Protokoll der Sitzung vom 15.10.2004

Fünf Minuten zuvor haben Sie erklärt - -

(Frau Dr. Kuppe, SPD: Wieso sollen wir etwas vor- legen? Was macht denn die Landesregierung?)

- Bleiben Sie doch ganz ruhig. Es ist doch schade um den Adrenalinausstoß.

(Heiterkeit bei der CDU und bei der FDP)

Ich möchte es nur zu meinem Verständnis noch einmal erklärt bekommen. Sie haben gesagt, dass Sie in den nächsten drei, vier Monaten etwas vorlegen. Dann wollen Sie uns treiben. Das können Sie alles machen. Wir sind bereit.

(Herr Gürth, CDU: Aber womit denn?)

Aber das heißt mit anderen Worten: Die SPD-Fraktion hat heute einen Antrag eingebracht, von dem Sie selber sagen, dass er nicht so gemeint war; die SPD ist sich noch nicht einig. Sie sind erst in drei, vier Monaten so weit. Stellen Sie sich einmal vor, wir hätten 1999 Ihr Ding verabschiedet; dann hätten wir heute schon wieder etwas Neues machen müssen. Jetzt sagen Sie: Sie haben noch nichts.

Deshalb stelle ich noch einmal klipp und klar die Frage: Ist die SPD-Landtagsfraktion für die Großkreise oder ist sie für das, was vom Landkreistag beschlossen worden ist, also für das, wofür die Landräte stehen? Wo steht die SPD-Landtagsfraktion?

(Herr Gürth, CDU: Das ist wichtig! Weil Sie uns irgendwohin treiben wollen, müssen wir das wis- sen!)

Ich staune eigentlich darüber,

(Frau Wybrands, CDU: Antworten!)

mit welcher Unverfrorenheit eine CDU,

(Lachen bei der CDU)

- jetzt hören Sie erst einmal zu; ich habe auch geduldig zugehört - die sich zu Oppositionszeiten weder zum Thema Gebietsreform noch zum Thema Kinderbetreuung noch zum Thema Haushaltskonsolidierung jemals der Mühe unterzogen hat, sich solchen Prozessen als Op

position zu stellen, jetzt solche Fragen in den Raum stellt und meint, uns damit politisch in die Ecke stellen zu können.

(Beifall bei der SPD)

Ich denke, Manfred Püchel wäre froh gewesen, wenn er mit einer CDU-Landtagsfraktion damals als Ganzes über ein Konzept hätte diskutieren können, das ich nicht kenne.

(Herr Gürth, CDU: Sie haben doch bis heute kei- nes!)

Sie haben damals gerade Manfred Püchel, der sehr stark das Gespräch mit Ihnen gesucht hat, immer wieder öffentlich vorgeworfen, was alles nicht geht.

(Frau Liebrecht, CDU, und Frau Wybrands, CDU: Antworten! - Weitere Zurufe von der CDU)

Deswegen sage ich: Ich staune schon darüber, mit welcher doch mittlerweile eingespielten Routine Sie immer als Erstes uns fragen, wie man es machen sollte. Sie regieren. Ich habe manchmal den Eindruck, Sie vergessen das jedes Mal. Sie sitzen hier vorn auf den Bänken und sind laut Verfassung sogar gehalten, dem Parlament Ihre Konzepte vorzulegen.

(Beifall bei der SPD - Frau Wybrands, CDU: Ant- worten!)

Kein Mensch zwingt Sie dazu, hier vorn sitzen zu bleiben.

(Unruhe bei der CDU und bei der FDP)

Ich habe Ihnen schon einmal gesagt: Stehen Sie auf, wir setzen uns dorthin und dann werden wir Ihnen auch etwas vorlegen.

(Beifall bei der SPD - Lachen bei der CDU und bei der FDP - Zuruf von der FDP: Jawohl! - Zuruf von Herrn Borgwardt, CDU)

- Sie können es auch nachher machen; Sie müssen es nicht gleich machen.

(Herr Schröder, CDU: Wer treibt, muss wissen, was er will! - Weitere Zurufe von der CDU)

Ein Letztes nur: Weil ich aber weiß, dass die SPD immer regierungsfähig sein muss und sein will,

(Heiterkeit bei der FDP)

werden wir uns, anders als es Herr Madl beschrieben hat, trotzdem auch in dieser Wahlperiode der Mühe unterziehen, über ein Konzept - Sie wissen selber, wie schwierig das ist -

(Herr Gürth, CDU: Machen Sie das erst einmal! - Frau Liebrecht, CDU: Wie lange redet er denn? - Frau Wybrands, CDU: Antworten!)

mit den Landräten, mit den Bürgermeistern, mit der Fraktion, mit den Mitgliedern der Partei zu diskutieren. Wir werden es auch so anpassen, dass es eine Fortentwicklung des 99er-Leitbildes ist. Ich kann nur feststellen: Sie sind nicht so weit. Sie haben sich heute wieder einige Monate erkauft, indem Sie erst einmal ein Thesenpapier in den Raum stellen, das beschlossen werden soll.

(Herr Gürth, CDU: Was ist denn nun das Ziel Ih- res Antrags? Wollen Sie uns erklären, dass Sie nicht so weit sind?)

Dann soll im Sommer eine Karte kommen, über die diskutiert wird. Bis dahin - das kann ich Ihnen zusagen -

wird die SPD ein eigenes Konzept haben. So lange, Herr Gürth, müssen Sie auch als Regierungsfraktion einfach nur warten. - Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD)

Vielen Dank, Herr Bullerjahn. - Meine Damen und Herren! Damit ist die Debatte abgeschlossen. Wir kommen zur Abstimmung über die Drs. 4/1818. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, den bitte ich um das Zeichen mit der Stimmkarte. - Zustimmung bei der SPD. Gegenstimmen? - Bei der CDU-Fraktion und bei der FDPFraktion. Enthaltungen? - Bei der PDS-Fraktion. Damit ist dieser Antrag mehrheitlich abgelehnt worden und der Tagesordnungspunkt 18 ist somit erledigt.

Wir treten ein in die Beratung über den Tagesordnungspunkt 19:

Erste Beratung

Aufenthaltsgewährung in Härtefällen

Antrag der Fraktion der PDS - Drs. 4/1829

Änderungsantrag der Fraktionen der CDU und der FDP - Drs. 4/1851

Einbringer für die PDS-Fraktion ist der Abgeordnete Herr Gärtner. Bitte sehr, Herr Gärtner.

Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bereits einmal hat die Frage der Einrichtung einer Härtefallkommission in Sachsen-Anhalt in dieser Legislaturperiode hier im Parlament eine Rolle gespielt. Damals wurde dieses mit der Begründung abgelehnt, dass man doch erst einmal abwarten wolle, was das endgültige Ergebnis der Verhandlungen zur Zuwanderung inhaltlich enthalten wird.

Der Bundestag hat nunmehr am 1. Juli 2004 dem Verhandlungsergebnis des Vermittlungsausschusses zum Zuwanderungsgesetz fast einstimmig zugestimmt, ebenso wie der Bundesrat am 9. Juli 2004. Damit tritt am 1. Januar 2005 das Gesetz über den Aufenthalt, die Erwerbstätigkeit und die Integration von Ausländern im Bundesgebiet in Kraft.

§ 23a des Aufenthaltsgesetzes gibt den Ländern die Möglichkeit, eine Härtefallkommission einzusetzen. Diese kann die oberste Landesbehörde in Einzelfällen darum ersuchen, eine Aufenthaltserlaubnis abweichend von den sonstigen Erteilungsvoraussetzungen zu erteilen. Somit kann bei Flüchtlingen, bei denen dringende humanitäre oder persönliche Gründe vorliegen, die eine Rückkehr in das Heimatland unmöglich machen, im Einzelfall eine Härteklausel angewandt werden.

(Unruhe)

Meine Damen und Herren, bitte führen Sie Ihre Beratungen draußen fort. - Bitte sehr, Herr Gärtner.

Danke, Herr Präsident. - Auf Ersuchen kann diese durch Rechtsverordnung der Landesregierung bestimmte Stel

le im Härtefall die Aufenthaltserlaubnis erteilen oder verlängern.