspflicht eingeführt haben, indem Sie die Polizeistationen mit einem Kahlschlag aus der Fläche herausgeführt haben.

(Dr. Ralf Stegner [SPD]: Schlie ist das gewe- sen!)

Sie haben die Wasserschutzpolizei in ihrer Handlungsfähigkeit massiv eingeschränkt. Dass geplante Stellenstreichungen am Ende nicht durchgeführt wurden, lag doch nur an der Arbeit von Opposition und Gewerkschaften. Nur deshalb haben Sie davon abgelassen.

(Lebhafter Beifall CDU und FDP)

Sie loben sich für den liberalsten Strafvollzug, den Sie durchgesetzt haben. Auf dem Rücken der Justizbeamten in Schleswig-Holstein haben Sie das gemacht.

(Beifall CDU und FDP)

Die Sozialdemokraten reden in unserem Land immer von ihrem Herzen für kleine Leute. Wenn Sie Ihre Ideologie durchsetzen wollen, dann sind Ihnen diese Leute schnurzegal. An die kleinen JVA-Beamten in unserem Land denkt kein Mensch von Ihnen, wenn Sie Ihre Ideologie durchsetzen. Das geht so nicht weiter!

(Lebhafter Beifall CDU und FDP - Zurufe SPD)

Ohnehin frage ich, wie es angehen kann, dass die SPD allen Ernstes mit dem Slogan in den Wahlkampf geht: „Wir brauchen mehr Gerechtigkeit in unserem Land“. Wer hat denn 30 Jahre am Stück in Schleswig-Holstein regiert? Jetzt sprechen Sie davon, es müsse Gerechtigkeit her.

(Beifall CDU und FDP)

Wenn es um Zukunftschancen für junge Menschen geht: Wer hat denn die höchste Abbrecherquote in Schulen verursacht? - Das waren doch Sie. 10.000 Flüchtlingen wird im Moment die schulische Ausbildung verweigert. Das tut doch Ihre Regierung.

(Vereinzelter Beifall CDU)

Von frühkindlicher Bildung haben Sie eben gesprochen. Sie soll irgendwann einmal kostenfrei sein. Die höchsten Elternbeiträge, die es jemals in unserem Land gegeben hat, hinterlassen Sie der nächsten Regierung.

(Lebhafter Beifall CDU und FDP - Zurufe SPD)

Wenn man eine kluge Anfrage für diese Parlamentssitzung hätte stellen wollen, wäre es sinnvoller gewesen, nicht den Koalitionsvertrag mit den Handlungen abzugleichen, sondern das, was der Ministerpräsident vorher alles angekündigt hat, mit dem zu vergleichen, was er am Ende nicht umgesetzt hat.

(Dr. Kai Dolgner [SPD]: Warum haben Sie es nicht gemacht?)

Er wollte 50 % der Bürokratiekosten in SchleswigHolstein abbauen. Das Doppelte an Bürokratie hat er in dieser Regierungszeit draufgelegt.