Meine Damen und Herren, das war die erste Runde. Gibt es Redebedarf für eine zweite Runde? – Für die CDU-Fraktion Frau Abg. Fiedler.
– Alles gut. – Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir die letzte halbe bzw. Dreiviertelstunde zusammenfassen, so kam für mich dabei ein sehr differenziertes Bild heraus. Zum einen wurde kritisiert, dass in Sachsen die Medienpädagogik bzw. die Medienbildung noch nicht auf dem Stand anderer Bundesländer ist. Auf der anderen Seite wurde wiederum eine Vielzahl bereits vorhandener Maßnahmen zitiert. Es war also ein sehr widersprüchliches Bild, das Sie hier abgegeben haben. Ich kann auch keine visionäre Haltung der Oppositionsfraktionen, erkennen, Frau Muster, wenn Sie den Koalitionsvertrag eins zu eins abschreiben. Das ist für mich kein visionäres Bild bzw. Angebot zur Medienpädagogik.
Frau Fiedler, der Koalitionsvertrag ist ja in dem Punkt Medien relativ abstrakt geblieben, und die GRÜNEN haben das wohl mit Inhalt gefüllt.
Ja. Ich hatte auch im letzten Jahr – damit bin ich ja schon zitiert worden – dazu gesprochen. Es ist mir schon bekannt.
Bitte schön. – Ich würde gern noch einmal zum Anliegen des vorliegenden Antrages zurückkommen. Es war eben nicht unsere Intention, Aussagen zum Thema Digitalisierung allgemein und digitale Bildung im ganz Speziellen zu treffen, sondern dieser Antrag konzentriert sich auf einen Teil des Themas Digitalisierung: auf Medienbildung und Medienkompetenz. Andere Aspekte sind an anderer Stelle zu diskutieren. Dabei ist Schule natürlich ein Partner – ich hatte ja gesagt, wenn nicht sogar der wichtigste –; aber er steht nicht allein, und
ich finde es schade, wenn vorhandene Maßnahmen, wie beispielsweise der Sächsische Ausbildungs- und Erprobungskanal, der seit seinem Bestehen schon mehr als 100 000 Teilnehmer hatte, die Maßnahmen der Mitteldeutschen Medienförderung, der Medienpädagogische Preis, medienpädagogische Zentren oder der Sächsische Kinder- und Jugendfilmdienst überhaupt nicht zur Sprache kommen.
Wir wollen, dass mit der Studie nun nicht noch einmal der vorhandene Stand analysiert und aufgeschrieben wird. Wir brauchen keine zweite Große Anfrage, aber wir brauchen einen Blick nach vorn. Deshalb wollen wir, dass in dieser Studie angeschaut wird, welche Themen zukünftig auf uns zukommen werden, damit auch die entsprechenden Angebote und Maßnahmen darauf abstellen können. Nichtsdestotrotz wollen wir auch in der Zwischenzeit bereits aktiv werden, deshalb haben wir den Schwerpunkt der angestrebten Vernetzung der Angebote noch einmal als Thema aufgenommen. Wir denken, dass es einen spürbaren Effekt für diesen Bereich haben wird, wenn dies geschieht.
Meine Damen und Herren, gibt es aus den Reihen der Fraktionen weitere Wortmeldungen? Mir liegen schriftlich keine vor. – Damit kämen wir zu einer dritten Runde. Frau Fiedler, noch eine dritte? – Nein. Ich frage die Staatsregierung: Wird das Wort gewünscht? – Frau Staatsministerin Kurth, bitte. Sie haben das Wort, Frau Staatsministerin.
Danke schön. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Unsere Schülerinnen und Schüler leben, was die Nutzung digitaler Medien betrifft, in zwei verschiedenen Welten. Zu Hause gehen sie gekonnt mit Notebook, Spielekonsole oder Smartphone um; je nach Bildungsinteresse nutzen sie diese auch für das schulische Lernen. In der Schule aber spielt die Nutzung digitaler Medien heute noch kaum eine Rolle. Das haben auch die PISA-Studie zur digitalen Bildung vom Herbst 2015 und die Schule-digital-Studie der Telekom-Stiftung vom November bestätigt.
Schule, meine Damen und Herren, muss allerdings die Lebenssituation und die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen beachten und ihnen neue Lernerfahrungen ermöglichen. Deshalb kommt der Medienbildung, die wir jetzt schon mehrfach gehört haben, im Zusammenhang mit der Veränderung der Lernkultur eine ganz entscheidende Bedeutung zu. Heute und noch viel stärker in der Zukunft ist gesellschaftliche, politische und berufliche Partizipation durch Medien geprägt, wie Frau Friedel sehr anschaulich in ihrem Redebeitrag dargestellt hat.
Medienkompetenz ist damit eine entscheidende Schlüsselkompetenz für lebenslange Lernprozesse; auch dies wurde mehrfach erwähnt. Die Medienbildung unserer Schülerinnen und Schüler über alle Schulstufen hinweg zu fördern, das wird sich in Zukunft zu einem ganz zentralen Thema gestalten. Es ist jetzt bereits Thema, wird aber noch sehr viel zentraler werden. Medienkompetenz durch Medienbildung zu entwickeln ist aber auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie kann nur im Zusammenspiel von Schule und Elternhaus und gemeinsam mit den Verantwortlichen in Politik, ja, und besonders auch in Wirtschaft und Kultur gestaltet werden.
In Sachsen gibt es hochwertige Angebote und innovative Modelle der Medienkompetenzförderung sowie eine sehr vielfältige, bunte und qualitativ gute Trägerlandschaft, wie Frau Fiedler bereits ausführte. Diese Angebote sind noch besser zu vernetzen und der Austausch zwischen öffentlichen und freien Trägern ist stärker zu unterstützen, um so eine nachhaltige Förderung der Medienbildung zu erreichen.
Jedoch brauchen wir dazu keine zusätzliche Institution. Die Netzwerke sind geschaffen, und auch die Koordination der Netzwerke ist bereits vorhanden. Mehr Personal und mehr zusätzliche Institutionen machen den Prozess nicht besser. Darüber hinaus ermöglichen die Lehrpläne an unseren Schulen in allen Schularten zahlreiche Möglichkeiten der Kooperation mit den unterschiedlichsten Akteuren medienpädagogischer Maßnahmen.
Medienpädagogische Projekte werden – auch dies hat Frau Fiedler bereits erwähnt – durch unsere 13 medienpädagogischen Zentren unterstützt. An diesen arbeiten abgeordnete Lehrerinnen und Lehrer mit den jeweils vor Ort tätigen Trägern medienpädagogischer Bildung, und unsere 13 Zentren unterbreiten eine Vielzahl medienpädagogischer Angebote bzw. sind mit den Lehrerkollegen gemeinsam unterwegs.
Ebenso arbeiten wir mit der Sächsischen Landesmedienanstalt sehr intensiv. Hier gibt es gemeinsame Abstimmungen, unter anderem bei der Lehrerfortbildung, dem Jugendmedienschutz und in der gemeinsamen Unterstützung von Medienwettbewerben. Die sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanäle sind für die Schulen vor Ort zu einem hervorragenden Partner – ich würde sagen, zu einem Juwel – geworden. Schüler können sich dort nachhaltig medienwertvoll erproben.
Was die zentrale Fortbildung des Sächsischen Bildungsinstituts betrifft, so soll diese ausgebaut werden. Dort werden wir in den nächsten Jahren noch intensiver tätig werden. In diesem Jahr gibt es beispielsweise die Herbstakademie Medien. Bereits vorhandene Netzwerke auf Landesebene können dadurch intensiver in den Austausch eingebunden werden, um ein besser aufeinander abgestimmtes Projekthandeln zu bewirken. Die Kooperation mit außerschulischen Fachkräften und Einrichtungen in
Zwei Sätze zur Studie über die Schwerpunkte der Medienbildung. Eine solche Studie unterstütze ich sehr gern, weil sie wichtige Impulse für die künftige Ausgestaltung der Medienbildung in unseren Schulen geben kann, und wir wollen dort einen soliden, nachhaltigen Weg gehen und nicht Medientechnik in die Schulen schütten, ohne die Lehrerinnen und Lehrer vorher dafür fit gemacht zu haben. Das ist auch Sinn und Zweck unseres Projektes, das vorhin erwähnt wurde.
Meine Damen und Herren, ich komme noch einmal auf die Studie zu sprechen, welche Zielgruppen mit der Studie erfasst und welche Schwerpunkte überhaupt untersucht werden sollen. Wer in der Lage ist, verantwortungsbewusst, kritisch und konstruktiv mit den digitalen Medien umzugehen, erschließt sich eine wohl nie versiegende Wissensquelle. Man stärkt damit seine Bildung und kann sich eine fundierte Meinung bilden. Auch an dieser Stelle komme ich noch einmal auf die Beiträge von Frau Fiedler und Frau Friedel zurück.
Medienkompetenz, die übrigens eine sehr entscheidende Rolle in der Schulgesetznovellierung spielen wird, ist damit zugleich Demokratiekompetenz. Deshalb ist für mich der Begriff „Medienkompetenz“ und nicht „Medienbildung“ oder „digitale Bildung“ genau die richtige Vokabel; denn auch darüber ist eine Diskussion entbrannt und ich möchte meine Position dazu deutlich kundtun. Medienbildung zu fördern muss also eine wichtige landespolitische Aufgabe und nicht schulische Aufgabe sein, und im Sinne des lebenslangen Lernens muss sie eine Querschnittsaufgabe für uns alle sein.
Ich bin sehr optimistisch und dessen gewiss, dass wir in Sachsen – die Koalitionsparteien und die Regierung – einen soliden, nachhaltigen und bedachten Weg gehen und auch in Zukunft gehen werden.
Meine Damen und Herren! Wir kommen zum Schlusswort. – Dieses ist bereits mit dem zweiten Redebeitrag schon gehalten.
Damit kommen wir zur Abstimmung, meine Damen und Herren. Es liegt ein Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE, Drucksache 6/4951, vor. Herr Neubert, Sie waren in Ihrem Redebeitrag bereits auf den Antrag eingegangen. Wünschen Sie weitere Ergänzungen zu diesem Änderungsantrag? – Bitte sehr; Herr Neubert, Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir möchten gern im vorliegenden Antrag einen Punkt 6 einfügen, und zwar mit dem Wortlaut, „zur breitenwirk
samen und besseren öffentlichen Wahrnehmung der medienpädagogischen Initiativen und Angebote in Sachsen sowie deren Vernetzung nach dem Vorbild von Sachsen-Anhalt eine zentrale Koordinations- und Informationsstelle Medienbildung zu schaffen“.
Die Formulierung ist entlehnt – das hatte ich vorhin schon erwähnt – der Seite 34 des Koalitionsvertrages. Sie wurde in dem Antrag wahrscheinlich vergessen. Daher erfolgt an dieser Stelle die Werbung dafür, diese Ergänzung aufzunehmen. Auch Frau Ministerin Kurth hat soeben darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, die Angebote noch besser zu vernetzen.
Gestatten Sie mir darüber hinaus eine Bemerkung: In diesem Themenfeld hat in den letzten Jahren ein dramatischer Stillstand stattgefunden. Das muss man einfach so sagen.
Das erste Mal, als hier im Landtag über dieses Thema gesprochen wurde, gab es noch nicht einmal Smartphones. In den Jahren seither hat sich viel entwickelt, und alles ist stehen geblieben. Es ist eine Lustlosigkeit des Ministeriums und ein Desinteresse in diesem Bereich zu verzeichnen. Das spiegelt sich in den Antworten auf die Große Anfrage und in der Wiederholung von Worthülsen zu diesem Thema im Landtag wider. In den letzten Jahren haben wir hier Anträge der GRÜNEN und von uns behandelt. In jeder Haushaltsberatung haben wir über dieses Thema diskutiert, und es passiert einfach nichts.
Abschließend sei gesagt: Frau Friedel, es freut mich, Sie in diesem Themengebiet begrüßen zu können. Ich verbinde damit große Hoffnungen. Bleiben Sie bitte der Ministerin auf den Füßen stehen, wenigstens als Koalition.