Sie die Antwort auf die Anfrage lesen, soll der neue Orientierungsplan auch noch in diesem Jahr vorgelegt werden. Ich bin sehr gespannt auf diesen Orientierungsrahmen und freue mich auch auf die Debatte im Schulausschuss über diesen Orientierungsrahmen. Vielleicht sind Sie bei dieser Debatte dabei; dann können wir gern diskutieren. Aber meines Erachtens ist das zuerst einmal eine Debatte, die wir intern im Schulausschuss und nicht hier im Plenarsaal führen sollten.
Nehmen Sie es mir bitte nicht übel: Ich habe Respekt davor, dass Sie für sich entscheiden, wie Sie Ihre Kinder erziehen. Aber tun Sie bitte allen anderen Eltern den Gefallen und respektieren Sie auch, dass andere Eltern ihre Kinder vielleicht etwas anders als Sie erziehen wollen.
Deshalb kann es an dieser Stelle auch nicht die Erfüllung der einen oder anderen Maximalforderung oder den einen oder anderen Maximalinhalt eines extrem Konservativen auf der einen Seite oder eines extrem Liberalen auf der anderen Seite geben. Jedes Elternpaar, jede oder jeder Alleinerziehende hat am Ende die Entscheidung darüber und auch die Pflicht, seine Kinder so zu erziehen, wie das Paar, sie oder er es für richtig hält. Die Schule hat dies zuallererst zu unterstützen und an den Stellen, an denen Dinge nicht funktionieren, natürlich auch irgendwo lenkend einzugreifen. Aber nicht zuerst die Schule erzieht die Kinder; vielmehr haben zuallererst die Eltern diese Verantwortung.
Ja. Herr Schreiber, ich beziehe mich auf das Ende Ihrer Rede gerade eben, wo Sie dargestellt haben – –
Genau, wo es um das Beispiel geht, dass Sie in der elften Klasse nicht sagen müssen, zu welchem Geschlecht Sie sich hingezogen fühlen oder mit wem Sie zusammen sind. Natürlich müssen sie das nicht. Das ist Privatsache. Darin stimme ich mit Ihnen überein. Aber es geht darum, wenn man das möchte, wenn man wie jeder andere oder die meisten Schüler eine Freundin oder einen Freund hat, und das eine Normalität ist, wenn man das auch mit seinem homosexuellen Freund oder Freundin leben möchte, dass man dann mit Diskriminierungen rechnen muss. Das ist doch das Problem, dem wir mit diesem Antrag begegnen wollen.
Sie haben mehrmals den Anschein erweckt und es auch ausgesprochen, dass man sich durch unseren Antrag – – Dass sich die Grundschüler entscheiden müssen, bin ich jetzt schwul oder lesbisch, wenn in der Schule sexuelle Vielfalt gelehrt, also alles aufgezeigt wird, was es gibt, darum geht es doch überhaupt nicht. Es geht nur darum, dass sie wissen, dass es das gibt und dass es Menschen gibt, die so leben, und dass man sich das nicht aussuchen kann. Es ist ja auch nicht schlimm. Man muss sich das nicht aussuchen, sondern man ist es einfach. Darum geht es in unserem Antrag, und deshalb verstehe ich Ihre Reaktion dahin gehend überhaupt nicht.
Ich habe in meiner Rede relativ am Anfang gesagt, dass vieles, was in diesem Antrag steht, grundsätzlich richtig ist. Zur Überarbeitung des Orientierungsplans gehört logischerweise auch, dass wir uns die Lehrerausbildung anschauen müssen etc. Was ich aber kritisiere – und, Entschuldigung, Sie schreiben es in Punkt 1 –, ist Ihre Ideologie, die dahintersteht. Diese Ideologie ist – und das war Thema in dieser Anhörung –: Es gibt keine Geschlechter mehr, Mann und Frau. An sich gibt es trotzdem erst einmal Mann und Frau. Darüber können wir uns gern einmal unterhalten. Alles andere ist eine Entwicklung. Aber es macht jetzt keinen Sinn, darüber zu philosophieren und zu diskutieren. Die Ideologie, die dahintersteht, kritisieren wir. Die gehen wir nicht mit. Hätten Sie einen Antrag geschrieben, in dem nur steht, es wird Zeit, dass der Orientierungsplan auf den Tisch kommt, ist das eine ganz andere Debatte.
Aber die Ideologie, die Sie im Punkt 1 zum Maßstab machen, ist unser Kritikpunkt. Dabei bleibt es auch. Ich glaube, dass selbst in homosexuellen Kreisen, von mir aus auch in intersexuellen Kreisen oder was auch immer, keiner wirklich eine Debatte darüber führen will, ob es Mann oder Frau oder was auch immer gibt. Ich glaube nicht, dass das das Entscheidende ist, sondern – Sie haben recht – gesellschaftliche Akzeptanz und Toleranz und Darstellung dessen, was es alles geben kann, warum es das gibt usw. Aber noch einmal: Das verordnen Sie nicht mit einem Antrag hier im Plenum.
Das war die Reaktion auf die Kurzintervention von Herrn Böhme. – Wir fahren jetzt fort in unserer Rednerreihe. Das Wort ergreift für die SPD-Fraktion Frau Kollegin Raether-Lordieck.
Sehr geehrter Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Vergangenes Wochenende habe ich ein Kinderfest der Sozialverbände im Kreis Zwickau besucht. Am Alpakagehege sagte ein Kind zu mir: Das sind alles Mädchen. Auf meine Frage, wie es denn darauf komme, antwortete es: Klar, sieht man doch an den Haaren. Witzig fand ich die Antwort schon.
Dann musste ich an meinen diesbezüglichen Redebeitrag im Landtag denken und unterzog diese Aussage einer bildungspolitisch kritischeren Bewertung. Sicher muss noch nicht jedes circa sechsjährige Kind geschlechtsspezifische Unterscheidungsmerkmale von Säugetieren, ja, damit auch vom Menschen, kennen. Spätestens mit Beginn der Pubertät allerdings sollten Heranwachsende eigene körperliche Veränderungen wie auch Gefühlsschwankungen intellektuell richtig einschätzen können, schon, um nicht unnötig verunsichert darauf zu reagieren.
Ein selbstbewusster, verantwortungsvoller und angstfreier Umgang mit Geschlechtlichkeit setzt fundiertes Wissen in Sachen Sexualerziehung voraus. Zeitgemäßer Unterricht behandelt Hetero- wie auch Homosexualität, Bi-, Trans- und Intersexualität. Dass wir damit unsere Kinder erst auf solche Gedanken bringen könnten und somit einer möglichen Homosexualität Vorschub leisten, ist ein dummes Vorurteil und wissenschaftlich überhaupt nicht zu belegen. Vielmehr sorgen wir durch mangelnde Aufklärung im Elternhaus wie in der Schule erst dafür, dass unsere Kinder verunsichert, beschämt und damit möglicherweise schwulen- und lesbenfeindlich reagieren.
Auch erträgt es unsere Gesellschaft nach wie vor nicht, Kinder so anzunehmen, wie sie sind. Bei etwa jedem tausendsten Neugeborenen lässt sich medizinisch keine eindeutige Geschlechtszuweisung vornehmen. An diesen Kindern werden in der Regel schnellstmöglich geschlechtszuweisende Operationen vorgenommen. Man könnte auch sagen, sie werden wissentlich und willentlich gröbster sexueller Misshandlung ausgesetzt.
Ganz selbstverständlich könnten Schülerinnen und Schüler lernen, dass es Kinder gibt, die eben nicht eindeutig Junge oder Mädchen sind. Naturvölker machen uns das vor.
Liebe Kollegen von der Fraktion DIE LINKE! Sie haben ja recht. Wenn wir uns den Orientierungsrahmen von 2006 ansehen, gehört der Sexualkundeunterricht an sächsischen Schulen gründlich reformiert. Dies hat uns bereits die Anhörung im Jahr 2013 eindrucksvoll vor Augen geführt. Sie haben auch recht, wenn Sie fordern, dass sich in einer Überarbeitung des Orientierungsrahmens neueste wissenschaftliche Erkenntnisse wiederfinden müssen.
Genau das hat meine Fraktion aus der Opposition heraus auch gefordert. Frau Buddeberg, Sie haben vorhin daran erinnert. Was aber in meinen Augen keinen Sinn macht, ist, dass Sie zum wiederholten Male den inhaltlich gleichen Antrag einbringen, obwohl Sie aus der Beantwortung der Kleinen Anfrage von Frau Jähnigen – Drucksache 6/1630 – bereits wissen, dass die Überarbeitung des neuen Orientierungsrahmens bis auf einige Abstimmungen nahezu abgeschlossen ist. Warten wir doch bitte die Veröffentlichung im Ministerialblatt ab, bevor wir gegebenenfalls in inhaltlichen Widerspruch gehen.
In der Internetplattform „lernportal-sachsen-lebenskompetenz.de“, die seit geraumer Zeit unterstützend für die Lehrerfortbildung im Netz verfügbar ist, Frau Buddeberg,
lesen wir Dinge über Liebe, Emotionen, Partnerschaft, Verantwortung für Kinder. Ja, auch Begriffe wie Intersexualität finden sich da wieder. Das lässt allerdings hoffen, dass die avisierte Überarbeitung des Orientierungsrahmens ähnlich vielversprechend ausfällt. Folglich wird meine Fraktion Ihren Antrag ablehnen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Ich will es gleich vorwegnehmen: Die Zustimmung unserer Fraktion zum vorliegenden Antrag tendiert gegen null.
Es gäbe sicherlich viele Aspekte, dies zu begründen. Ich kann hier aber nur auf einige wenige eingehen. Erstens wird derzeit – das wurde schon von meinen Vorrednern angesprochen – der Orientierungsrahmen für die Familien- und Sexualerziehung an sächsischen Schulen überarbeitet. Warum soll mit dem vorliegenden Antrag dieser Überarbeitung vorgegriffen werden? Hier gilt es doch erst einmal abzuwarten, wie diese Überarbeitung erfolgt.
Zweitens ist im Antrag nicht erkennbar, ob und wie die beteiligten bzw. betroffenen Akteure in die Erforderlichkeit eines solchen Antrages eingebunden waren, also sprich: Wer hat denn eine Modernisierung gefordert?
Eine Gruppe hatten Sie vorhin genannt, Frau Buddeberg. Aber wer noch? Eltern, Lehrer, Schüler, Familienverbände oder gar nur Politiker? Auch ist nicht erkennbar, auf welche Art wer künftig einbezogen werden soll. Im Antrag werden zwar externe Referenten benannt, aber ob es sich dabei um unterschiedliche, also auch kontrovers zum Thema diskutierende Referenten handeln soll, ist nicht benannt.
Darüber hinaus taucht einer der wichtigsten Partner im Bereich der Sexualerziehung im Antrag nur in einem Nebensatz auf, nämlich die Eltern. Im § 36 des Sächsischen Schulgesetzes heißt es aber – hier wiederhole ich Herrn Schreiber, und ich wiederhole extra noch einmal diese Formulierung im § 36 –: „Ziel, Inhalt und Form der Familien- und Sexualerziehung sind den Eltern rechtzeitig mitzuteilen und mit ihnen zu besprechen.“ Es ist nämlich Aufgabe der Eltern, ihren Kindern Werte zu vermitteln, gerade und vor allem im Bereich der Familien- und Sexualbildung. Sexualbildung hat auch eine wertorientierende Wirkung. Das heißt, sie muss die Leistung, die die traditionelle Familie für die Gesellschaft, insbesondere für die Generationenfolge, erbringt, entsprechend würdigen. Davon ist aber im Antrag keine Rede – im Gegenteil. Mit der verstärkten Orientierung auf die mittlerweile in beträchtlicher Zahl existierenden alternativen Geschlech
Das macht deutlich, dass wir die Eltern eben nicht außen vor lassen dürfen, noch dazu, wenn es um Themen geht, die wohl eher ideologisch als wissenschaftlich fundiert sind.
Damit bin ich bei meinem dritten Punkt. Der angeblich neueste Stand der sexualwissenschaftlichen Erkenntnisse muss auf den Prüfstand, meine Damen und Herren.
Haben Sie schon einmal etwas vom Genderparadox gehört? Das Genderparadox beschreibt den Widerspruch, dass sich in Ländern mit jahrzehntelanger genderorientierter Erziehung Berufswahl und Ausbildung in altbekannten männer- und frauentypischen Berufen stetig polarisieren. In Norwegen, welches immer eine Vorreiterrolle in der Genderforschung einnahm, wurden vor einigen Jahren dazu Untersuchungen angestellt, weil dieses Paradox durch die Genderforschung nicht erklärt werden konnte. Diese Untersuchungen kommen nun zu der Erkenntnis, dass die Gendertheorie nicht mit Wissenschaften wie Biologie oder Anthropologie übereinstimmt. Biologen haben dabei nachgewiesen, dass unterschiedliches Verhalten von Jungen und Mädchen bereits kurz nach der Geburt ausgeprägt ist, ohne dass kulturelle Einflüsse dies bereits hätten bestimmen können. Die Sendereihe, in welcher die entsprechende Dokumentation ausgestrahlt wurde, hatte übrigens den bezeichnenden Namen „Gehirnwäsche“.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch – man mag das Zufall nennen oder logische Konsequenz –, dass kurz nach der Ausstrahlung der Reportage mit einer einstimmigen Entscheidung des Nordischen Rates das Staatliche Genderinstitut in Norwegen geschlossen wurde. Ganz nebenbei zeigte dieses Projekt auch noch, dass es Genderexperten offensichtlich nicht gewohnt waren, dass ihre Theorie hinterfragt wurde und dass die Ideologie Gender durch die Bürgergesellschaft nie legitimiert wurde.
Und in Deutschland? In Deutschland scheinen diese Ergebnisse der Öffentlichkeit bisher weitestgehend vorenthalten worden zu sein. Das geschah wohl deshalb, weil es auch in Deutschland nie eine Legitimierung durch die Bürgergesellschaft gab.
Meine Damen und Herren! Bevor wir also anfangen, unseren Kindern unter dem Synonym „Modernisierte Sexualbildung“ angebliche wissenschaftliche Erkenntnisse aufzubürden, die sich gegebenenfalls als nicht haltbar erweisen, sollten wir die gesamte Gendertheorie auf den Prüfstand stellen und endlich anfangen, Fragen zu stellen.
Das war Frau Kersten für die AfD-Fraktion. – Es folgt nun Frau Jähnigen für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Nachdem wir jetzt wieder ein Mustervorbild der rechtspopulistischen biologistischen geheimen Geschlechterlehre gehört haben,
muss ich mir wahrscheinlich als biologische Mutter, die ich immer gern bin, Gedanken darüber machen, was der Vater meiner Kinder, der ihnen wahrscheinlich gerade Abendbrot zubereitet, zu Hause mit meinen Töchtern macht. Das tue ich aber nicht, weil der Mann ein guter Vater ist. So soll es sein.