Bevor wir nun zum ersten Tagesordnungspunkt kommen, möchte ich Ihnen zunächst mitteilen, dass nach wie vor erkrankt sind der Kollege Rother aus der SPD-Fraktion und die Abgeordnete Bohn aus der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Beiden wünschen wir von dieser Stelle alles Gute und gute Genesung.
Beurlaubt sind aus der CDU-Fraktion die Kollegin Ostmeier und der Kollege Nielsen und wegen auswärtiger Verpflichtungen seitens der Landesregierung Ministerin Monika Heinold.
Wir haben neue Gäste auf der Besucherinnen- und Besuchertribüne. Das sind junge Menschen aus der Krankenpflegeschule in Bad Segeberg sowie Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Probstei. - Ihnen allen ein herzliches Willkommen im Schleswig-Holsteinischen Landtag!
Erste Lesung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Lehrkräftebildungsgesetzes Schleswig-Holstein und Anpassung besoldungsrechtlicher Vorschriften
Wird das Wort zur Begründung gewünscht? - Das ist nicht der Fall. Ich eröffne die Grundsatzberatung und erteile zunächst der Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Karin Prien, das Wort.
Herr Landtagspräsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lehrerinnen und Lehrer leisten Entscheidendes für die Zukunft unserer Kinder, für die Zukunft unseres Landes. Dafür gilt Ihnen unser Dank und unser Respekt.
(Beifall CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP, Martin Habersaat [SPD] und Jette Waldinger-Thiering [SSW])
Sie bereiten Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf Ausbildung, Studium, Beruf und ein gelingendes Leben vor. Sie sorgen dafür, dass Kinder und Jugendliche sich entwickeln, sich entfalten können, mit Kopf, mit Herz, mit Hand, als Individuen und im Miteinander und Füreinander.
Eine qualitativ hochwertige Ausbildung unserer Lehrkräfte ist dabei der Schlüssel. Sie ist Voraussetzung für einen fachlich und pädagogisch anspruchsvollen Unterricht. Sie soll Lehrkräfte von morgen fit machen für die Schule von übermorgen, und sie muss heute mehr denn je attraktiv sein für zukünftige Studierende.
Ich möchte betonen, dass insbesondere die Einführung des Grundschullehramtes richtig und notwendig war, und dass die Landesregierung viele Maßnahmen ergreift, um gerade dieses Lehramt konsequent voranzubringen und zu stärken.
Wir setzen auch im Angesicht des Lehrkräftemangels auf eine grundständige Ausbildung an unseren Universitäten und im Vorbereitungsdienst, auch wenn wir, wie alle anderen Länder, auf den aktuellen und zukünftigen Lehrermangel reagieren und zusätzlich alternative Wege im Lehrerberuf ermöglichen müssen. Wir bilden unsere Lehrkräfte zukünftig passgenauer für deren zukünftige Aufgaben und ihren Einsatzort aus, indem wir Lehrämter schaffen, die zu unseren Schulen in Schleswig-Holstein passen.
Ich darf das an dieser Stelle betonen: Wir stärken damit auch die Attraktivität der Lehrerausbildung in Schleswig-Holstein und tragen zu einer Vergleichbarkeit der Lehrerausbildung in Deutschland bei.
Der Gesetzentwurf, meine Damen und Herren, sieht vor, das Lehramt an Gymnasien zu ersetzen und für das Lehramt an Gymnasien an Gemeinschaftsschulen das sogenannte Sekundarlehramt einzuführen. Das Lehramt an den Gemeinschaftsschulen wird aufgenommen und im Gegenzug entfällt das Lehramt an Sekundarschulen mit dem Schwerpunkt Sekundarstufe I. Das bedeutet für die Hochschulen, dass wir deren Stärken jeweils nutzen und gemein
sam mit ihnen ausbauen. Ideologische Auseinandersetzungen von gestern spielen dabei zum Glück keine Rolle.
Ich möchte das an dieser Stelle ergänzen: Auch der Versuch, den Einheitslehrer mit Blick auf die Lehrkräftesituation durch die Hintertür einzuführen, hält einem Faktencheck an dieser Stelle schon auf den ersten Blick nicht stand.
Das Studium an der CAU Kiel und an der Musikhochschule Lübeck bereitet zukünftig auf das Lehramt am Gymnasium vor. Traditionell hat die CAU eine besondere Stärke in der fachwissenschaftlichen Ausprägung ihrer Studiengänge und durch die Kooperation mit dem IPN hervorragende Bedingungen für die fachdidaktische Ausbildung in Mathematik und den Naturwissenschaften. Besonders erfreulich in diesem Zusammenhang ist, dass es in den letzten Jahren gelungen ist, auch die Fachdidaktik in den anderen Lehramtsfächern durch neue Professoren zu stärken.
Gleichzeitig trägt die Pädagogik der CAU zum Erfolg der Studiengänge wesentlich bei, aktuell insbesondere durch die Entwicklung und Implementierung des Praxissemesters. Die Studiengänge der CAU sind damit auf das klassische Lehramt am Gymnasium und in der Sekundarstufe II der Gemeinschaftsschulen zugeschnitten. Die neue Bezeichnung unterstreicht das Profil und die jeweils besondere Kompetenz der CAU und der EUF.
An der EUF ist zu differenzieren. Unverändert wird auf die große Stärke der EUF bei der Grundschullehrerausbildung und auch auf den Bereich Sonderpädagogik und Inklusion gesetzt. Darüber hinaus wird es dort für Studierende, die zwei Sek-I-Fächer oder die Kombination von einem Sek-I-Fach und einem Sek-II-Fach gewählt haben, den Masterstudiengang Lehramt an Gemeinschaftsschulen geben. Außerdem wird es dort weiter den Masterstudiengang Lehramt an Gymnasien in einigen Sek-II-Fächern geben.
Das besondere Profil der EUF liegt im Sekundarbereich bei der Ausbildung für die Gemeinschaftsschulen. Diese Ausbildung ist gleichwertig mit der
Gymnasialausbildung - das möchte ich ausdrücklich betonen - und dem Ministerium selbstverständlich ebenso wichtig, aber sie muss in Teilen anders gestaltet sein als die Ausbildung zum Lehramt an den Gymnasien.
Meine Damen und Herren, es ist doch offensichtlich, dass die Herausforderungen an den Gemeinschaftsschulen noch einmal andere sind als an den Gymnasien. Ich nenne die Stichworte Integration, Inklusion, höhere Anforderungen an Elternarbeit, Ausbildung auf mehreren Ausbildungsniveaus. Und auch hier, meine Damen und Herren, stärken wir die Hochschulen in ihren jeweiligen Spezialisierungen. Die EUF hat sich in der stark pädagogisch und didaktisch ausgerichteten Lehrerausbildung sehr profiliert und ist deshalb prädestiniert für diese Ausbildung.
Meine Damen und Herren, wir reagieren aber auch flexibel auf die Mangelsituation bei der Lehrkräftegewinnung, indem wir über den Berufsbildungsweg hinaus die Möglichkeit schaffen, einen Direkteinstieg für alle Lehrämter zu öffnen. Ich halte das für eine notwendige Maßnahme, von der wir allerdings nur dann Gebrauch machen werden, wenn andere Möglichkeiten nicht mehr bestehen.
Wichtig ist mir noch hervorzuheben, dass wir es mit der Ausbildung im Grundschullehramt erreicht haben, dass alle Lehrkräfte eine solide Ausbildung bei der Basisqualifikation in Deutsch und Mathematik erhalten. Wir sind der Meinung, dass der Fachlichkeit in diesem Bereich eine große Bedeutung zukommt, sodass wir gemeinsam mit der EUF ein zusätzliches freiwilliges Zertifikat in Mathematik entwickelt haben, das zukünftig dort angeboten werden wird. Die Fachlichkeit im Bereich Mathematik hat eine so große Bedeutung, dass wir an dieser Stelle mehr tun müssen, meine Damen und Herren.
Wichtig ist mir auch, darauf hinzuweisen, dass wir das Lehramt für die Berufsschullehrkräfte weiterentwickelt haben. Mit dem Satellitenmodell, das wir bereits in der vergangenen Woche vorgestellt haben, ermöglichen wir es den Bachelor-Absolventen nahezu aller unserer Fachhochschulen, den Masterstudiengang an der EUF im Bereich des beruflichen Lehramts zu absolvieren.
Schließlich will ich darauf hinweisen, dass wir den Bereich der Sonderpädagogik und der Inklusion an der Europa-Universität in Flensburg weiterhin stärken. Eine weitere Professur mit entsprechenden Mitteln stellen wir ab diesem Jahr dort zur Verfügung.
Meine Damen und Herren, wir haben uns im Koalitionsvertrag darauf verständigt, das Lehrkräftebildungsgesetz weiterzuentwickeln. Das haben wir mit diesem Gesetzentwurf getan. Wir haben uns auch darauf verständigt, das Gesetz in wesentlichen Teilen zu erhalten. Auch dies haben wir umgesetzt. Mit dieser Gesetzesnovelle tragen wir dazu bei, die Attraktivität, aber auch die Qualität unserer Lehrkräfteausbildung zu steigern, und wir setzen bewusst auf die Stärken unserer Hochschulen. Wir schaffen damit Rahmenbedingungen für eine qualitativ hochwertige Lehrerausbildung und somit für guten Unterricht, aber auch für die Attraktivität des Universitätsstandorts Schleswig-Holstein. Ich danke Ihnen.
Vielen Dank, Frau Ministerin. - Die Ministerin hat die vereinbarte Redezeit um 2 Minuten und 49 Sekunden erweitert. Diese Redezeit steht nun allen Fraktionsrednern und -rednerinnen zur Verfügung. - Zunächst hat für die CDU-Fraktion der Abgeordnete Tobias Loose das Wort.
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Uns eint das gemeinsame Ziel, dass wir die bestmögliche Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern in Schleswig-Holstein erreichen wollen.
- Ich habe darauf gehofft, dass wir in dieser Einigkeit zumindest in das Thema einsteigen. Gerade in der letzten Legislaturperiode wurde allerdings über dieses Thema sehr kontrovers diskutiert. Ich finde, dass das Lehrkräftebildungsgesetz, das wir heute in Erster Lesung behandeln, eine gute Grundlage ist, um eine Weiterentwicklung der Lehrkräfteausbildung in Schleswig-Holstein sicherzustellen. Es ist das Ergebnis von intensiven Verhandlungen im Rahmen der Koalitionsverhandlungen der Jamaika
Koalition. Ich finde, es ist gelungen, Positionen, die weit auseinandergelegen haben, in diesem Gesetz zusammenzuführen, das zum einen - das ist wichtig - die Schullandschaft berücksichtigt und zum anderen - das ist gerade aus landespolitischer Sicht auch wichtig - den beiden großen Universitäten in der Lehrerausbildung mit den jeweiligen Profilen gerecht wird. Daher möchten wir der Landesregierung aus unserer Sicht jetzt schon einmal für die Erarbeitung dieses Entwurfs danken.