Die AfD-Fraktion verzichtet auf einen Wortbeitrag. - Insofern kommen wir jetzt zu den Abgeordneten des SSW. Da hat die Abgeordnete Jette WaldingerThiering das Wort.
Vielen Dank, Herr Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Aus Sicht des SSW sollten die beiden Teilsysteme Schule und Kultur weiter vernetzt werden. Angebote der kulturellen Bildung sollten in allen Milieus und Generationen verankert sein. Wir wollen besonders Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit bieten, eigene Kreativität auszuprobieren und zu entwickeln. Uns liegt - das ist in den letzten Jahren immer wieder klargeworden die kulturelle Bildung sehr am Herzen. Besonders ist uns ein Anliegen, die Teilhabechancen von Schülerinnen und Schülern an Kultur zu verbessern; denn kulturelle Bildung ist immer auch Persönlichkeitsentwicklung. Der Grundstein für kulturelle Kompetenzen wird nun einmal in der Schule gelegt. Bildung und Kultur sind für uns nach wie vor zwei Seiten einer Medaille, die gemeinsam gedacht und getragen werden müssen. Wir können
nach den letzten Jahren in allen Schulformen kulturelle Angebote vorweisen. Kulturelle Erfahrungen gehören zu den Basisangeboten in der Schule, die gerade Kindern aus bildungsfernen Schichten Türen öffnen.
Wir haben im Bereich der kulturellen Bildung in den letzten Jahren sehr gut mit der Stiftung Mercator zusammengearbeitet, und wir konnten auf die Erfahrungen der Stiftung aus ähnlichen Projekten in Niedersachsen und Brandenburg bauen. Hierfür geht mein Dank erneut an die Stiftung Mercator. Aufgrund der äußerst positiven Erfahrungen in diesem Bereich ist es mir auch so wichtig, dass wir die bestehenden Kooperationen verstetigen.
Ein besonderes Schmuckstück in diesem Bereich ist für mich das Projekt „Kultur trifft Schule - Schule trifft Kultur“, das wir alle auch schon aus der letzten Legislaturperiode kennen. Ziel des Projektes war es, Lehrerinnen und Lehrer, Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturschaffende als Netzwerker und Netzwerkerinnen für Kultur zu gewinnen und sie landesweit in Regionalgruppen anzusiedeln. Sie haben Projekte im Bereich der kulturellen Bildung unterstützt und untereinander Informationen netzwerkartig ausgetauscht. Auch diese Arbeit möchte ich sehr gern vonseiten des Landes weiter ermöglichen.
Unweigerlich wird damit eine Aufstockung einhergehen, und ich möchte die Landesregierung bitten, diese mit einzuplanen. Mir wäre es lieb, könnten wir fortan die Kulturvermittlerinnen und Kulturvermittler mit mehr Stunden einbinden und sie besser bezahlen, und zwar aus öffentlichen und nicht aus Stiftungsgeldern. Das Projekt kommt erfahrungsgemäß besonders den Gemeinschaftsschulen zugute, da die künstlerisch-ästhetischen Projekte hier leider trotz allem immer noch weniger stattfinden als an Gymnasien.
Aus den Gesprächen der letzten Legislaturperiode habe ich mitgenommen, dass wir dafür mindestens 70.000 € für die Kulturvermittlerinnen und Kulturvermittler und weitere 50.000 € für Projekte und eine Stelle haushalterisch pro Jahr einplanen sollten, um das Projekt über 2017 hinaus weiterzuführen. Deshalb begrüße ich es sehr, dass es gelungen ist, aus meinem Änderungsantrag und dem Antrag der Regierungskoalition einen gemeinsamen Antrag zu formulieren, der darauf abzielt, kulturelle Bildung in Schleswig-Holstein zu analysieren und zu stärken. So geht konstruktive Oppositionsarbeit. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Für die Landesregierung hat zu ihrer ersten Rede in diesem Haus die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Karin Prien, das Wort.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Abgeordnete! Ich danke erst einmal den Regierungsfraktionen dafür, dass sie das Thema kulturelle Bildung so schnell auf den Weg gebracht und in einer der ersten Sitzungen des Landtages eine Debatte hierzu ermöglicht haben. Ich danke der SPD-Fraktion und den Abgeordneten des SSW dafür, dass sie so konstruktiv daran mitgewirkt haben, dass wir heute sogar einen gemeinsamen Antrag zustande bringen. Das finde ich großartig.
Zudem darf ich ein Kompliment an Sie alle aussprechen, dass bei einer solchen Debatte zur kulturellen Bildung zu so später Stunde noch so viele Abgeordnete hier im Haus sind. Das kenne ich aus anderen Zusammenhängen anders.
(Zuruf: Hamburg? - Christopher Vogt [FDP]: Das ist ja auch ein Feierabendparlament! - Weitere Zurufe)
Ich will sagen: Das ist ein guter Auftakt für unsere Kulturarbeit hier in Schleswig-Holstein in den nächsten fünf Jahren. Darauf freue ich mich ganz besonders. Es ist übrigens auch eine sehr gute Ermutigung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im neu geschaffenen Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft. Dort wächst zusammen, was zusammengehört. Ich glaube, es ist für alle, die dort arbeiten, ermutigend, dass dieses Thema bereits heute auf der Tagesordnung steht.
Die kulturelle Bildung ist tatsächlich kein Luxus. Frau Fritzen, Sie haben es ausgeführt. Da geht es nicht um Dinge, die man macht, wenn alles andere erledigt ist, sondern Kultur ist das Fundament unserer Gesellschaft. Sie gibt den Anstoß für wesentliche gesellschaftliche Entwicklungsprozesse und für Innovationen. Sie ist Motor der Integration - auch darauf wurde hingewiesen - und vor allem der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Sie ist entscheidend für die Persönlichkeitsentwicklung unse
Kulturelle Teilhabe und gesellschaftliche Teilhabe gehören untrennbar zusammen. Sie an junge Menschen zu vermitteln, ist vornehme Aufgabe kultureller Bildung.
„Der wahre Sinn der Kunst liegt nicht darin, schöne Objekte zu schaffen. Das ist vielmehr eine Methode, um zu verstehen. Ein Weg, die Welt zu durchdringen und den eigenen Platz zu finden.“
Das gilt für die Kunst und das gilt für die Kultur als Gesamtheit ihrer künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten.
Es geht aber auch darum, die eigene Identität zu finden und sich selbst zu vergewissern. Das ist gerade für junge Menschen so wichtig. Katja RathjeHoffmann hat darauf hingewiesen. Es geht darum: Woher komme, wer bin ich? - Das alles kann Kultur vermitteln. Dafür sind übrigens auch außerschulische Lernorte von großer Bedeutung, aber eben auch der Umstand - Sie haben darauf hingewiesen -, dass Kulturschaffende, dass Künstler, in die Schulen hineingehen. Auch das ist ein wichtiger Beitrag dazu.
Frau Klahn, ja, Kultur ist nicht rechts und nicht links, aber Kultur ist natürlich immanent politisch. Demokratie ohne Kultur geht nicht. Insofern ist kulturelle Bildung auch ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung unserer demokratischen Gesellschaft. Deshalb ist kulturelle Bildung ein Stück weit auch politische Bildung.
Sie bietet auch große Chancen für die Integration von Menschen, die zu uns geflüchtet sind, und auch für die Integration von Menschen mit Handicap und zwar innerhalb der Schule und außerhalb der Schule.
Deshalb setzen sich die Regierungskoalition und offensichtlich auch SPD und SSW gemeinsam dafür ein, die Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren aus Kultur und Bildung zu verfestigen und weiterzuentwickeln. Ja, es ist vieles in der letzten Legislatur gemacht worden, auf dem man aufbauen kann. Das werden wir auch tun. Aber wir sind davon überzeugt, dass da eben auch noch mehr geht. Weil da eben noch mehr geht, machen wir heute
den Anfang. Wir werden die bestehenden regionalen Kulturknotenpunkte nutzen. Wir werden diese ausbauen. Wir werden in diesem Bereich auch weiter investieren. Ich teile auch die Einschätzung, dass die Zusammenarbeit mit der Stiftung Mercator eine sehr lohnenswerte war, glaube allerdings auch, dass man jetzt noch einmal schauen muss: Was ist gut gelaufen, was ist weniger gut gelaufen? Wo können wir gemeinsam mit der Stiftung Mercator auch noch vielleicht das eine oder andere besser machen? Das gilt natürlich ausdrücklich für das Projekt „Schule trifft Kultur - Kultur trifft Schule“.
Wir werden Kultur im wahrsten Sinne des Wortes weiter vernetzen, und zwar natürlich auch unter Ausnutzung der digitalen Entwicklung. Herr Habersaat, so ganz genau haben Sie nicht in das 100-Tage-Programm geschaut, denn zu den digitalen Knotenpunkten und deren Etablierung haben wir im 100-Tage-Programm tatsächlich auch etwas gesagt. Aber Sie hatten auch nicht so viel Zeit zum Vorbereiten, weil Sie ja dachten, die Debatte finde nicht statt. Das kann ich gut verstehen.
Wir haben eine vielfältige Kulturlandschaft mit vielen kreativen Akteuren. Mir persönlich, aber auch Herrn Dr. Grundei, dem zuständigen Staatssekretär in diesem Bereich, ist viel daran gelegen, möglichst viele der Kulturschaffenden in den nächsten Monaten kennenzulernen. Wir sind intensiv unterwegs, um das zu schaffen, weil Kultur ohne Begegnung und ohne Diskurs nicht funktioniert. Deshalb ist uns das auch so wichtig.
Deshalb war es auch ein folgerichtiger Gedanke zu sagen: Wir institutionalisieren ein Forum für kulturelle Bildung. Es wird darum gehen, inhaltlich strategisch miteinander zu beraten, wie man dieses Thema konzeptionell voranbringen kann. Wir setzen darauf, dass aus diesem Diskurs wichtige Gedanken entstehen,
um dieses Projekt weiterzuentwickeln. Ich freue mich darauf. Ich freue mich auf die Gespräche. Ich freue mich auch auf die Reibungen, Herr Dr. Stegner, die aus solchen Gesprächen entstehen. In jedem Fall freue ich mich auf ein lebendiges Forum, das die kulturelle Bildung in Schleswig-Holstein voranbringen wird. Auch in diesem Zusammenhang freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen allen. - Vielen Dank.
Es ist Abstimmung in der Sache beantragt worden. Ich lasse nun über den Antrag der Fraktionen von CDU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP und der Abgeordneten des SSW, Drucksache 19/46 (neu) , abstimmen. Wer dem zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenpro
Meine Damen und Herren, ich schließe die heutige Sitzung und unterbreche die Tagung bis morgen 10 Uhr. - Einen schönen Abend!