Das wird nicht nur von mir so gesehen, das sieht eine ganze Reihe von Menschen so, die keineswegs verdächtig sind, der GSB lediglich nach dem Mund zu reden. Das sieht der Saarländische Journalistenverband so; der Erste Vorsitzende des Saarländische Journalistenverbandes hat sich entsprechend geäußert. Das sieht die größte Gewerkschaft in diesem Bereich, Verdi, so; Sie sprachen selbst davon. Das sieht die Beteiligungsgesellschaft der Saarbrücker Zeitung so; da sind ja Teile der Beschäftigten vertreten. Und das sehen die allermeisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so, wie letztlich in der Betriebsversammlung der SZ deutlich wurde.
In dieser Betriebsversammlung - Sie haben das am Rande angesprochen - informierten Rudolf Warnking und Friedel Läpple die wegen des bevorstehenden Wechsels des Hauptgesellschafters verständlicherweise verunsicherten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den Verlauf der Ereignisse und die von den beiden geführten Verhandlungen. Die Mitarbeiter waren verunsichert, klar, das ist in einem Prozess der Umstrukturierung immer so. Sie waren aber nicht nur verunsichert durch den Prozess an sich, sondern auch durch die Ängste, die von dieser Stelle aus ungerechtfertigterweise immer wieder formuliert wurden.
Was war das Ergebnis nach dieser Information? Die Beschäftigten dort, so wurde einhellig berichtet, reagierten mit spontanem Applaus. Viele sagten hinterher zu den Verhandlungsführern, wenn wir das alles schon vor drei Wochen gewusst hätten, wäre viel Unruhe unterblieben - das war noch ein Teil Kritik -, aber im Ergebnis ist das eine gute Sache, die für die SZ, für die Beschäftigten, für das Saarland erreicht wurde. Das ist nicht mein Urteil, sondern das Urteil der Beschäftigten bei der Saarbrücker Zeitung.
Um das Ergebnis zu verstehen, muss man nicht global über Prekarisierung der Arbeitswelt reden, die sicher an vielen Stellen zu geißeln ist, sondern man muss sich im konkreten Fall einmal die Fakten ansehen. Die waren folgendermaßen. Als die GvH die Regionalzeitungen Main-Post und Südkurier verkaufte, schlugen bei der GSB die Alarmglocken. Was wäre, wenn Holtzbrinck auch seine Mehrheitsanteile an der SZ verkauft? Das war vor wenigen Monaten die Frage. Bei einem Verkauf an eine andere Verlagsgesellschaft hätte die Gefahr bestanden, dass der Konzernsitz von Saarbrücken verlagert wird. Das Saarland hätte nach Praktiker und Peugeot einen weiteren, noch schwereren Schlag hinnehmen müssen; denn Saarbrücker Zeitung und Saarländischer Rundfunk sind zweifellos in hohem Maße identitätsstiftend für unser Land.
GvH hätte aber auch einzelne Teile der SZ verkaufen können. Sowohl für den Trierischen Volksfreund als auch für die Lausitzer Rundschau wie auch für Euroscript gab es in der Branche einige Interessenten. Laut Satzung der SZ hätte ein solches Szenario nur durch das Vorkaufsrecht der GSB verhindert werden können. Bei einer Veräußerung seiner Anteile hätte GvH den fertig ausgehandelten Kaufvertrag den Mitgesellschaftern, also der GSB und der BG vorlegen müssen, denen dann ein Vorkaufsrecht von sechs Wochen zugestanden hätte. Die GSB bediente sich daraufhin externen Sachverstandes mit dem Ergebnis, dass eine Frist von sechs Wochen bei Weitem zu gering sei, um rechtliche, soziale und finanzielle Fragen zu klären und eine Finanzierung solcher Ankäufe auch abzusichern. Warnking und Läpple suchten daraufhin das Gespräch mit Holtzbrinck direkt, der die Verkaufsabsicht aller gehaltenen Anteile - 56 Prozent - an der SZ dann auch bestätigte.
Mit GvH wurde daraufhin verhandelt und eine Exklusivitätsvereinbarung getroffen. Das war bereits der erste Erfolg der Verhandler der GSB. Wenn wir am Schluss imstande sind, die Anteile aufzunehmen, um sie weiterzuverkaufen, können sie exklusiv an uns gehen und nicht mehr in Teilen verscherbelt werden - was letztendlich zu dem geführt hätte, was Sie bemängeln, sehr geehrter Herr Lafontaine.
Diese Beratungsergebnisse machten aber deutlich, dass ein Ankauf der Anteile durch die GSB und die BG nicht zu finanzieren war. Die Kreditfinanzierung hätte selbst bei anhaltend guter Ertragslage der SZ mindestens 15 Jahre gedauert. In dieser Zeit hätten sämtliche Gewinne ausgeschüttet werden müssen, um das Darlehen zum Ankauf der Anteile zu finanzieren und zu tilgen. Einmal abgesehen von dem selbstzerstörerischen Risiko, das die GSB eingegangen wäre, hätte dies zu einer absoluten Lähmung der SZ geführt. Das konnte niemand wollen und das kann bis heute niemand wollen. Weder in das Unternehmen noch in die Ausgestaltung der Arbeitsplätze hätte in diesen 15 Jahren investiert werden können. Der Ankauf aller GvH-Anteile war damit letztendlich unmöglich. Einem Teileverkauf, um wenigstens wieder eine saarländische Mehrheit zu sichern, stimmte GvH allerdings nicht zu, da Anteile, mit denen man Mehrheitsgesellschafter werden und das Unternehmen lenken kann, einen höheren Marktwert haben, als Minderanteile sie besitzen. Die GSB musste also andere Lösungen suchen, um saarländische Interessen an der SZ zu sichern.
Mit der RBVG fand sich schließlich ein Interessent aus der Verlagsbranche, der bereit war, alle Anteile zu übernehmen. An einer Beteiligung an der SZ mit weniger als 50 Prozent bestand allerdings kein Interesse. Gleichzeitig sicherte die RBVG zu, alle von
der GSB gewünschten und vertretbaren Sicherheiten für die SZ und deren Belegschaft zu geben. Gegenüber der RBVG notariell abgesichert, verhandelte die GSB nun mit GvH über den Ankauf aller effektiven 56,07 Prozent Anteile, was letztlich erfolgreich abgeschlossen wurde.
In diesem Zusammenhang, Kollege Lafontaine, sei doch noch einmal ein Blick in die Vergangenheit erlaubt. Bei der 1970 erfolgten Privatisierung der Zeitung erhielt GvH mit 49 Prozent ganz bewusst keine Mehrheit. Hingegen stand GvH damals eine saarländische Mehrheit - 26 Prozent GSB, 15 Prozent BG, 10 Prozent von drei saarländischen Banken - gegenüber. Um eine abschließende Bewertung der heutigen und der letzten drei Debatten zu dem Thema vornehmen zu können, wäre interessant zu wissen, wie Sie sich damals in den früher Achtzigerjahren verhalten haben, Herr Lafontaine, und welche Rolle Sie spielten, als der ehemalige Bundesfinanzminister Hans Matthöfer die 3,33 Prozent Anteile der Bank für Gemeinwirtschaft an die GvH verkaufte und damit in den frühen Achtzigerjahren die ehemalige saarländische Mehrheit in eine Minderheit umwandelte. Das wäre für die Gesamtbetrachtung wohl interessant.
Mit diesem Deal hatte GvH mit 52,33 Prozent die unternehmerisch und strategisch wichtige einfache Mehrheit erreicht. Laut Satzung war Holtzbrinck damit beispielsweise in der Lage, Teile der SZ ohne Zustimmung eines anderen Gesellschafters zu veräußern, wozu es Gott sei Dank nie kam. Nachdem damals vielleicht zu leichtfertig eine saarländische Mehrheit aus der Hand gegeben wurde, konnten nun in den Verhandlungen der letzten Monate wesentliche Vorteile für die SZ und deren Standortsicherung im Saarland gegenüber den bisherigen Regelungen erreicht werden. In Zukunft bedarf es einer qualifizierten Mehrheit von 75 Prozent der Stimmen, um Teile der SZ zu veräußern. Bis dahin galt das nicht. Damit hält die GSB jetzt erstmals wieder eine Sperrminorität, das heißt, ohne deren Zustimmung können keine Teile der Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH, die derzeit aus fünf Teilkonzernen besteht, veräußert werden. Das ist bei diesem ganzen Verkaufshin- und -her schon ein Qualitätsgewinn an sich.
Darüber hinaus hat die RBVG unter anderem vertraglich zugesichert, dass an allen Standorten eine Vollredaktion erhalten bleibt. Auch das spielte in den letzten Debatten als Schreckgespenst hier eine Rolle. Das Redaktionsstatut - viele Zeitungen haben gar keins - bleibt in seiner sehr fortschrittlichen Form bei der SZ erhalten. Auch das wurde von Ihnen schon als Schreckgespenst des Verkaufs dargestellt. Ab
gehakt! Dass das Vorkaufsrecht für die Mitgesellschafter von sechs auf zehn Wochen ausgedehnt wird, damit mehr Spielraum bei zukünftigen Verkäufen da ist, um tatsächlich ein Vorkaufsrecht auszuüben - bisher gab es das nicht - ist jetzt abgehakt. Und letztendlich sollen mehrere Millionen Euro - es ist ein hoher einstelliger Millionenbetrag - in eine Verbunddruckerei zwischen den Standorten Saarbrücken und Trier investiert werden, was die Übernahme zusätzlicher Druckaufträge und die Generierung neuer Arbeitsplätze letztendlich erst ermöglicht. Ich würde sagen, unter dem Strich wurde gut verhandelt.
Belegschaft, Personalrat und Gewerkschaft legen da noch eines drauf. Die Gewerkschaft Verdi - Sie sprachen davon - ist bezüglich der Zukunft nach dem Geschäftsübergang von der Holzbrinck Verlagsgruppe zu dem Zeitungsverlag Rheinische Post bei der Saarbrücker Zeitung optimistisch. Sie ist optimistisch! Zu dieser Auffassung gelangte sie nach der Betriebsversammlung, aber auch nach daran anschließend stattgefundenen persönlichen Gesprächen und schriftlicher Korrespondenz mit den neuen Anteilseignern. Sie sagen, wir sehen uns jetzt in einer Verhandlungsposition in Augenhöhe. Es dirigiert keiner mehr von oben herab, sondern wir fühlen uns in dieser neuen Situation geradezu gut aufgehoben. Auch das führt dazu, dass man bei Verdi sagt, die Festschreibung des jetzigen Stellenplans und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen stehen nicht mehr irgendwo nebulös am Himmel, sondern wir sind zuversichtlich, dass wir das auch umsetzen können. Für ein unbefristetes Outsourcing-Verbot für alle Abteilungen, um die seit über einem Jahrzehnt anhaltende Verlagerung von Arbeitsplätzen in tarifund betriebsfreie Zonen zu stoppen, sehen sie nun gute Optionen, das nun durchsetzen zu können. Die Rückkehr in den Flächentarifvertrag ist für Verdi nach diesen Gesprächen und nach den Korrespondenzen, die es hier gegeben hat, kein großes Thema mehr. Im Übrigen muss man einmal sagen, dass es da im Moment einen Haustarifvertrag gibt, der nicht schlechter ist als der Flächentarifvertrag. Insofern gilt es auch zu überlegen, in den gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen mit den Arbeitgebern, inwieweit man Teile des Haustarifvertrages später einmal in den Flächentarifvertrag übernehmen könnte. Der Haustarifvertrag ist also kein Schreckgespenst, im Gegenteil. Im Moment zumindest ist es auch schon unter Holzbrinck - geradezu ein Segen für die Saarbrücker Zeitung, was die Gewerkschaften mit den Arbeitgebern gemeinsam verhandelt haben.
Es gibt noch einen letzten Punkt, der hier auch schon angesprochen wurde. Auch da gibt es Optionen, dass das durchgesetzt wird. Das ist das Veto
recht des Redaktionsbeirates bei der Bestellung und Abberufung des Chefredakteurs sowie die Abschaffung der strukturellen Mehrheit leitender Redakteure und Redakteurinnen im Beirat. Wenn man all dies zugrunde legt, ist klar, warum der übergroße Teil der Beschäftigten mit dem, was da verhandelt wurde, sehr zufrieden ist. Man hätte sich in der Sache die eine oder andere Szene in diesem Haus auch sparen können. Auch ohne diese Auftritte wäre nichts anderes bei den Verhandlungen herausgekommen. Aber vielleicht ging es vielmehr um die Interpretation, um die Interpreten als um die Sache selbst. Letztendlich hat diese Debatte aber nicht geschadet. Das Ergebnis ist gut. Man kann heute nicht davon reden, dass irgendwas zu missbilligen wäre. Ganz im Gegenteil, wir müssen der GSB für dieses Verhandlungsgeschick dankbar sein. - Herzlichen Dank.
Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Herr Lafontaine, Sie haben zu Beginn Ihrer Rede gesagt, es gebe Aussagen, die man heute treffe und die erst morgen relevant sein könnten. Ich stelle fest, dass Sie, was ich bislang schon wusste, nicht nur ein eher taktisches Verhältnis zur Wahrheit haben, sondern auch ein beinahe erotisches Verhältnis zur Lüge.
Besser gut kopiert als schlecht gemacht. Ich habe auch festgestellt, dass es Debattenbeiträge gibt, Herr Lafontaine, die bereits heute vollkommen irrelevant sind. Der, den wir von Ihnen eben erlebt haben, war so einer. Das war keine Sternstunde dieses Parlaments, aber ich komme darauf zurück, sehr geehrter Herr Kollege Lafontaine.
Ich denke, wir haben in den vergangenen beiden Plenarsitzungen bereits ausreichend Gelegenheit gehabt - und diese ja auch genutzt -, die Unterschiedlichkeit von bestimmten Grundanschauungen und Grundeinschätzungen hinsichtlich Pressefreiheit und hinsichtlich Staatsferne von Printmedien zum Ausdruck zu bringen. Ich habe das in den vergangenen Plenarsitzungen hier mit einiger Gründlichkeit sowohl politisch als auch rechtlich begründet. Seitdem ist einiges passiert. Die Transaktion ist in der Umsetzung, die Diskussion ist de facto abgeschlossen. Der Kollege Pauluhn hat über die Einschätzung der Beteiligten, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Gewerkschaften, aber auch über die, wie ich fin
de, zahlreichen Verhandlungserfolge der GSB zu Recht hier referiert. Ich möchte dies nicht wiederholen. Deshalb habe ich mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass Sie heute in der Debatte und bereits in Ihrem Antrag - und das, obwohl alle Ihre Befürchtungen, alle Ihre Vorwürfe, alle Ihre Schwarzmalereien aufgrund der positiven Entwicklung dieser Transaktion nicht eingetroffen sind und, Kollege Pauluhn hat das ausgeführt, die saarländischen Interessen erfolgreich abgewickelt wurden - dieses Thema wiederum auf die Tagesordnung gesetzt haben. Es wundert mich geradezu, dass Sie in diesem Antrag und in Ihrer Rede, so wie in den beiden vorangegangenen Sitzungen, es wieder einmal geschafft haben, den handelnden Personen, den Stiftungen, der GSB, den Parteien, wem auch immer, kein einziges politisches Kapitalverbrechen nicht anzudichten.
Den Stiftungen haben Sie zum Vorwurf gemacht, dass diese sich nicht nur in illegitimer Art und Weise an den Beschäftigten der Saarbrücker Zeitung bereichert hätten, den Stiftungen haben Sie zum Vorwurf gemacht, dass sie ihren gemeinnützigen Status dazu missbrauchen, verlängerter Arm und Fünfte Kolonne der ihnen nahestehenden Parteien zu sein und der GSB haben Sie zum Vorwurf gemacht, die politische Unabhängigkeit, die politische Neutralität der Berichterstattung der Saarbrücker Zeitung nicht nur untergraben zu wollen, sondern durch den Verkauf der Anteile an die Rheinische Post aus wirtschaftlichem Kalkül aufgeben zu wollen.
Ich wollte zu den Vorwürfen, die Sie gegen die Parteien erhoben haben, eigentlich gar nichts sagen, weil das grotesk ist aus dem Munde von jemanden, der einmal Landesvorsitzender einer großen Partei im Saarland war und bis vor Kurzem noch Bundesvorsitzender einer anderen Partei hat werden wollen. Aber es ist trotzdem notwendig, das eine oder andere auszuführen, insbesondere nach Ihrem Redebeitrag von vorhin. Ich würde Ihnen empfehlen, den einmal nachzulesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie in einem lichten Moment das noch einmal wiederholen würden, Herr Lafontaine. Das war unmöglich, was vorhin von dieser Stelle aus gesagt worden ist, und deshalb möchte ich das noch einmal aufgreifen.
Den politischen Parteien CDU, SPD und FDP haben Sie vorgeworfen, dass Sie sich über die Stiftungen nichts anderes haben Sie vorhin gesagt - rechtswidrig finanzieren und über den Umweg der GSB Einfluss auf die Saarbrücker Zeitung als dem wichtigsten Printmedium im Saarland nehmen wollen. Ich möchte das hier ausführen, damit klar ist, was Sie eben gesagt haben. Wenn dieser Vorwurf, so wie Sie ihn heute erhoben haben, zutreffen würde, dann würde das bedeuten, dass die Stiftungen lediglich
zur rechtswidrigen Finanzierung der politischen Arbeit der Parteien da seien. Und das wäre gleich dem Vorwurf, dass die politischen Parteien sich im Saarland - im Übrigen schon seit Jahrzehnten, hören Sie gut zu, Sie waren beteiligt - in verfassungswidriger und damit strafbewehrter Art und Weise finanzieren. Wenn man das zusammenfassen würde, was Sie vorhin gesagt haben, haben Sie heute jedem, der heute hier im Parlament in einer politischen Partei Verantwortung für die Finanzen seiner Partei trägt, strafrechtlich relevantes Verhalten vorgeworfen. Das weise ich zurück. Finden Sie einen lichten Moment und entschuldigen Sie sich für diese Entgleisung. Das ist dieses Parlaments und Ihrer nicht würdig.
Sehr geehrter Herr Lafontaine, das hat Ihnen aber nicht gereicht. Man mag ja sagen: Der politische Meinungskampf lässt es zu, den politischen Gegner mit dem zu konfrontieren, was vielleicht auch nicht der Wahrheit entspricht, was vielmehr eine Lüge ist. Aber das hat Ihnen ja nicht gereicht. Sie haben in der letzten Plenarsitzung und heute andeutungsweise wieder den Verantwortlichen der Saarbrücker Zeitung im Übrigen vorgeworfen, sie übten Zensur gegen die eigenen Redakteure aus. Das hatten Sie in der vorletzten Plenarsitzung, als dieses Thema behandelt wurde, als Klima der Zensur angesprochen. Wir haben Sie damals aufgefordert, mal Ross und Reiter zu nennen, wer denn die Zensur ausübe: Die Parteien? Die Stiftung? Die GSB? Der Chefredakteur? Die Geschäftsführung? - Sie haben damals zwar auf meine Aufforderung hin hier noch einmal am Podium gestanden, aber Sie hatten aber nicht den Mut, zu Ihrem Vorwurf zu stehen.
Und weil Ihnen das nicht gereicht hat, haben Sie nicht nur den Redakteuren der Saarbrücker Zeitung quasi vorgeworfen, sich von einer Zensur einschüchtern zu lassen. Sie haben vielmehr allen anderen Journalisten in diesem Land, die, aus Ihrer Sicht in wohl unverständlicher Weise, kein Problem in dieser Transaktion gesehen haben und sie deshalb auch nicht zum Gegenstand einer noch kritischeren Berichterstattung gemacht haben, vorgeworfen, sie verhielten sich unsolidarisch gegenüber den Kolleginnen und Kollegen bei der Saarbrücker Zeitung. Meine sehr verehrten Damen und Herren, sehr geehrter Herr Lafontaine, wenn niemand außer Ihnen ein Problem sieht, so kann das auch an Ihrer Wahrnehmung und an Ihrer Auffassung liegen und muss nicht daran liegen, dass alle anderen sich irren. Schauen Sie sich um: Niemand hat das Problem gesehen, niemand hat den Skandal gesehen vielleicht auch, weil es keinen Skandal gab. Sehr geehrter Herr Lafontaine, das hat diese Debatte heute wieder mal deutlich gemacht.
Gestatten Sie mir nun noch einige kurze Anmerkungen zu Ihrem Antrag. Das Ziel, das sich - Kollege Pauluhn hat es schon zum Ausdruck gebracht - die GSB und insbesondere die Herren Läpple und Warnking gesetzt hatten und das sie übrigens von Beginn an in aller Transparenz und Offenheit gegenüber der saarländischen Öffentlichkeit kommuniziert haben, ist offensichtlich erreicht worden. Das Ziel der GSB war, so Friedel Läpple - ich zitiere mit Ihrer Erlaubnis, Herr Vizepräsident -, nicht langfristig in der unternehmerischen verlegerischen Führung der SZ zu verbleiben, sondern einen Gesellschafter zu finden, der an einem langfristigen Engagement interessiert sein und den Willen mitbringen muss, die regionalspezifischen Ausprägungen der einzelnen Zeitungsartikel zu erhalten und weiterzuentwickeln. - Es war also von Beginn an klar, dass die GSB gerade nicht Einfluss auf verlegerische oder gar redaktionelle Inhalte der SZ nehmen wollte. Es ging gerade nicht darum, die Inhalte der Saarbrücker Zeitung zu verändern. Nein, es ging darum, die SZ als d i e regionale Zeitung im Saarland zu bewahren und das Unternehmen in einem ja alles andere als einfachen Transformationsprozess auf Kurs zu halten.
Das haben Sie kritisiert. Das haben Sie auch heute wieder infrage gestellt. Das haben Sie von dieser Stelle aus gegeißelt. Ich glaube, ich kann heute gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen mit großem Respekt feststellen, dass die GSB nicht nur ihre Aufgabe, saarländische Interessen zu wahren, wahrgenommen hat, sondern dass es ihr auch gelungen ist, diesen schwierigen Prozess zu einem Erfolg zu führen. Mir jedenfalls nötigt das Respekt ab. Das war im Interesse der medialen Vielfalt unseres Landes, das war im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Saarbrücker Zeitung. Damit hat die GSB diesem Land einen großen Dienst erwiesen, und dafür gebührt ihr unser Dank, nicht aber eine Diffamierung durch das Parlament. Unser Dank ist der GSB jedenfalls gewiss, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Gestatten Sie mir eine weitere Anmerkung. Alle Vorwürfe, die Sie im Verlaufe der zurückliegenden Debatten hier erhoben haben, könnte man ja noch auf die Gesetzmäßigkeit der Rhetorik in einer solchen Debatte zurückführen - wenn sie nicht von Ihnen kämen, Herr Lafontaine. Ich will nun einmal ganz außer Acht lassen, dass Sie bis vor kurzem Vorsitzender einer Partei werden wollten, deren Finanzierung in den Wirren der Wendejahre zwischen Stasi, SED und diversen Auslandsvermögen immer noch Anlass zu Nachfragen, zu berechtigten Nachfragen, bietet.
Ich will einmal ganz außer Acht lassen, dass der interessierte Zuhörer auch im Saarland regelmäßig die Frage nach der Finanzierung des Wahlkampfs der LINKEN stellen muss. Abgesehen davon, dass es also noch genügend vor Ihrer eigenen Haustür zu kehren gibt, waren Sie doch auch Landesvorsitzender einer der Parteien, deren nahestehende Stiftung zu 40 Prozent Gesellschafter der GSB ist. Und es ist kein Zitat, es ist keine Initiative und es ist noch nicht einmal ein Gedankengang dahingehend überliefert, dass Sie als damaliger Landesvorsitzender der SPD auch nur in Ansätzen ein Problem mit der Struktur der saarländischen Stiftung geschweige denn mit deren Eigentümerstellung, faktisch gegenüber der SZ bestehend, hatten.
Ich bin mir ja der Tatsache bewusst, Herr Lafontaine, dass einer der Vordenker Ihrer politischen Richtung behauptet hat, das Sein bestimme das Bewusstsein. Aber um Ihre heutigen politischen Pirouetten nachvollziehen zu können, muss das Bewusstsein nicht nur das Sein bestimmen, sondern auch ziemlich vernebelt sein. Bitte ersparen Sie uns künftig diese Pirouetten, denn das ist unter der Würde dieses Hauses und, mit Verlaub, auch unter Ihrer Würde, sehr geehrter Herr Lafontaine.