Protokoll der Sitzung vom 01.03.2001

Man muss vielmehr von der Ursache dieser Situation ausgehen. Ein verschultes und praxisfernes Ausbildungswesen sowohl im gewerblichen wie im akademischen Bereich führt immer weiter in die Sackgasse. Man schafft vor allen Dingen Formalqualifikationen, die kaum einem anwendungsbezogenen Aufbau beruflicher Handlungsfähigkeit entsprechen.

In der Anhörung des Wirtschaftsausschusses zum Thema „Entwicklungsperspektiven der Informationsgesellschaft und Multimediawirtschaft in Sachsen-Anhalt“ wurde von den Geladenen mehrfach auf dieses Problem hingewiesen, insbesondere auf den Widerspruch zwischen unbesetzten Stellen im IT-Bereich und Arbeit- suchenden aus dem IT-Bereich. Wie Recht sie haben.

Was soeben gesagt wurde, gilt selbstverständlich auch für alle anderen Bereiche. Es geht um die Abkehr von einer vorwiegend auf Wissensvermittlung reduzierten Lernkultur hin zu einer - ich sage es einmal so - kompetenzfundierten Lernkultur, die also den Erfahrungserwerb im Prozess berufspraktischer Tätigkeit mehr als bisher in den Mittelpunkt stellt. Empirische Forschungen weisen darauf hin, dass Ausbildungsformen, die sich durch eine stärkere Handlungsnähe auszeichnen, eine wesentlich höhere Bildungseffizienz haben. Die Professionalisierung des Erfahrungserwerbs, also der Entwicklung der praktischen Handlungsfähigkeit, stellt damit die entscheidende Reserve zur anforderungsgerechten Aktivierung technischer Kompetenzen dar.

Deshalb, meine Damen und Herren, müssen sowohl im Hochschulbereich als auch in der gewerblichen Ausbildung verstärkt Dualisierungsmöglichkeiten, das heißt die Integration von theoretischem Wissensaufbau und praktischer Berufstätigkeit, genutzt werden. Das bedeutet für den Hochschulbereich die erweitere Einrichtung von dualisierten Studiengängen, im gewerblichen Bereich hingegen so genannte kooperative Ausbildungsformen, zum Beispiel durch Parallelisierung der gewerblichen Lehre mit einem berufsbegleitenden Studium oder durch Verzahnung von Meisterlehrgängen mit Studieninhalten von Fachhochschulstudiengängen sowie durch viele andere Möglichkeiten, die es da gibt.

Damit, meine Damen und Herren, könnte die Kompetenzlücke sowohl von oben her, vom Hochschulbereich her, als auch von unten her, von der gewerblichen Ausbildung her, geschlossen werden. Gleichzeitig würden die Hochschulen wieder stärker in Modelle dualer Ausbildung einbezogen werden. Vor allem würde die fatale Ferne zwischen dem Hochschulsektor und den kleinen und mittelständischen Unternehmen, die ich auch in Sachsen-Anhalt feststelle, beseitigt werden können.

An dieser Stelle muss angemerkt werden: Wenn ich fordere, Bildung und Wirtschaft enger zu verzahnen, müsste es eigentlich heißen: Bildung und heimische Wirtschaft enger zu verzahnen. Darunter verstehe ich vorwiegend kleine und mittelständische Unternehmen;

denn unsere heimischen Unternehmen sind die Verlierer der dargestellten Entwicklung.

Die Großunternehmen haben schon längst die Zeichen der Zeit erkannt. Sie dienen sich bereits den Fachhochschulen und den Hochschulen an, beispielsweise für Kooperationsverträge, für Stiftungsprofessuren, für dualisierte Studienelemente und vieles andere mehr. Sie tun dies natürlich nicht ohne Hintergedanken. Im Grunde genommen steckt dahinter vielfach die Absicht, ganze Studiengänge zu annektieren und allein auf ihr Anforderungsprofil hin zu entwickeln; letztlich um die Absolventen aus Sachsen-Anhalt abzuziehen und wegzulocken.

Meine Damen und Herren! Trotz der Vorteile, die ich bezüglich dieser Dualisierungsmöglichkeiten soeben genannt habe, fallen die wenigen Experimente, Bildung und Wirtschaft enger zu verzahnen, bisher sehr zögerlich und dürftig aus. Woran dies liegt - mehr an dem Beharrungsvermögen der Hochschulen und der verbeamteten Professorenschaft oder an der mangelnden Öffnung der Wirtschaft -, will ich an dieser Stelle nicht erörtern.

Der Anteil der dualisierenden Studiengänge liegt in der gesamten Bundesrepublik unterhalb von einem Prozent bei den Ingenieuren. Bei den Naturwissenschaftlern geht der Anteil gegen Null.

Meine Damen und Herren! Wenn Hochschulen und Ausbildungsträger sich dieser Herausforderung nicht stellen, werden die eingangs beschriebenen Probleme sich noch verstärken oder es laufen ihnen die Studenten oder Azubis weg. Das heißt, wenn die Ausbildungsträger und die Hochschulen nicht darauf reagieren, machen sie sich selbst überflüssig.

Die zunehmende Zahl von so genannten Corporate Universities, also firmeneigenen Universitäten, auch in Deutschland sollte uns allen eine Warnung sein. In den USA gab es im Jahr 1998 400 Firmenuniversitäten, im Jahre 2001 sind es bereits 1 600 Firmenuniversitäten. In Deutschland haben bereits die Firmen Lufthansa, Daimler, Allianz, Deutsche Bank, Merck und SAP eigene Firmenuniversitäten gegründet. Wie Sie wissen, hat auch die Telekom in Leipzig eine Fachhochschule Telekom gegründet.

Das Erfolgsgeheimnis dieser Firmenuniversitäten ist: Hier wird das Geschäft mit dem Lernen verheiratet. Dazu wird das Lernen in praktischen Projekten statt in bloßen Sandkastenspielen organisiert. Deren Ergebnisse werden sofort in die Praxis überführt, sodass das praktische Feedback sofort gegeben ist.

Wir meinen, meine Damen und Herren, dass es an der Zeit ist, in den damit befassten Ausschüssen für Bildung und Wissenschaft sowie für Wirtschaft, Technologie und Europaangelegenheiten auch über die Situation in Sachsen-Anhalt und über daraus abzuleitende Empfehlungen zu diskutieren. Die aufgrund des Ergebnisses der Arbeitsgruppe Wissenschaftsstruktur, das wohl im April dieses Jahres vorgelegt wird, anzustellenden Überlegungen zur Neugestaltung unserer Hochschullandschaft legen es nahe, über diese Probleme im Zusammenhang mit den daraus resultierenden Überlegungen zu diskutieren und sie zu verknüpfen.

Es geht letztlich lediglich um einen Antrag auf Prüfung dieser Problematik und Berichterstattung durch die Landesregierung. Insofern ist es sinnvoll, meine Damen und Herren, dass über den Antrag direkt abgestimmt wird.

Wir bitten Sie deshalb um Ihre Zustimmung. - Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU )

Danke, Herr Kollege, für die Einbringung. - Meine Damen und Herren, es ist eine Debatte mit fünf Minu- ten Redezeit je Fraktion vereinbart worden in der Reihenfolge FDVP, PDS, DVU-FL, SPD und CDU. Zunächst erteile ich für die Landesregierung Minister Herrn Dr. Harms das Wort.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Professor Spotka, die Wissenschaftspolitik des Landes Sachsen-Anhalt ist darauf gerichtet, moderne und leistungsfähige Hochschulen auf- und auszubauen. An den zwei Universitäten, der Kunsthochschule und den vier Fachhochschulen ist eine Studiengangs- und -fächerstruktur entwickelt worden, die in weiten Teilen sehr gute Voraussetzungen für die Ausbildung eines qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses und auch akademisch gebildeter Arbeitnehmer bietet.

Deshalb will ich eingangs Ihren generalisierenden Thesen etwas widersprechen. Ich glaube, in Ihrem Vortrag stecken sehr viele Pauschalurteile, die in der Sache so nicht richtig sind. Allerdings sind die Fragestellungen auch Bestandteil einer wissenschaftsimmanenten Diskussion, der wir uns stellen müssen. Insoweit kann ich schon weitgehenden Konsens im Hinblick auf die Fragestellungen signalisieren.

Es ist zu berücksichtigen, dass die Hochschulen des Landes ihre Bildungsangebote weitgehend selbständig entwickeln und ausgestalten. Das ist auch Bestandteil des Hochschulgesetzes des Landes. In zunehmendem Maße stellen sich die Hochschulen den Zielen der Studienreform und in diesem Zusammenhang auch einer Aktualisierung der Studienangebote.

Diese Aktualisierung nimmt mehrere Entwicklungen auf. Die eine Entwicklung ist die Angleichung an europäische und internationale Standards. Ich erwähne das deswegen, weil Sie vorhin die heimische Wirtschaft als den Maßstab gesetzt haben.

Ich glaube, wir haben hier parallele Entwicklungen zu betrachten. Die internationale Durchlässigkeit der akademischen Ausbildung ist eine unumgängliche Forderung des europäischen Einigungsprozesses und führt auch zu einer Erhöhung der Reputation von Wissenschaft und Forschung im internationalen Raum und - dies ist an dieser Stelle zu bedenken - damit auch zu einer Verbesserung der Chancen der Absolventen unserer Bildungseinrichtungen. Wir können uns nicht nur an den Anforderungen der örtlichen Betriebe orientieren. Ich werde darauf noch einmal zu sprechen kommen.

Die Hochschulen gestalten und entwickeln nach der bestehenden Rechtslage ihre Bildungsangebote selbständig. Sie werden sich einem zunehmenden Konkurrenzdruck stellen müssen.

Das Kultusministerium hat in diesem Zusammenhang vielfältige Formen der Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft unterstützt und tut dies in zunehmendem Maße. Diese Aussage bezieht sich zum einen auf die Einrichtung wirtschaftsnaher Studiengänge, zum anderen auf die Durchführung betrieblicher Praktika, be

triebsnaher Diplomarbeiten, aber auch auf die Errichtung von An-Instituten zusammen mit der Wirtschaft. Auf diese Ergebnisse können wir mit einem gewissen Stolz blicken. Deshalb mein Widerspruch zu Ihren generalisierenden Aussagen.

Aber wir müssen uns natürlich beständig neu diesen Fragen stellen. Wie müssen wir unser Bildungssystem zukünftig zeitgemäß gestalten? Welche Einrichtungen im Hochschulbereich brauchen wir dafür? Welche Qualifikationen - das knüpft unmittelbar an Ihre Fragestellung an - müssen wir jungen Menschen ermöglichen, damit sie berufliche und persönliche Perspektiven haben? Welchen Beitrag leistet das Wissenschaftssystem zur Entwicklung der regionalen Wirtschaft?

Aus diesem Grund gehe ich mit Ihnen konform, wenn Sie darauf abzielen, in der Phase der konkreten Umsetzung der Beschlüsse der Landesregierung zur Entwicklung der Hochschullandschaft die Seite der Kooperation oder der Verzahnung, wie Sie es nennen, mit den wirtschaftlichen Entwicklungen in den Mittelpunkt zu stellen. Es sind in erster Linie die Fachhochschulen, die in die Lehre generell berufspraktische Studiensemester, und nicht nur einzelne Praktika von wenigen Tagen, integriert haben und gemeinsam mit den Betrieben, insbesondere aus der Region, ausgestalten.

Ich glaube, Folgendes muss an dieser Stelle positiv erwähnt werden: Es werden bereits während des Studiums Aufgabenstellungen aus den Praxisbetrieben und aus dem Praktikumsbetrieb mit wissenschaftlichen Methoden bearbeitet. Die Fachhochschulen haben keine Probleme, ihre Absolventen auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen. Es ist nicht so, dass berufs- und praxisferne Absolventen in den Betrieben monate- oder jahrelang fortgebildet werden müssen. Im Gegenteil: Die Fachhochschulen berichten mir - ich meine, zu Recht -, dass die Absolventen gebraucht werden und dass die Absolventen gut ausgebildet sind.

Ich möchte allerdings an dieser Stelle auch auf die im Jahr 1997 zunächst modellhaft an den Fachhochschulen in Magdeburg und Merseburg errichteten betriebswirtschaftlichen dualen Kompaktstudiengänge eingehen. Diese Studiengänge, in denen überwiegend in kleinen und mittelständischen Betrieben der Praxisteil der Ausbildung zur Verfügung gestellt wird, haben sich bewährt. Die Studierenden schließen mit diesen Betrieben Ausbildungsverträge ab. Der theoretische Teil wird an der Fachhochschule absolviert. Dabei wechseln der praktische und der theoretische Teil alle drei Monate, übrigens ohne Semesterferien.

Die Betriebe haben durch die Bereitstellung der betrieblichen Ausbildungsplätze einen großen Anteil an der positiven Bilanz geleistet, die zum Abschluss der ersten Matrikel der dreijährigen Ausbildung gezogen werden kann. Beide Hochschulen haben diese Angebote in ihr Regelangebot integriert. Wir beabsichtigen, über Ausbaumöglichkeiten mit den Kammern und Verbänden zu diskutieren.

Gerade die Fachhochschulen liefern die von Ihnen eingeklagte Qualifikation im Bereich des mittleren Managements in der Verbindung von betriebsnahen Techniken und Leitungskompetenz.

Die Landesregierung unterstützt also die intensive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Ich will auf zwei entscheidende Defizite Ihres Antrages eingehen, die wichtig sind.

Erstens. Die Hochschulen sind nicht nur Einrichtungen der Lehre, sondern der Lehre und Forschung. Die Lehre soll und muss forschungsgestützt erfolgen. Hochschulen und insbesondere die Universitäten können nicht auf die Anforderungen betrieblicher Ausbildung reduziert werden. Ihr Ausbildungsziel bemisst sich an den zukünftigen Anforderungen von Wissenschaft und Forschung und an den Anforderungen der Berufsfelder, in denen akademisch gebildete Kräfte zukünftig angestellt werden. Eine Orientierung an den Belangen einzelner Betriebe oder Gruppen einzelner Betriebe widerspricht dieser Form der akademischen Ausbildung.

Wir befinden uns da in einem Spannungsverhältnis. Das heißt, beides ist richtig. Ich würde aber Ihrer These ausdrücklich widersprechen, dass dies zu einer praxisfernen Verwahrung, wie Sie es genannt haben, führt. Der Ingenieurstudent sieht kaum einen Betrieb, haben Sie gesagt. - Ich habe am Montag in einer Diskussion mit dem Verband der Metall- und Elektroindustrie und dem Verband der IT-Industrie genau das Gegenteil festgestellt.

Die Magdeburger Maschinenbauer, die dort anwesend waren, haben dargestellt, dass ihre Diplomarbeiten in Kooperation mit der Wirtschaft in der nächsten Zeit quasi ausgebucht sind, dass sie gar keine Diplomanden zur Verfügung stellen können, die gemeinsam mit Betrieben noch etwas entwickeln können. Sie haben berichtet - darüber sind sie sehr froh -, dass die Nachfrage nach diesen Studiengängen rasant im Steigen begriffen ist. Sie sehen hier ein großes Potenzial.

Deshalb sollten wir meiner Meinung nach von diesen generalisierenden Äußerungen Abstand nehmen und sollten die Hochschulen auch als Orte der Forschung ernst nehmen.

Das führt zu meinem zweiten Punkt: Die Verzahnung von betrieblicher Praxis und Wissenschaft kann nicht nur in Bezug auf die Lehre gesehen werden, sondern muss auch in der Nutzung der Entwicklungspotenziale, die in der Wissenschaft bestehen, für die Stärkung und Entwicklung der regionalen Wirtschaft gesehen werden, das heißt in der Entwicklung von Service- und Unterstützungsangeboten gerade für die mittelständische Wirtschaft, in der Stärkung der Beratungsfunktionen der Hochschulen für die mittelständische Wirtschaft und in der Weiterentwicklung der Zusammenarbeit, beispielsweise in Technologiezentren und Ähnlichem.

Ich weiß, dass wir da in der Sache gar nicht auseinander sind. Mir geht es darum zu betonen, dass die einseitig auf die Lehre bezogene Diskussion dem Problem vielleicht nicht im gesamten Umfang gerecht wird.

Sie sprechen in Ihrem Antrag Fragen an, die im Kernbereich der praktischen Politik der Landesregierung zu finden sind. Diese Fragen sind uns deswegen weder neu noch unbekannt; vielmehr werden diese Probleme sowohl vom Kultusministerium als auch vom Wirtschaftsministerium, von den Kammern, von den Verbänden und von den Hochschulen außerordentlich ernst genommen.

Ich bin daher der Meinung, zumal die Bedeutung dieser Fragen völlig unbestritten ist, dass es sinnvoll ist, diese auch im Landtag zu diskutieren. Meiner Ansicht nach müsste es der Landesregierung mit einer entsprechenden zeitlichen Vorbereitung von etwa einem Jahr möglich sein, einen sehr praxisnahen Bericht abzuliefern, in den die Ergebnisse der Diskussionen mit Kammern, mit Verbänden und auch mit Betrieben - man sollte da nicht nur die Verbände ansprechen - sowie mit den Hochschulen Eingang gefunden haben, und fundiert über

diese Fragen zu sprechen. Ich glaube, dass beide Ministerien, sowohl mein Ministerium als auch das Wirtschaftsministerium, ein großes Interesse an den Ergebnissen der Diskussion haben. - Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD - Zustimmung von Herrn Prof. Dr. Böhmer, CDU, und von Frau Krause, PDS)

Danke, Herr Minister. - Für die Fraktion der FDVP spricht der Abgeordnete Herr Wolf.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Eigentlich hätte man ohne Zwang klar formulieren können, was der Antrag umständlich umschreibt. Die Quintessenz dieser schwülstigen Begründung lautet einfach nur: Unsere Hochschulen und Universitäten bilden an der Wirtschaft vorbei aus.

Ein so rücksichtsvoller und versöhnlicher Antrag ist eben erhofften Konstellationen geschuldet. Sagen Sie doch einmal deutlich, dass es vorbeistudiert ist, wenn der Jungingenieur in Ermangelung eines anderen Arbeitsplatzes in einer Frittenbude arbeitet.

Um die Bildung mit der Wirtschaft enger zu verzahnen, braucht es erst mal eine einigermaßen funktionierende Wirtschaft, also das zweite Zahnrad. Dann ist etwas zum Verzahnen da, nicht vorher. In Sachsen-Anhalt gibt es weder eine funktionierende Old Economy noch eine wie auch immer herbeigeredete New Economy, dafür aber viel Agonie.

Meine Damen und Herren! Auf den Punkt gebracht bedeutet dies, dass die wirtschaftliche Lage in den neuen Bundesländern schlecht ist, in Sachsen-Anhalt jedoch einfach katastrophal. Zurzeit haben wir in SachsenAnhalt 289 100 arbeitslose Bürgerinnen und Bürger. In Prozent ausgedrückt sind das 21,3. Ein Fünftel der erwerbsfähigen Bevölkerung bezieht noch Arbeitslosengeld bzw. -hilfe oder Sozialhilfe oder gar nichts mehr. Darunter befinden sich 33 000 junge Menschen unter 25 Jahren und ein Drittel der über 50-Jährigen.

Um die Zahlen komplett zu gestalten: Es kommen noch 106 000 Auswärtspendler und 45 000 ABM-Stellen hinzu, die unsere Statistik zieren.

Das bedeutet, jährlich wandern 55 000 junge Menschen aus Sachsen-Anhalt aus. Bloß weg hier! Daraus resultiert ein beträchtlicher Kaufkraft- und Steuerverlust. Mit dem Auswandern von jungen und gut ausgebildeten Menschen geht auch ein immenser Verlust von Humankapital einher. Mit dieser Regierung in der jetzigen Endzeitstimmung ist nur eine Hilfswirtschaft mit einem bedauernswerten Nothilfewirtschaftsminister sichtbar.

Sachsen-Anhalt hat von allen Bundesländern die höchste Arbeitslosigkeit. Allein 21 000 Arbeitsplätze gingen im letzten Jahr durch Missmanagement der Regierung verloren.