Protokoll der Sitzung vom 14.12.2018

das auch wirklich eine CO2-Einsparung erbringt.

In diesem Sinne komme ich zum Schluss. Wir haben in der Debatte gemerkt, dass die Sachverhalte zusammenpassen müssen, dass Nachhaltigkeit von vorn bis hinten zu Ende gedacht werden muss und dass man eben nicht von einer Übergangstechnologie auf eine Zwischenübergangstechnologie umsteigen soll. Wenn, dann gleich richtig: zu endgültigen, erneuerbaren Energien.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU und der Staatsregierung)

Für die Fraktion DIE LINKE Herr Böhme, bitte.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich finde die Debatte hier schon etwas schizophren.

Auf der einen Seite erkennen Sie die Notwendigkeit des Klimaschutzes an – sagen das zumindest, wie auch Herr Rohwer gerade noch einmal – und weisen darauf hin, dass auch die Mehrheit der Bevölkerung das anerkennt und einfordert. Früher war das übrigens noch anders, da haben Sie sich noch dagegen gewehrt. Außerdem teilen Sie sogar das bundespolitische Ziel, dass wir einen massiven

Ausbau der erneuerbaren Energien brauchen – auch wenn Sie dafür in Sachsen nichts tun.

Auf der anderen Seite aber halten Sie an der Kohleverstromung fest und wollen die Laufzeiten sogar verlängern – länger als vom Betreiber oder in der Betriebsgenehmigung eigentlich vorgesehen. Ich frage mich, was das soll. 2050 ist von der LEAG nicht vorgesehen. Das ist einfach absurd.

(Zuruf des Abg. Lars Rohwer, CDU)

Gerade haben wir hier eine Debatte über diesen Wahnsinns-Sommer geführt, als es Millionenschäden am Wald gab und die Dürre einfach katastrophal war. Sie sehen hier anscheinend keinerlei Zusammenhang zwischen Energiepolitik und den spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. Deswegen haben wir Ihre Debatte vorhin kritisiert, weil Sie kein Wort zur Ursache gesagt haben – warum es diese Dürre gab, warum der Wald gerade solche enormen Schäden hat.

(Zuruf des Abg. Jörg Urban, AfD)

Ich frage mich: Wenn Sie an der Kohleverstromung festhalten wollen, was soll dann überhaupt mit dem ganzen Strom passieren? Sie können doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass wir im Jahr 2040 immer noch Kohle verstromen, wenn gleichzeitig die erneuerbaren Energien bis dahin massiv ausgebaut sein werden.

Die Behauptung, wir müssten erst im Jahr 2050 aussteigen, Herr Ministerpräsident, ist einfach falsch. In Paris wurde beschlossen, dass wir bis dahin, 2050, nahezu CO2frei sein müssen. Es gibt doch nicht nur die Energiepolitik, in deren Rahmen CO2 eingespart werden muss. Es gibt den Verkehr, Wohnungen, Landwirtschaft, Wärme, und überall dort müssen wir dringend handeln. Je länger wir beim Thema Energie brauchen, je länger wir Kohle verstromen, umso radikaler müssen wir in den anderen Bereichen einsparen. Das ist das eigentliche Problem. Deshalb muss hier gehandelt werden.

(Beifall der Abg. Kathrin Kagelmann, DIE LINKE)

Das rechnet sich auch nicht. Großkraftwerke, die Kohle verfeuern, sind einfach schwerfällig. Sie werden im Wettbewerb mit erneuerbaren Energien immer schwerfälliger. Sie haben im Vergleich dazu einen miserablen Wirkungsgrad. Sie verursachen in der Landschaft Schäden ungeheuren Ausmaßes,

(Zuruf der Abg. Ines Springer, CDU)

die wir mit immensen Kosten verbunden sehen. Diese Kosten muss dann entweder der Steuerzahler oder der Stromkunde bezahlen. Dabei spreche ich noch nicht einmal von den notwendigen Abschaltungen aus Klimaschutzgründen. Kohleverstromung lohnt sich nicht mehr. Es gibt dort einen natürlichen Ausstieg. Egal, wer regiert, ob es die CDU ist, die LINKEN, die GRÜNEN oder die Rassisten: Es wird einen Kohleausstieg geben. Das müssen Sie endlich anerkennen.

(Beifall bei den LINKEN – Jörg Urban, AfD: Das gibt wieder eine Beschwerde! Mir ist das zu blöd hier!)

Dass es einen Kohleausstieg auch von jetzt auf gleich geben kann, haben wir beim Verkauf von Vattenfall vor einigen Jahren gesehen. Dort gab es den Ausstieg eines Unternehmens. Mit einem Ausstiegsplan, wie wir ihn in Sachsen forcieren könnten, würde man auch die Region an die Hand nehmen. Das wäre vergleichbar mit dem Atomausstieg, den die Bundesregierung damals beschlossen hat – dem ursprünglichen Atomausstieg, der per Gesetz kam. Da hatte man ein klares Szenario für die Arbeitsplätze, für die Stromproduktion und natürlich auch für die Konzerne.

Nur durch diesen Hickhack – aussteigen oder nicht aussteigen und dann doch wieder aussteigen – müssen wir heute die Konzerne in Millionenhöhe entschädigen. Das darf beim Kohlestrom eben nicht passieren. Dafür hätte man schon vor zehn Jahren einen Ausstiegsplan entwickeln müssen.

(Beifall bei den LINKEN und den GRÜNEN)

Doch all das, was Sie jetzt tun, zum Beispiel die Kohlekommission sabotieren – –

(Lachen der Abg. Springer, CDU)

Das tun Sie. Sonst hätte man nämlich vor einer Woche mit einem Bundesbeschluss zu den UN-Klimaverhandlungen nach Kattowitz fahren können. Das können wir nicht – wegen Herrn Kretschmer und seinen Kollegen aus den anderen Bundesländern.

(Widerspruch von der CDU)

Wenn wir die Entscheidung vertagen – wahrscheinlich lautet Ihr Ziel, es bis nach der Landtagswahl zu vertagen –, dann wird Ihnen das erstens nichts nützen und zweitens wird man Deutschland damit weiter isolieren, meine Damen und Herren.

(Vereinzelt Beifall bei den LINKEN)

Wir sehen ja gerade bei den Klimaverhandlungen in Kattowitz, dass dort nicht nur andere Regierungen auf uns schauen, sondern natürlich schauen vor allem auch Investoren genau auf dieses Land, Herr Dr. Meyer. Das haben Sie ja vorhin angesprochen. Hier geht es nämlich auch um künftige Steuereinnahmen, die wir verschenken, weil wir in einer Industriepolitik steckengeblieben sind, die aus dem letzten Jahrhundert kommt.

(Zuruf des Abg. Dr. Stephan Meyer, CDU)

Da müssen wir einfach ran.

(Beifall der Abg. Kathrin Kagelmann, DIE LINKE)

Es sind vertane Chancen und fatale Entscheidungen, die hier getroffen worden sind. Ich wiederhole es noch einmal: Der Kohleausstieg kommt, egal ob Sie das wollen oder nicht.

Die offene Frage, die wir hier eigentlich nur diskutieren können, ist, wie er kommt und wie wir als Region davon profitieren können, wie es einen Aufbruch in der Region geben kann, wie wir die Schwerfälligkeiten der Lausitz und vielleicht auch die Depression überstehen können,

(Dr. Stephan Meyer, CDU: Es gibt keine Depression, da kann ich Sie beruhigen!)

wie wir also wieder Impulse geben können.

Kontraproduktiv dagegen sind leere und falsche Versprechungen: Alles werde so bleiben, wie es ist – dass wir auch noch 2050 Kohle verstromen. Das ist einfach eine Lüge. Wir brauchen also tatsächlich Impulse vor Ort, und dazu gab es ja auch schon einige Vorschläge, angefangen bei der Infrastruktur oder bei Technologieförderung, einer entsprechenden Ansiedlung von Forschungseinrichtungen oder Universitäten.

Wir als Fraktion haben Ihnen dazu schon 2014 ein Strukturwandelgesetz vorgelegt und es auch gestern bei den Haushaltsberatungen angesprochen. All das haben Sie abgelehnt. Sie haben nichts Eigenes beigetragen aus Sachsen – das war mein letzter Satz, Frau Präsidentin –, und dafür sollten Sie sich schämen.

(Beifall bei den LINKEN)

Herr Vieweg für die SPD-Fraktion, bitte.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich finde es gut, dass wir heute über die Arbeit der Kommission Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung sprechen. Wir haben damit die Gelegenheit, noch einmal ganz klar zu sagen, was wir als Koalition tun.

Lieber Herr Kollege Böhme, lieber Herr Kollege Lippold, wir in der Koalition – auch wir Abgeordneten – arbeiten in den begleitenden Gremien dieser Kommission mit. Wir reden über CO2-Budgets, wir reden über Kapazitäten, wir reden über Reduzierung von Schadstoffen, und auch Substitutionstechnologien spielen eine Rolle. Uns hier vorzuhalten, sehr geehrter Kollege Dr. Lippold und sehr geehrter Kollege Böhme, wir würden in dieser Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ nicht arbeiten, ist der eigentliche Skandal Ihrer Aussagen in dieser Aktuellen Debatte.

(Marco Böhme, DIE LINKE: Was haben Sie denn gemacht? – Beifall des Abg. Marko Schiemann, CDU)

Trotzdem, sehr geehrter Herr Kollege Lippold, liebe Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, möchte ich mich bei Ihnen für die Aktuelle Debatte bedanken. Einige Dinge beurteile ich anders als Sie. Schon in Ihrem Antrag können Sie sehen, welche Haltung Sie haben. Es geht Ihnen nur um die Fragen: Wann kommt der Kohleausstieg? Wann ist die Kohleverstromung in der Lausitz beendet? Dabei ignorieren Sie – das hat auch Ihr zweiter Redebeitrag wieder gezeigt –, dass es um die Kommission

„Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ und sehr komplexe Herausforderungen geht. Ich würde mir sehr wünschen, dass Sie sich, Herr Kollege Lippold, auf diese Komplexität einlassen. Versuchen Sie das bitte.

Wir wissen: Wenn wir sofort die Braunkohleverstromung in der Lausitz beenden, haben wir einen riesengroßen Scherbenhaufen. Es reicht nicht aus, nur zu wissen, was man nicht will. Man muss auch ganz klar die Fragen beantworten: Wie viel kostet das? Was wollen wir stattdessen tun? Wer übernimmt welche Verantwortung? Das sind wir – das haben wir heute schon oft gehört, und das ist eine ganz klare Botschaft der Koalition – den Menschen in der Lausitz schuldig.

Das ist auch keine Wischiwaschi-Vereinbarung, Herr Kollege Urban, sondern das ist Völkerrecht. Das haben wir ratifiziert. Das ist unsere Verantwortung als eine der größten Industrienationen auf diesem Planeten. Wenn wir es nicht mit dem Klimaschutz und der Energiewende hinbekommen, werden es andere auch nicht tun.

(Jörg Urban, AfD: Größenwahn!)

Sehr geehrter Herr Kollege Lippold, sich hier hinzustellen und zu sagen, die Staatsregierung und die Koalition würden nichts tun, ist falsch. Ich sage Ihnen noch einmal: Die Diskrepanz zwischen 1,5 Milliarden Euro für den Strukturwandel in der Lausitz, den uns die Bundesregierung angeboten hat – übrigens für alle Bundesländer in Deutschland – und unseren angemeldeten Finanzbedarfen in Höhe von 60 Milliarden Euro ist riesig. Diesen Unterschied von Anspruch und Wirklichkeit können Sie doch nicht leugnen, Herr Kollege Dr. Lippold. Ihre Klimadebatte ist – so, wie sie immer ist – von einem negativen Anstrich geprägt.

(Zuruf des Abg. Marco Böhme, DIE LINKE)

Lassen Sie mich darum Folgendes sagen: Die Kommission macht eine gute Arbeit. Die Kommission wird wesentliche Beiträge zum Strukturwandel in der Lausitz leisten. Meine Lebenserfahrung ist grundsätzlich eine andere. Ich glaube, wenn man Menschen bei Veränderungsprozessen auf die Reise mitnehmen möchte, dann muss man sie motivieren und für eine Idee auch begeistern und darf ihnen nicht Angst machen.