Kollege Vogel, ich freue mich, dass die SPD jetzt in der Opposition ihre Meinung in dieser Angelegenheit geändert hat. Während Sie in Regierungsverantwortung zweimal Initiativen von uns zu diesem Thema abgelehnt oder per Pressemitteilung erklärt haben, dass es genug Untersuchungen gebe, geht es Ihnen jetzt nicht schnell genug. Ich erinnere an die 45. Bildungsausschusssitzung am 28. August 2014,
wo der sozialdemokratische Staatssekretär Loßack ausführlich erklärte, warum eine wissenschaftliche Untersuchung nicht möglich und im Übrigen auch kein Geld vorhanden sei.
Heute besteht in der Sache Einigkeit, wenn ich mir die beiden Anträge anschaue; nur über die einzelnen Verfahrensschritte besteht noch Uneinigkeit. Wir halten unseren Vorschlag für richtiger: erst die Erhebung, dann die wissenschaftliche Studie, dann das Konzept. Wir beantragen Abstimmung in der Sache und würden uns freuen, wenn Sie unserem Antrag zustimmen könnten. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Entschuldigen Sie die Verspätung. Ich bin davon ausgegangen, dass erst die CDUFraktion redet. Warum auch immer ich vor Ihnen rede - Herr Loose, Sie werden wahrscheinlich gleich reden.
Wir haben einen Ergänzungsantrag gestellt, und früher war es so, dass derjenige, der den Ursprungsantrag gestellt hat, als Erster gesprochen hat, und danach die Fraktionen in der Reihenfolge ihrer Stärke folgten - unabhängig von dem humorvollen Einstieg. Ich kann aber auch sehr gut damit leben, vor der CDU zu reden. Ich war einfach nur verwundert und wollte mich für meine Verspätung entschuldigen, die mich jetzt schon 30 Sekunden gekostet hat.
Fast 20 Jahre als Lehrer haben den Vorteil, dass man die Arbeitsbelastung von Schulen ganz gut einordnen kann: die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung, die Kürzung der Ermäßigungsstunden für Schulleistungen, Inklusion, Integration der Flüchtlinge - die Liste ließe sich noch deutlich erweitern. Auch von uns wird angemahnt, dass die Arbeitsbelastungen der Lehrkräfte über die Jahre immer weiter zugenommen haben. Verstärkt hat sich der Druck auf die Schulen immens, als die ersten Vergleichsstudien zu einem massiv stärkeren öffentlichen Druck auf die Schulen geführt haben. PISA, IGLU und OECD bieten viele interessante Vergleichszahlen, doch die Belastung der Schulen, der Druck von außen hat sich damit deutlich verstärkt.
An Untersuchungen über die tatsächliche Arbeitsbelastung der Lehrkräfte mangelt es nicht. Sie sind sich im Ergebnis nicht einig, stimmen aber darin überein, dass man nicht über Schularten, Schulfächer, Dienstalter und persönlichen Einsatz hinweg zu pauschalen Ergebnissen kommen kann.
Exakte Statistiken über Gesundheitsschädigungen bei Lehrkräften verbieten sich aus Gründen des medizinischen Datenschutzes von selbst. Hingegen steht jeder Arbeitgeber - egal ob in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst - in der gesetzlichen Verpflichtung, die Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten und zu fördern, besonders auch durch Präventionsmaßnahmen. Das Lehrerbildungsinstitut IQSH hat dafür ein eigenes Zentrum für Prävention eingerichtet.
Wir unternehmen immer wieder neu eine Gratwanderung, bei der die Sicherung der Unterrichtsversorgung in eine scheinbare Konkurrenz zur Entlastung von Lehrkräften geschoben wird. Der Landesrechnungshof hat in seinen diesjährigen Bemerkungen die Reduzierungen der Pflichtstunden für Lehrkräfte bemängelt, die einem Gegenwert von um und bei 600 Lehrerstellen entsprechen würden. Er hat
verlangt, dass das Bildungsministerium die Belastung der Lehrkräfte neu berechnen und die Pflichtstundenreduzierungen überprüfen solle. Das bisherige Ministerium für Schule und Berufsbildung hatte bereits zugesagt, die Gründe für Ausgleichs- und Ermäßigungsstunden neu zu überprüfen. Frau Klahn, das wissen Sie, das haben wir im Ausschuss besprochen.
Ich habe Verständnis dafür, dass sich der Blickwinkel des Landesrechnungshofs von dem unterscheidet, den das Land als Arbeitgeber der Lehrkräfte oder gar die Interessenvertreter der Lehrkräfte haben müssen. Ich bin mir aber sicher, dass eine Reduzierung der Altersteilzeit völlig kontraproduktiv wäre, weil die Zahl der Erkrankungen und Frühpensionierungen steil ansteigen würde.
Die Koalition hat nun einen Antrag vorgelegt, der mehr oder minder im Wortlaut des Koalitionsvertrags die Landesregierung auffordert, ein wissenschaftlich basiertes Konzept zur Verbesserung des Gesundheitsmanagements zu erstellen, das sich zunächst auf die Belastungen der Lehrkräfte konzentriert. So weit, so gut.
Diesen Antrag wollen Sie am vorletzten Tag des Schuljahres 2016/17 verabschieden, aber das Ergebnis bereits spätestens im März 2018 dem Landtag vorlegen. Das halte ich für einen unnötigen Schnellschuss. Das Ergebnis, das Sie uns im nächsten Frühjahr vorlegen könnten, wäre oberflächlich und als Grundlage für politische Entscheidungen ungeeignet. Das möchte ich gern begründen.
Eine solche Untersuchung müsste nach unserem Empfinden auch die Belastungsveränderungen im Laufe des Schuljahres abbilden. Jeder, der schon einmal unterrichtet hat, weiß, dass die Belastungen am Ende Schuljahres deutlich stärker sind als zu Beginn des Schuljahres. Ich meine damit nicht die letzte Schulwoche. Aber wenn wir nach den Osterferien in die Prüfungsphasen hineinkommen, wenn die Prüfungen geschrieben werden, wenn die Anzahl der Korrekturen steigt, wenn die Zeugnisse erstellt werden müssen, ist die Arbeitsbelastung deutlich höher als vorher. Genau diesen Zeitraum blenden Sie mit Ihrem Erhebungszeitraum aus. Deswegen haben wir den Vorschlag eingebracht, den Erhebungszeitraum deutlich zu verlängern.
Es ist nach unserer Auffassung deshalb besser, den Wissenschaftlern, die dieses Gutachten erstellen und auf seiner Grundlage ein Konzept erarbeiten sollen, die entsprechende Zeit zu geben. Das setzt voraus, dass sie mindestens ein komplettes Schuljahr beobachten und auswerten können. Unserer
Deshalb beantragen wir, für die Vorlage dieses Konzepts nicht das Frühjahr 2018, sondern 2019 festzulegen. Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Wie bereits von meinen Vorrednern angesprochen, ist Gesundheit in der Schule ein sehr wichtiges Thema, und vom Grundsatz her - so habe ich es wahrgenommen - sind wir uns da einig. Wir als Jamaika-Koalition haben das im Koalitionsvertrag prominent platziert, ziemlich weit vorn. Es ist bewusst so, dass wir uns bereits heute in der dritten Plenartagung dieser Legislaturperiode mit diesem Thema beschäftigen, weil wir glauben, dass das für Schulen ein sehr wichtiges Thema ist.
Sie haben eben ausgeführt, wie die Unterrichtsversorgung ist. Ich glaube, dass Unterrichtsversorgung eine Rolle spielt, wenn es um Gesundheit geht, aber ich glaube, dass das nicht der Schwerpunkt dieses Antrags ist. Ich möchte an dieser Stelle sehr deutlich sagen, dass ich mich als Fachpolitiker mit noch wenig parlamentarischer Erfahrung - es sind drei Wochen - freue, sagen zu können, dass Unterrichtsversorgung ein gemeinsames Ziel der Regierungsfraktionen und der Oppositionsfraktionen ist. Im Landtagswahlkampf haben wir alle deutlich gemacht, dass wir uns eine 100-prozentige Unterrichtsversorgung wünschen. Das ist auch ein Element für mehr Gesundheit, aber nicht unbedingt der Bestandteil dieses Antrags.
Uns geht es hier tatsächlich um den Arbeitsplatz Schule. Wir könnten die beste Unterrichtsversorgung der Welt haben, immer mehr Lehrer einstellen - dennoch ist das Arbeitsfeld Schule am Ende eines, in dem bestimmte Stressfaktoren vorhanden sind. Im wissenschaftlichen Kontext spricht man von „bedingungsbezogenen und personenbezogenen Stressoren“. Ein Element ist zum Beispiel mangeln
- Ja, Kinder, Schülerinnen und Schüler, aber auch Kolleginnen und Kollegen sind nicht immer nett. Man muss sich um dieses Thema kümmern und gucken, wie man damit umgeht.
Ein anderes Thema ist mit Sicherheit Lärm. Auch da kann man bei Unterrichtsversorgung viel tun. In einer Schule - ich glaube, das ist auch richtig so wird es auch immer Lärm geben. Das ist mit unser Ansatz, dass wir genau die Themen, die Gesundheit von Lehrkräften betreffend, analysieren wollen, dazu Berichte erstellen lassen wollen und das an bestimmter Stelle diskutieren wollen.
Sie sollten unseren Antrag noch einmal genau lesen. Wir sagen, es ist ein erster Schritt, ein erster Aufschlag, uns bereits im ersten Halbjahr 2018 hier im Haus damit zu beschäftigen, wie man Gesundheit in der Schule thematisiert. Für mich ist das ein erster Aufschlag in diesem Plenum. Ich hoffe, dass wir im Bildungsausschuss - häufiger noch 2019 über dieses Thema sprechen. Es ist wichtig, die Rahmenbedingungen in der Schule zu verändern, um Lehrern ein gutes Arbeitsumfeld zu geben und den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Das soll unser Ziel sein.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter. - Unser Antrag unterscheidet sich von Ihrem in dem Zeitraum, den wir gesetzt haben. Ihrer endet mit dem Erhebungszeitraum Frühjahr 2018 und beginnt unmittelbar nach der Sommerpause. Unser Erhebungszeitraum soll auf das Jahr 2018 ausgedehnt werden. Ich habe dargestellt, dass wir es für sinnvoll halten, einmal ein komplettes Schuljahr in der Erhebung abzubilden. Können Sie begründen, warum Sie sagen, Sie wollen auf das letzte Vierteljahr des Schuljahres verzichten? Warum erachten Sie es als nicht so wichtig, den Erhebungszeitraum auszudehnen? Ansonsten hätten Sie unserem Ansinnen beitreten und sagen müssen: Okay, lassen Sie uns den Zeitraum auf 2018 ausdehnen.
Das Ziel ist im Grundsatz die Verbesserung des Gesundheitsmanagements. Das nächste Ziel ist, dass wir insgesamt ein wissenschaftlich basiertes Konzept haben wollen. Wir nehmen uns vor - ich finde es gut, dass wir das früh tun, also nicht erst 2019 -, möglichst frühzeitig darüber zu sprechen, also bereits 2018 eine erste Erhebung über Lehrerbelastung im Bildungsausschuss zu diskutieren. Ich kann mir vorstellen, dass man auf der Grundlage dieser Erhebung weiter darüber sprechen kann. Im Grundsatz sage ich, dass dieser Antrag wichtig ist, weil wir dieses Thema sehr kurzfristig angehen wollen. Danke sehr.
Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Gesunde Schule ist ein wichtiger Baustein für gute Bildung: Sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte müssen sich in der Schule wohlfühlen, um gute Arbeit leisten zu können.
Anfang dieses Jahres hat die alte Landesregierung dem Landtag bereits einen Bericht zur Arbeitsbelastung von Lehrkräften vorgelegt. Die Vielzahl der bestehenden Maßnahmen und Angebote hat mich ehrlich gesagt - überrascht. Gleichzeitig sind für mich in dem Bericht auch zwei Defizite deutlich geworden.
Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten für Lehrkräfte, sich auf individueller Ebene um das Thema Gesundheit zu kümmern. Auf diese Maßnahmen fokussiert auch der Bericht der Landesregierung. Es gibt aber auch Probleme, die systembedingt sind und auf dieser Ebene angegangen werden sollten. Dieser systemische Ansatz wird in dem Bericht nicht in den Blick genommen. Wir haben uns deshalb in den Koalitionsverhandlungen mit unseren Koalitionspartnern darauf verständigt, dass wir ein wissenschaftliches Konzept zur Verbesserung des Gesundheitsmanagements an Schulen erstellen lassen werden, das sich dem Problem globaler annimmt.
Der Bericht der alten Landesregierung hat auch offenbart, dass die Landesregierung noch zu wenig über die Arbeitsbelastung von Lehrkräften sagen kann. Wir bitten deshalb mit unserem Antrag in ei
nem ersten Schritt die neue Landesregierung, die Belastungen in der Schule für Lehrkräfte herauszufinden.
Dass das keine einfache Aufgabe ist, ist uns klar. Belastungen werden zum einen ganz unterschiedlich wahrgenommen und unterscheiden sich zum anderen auch je nach Schulart und Jahrgangsstufe stark. Ich weiß gerade von Grundschullehrkräften, dass es oft die vielen Elterngespräche und die sehr heterogene Schülerschaft sind, die als belastend empfunden werden, während es bei Lehrkräften in der Oberstufe vor allem der hohe Korrekturaufwand ist.
Es ist auch kein Geheimnis, dass sich die gesellschaftlichen Anforderungen an Schule nach PISA, durch die UN-Menschenrechtskonvention für Inklusion und eine insgesamt viel heterogenere Schülerschaft sehr geändert haben. Nicht nur die Schülerschaft, sondern auch die Elternschaft ist heterogener geworden, zum Teil deutlich anspruchsvoller, zum Teil von problematischer Unsichtbarkeit.