Deshalb müssen von mir an dieser Stelle nur einige Schlagwörter genügen. Erstens: Schulhausbau. Ich habe Schule in Bestandsgebäuden des 19. Jahrhunderts und Neubauten entwickelt. Eine zentrale Einsicht bringe ich mit. Schulbauten sind in Beton gegossene Bildungspolitik. Wenn wir Flexibilität in den Lern- und Unterrichtsmöglichkeiten wollen, kann dies nicht durch eine Ansammlung gleicher Klassenzimmer, die auf einem bestimmten Klassenteiler geeicht sind, geschehen.
Es gibt Themen, die vor einem größeren Forum viel besser darzustellen wären; aber es braucht auch Kleinteiligkeit. Wir können heute noch nicht absehen, wie Schule in 30 Jahren aussieht.
Allein diese Debatte um den Schulhausbau würde Einsichten fördern in das, was notwendig ist. An der Flexibilität und Entwicklungsoffenheit im Schulhausbau zu sparen, ist der teuerste und am wenigsten nachhaltige Weg. Schule muss Lebensraum sein.
Zweitens: Digitalisierung. Die Feststellung, dass digitale Medien und KI in der Schule der Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen werden, ist banal. Das Erschließen von Wissen, der Zugriff auf Datenbanken und die ubiquitäre Verfügbarkeit von Wissen machen das bloße Erlernen von Themen absurd. Schüler müssen lernen, Wissen zu erschließen und zu verarbeiten.
Dazu braucht es Neugier, aber auch solide Grundfertigkeiten im Lesen und im Umgang mit Zahlen und naturwissenschaftlichen Phänomenen. Der Grundschule wird daher eine noch stärkere Bedeutung zukommen.
War Schule früher ein Tor zu modernen Entwicklungen, kommt heute Neues aus dem privaten Bereich in die
Schule. Diesem Paradigmenwechsel muss man aktiv begegnen. Die Leistung – ich nenne ihn nur stellvertretend für viele –, die der Lehrer Schmidt auf Youtube erbracht hat, nötigt mir Respekt ab. Diese Entwicklung wird schneller gehen, und hier ist es nicht damit getan, das gutzuheißen. Die neuen Schulwege sind Glasfaserleitungen, sind personell gut ausgestattete IT-Organisationseinheiten. Die Digitalisierung macht es nicht billiger, aber vieles einfacher.
Drittens: Flexibilität. Die Schule der Zukunft muss für die Schulleitungen autonomer im Handeln sein und flexibler gestaltet werden, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler gerecht zu werden. Dazu gehören zum Beispiel flexible Stundenpläne, und ein stärkerer Ausbau der Kombinationsmöglichkeiten bei der Fächerwahl. Kompetenzen entwickeln sich nicht chronologisch. Andere Länder – wie heute schon erwähnt; wir haben es in Estland gesehen – sind schon weiter darin, entwicklungsgerecht zu unterrichten und zu bewerten.
Wir sprechen allzu oft über Dysfunktionalität, über Schwächen – und sehen oft nicht, dass alles seine Zeit hat. Diese Zeit brauchen die Kinder, sie brauchen ihre Zeit. Die Entdeckung der Langsamkeit – dies sage ich als Praktikerin – würde durch gut verarbeitete Erkenntnisse viele Lernprozesse beschleunigen.
Viertens: Kompetenzorientierung. Statt des reinen Wissensvermittlungsansatzes müssen Schülerinnen und Schüler gebildet werden und gezielt – wie wir es heute schon gehört haben – auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet werden. Hierbei stehen Kompetenzen wie Kreativität, Problemlösungsfähigkeit und Teamwork natürlich im Fokus.
Es braucht Freiraum für Ehrenamt und interdisziplinäre Lernwege. Schule muss die Antwort geben auf das Warum. Nur so ist Motivation möglich.
Fünftens: Personalisierte Lernwege. Schüler müssen in Zukunft noch stärker individuell gefördert werden. Lernplattformen und digitale Tools unterstützen natürlich, um den Lernfortschritt zu messen und den Unterricht an die Bedürfnisse der Schüler anzupassen. Es kann nicht darum gehen, den Kindern nur eine Prüfung zuzugestehen, in einem standardisierten Prozess zu fixieren. Hier sind viele Länder weiter. Ich bin optimistisch, dass die Expertenkommission auch hier neue Wege wählt.
Diese Gedanken sind nur einige Beispiele dafür, wie die Schule der Zukunft aussehen könnte. Vieles werden wir nicht antizipieren können, da auch für Experten Prognosen schwierig sind, zumal wenn sie – frei nach Karl Valentin – die Zukunft betreffen.
Das war Frau Gockel für die CDU-Fraktion. Jetzt hätte erneut die AfD-Fraktion das Wort. Sie ergreift es auch. Das Wort hat Herr Kollege Peschel.
Werter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Frau Friedel, Sie sprachen von Ermutigung, und ich hoffe ganz ehrlich, dass diese Ermutigung, von der Sie sprachen, nicht einseitig gemeint ist, sondern dass wir in einer offenen und kritischen Diskussion ergebnisoffen gute Ergebnisse erzielen: wertfrei, einfach zum Wohle unserer Schüler – wie Sie sagten – im Jahre 2030, 2040.
Aber dennoch: Als Parteien haben wir natürlich unterschiedliche Ansichten, und unsere Vorstellungen vom Bildungsland 2030 beginnen bereits mit höheren Anforderungen beim Übergang zum Gymnasium. Hier muss der Grundstein für die Bekämpfung des Fachkräftemangels gelegt werden, den wir in Deutschland haben und der – was auch der Minister immer wieder sagt – in Sachsen auf uns zukommt.
Die heutige Berufsausbildung stellt in den meisten Branchen hohe Anforderungen. Wir brauchen in Sachsen schlaue Köpfe. Leistung ist wieder gefragt. Ja, Leistung setzt Anstrengungen voraus. Wenn ich mir anschaue, mit welchen Punkten sich das Projekt „Bildungsland 2030“ befassen will, kommt mir doch der eine oder andere Zweifel.
Ich möchte Ihnen gern zwei Beispiele nennen. Die Hausaufgaben sollen hinterfragt werden. Da frage ich mich: Muss der Unterrichtsstoff in Zukunft nicht mehr gefestigt werden? Die Schüler sollen Mitbestimmung beim Lehrplan erhalten. Da frage ich mich: Werden schwierige Lerninhalte dann einfach abgewählt? Welcher Schüler weiß heute genau, was er im Leben an Wissen braucht, um erfolgreich durchs Leben zu gehen?
Zur Wahrheit gehört auch: Ja, wir haben in Sachsen ein sehr gutes Bildungsniveau, es steht an erster Stelle in Deutschland,
Werte Abgeordnete, lassen Sie mich kurz zur Berufsausbildung sprechen und an dieser Stelle Norbert Blüm zitieren – wenn ich darf –:
„Es kann doch nicht der Sinn von Bildung sein, dass jeder Einsteins Relativitätstheorie erklären, aber keiner mehr einen tropfenden Wasserhahn reparieren kann.“
Die Akademisierungspolitik der letzten Jahre hat aus dem Abitur als Studienbefähigung für viele leistungsschwache Abiturienten eine Zugangsberechtigung gemacht. Das Ergebnis ist: 29 % aller Studenten brechen ihr Studium ab. Wir haben rein rechnerisch in Sachsen rund 105 000 Studenten. Rechnerisch wären das bei 30 % Abbrechern 30 000 zusätzliche Anwärter für die Lehre. Das wäre ein erster Schritt, dem Fachkräftemangel in Sachsen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten aktiv entgegenzuwirken.
Wertvolles Potenzial, wertvolle Zeit und Steuermittel gehen uns an dieser Stelle verloren. Die Ressourcenvergeudung muss gestoppt werden. Als AfD haben wir im Landtag dazu zahlreiche gute Anträge eingebracht – und obwohl Sie das immer anders sehen und alles ablehnen, können diese ja nicht so schlecht sein. Das zeigen uns immer wieder die positiven Äußerungen der Sachkundigen aus dem Wirtschaftsbereich, die wir in verschiedenen Anhörungen hören.
Werte Abgeordnete, ich hatte das Glück, in den letzten Wochen an einigen Ausschussreisen teilzunehmen: nach Tschechien, nach Polen und nach Estland. Mir ist mehrfach deutlich geworden, dass unsere östlichen Nachbarn viel innovativer, wirtschaftsfreundlicher und digitaler aufgestellt sind. Sachsen wird mit der Aufweichung der Leistungsanforderungen scheitern. Wir werden als Bildungsstandort weiter verlieren.
Osteuropa – das bis vor 30 Jahren kommunistisch regiert worden ist – hat es uns innerhalb von 30 Jahren vorgemacht: Es ist in vielen Bereichen weiter als wir. Osteuropa hat uns gezeigt: Die MINT-Fächer müssen wir wieder stärken, um die Ausbildung und das Studium nach den Bedürfnissen unserer Wirtschaft auszurichten; denn wenn die Industrie keine Arbeitskräfte findet, dann wandert sie ab. Wenn das Handwerk keine Nachfolger findet, dann tropft der Wasserhahn weiterhin.
Der Leistungsgedanke – das sagte Rolf Weigand –, wie wir ihn in Tschechien, Polen, Estland erlebt haben, ist der Schlüssel zur sozialen Marktwirtschaft. Das ist unser wirtschaftlicher Erfolg 2030, 2040 und darüber hinaus.
Aber was passiert hier in Sachsen? Was passiert hier? Was macht die grün getriebene CDU? Sie setzt auf unkontrollierte Massenzuwanderung und täuscht die Bürger, indem sie glauben machen will, dass Flüchtlinge unser Fachkräfteproblem lösen könnten.
Wer sich „Bildungsland Sachsen 2030“ genau durchgelesen hat, wird dort finden, dass das so kommuniziert wird.
Wichtig ist – das sagt auch Rolf Weigand –: Wir müssen unsere eigene Tradition bewahren, wir müssen auf unsere Stärken eingehen. Das heißt, die Leute müssen in der Lage sein, deutsch zu sprechen, zu lesen und zu schreiben.
Das sind die Grundvoraussetzungen für eine gute Bildung. – Die ganzen Antworten auf die Zukunft finden Sie in unseren wunderbaren AfD-Anträgen.
Auf Herrn Kollegen Peschel folgt jetzt Frau Kollegin Neuhaus-Wartenberg für die Fraktion DIE LINKE. Sie hat erneut das Wort.