Das muss natürlich dann in das pädagogische Konzept dieser Einrichtung hineinpassen. Heute ist das gar nicht mehr so ungewöhnlich. Wir haben schon Einrichtungen, die Kinderküchen haben. Denn das ist über Kita-Invest natürlich förderfähig. Auch in den Schulen, wenn das gewollt ist, kann man Küchen einrichten.
Man muss natürlich ein Faible für dieses Thema haben. Ich will einmal ein anderes Beispiel nennen. Bei mir zu Hause in meinem Wahlkreis gibt es eine Grundschule, die jetzt modernisiert worden ist. Sie ist vor über 100 Jahren gebaut worden. Die hatten damals schon eine sehr kluge Einrichtung gehabt, nämlich einen Trinkbrunnen innerhalb der Schule. Es war gar nicht so einfach, die Lehrer davon zu überzeugen, dass man auch heute noch so einen Trinkbrunnen gut gebrauchen kann und man ihn deswegen wieder in Gang setzen sollte.
Der Hintergedanke, den man schon vor 100 Jahren hatte, war, dass es wichtig ist, dass Kinder immer wieder Flüssigkeit zu sich nehmen, dass sie immer wieder trinken.
Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, ein Bewusstsein für gesunde Ernährung zu schaffen. Wenn das geschaffen ist, dann wirkt sich das auch auf den Bau und die Modernisierung aus, wenn man solche Projekte angeht.
Der dritte Punkt ist die Forderung der GRÜNEN, Vollküchen zu fördern, also dort Küchen, wo das Essen direkt in der Einrichtung zubereitet wird.
Sie haben eine Grundannahme in Ihrem Antrag drin – Herr Weichert ist schon darauf eingegangen –, die vielleicht nicht unbedingt haltbar ist: Wenn das Essen vor Ort gekocht wird, dann sei es automatisch besser. Ist das so? Es erscheint erst einmal logisch, aber die Studie zur Ernährungssituation in sächsischen Kindertageseinrichtungen hat ein überraschend anderes Ergebnis gebracht. Das gesündere Essen kommt vom Catering. Gesünder als dieses direkt zubereitete Essen vor Ort ist es also, wenn ein Caterer, sozusagen ein Profi, das Essen anliefert und den Speiseplan aufstellt. Fast jedes dritte Essen, das von einem Caterer kam, entsprach den Kriterien der Bremer Checkliste, war also ein gesundes Essen. Wenn es in der Einrichtung zubereitet worden ist, betraf es nur jedes zehnte Essen.
Die Schlussfolgerung ist: Wenn Profis, also Caterer, etwas zubereiten, dann war es häufiger ein gesundes Essen. Eine eigene Küche ist somit nicht die Lösung des Problems. Das heißt nicht, wenn man eine Küche in einer Schule oder in einem Kindergarten hat, dass das Essen dort schlechter ist, aber man muss die dort arbeitenden Menschen dafür sensibilisieren, gesundes Essen herzustellen.
Wir hatten im ehemaligen Mittleren Erzgebirgskreis eine aus meiner Sicht sehr gute Herangehensweise. Die Lebensmittelüberwachung hat sich in den Einrichtungen umgeschaut, egal, ob das Essen vom Caterer kam oder ob es selbst hergestellt worden ist. Man hat diesen Einrichtungen Tipps gegeben, wie man, ohne mehr Geld auszugeben, ein gesundes Essen zubereiten kann. Es war durch eine Beratungsleistung, die nichts gekostet hat, möglich, die Qualität des Essens in Kindertageseinrichtungen zu steigern. Vollküchen werden unser Problem nicht lösen. Wenn wir dort investieren, heißt das nicht automatisch, dass wir dort ein besseres Essen haben, sondern die Aufklärung darüber ist wichtig, was gesundes Essen ist.
Ich komme zum Schluss, meine Damen und Herren. Die Ernährungssituation ist ein sehr wichtiges Thema. Wir brauchen gesundes Essen in Kindertageseinrichtungen und in den Schulen. Deshalb gebührt den GRÜNEN erst einmal Dank, dass sie dieses Thema aufgegriffen haben und wir darüber diskutieren konnten. Die Lösungsvorschläge, die Sie uns unterbreiten, sind aber bereits umgesetzt oder, wie am letzten Beispiel gezeigt, nicht hilfreich. Deshalb werden wir Ihren Antrag ablehnen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im 18. Jahrhundert sagte Marquis de Vauvenargues: „Der Geist ist denselben Gesetzen unterworfen wie der Körper. Beide können sich nur durch beständige Nahrung erhalten“ und – so möchte ich hinzufügen – bei beiderlei Nahrung kommt es auf die Qualität an.
Über Bildungs- und Lehrpläne bestimmen Sie die Qualität der geistigen Nahrung, die der körperlichen bleibt in Sachsen zuweilen auf der Strecke. Gesunde Ernährung muss ein Bildungsinhalt sein, insbesondere an den Schulen. Dafür hat sich DIE LINKE im Landtag mehrmals eingesetzt und stark gemacht.
Schauen wir uns einmal an, welche Rahmenbedingungen wir für gesunde Ernährung in unseren sächsischen Bildungseinrichtungen vorfinden. Kinder und Jugendliche werden schon jetzt mit Mittagessen in den jeweiligen Einrichtungen versorgt. Doch sehen wir uns einmal an, wo und wie das Essen produziert und verarbeitet wird, das dort auf den Tisch kommt. Es sind leider – das wurde auch schon erwähnt – häufig große westdeutsche Cateringfirmen, die irgendwo in Autobahnnähe sitzen, vielleicht das Essen noch mit Mitarbeitern in Billigjobs herstellen und nur ungenügend auf die Regionalität und die Saisonalität der Lebensmittel achten. Caterer liefern nicht per se minderwertiges Essen – das möchte ich nicht behaupten –, aber an die Qualität eines frisch zubereiteten
Deshalb möchte sich auch DIE LINKE im Sächsischen Landtag dafür einsetzen, dass wieder eigene Küchen in Kindertageseinrichtungen und Schulen etabliert werden.
Es ist so, dass dort nicht nur das Essen frisch zubereitet wird und somit nicht lange warmgehalten werden muss, wodurch es an Vitaminen und anderen Mikronährstoffen einbüßt, sondern in solchen Küchen können Kinder und Jugendliche selbst das Kochen und den richtigen Umgang mit Lebensmitteln erlernen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für eine lebenslange gesunde Ernährung.
Gerade in Zeiten, in denen in vielen Familien nicht mehr gekocht wird, ist es für junge Menschen wichtig, selbst zu erfahren, wie es ist, Speisen zuzubereiten, und wie gut selbstgemachtes, frisches Essen schmecken kann.
Die Küchen in den Kitas und Schulen können aber noch mehr. Der Einsatz von regionalen, saisonalen und, was wünschenswert wäre, biologisch angebauten Produkten kann dort viel einfacher umgesetzt werden. Egal, ob in einer Kita, an der Grundschule, an der Mittelschule oder am Gymnasium – alle sollten das Zubereiten von Mahlzeiten erlernen. Die selbst zubereiteten Mahlzeiten sollten gemeinsam in einer angenehmen Atmosphäre eingenommen werden, denn nur so können sich eine Esskultur und eine gesündere Ernährung entwickeln.
Ich möchte ein Beispiel aus Finnland bringen. Dort gibt es einen Leitspruch in der Schule, der lautet: Respekt gegenüber den Kindern. In Finnland gibt es Schulküchen. Es gibt dort eine kostenlose Mittagsversorgung, es werden Salat und Knäckebrot zu den Mahlzeiten gereicht und es wird also auf eine ausgewogene Ernährung geachtet. Dieser Respekt wird sich gegenseitig entgegengebracht – zwischen Schülerinnen und Schülern, zwischen Lehrerinnen und Lehrern, aber auch gegenüber dem Personal, den Angestellten, den Küchenkräften. Dieser Respekt, diese Achtung schafft ein anderes Bewusstsein, nicht nur gegenüber den Menschen, sondern auch gegenüber dem Essen, den verarbeiteten Lebensmitteln. Die Kolleginnen und Kollegen des Schulausschusses konnten in der vergangenen Legislaturperiode erleben, dass dort die Mittagspause wirklich zu einer Regenerationsphase wird, die Energie für die Nachmittagsstunden liefert.
Ich möchte auch auf das Thema Übergewicht zu sprechen kommen. Es ist bereits von meinen Kolleginnen und Kollegen angesprochen worden. Ich denke, nicht nur dem Übergewicht, sondern auch der einseitigen Ernährung bzw. Mangelernährung kann mit Schulküchen in Kitas und Schulen entgegengewirkt werden. Es gibt eine besorgniserregende Zunahme von ernährungsbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, von Stoffwechselkrankheiten und orthopädischen Beschwerden. Die Adipositasrate wurde bereits genannt. Sie liegt bei den Schulkindern bei mittlerweile 20 %. Die Zahl der Diabeteskinder ist steigend. Es ist also dringend geboten, in den Kitas und
Aber wir sollten nicht beim Essen Halt machen, sondern wir sollten uns fragen, was wir darüber hinaus tun können. Süße Getränke als Ursache für Übergewicht sind bereits genannt worden. Limonaden und Fruchtnektare sind ebenfalls ein Übel. Ärzte und Zahnärzte beklagen immer wieder, dass Kinder zu viel dieser Getränke zu sich nehmen. Häufig ist es so, dass in den Schulen Automaten stehen, mit denen den Kindern diese Getränke leicht zugänglich gemacht werden, oder dass diese Getränke am schuleigenen Kiosk verkauft werden. Das geschieht meist alternativlos. Stattdessen sollte man Wasser und ungesüßten Tee zur Verfügung stellen.
Mein Kollege Falk Neubert hat heute Vormittag bei der Behandlung unseres Gesetzentwurfs zum kostenlosen Mittagessen darauf hingewiesen, dass auch das gesündeste, selbstzubereitete Mittagessen in einer Schule oder in einer Kita nicht viel wert ist, wenn ein Teil der Kinder davon ausgeschlossen bleibt.
Die Teilnahme aller ist ein zentrales Qualitätskriterium. Deshalb sind diese Maßnahmen, die Sie, meine Damen und Herren von den GRÜNEN, vorschlagen, sicherlich sinnvoll, aber am sinnvollsten sind sie nur in Kombination mit der Kostenfreiheit des Mittagessens in den sächsischen Bildungseinrichtungen. Alle Kinder sollen in den Genuss eines vollwertigen und gesunden Essens kommen können.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Vorrednerin mahnte Maßnahmen an, was diesen gesamten Komplex angeht. Ich war erstaunt, welche Fülle von Maßnahmen, welche Fülle von Untersuchungen und welche Fülle von Empfehlungen es sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene zu diesem Thema gibt. Es ist im Zentrum der Betrachtung: Gesunde Ernährung beginnt besonders im Kindesalter.
Wir haben den Gesetzentwurf der LINKEN für ein kostenfreies Mittagessen an Kindertagesstätten und Schulen. Dort stand die Kostenfreiheit im Mittelpunkt, weniger Fragen von Theorie und Praxis zur gesunden Ernährung. Diese Strategie verfolgen die GRÜNEN mit
ihrem Antrag. Wir wollen beides. Dass dies nur schrittweise geht, liegt auf der Hand. Erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang, dass zu diesem Thema ein Antrag der Koalitionsfraktionen „Offensive zur Verpflegungsqualität an Schulen und Kindertagesstätten“ vom Mai 2006 hier den entscheidenden Aufschlag gemacht hat.
Zuhören, Herr Kollege! – Die Staatsregierung hat eine Studie zur Analyse der Ernährungs- und Verpflegungssituation in sächsischen Kindertagesstätten in Auftrag gegeben. Gesund aufwachsen in Kindertageseinrichtungen gehört zu den Gesundheitszielen in Sachsen. Es wurde ein entsprechendes Handbuch entwickelt, welches hier wichtige Hinweise gibt.
Insbesondere durch das Entstehen von Ganztagsangeboten und Gemeinschaftsschulen ist das Thema gesunde Ernährung auch stärker in den Mittelpunkt gerückt und Teil der Konzepte, was wir ausdrücklich begrüßen. Wir wissen – und das wurde von vielen dargestellt –, welche Auswirkungen Fehlernährung oder ungünstiges Ess- und Trinkverhalten haben. Frühzeitig im Leben erworbene Ernährungsrisiken haben einen nachteiligen Einfluss sowohl auf die allgemeine und schulische Leistungsfähigkeit als auch auf die Gesundheit im späteren Leben.
Lieber Kollege Weichert, ich teile Ihre Auffassung, dass natürlich die Grundlagen auch in der Familie gelegt werden und Vorbilder auch in diesem Bereich immer noch das A und O sind. Aber frühkindliche und schulische Bildung und die entsprechenden Rahmenbedingungen können zusätzlich helfen, Fehlentwicklungen zu korrigieren.
Vollküchen – Sie haben es selbst gesagt – sind noch kein Garant dafür, dass Kindern eine vollwertige Mittagsversorgung angeboten wird. Es gab die Untersuchung, die auch mein Kollege Krauß erwähnt hat. Ich möchte auch noch einmal auf die beiden Kleinen Anfragen hinweisen, die er zu diesem Thema gestellt hat und in deren Beantwortung Ergebnisse dieser Untersuchung dargestellt werden, die Kollegin Klinger offensichtlich nicht gelesen hat. Es kommt immer gleich der Reflex gegen die Caterer. Es ist aber so, wie Kollege Krauß sagte: Nur 11,4 % der Einrichtungen, in denen selbst gekocht wird, konnten den Kriterien der sogenannten Bremer Checkliste entsprechen, es waren aber 31 % der Caterer.
Natürlich gibt es den Wunsch von Eltern und Erziehern nach Verbesserung. Da zeigt sich aber auch gerade, dass die Caterer oft diese Anregungen aufnehmen und ihnen Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten werden. So einfach ist es eben nicht.
Die Staatsregierung hat uns in ihrer Antwort zur Kenntnis gegeben, dass mit der aktuellen Richtlinie die Möglichkeit
besteht, in den Kindereinrichtungen Küchen und Kinderküchen zu fördern. In den Schulen kann die Förderung über europäische Mittel erfolgen.
Kommunen, die Träger von Tageseinrichtungen und Schulen sind, könnten verschiedene Möglichkeiten nutzen, ihren Schwerpunkt für Investitionen in diesem Bereich zu setzen.
Wir sollten auf Qualitätsstandards setzen und nicht auf konkrete Strukturen. Deshalb unterstützen wir die beiden Ministerien Kultus und Soziales bei der Schaffung solcher Standards und lehnen den Antrag ab.