großvater Friedrich Wilhelm Kumbartzky aus dem Memelgebiet. Der Kanal bot und bietet Arbeit und Wohlstand. Der NOK ist mehr als eine Wasserstraße. Er ist auch ein Kulturraum und ein Symbol für Heimat - insbesondere für die Familien, die durch den Kanal hier im Land zwischen den Meeren ihre neue - Heimat gefunden haben.
Kurz zur Historie. Es wurde mit einer Bauzeit von acht Jahren und Kosten in Höhe von 156 Millionen Mark geplant. Ergebnis: acht Jahre Bauzeit und Ausgaben von exakt 156 Millionen Mark. Bemerkenswert. Und heute fast unvorstellbar.
Auch folgende Begebenheit ist interessant zu erwähnen. Sie stammt nicht aus dem Familienarchiv der Kumbartzkys, sondern ist unter anderem nachzulesen in der Kanalbiografie von Duppel/Krieger: Am großen Eröffnungstag am 20. Juni 1895 fuhr der Kaiser auf seiner Jacht „Hohenzollern“ voran von Brunsbüttel nach Kiel. Ausgerechnet ein Dampfer vom Norddeutschen Lloyd namens „Kaiser Wilhelm II“ fuhr gleich bei der Eröffnungsfahrt zwischen Landwehr und Levensau in die Böschung und sorgte für den nachfolgenden Konvoi für eine Verzögerung von dreieinhalb Stunden. Schon bei dieser Nachricht sollte so mancher Zeitgenosse den Verdacht gehegt haben, dass der Kanal eigentlich zu klein war. Doch an diesem Tage im Juni 1895 wollte das tunlichst niemand erwähnen.
Nichtsdestotrotz war es so. Und so wurde im Laufe der Zeit immer wieder in den Kanal investiert - beispielsweise in Verbreiterungen, Vertiefungen, neue Schleusen oder neue Querungen.
Schaut man auf die 2009 endlich - nach großem Druck aus der Region Richtung Berlin - beschlossenen Bau der 5. Schleusenkammer und den Zeit- und Kostenplan, ist das sehr ernüchternd. Die Schleuse sollte eigentlich in diesem Jahr fertig sein. Nun redet man von frühestens 2026 und Kosten bis zu 1,2 Milliarden € statt ursprünglich geplanter 273 Millionen €.
Ganz aktuell kommt eine weitere große Sorge hinzu. Zahlreiche Fähranleger sind marode und können nun keine großen Lkw mehr passieren lassen. Es gilt nun eine Gewichtsbeschränkung von 30 t. Das wurde lapidar mit einem Zweizeiler vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt mitgeteilt. Es muss jetzt dringend auf den Bund eingewirkt werden. Solche Zustände an den Fähranlegern sind im wahrsten Sinne des Wortes nicht tragbar. Wir erwarten hier einen konkreten Zeitplan zur Sanierung und haben das auch in unseren Antrag aufgenommen.
Damit komme ich zum vorliegenden Antrag. Ich freue mich, dass wir diesen heute fraktionsübergreifend beschließen. Das ist ein starkes Signal aus dem Schleswig-Holsteinischen Landtag an den Bund. Wir stehen voll und ganz zum Nord-Ostsee-Kanal.
Wir bitten die Landesregierung, sich auf Bundesebene für eine Stärkung des Kanals einzusetzen. Es muss endlich losgehen mit dem Bau des Torinstandsetzungsdocks zur Sicherstellung schneller Reparaturen der Schleusentore. Und es braucht eines Notfallkonzeptes mit einer Vorhaltung von zeitkritischen Ersatzteilen. Auch die personelle Abdeckung für Reparaturen muss gewährleistet sein.
Um den Kanal attraktiv zu halten, bedarf es auch einer Verlängerung der coronabedingten Aussetzung der Befahrensabgabe. Außerdem braucht auch der Kanal eine Digitalisierungsoffensive. So muss beispielweise das schon länger angekündigte InternetBezahlportal für Sportboote endlich kommen.
Die Geschichte des Kanals ist nach 125 Jahren noch lange nicht zu Ende. Er ist eine wahre Lebensader, und diese gilt es zu stärken.
Herr Präsident! In diesem Jahr ist der Nord-OstseeKanal 125 Jahre alt geworden. Die Festlichkeiten mussten coronabedingt ausfallen. Der Bau des Kanals war seinerzeit eine ingenieur- und bautechnische Hochleistung, und nach nur acht Jahren Bauzeit war er fertiggestellt. Zudem ist es bemerkenswert, dass die veranschlagten Baukosten mit 156 Millionen Mark seinerzeit eingehalten wurden. Schnell wurde aber deutlich, dass der Kanal für die Größe der Schiffe nicht mehr ausreichte. Darum wurde er zu Beginn des 20. Jahrhunderts das erste Mal ausgebaut - die Bauzeit betrug rund sieben Jahre.
Für uns in Schleswig-Holstein gehört der Kanal dazu - wie die beiden Meere, die er miteinander verbindet. Wir wissen, dass er die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt ist. Uns in Schleswig-Holstein ist sehr wohl bewusst, welche Bedeutung er insbesondere für die maritime Wirtschaft hat.
Aber die Entwicklung in der Schifffahrt sowie das Alter des Kanals machen es notwendig, dass der Kanal weiter ausgebaut und saniert werden muss. Gleiches gilt für die Schleusen und die Levensauer Hochbrücke. Der Katalog der dringend notwendigen Maßnahmen ist seit Langem bekannt. Anders gesagt, der NOK wurde lange Zeit vernachlässigt.
Es haben sich bereits mehrere Bundes- und Landesverkehrsminister am Kanal abgearbeitet. Das ist keine Kritik an den entsprechenden Landesministern, vielmehr mussten wir hier in Schleswig-Holstein immer wieder feststellen, dass der Kanal in der bundespolitischen Agenda nicht weit oben angesiedelt ist. Zu oft wurden wir bereits von Berlin hingehalten und mit Zusagen abgespeist. Den Hinweis auf bayerische Bundesverkehrsminister verkneife ich mir an dieser Stelle.
Aber die Beharrlichkeit unserer zuständigen Minister und das stete parlamentarische Bekenntnis des Landtages zu unserem Kanal samt unseren Forderungen, tragen nun Früchte. Und das ist gut so.
Damit darf nicht Schluss sein, und so sehe ich den vorliegenden Antrag. Wir müssen gemeinsam am Ball bleiben und ihn für die Zukunft modernisieren und weiter für ihn werben.
Wir erleben es immer wieder, dass es zu Unfällen an den Schleusen kommt. Die Schäden sind immens und die Ausfallzeiten lang. Hier müssen wir in Zukunft besser vorbereitet sein, damit die Reparaturen schneller abgeschlossen werden können. Das heißt, Ersatzteile müssen vorrätig sein, und vor allem brauchen wir das entsprechende Personal. Hier muss endlich etwas passieren, denn die Mitarbeiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes arbeiten seit Langem an ihrer Leistungsgrenze. Dort wurde eine Entwicklung verschlafen, die endlich korrigiert werden muss.
Im Hinblick auf den Neubau der Rader Hochbrücke sollten wir die zur Verfügung stehende Zeit nutzen und die entsprechenden Alternativen - sprich: Autound Fußgängerfähren sowie ihre Anlegestellen - ertüchtigen beziehungsweise erneuern. Dann macht es natürlich Sinn, wenn wir dabei auch gleich auf innovative Antriebsformen setzen. Wir müssen den Menschen, die tagtäglich den Kanal überqueren, Alternativen anbieten, wenn es zu Engpässen an der A 7 kommt. Deshalb müssen wir das jetzt mitdenken.
Der Kanal ist ein echter Klimaretter. Wenn wir ihn nicht hätten, müssten die Schiffe einen Umweg von rund 460 km über den Skagerak machen. Die weitaus kürzere Passage durchs Land sorgt also für eine geringere Belastung für die Umwelt und für das Klima. Also ist es aus Sicht des SSW richtig, den Klimagedanken fortzuführen und die Schiffe, die bereits umweltfreundlichere Antriebe haben, finanziell zu belohnen, indem sie bei den Durchfahrtgebühren entlastet werden.
Nach 125 Jahren ist auch der Kanal in der digitalen Welt angekommen, und entsprechend müssen wir dort die möglichen Techniken einsetzen, wo es machbar ist. Soll heißen, wir müssen das angekündigte Internet-Bezahlportal für das NOK-Inkassosystem auf den Weg bringen oder Leit- und Assistenzsysteme als Unterstützerfunktion einrichten.
Die Liste unseres Antrages ist lang. Die dicken Brocken sind zwar aus dem Weg geräumt, aber wir müssen weiter in die Zukunft schauen und alles dafür tun, dass der NOK fit gehalten wird.
Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr die Gelegenheit haben werden, das Jubiläum 125+1 in einer feierlichen Stunde nachzuholen.