Für die Landesregierung erteile ich dem Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie, Herrn Reinhard Meyer, das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als der Tagesordnungspunkt angekündigt wurde, habe ich mir lange überlegt, wie denn die Diskussion laufen wird.
Meine Damen und Herren von der Opposition, ich hätte mir gewünscht, dass wir ernsthaft über das reden, was auf der Tagesordnung steht, nämlich über eine Dachmarke für Schleswig-Holstein.
Ich hatte - weil es ja auch zeitlich passt - manchmal ein bisschen den Eindruck, das ist die letzte Landtagsdebatte vor dem Karneval, vor dem Rosenmontag.
Herr Arp, Sie haben darauf hingewiesen: In der Vergangenheit hat es Diskussionen in diesem Haus gegeben. Das ist genau der entscheidende Punkt. Andere Länder haben sich anders entschieden, und zwar vor zehn Jahren. Zu dem Zeitpunkt hätte es
nämlich eigentlich passieren müssen. Wir laufen jetzt hinterher. Wenn zwischendurch ein Ministerpräsident nicht den Mut hatte, das, was vorbereitet war, aufzugreifen und in eine Kampagne umzusetzen, ist das für das Land Schleswig-Holstein nicht gut. Sie wissen, worüber ich rede. Als Herr Carstensen bestimmte Dinge vorgelegen haben, war zwar der Ansatz da, aber der Mut fehlte. Jetzt wollen wir das in die Hand nehmen und uns um die Dachmarke kümmern.
Herr Minister, wenn Sie schon den hochgeschätzten Herrn Carstensen ansprechen - zumindest von uns, aber wir waren ja alle gemeinsam in einer Großen Koalition -, wissen Sie auch, dass er gesagt hat: „Wenn eine Dachmarke, dann mit Hamburg zusammen“?
Hamburg hat schon eine Dachmarke, Herr Arp. Das wissen Sie. Niedersachsen hat eine Dachmarke, und Mecklenburg-Vorpommern hat eine Dachmarke. Wir Schleswig-Holsteiner reden über SchleswigHolstein.
- Herr Arp, darf ich bitte weiter ausführen? Worum geht es denn? Es geht um einen Wettbewerb, den wir zwischen den Bundesländern haben. Der ist da. Es geht um Fachkräfte, es geht um Unternehmensansiedlungen, es geht um Touristen, es geht um das Ansehen unserer Standortvorteile. Das können wir doch alles nur mit einer selbstbewussten Marke wirklich bündeln.
Wir wollen nach außen und nach innen geschlossener auftreten als bisher, mit Unternehmen, Verbänden und anderen Einrichtungen effektiver für den Standort Schleswig-Holstein werben, zum Beispiel mit einem einheitlichen Auftritt. Wir wollen die
Wenn Sie zum Beispiel in Kassel sind und die Leute nach Schleswig-Holstein befragen, dann fällt denen nicht viel dazu ein. - Es ist unsere Aufgabe, dieses Profil zu schärfen. Deshalb brauchen wir ein Standortmarketing.
Natürlich haben wir auch eine Konkurrenz zu unseren Nachbarn. Wir wollen neben der Metropole Hamburg gesehen werden. Niemand, weder in Mecklenburg-Vorpommern, noch in Bremen und auch nicht in Niedersachsen, glaubt ernsthaft, dass „der echte Norden“ etwas an der guten Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn ändert. Es kann den Bekanntheitsgrad einiger Politiker in Niedersachsen steigern, wenn sie dagegen sind. Das ist aber auch alles. Wir sind „der echte Norden“.
Selbstverständlich haben wir das mit Profis, mit Marketingleuten abgeprüft. Wir gehen doch nicht einfach hin - so wie wir das hier vorhin erlebt haben, soeben aus der Lamäng - und sagen: Das ist jetzt ein Slogan. Die Profis haben sich darum gekümmert. Sie haben sehr deutlich herausgearbeitet, das Schleswig-Holstein die Kompetenz hat, für den Norden in der herausragenden Position an der Schnittstelle zu Skandinavien. Die Menschen sehen Schleswig-Holstein und verbinden es mit Weite, Frische, Gesundheit, Klarheit, Bescheidenheit, ja, Standfestigkeit und Richtungsweisung, und auch der Markenbestandteil „echt“ passt genau zu unserem Land. Er ist ein Leistungsversprechen, das eine schleswig-holsteinische Qualität beschreibt, auch gern in diesem Landtag, mit Kubicki und Stegner.
(Beifall Dr. Heiner Garg [FDP] - Johannes Callsen [CDU]: Das war’s! - Hans-Jörn Arp [CDU]: Können Sie das noch einmal wieder- holen? - Heiterkeit SPD)
Wir stehen am Anfang. Ich gebe auch zu, der Claim polarisiert. Das muss er auch. Herr Kumbartzky, jeder Marketingprofi wird Ihnen sagen, wenn Sie einen Claim haben, wo alle nicken und sagen, er sei in Ordnung, dann ist es der falsche. Er muss polarisieren, er muss mit Inhalten gefüllt werden.
Wir haben heute schon eine unbezahlbare Diskussion, wenn Baden-Württemberg - und Herr Arp, da irren Sie, denn diese Kampagne gibt es weiter - auf den „echten Norden“ antwortet mit: Wir sind Süden.
Denn das ist das Thema, dass wir im Wettbewerb sind und wir unser Profil auch eindeutig nach vorn stellen müssen.
Es gehört auch zu den Fakten, dass eine Dachmarke, ein einheitliches Standortmarketing, ein einheitlicher Auftritt immer wieder von den Unternehmensverbänden, von den Kammern gefordert worden ist. Wir setzen das jetzt um. Ich sage ebenso deutlich: „Der echte Norden“ als Slogan ist nicht in einem stillen Kämmerlein entstanden.
Es gibt immer wieder die Kritik daran, dass alles so viel Geld kostet. Baden-Württemberg hat 5 Millionen € für Standortmarketing ausgegeben. Gut - das ist ein reiches Land.
Mecklenburg-Vorpommern hat 1,6 Millionen € für Standortmarketing ausgegeben. Niedersachsen hat mehr als 1 Million € für Standortmarketing ausgegeben. Insofern sehen Sie, dass wir unsere Ressourcen schon bündeln. Denn das Bündeln wird eine ganz wichtige Aufgabe sein. Es gibt so viele Marketingtitel in diesem Land. Was uns fehlt, ist der einheitliche Auftritt für unser Land, für SchleswigHolstein.
„Der echte Norden“ ist eine Plattform für alle, die für Schleswig-Holstein werben und Kommunikation betreiben, entwickeln und weitermachen wollen. „Der echte Norden“ lebt von den Menschen. Er lebt von den zwei Meeren. Er lebt von der Natur, und er lebt natürlich auch von dem echten Humor im echten Norden. Wir sind das mit Selbstbewusstsein, und wir wollen das mit dieser Kampagne nach außen tragen, übrigens auch international. „Germany is true north“ ist das, was sozusagen die englische Übersetzung ist.
Insofern habe ich auch diese Frage beantwortet, Herr Garg. Herr Kumbartzky, ich bedanke mich auch, dass Dithmarschen - Sie haben das ja angeschoben, aber dann nicht mehr geerntet - mit „Echte Küste. Echtes Land.“
sozusagen der Vorreiter war. Wir haben natürlich von Dithmarschen gelernt. Der NDR hat es für die norddeutschen Länder kompatibel ausgedrückt: „Das Beste am Norden“. Das haben Sie schon gesagt. Das Beste am Norden ist Schleswig-Holstein, „der echte Norden“. Ich freue mich, dass sich alle an der Diskussion beteiligen dürfen. Wir wollen Schleswig-Holstein damit weiter voranbringen.