Protokoll der Sitzung vom 17.09.2004

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 46. Sitzung des Landtages von Sachsen-Anhalt der vierten Wahlperiode. Ich begrüße Sie alle recht herzlich.

Ich stelle die Beschlussfähigkeit des Hohen Hauses fest.

Wir setzten nunmehr die 24. Sitzungsperiode fort. Wir beginnen wie vereinbart mit den Tagesordnungspunkten 2 und 5.

Der parlamentarische Abend ist vorbei, der parlamentarische Morgen hat begonnen und er beginnt mit Sport.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Aussprache zur Großen Anfrage

Sport in Sachsen-Anhalt

Große Anfrage der Fraktion der SPD - Drs. 4/1345

Antwort der Landesregierung - Drs. 4/1594

Der Ältestenrat schlägt eine Debattendauer von 45 Minuten vor. Wie Sie wissen, wird zunächst dem Fragesteller das Wort erteilt und danach erhält es die Landesregierung. Anschließend findet die Debatte der Fraktionen statt und zum Schluss steht dem Fragesteller noch einmal das Recht zu, Schlussbemerkungen zu machen. Das ist die so genannte Redezeitstruktur C mit den folgenden Redezeiten: FDP fünf Minuten, PDS sieben Minuten, CDU 13 Minuten und SPD sieben Minuten.

Ich erteile nunmehr Herrn Bischoff für die SPD-Fraktion das Wort. Bitte schön.

Guten Morgen, Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es würde sich tatsächlich anbieten, am frühen Morgen mit Frühsport zu beginnen.

(Herr Stahlknecht, CDU: Vormachen!)

- Ja, ich habe mir gedacht, dass ich das vormachen soll; aber man könnte vielleicht auch jemand anderen auswählen. Wenn ich das vormachen würde, lägen einige unter dem Tisch.

Sachsen-Anhalt kann sich sehen lassen. Die Aussprache zur Großen Anfrage ist in der heutigen Landtagssitzung genau richtig platziert; denn die Olympischen Spiele in Griechenland waren für die Sportlerinnen und Sportler aus Sachsen-Anhalt außerordentlich erfolgreich. Aus unserm Bundesland haben 22 Athletinnen und Athleten an den Olympischen Spielen teilgenommen und elf Medaillen geholt. Insgesamt hat Deutschland 46 Medaillen geholt.

Daran erkennt man, dass auch im Vergleich der Einwohnerzahlen unser kleines Bundesland Sachsen-Anhalt Spitze im Leistungssport in Deutschland ist und der wichtigste Werbeträger. Über die Ursachen dieses Erfolges gibt es viele Auffassungen. Zum Beispiel der Leiter des Olympiastützpunktes in Magdeburg, Bernd-Uwe Hildebrandt, weist insbesondere auf die gute Qualität der Sportschulen im Land hin. Vielleicht meint er auch be

sonders Magdeburg; mit Halle kenne ich mich nicht so gut aus.

(Frau Fischer, Naumburg, SPD: Sehr gut!)

Aber zumindest weist er auf das gute Zusammenspiel zwischen Sportfachverbänden, dem Landessportbund mit seinen Sportvereinen und den Olympiastützpunkten hin. Dies gilt es, so sagt er weiter, zu erhalten und auszubauen. Die Sichtung der Talente und die Förderung geschieht je nach Sportart schon in jungen Jahren durch die Verbände vor Ort. Und gerade bei uns ist das Projekt „Sport in Schule und Verein“ besonders erfolgreich.

Sie wissen um die Diskussion, die nach dem Abschneiden der Athleten aus Deutschland zurzeit in allen Bundesländern stattfindet: Es wird immer wieder die Frage gestellt: Wie kann man den Sport weiter fördern und wie kann man gerade junge Leute schon vom Kindesalter an darauf vorbereiten?

Wir sollten uns über den Erfolg unserer Sportlerinnen und Sportler freuen und von dieser Stelle aus als Parlamentarier Dank sagen für ihre Leistung und für die öffentliche Würdigung, die unserem Land damit zuteil wird.

(Zustimmung bei der SPD, bei der CDU und bei der PDS)

Sie können sicherlich alle nachvollziehen, wie viel Geduld und Disziplin über viele Jahre dazu gehören, um erfolgreich zu sein. Deshalb sollten wir auch nicht die Beteiligten vergessen, die zu einem solchen Erfolg beigetragen haben. Zuerst wären die Trainer und Übungsleiter auf den verschiedenen Ebenen zu nennen, die mit ihrem Einfühlungsvermögen immer wieder junge Leute motivieren, sie anspornen und ihnen die Freude am Sport erhalten.

Dazu gehören auch die Eltern und Freunde, die Lehrer und Lehrerinnen, also alle diejenigen, die jungen Leuten Mut machen, sich auszuprobieren, Herausforderungen anzunehmen und sich Wettkämpfen zu stellen. Die Unterstützung durch ehrenamtliche Arbeit geht ins Unermessliche. Alle, die sich als Sportbegeisterte für den Sport stark machen, die den Sport als Sponsoren unterstützen und die vielen Fanclubs, die ihre Sportler mittragen durch Höhen und Tiefen - ihnen allen gilt unser Respekt, Dank und Anerkennung.

Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle - und das vergisst man allzu oft - diejenigen, die trotz aller Mühen leer ausgehen. Sie haben es vielleicht im Fernsehen gesehen. Manchmal ist es nur ein kleiner Patzer, nur eine Hundertstel- oder Tausendstelsekunde langsamer, ein Schritt zu spät oder daneben und aus ist der Traum.

Der Sport lebt vom Mitmachen, vom Wettstreit und vom Kräftemessen. Auf dem obersten Treppchen ist leider nur Platz für den Sieg. Dabei darf nicht verloren gehen, dass alle Platzierungen wichtig sind, weil alle miteinander ringen. Deshalb muss unsere Anerkennung allen gelten, die in den Wettkampf treten und die Herausforderung annehmen.

(Zustimmung bei der SPD und bei der PDS)

In diesen Tagen, morgen oder übermorgen, finden in Griechenland die Paralympics statt.

(Zuruf von der CDU: Heute! - Weitere Zurufe)

- Heute. Gut dass Sie mich korrigieren.

(Herr Gallert, PDS: Die Rede ist von gestern! - Weitere Zurufe)

Ich hätte erwartet, dass wenigstens der Sportminister das genau weiß. Also heute finden die Paralympics in Griechenland statt. Aus Sachsen-Anhalt sind wieder Sportler dabei; ich glaube, zwei. - Herr Minister, stimmt das?

(Minister Herr Kley: Das stimmt!)

In der öffentlichen Wahrnehmung sind die Paralympics meist nicht so verankert, obwohl sie für die Bedeutung des Sports nicht unerheblich sind.

(Zustimmung bei der SPD und bei der PDS)

Gerade diese Athleten verdienen unsere Anerkennung, weil sie trotz eines Handicaps Wettkämpfe bestreiten und dabei auch den Kampf um ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben aufnehmen. Leider berichten die Medien nicht so auffällig darüber wie über die Olympischen Spiele selbst.

Umso mehr sollten wir unsere Aufmerksamkeit dahin lenken und die Medien bedrängen, den Paralympics den Stellenwert einzuräumen, den sie verdienen.

(Beifall im ganzen Hause)

Die vorliegende Große Anfrage zum Sport in SachsenAnhalt hinterfragt den Stellenwert des Sports in all seinen Fassetten. Anlass für die Große Anfrage war das Positionspapier des Deutschen Sportbundes, und zwar des Bundesvorstandes für den Breitensport, das da heißt „Sport tut gut in Deutschland - Neue Zielstellungen des Sports für die Bedeutung in der Gesellschaft“.

Gleichzeitig hatte der vierte Landessporttag im Jahr 2002 hier bei uns zehn Schwerpunkte beschlossen, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen. Damals gehörten dazu: die verstärkte Nachwuchsgewinnung - dabei spielt die demografische Entwicklung eine große Rolle -, die Berücksichtigung ökologischer Belange, die deutliche Verbesserung gesundheitsorientierter Angebote sowie der Ausbau des Seniorensports.

Im zweiten Teil der Großen Anfrage geht es zugegebenermaßen um Sachstandsanalysen, zum Beispiel in Bezug auf die Mitgliedergewinnung, auf die Sanierung und den Bau von Sportstätten, auf den Schulsport, auf die Ausbildung von Sportlehrerinnen und Sportlehrern, und im letzten Teil haben wir das Europäische Jahr „Erziehung durch Sport“ in den Mittelpunkt gestellt.

Die Fragestellung erfolgte Anfang des Jahres. Bei der Beantwortung hatte die Landesregierung zwischenzeitlich eine Verlängerung der Beantwortungsfrist beantragt, weil der Umfang der Fragen erheblich war. Dem hatten wir zugestimmt. Seit Mai liegen nun die Antworten vor.

Aufgrund der zeitlichen Verzögerung hat sich auch ein Teil der Fragen erledigt, die sich zum Beispiel auf die Vorbereitung der Olympischen Spiele 2012 bezogen. Leipzig ist leider nicht in die engere Auswahl der Austragungsorte gekommen. Trotz allem ist die Vorbereitung nicht vergeblich gewesen, weil wir nun besser wissen, wo unsere Stärken liegen, welche Sportstätten für Olympia tauglich sind und wie logistische Abläufe machbar sind.

Ich möchte mich bei den Parlamentariern bedanken, die nachts mit durch Leipzig gelaufen sind. Ich glaube, das war eine Woche vor der Entscheidung. Das war eine tolle Atmosphäre und man konnte miterleben, wie begeistert Menschen sein können. Wir selbst sind nachts durch Leipzig gelaufen; denn das hatte auch uns angesteckt. Ich bin immer noch erstaunt, dass ich die 10 km geschafft habe.

(Zustimmung von Frau Fischer, Naumburg, SPD - Heiterkeit bei der CDU)

- Ich bin selbst stolz genug, da braucht man nicht zu - -

(Herr Schomburg, CDU: In vier Stunden?)

- Nein, eine Stunde war vorgegeben. Ich habe ziemlich durchgehangen. Am Ende ist man doch stolz, dass es geklappt hat.

Für die Beantwortung der Großen Anfrage zum Thema Sport möchte ich mich zunächst bedanken. Sie gibt einen guten Überblick über den gesamten Sport in unserem Lande. Natürlich provozieren Antworten auch neue Fragen. Allein schon deshalb, weil viele Herausforderungen erst in der Umsetzungsphase sind oder auch allgemeine Absichtserklärungen enthalten, weil man erst in der Phase ist, das zu etablieren.

An dieser Stelle wird man in einigen Jahren noch einmal nachfragen müssen, zum Beispiel wie sich die Rahmenvereinbarung zwischen Landessportbund und Krankenkassen in Bezug auf den Gesundheitssport tatsächlich realisieren lässt, aber auch wie die Rahmenvereinbarung für Sport und Naturschutz durch die beiden zuständigen Ressorts klappt. Interessant sind auch die Kooperationsbeziehungen zwischen Kindertagesstätten und Sportvereinen. Das ist gerade im Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport - darauf komme ich nachher - eine ganz wichtige Sache, weil dort das Bildungsprogramm angesprochen wird.

Es gibt die Umsetzung des Projekts „Richtig fit ab 50“; dort fühle ich mich gleich mit angesprochen. Das ist ein Programm, um den Seniorensport nach vorn zu bringen.