Was haben nun diese beiden Sätze mit unserem Thema „Berufsperspektiven junger Menschen in Sachsen-Anhalt“, einem spannenden Thema von großer Tragweite, zu tun?
Bildung und Qualifikation entscheiden heute mehr denn je über die Lebenschancen unserer Menschen. Sie sind ein zentrales Element für soziale Gerechtigkeit und sie sind die Schlüsselfunktion für Chancengleichheit und Leistungsfähigkeit unter veränderten ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen. Vor diesem Hintergrund kann es niemandem von uns egal sein, wie junge Menschen ausgebildet werden und was nach der Ausbildung aus ihnen wird.
Die Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen in Sachsen-Anhalt - wir haben das schon gehört - geht erfreulicherweise kontinuierlich zurück. Waren im Jahr 2005 noch 32 000 junge Leute ohne Arbeit, so ging diese Zahl um 17,4 % zurück und lag im Jahr 2006 bei 27 000. Die aktuellen Zahlen erweisen sich erneut als positiv. Es gibt erneut eine Zunahme der Beschäftigung in der Altersgruppe der unter 25-Jährigen auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Dennoch darf uns diese neue Entwicklung nicht in Selbstgefälligkeit verfallen lassen. Nach wie vor sind viele junge Leute ohne Arbeit. Wirtschaft und Politik müssen alles daransetzen, insbesondere dieser Gruppe den Berufseinstieg zu ermöglichen. Wir arbeiten daran.
DIE LINKE beklagt zu Recht, dass immer noch 2,3 Bewerber auf einen Ausbildungsplatz kommen. Ich geben Ihnen völlig Recht, dass das viel zu viel ist. Aber der
demografische Faktor wird dazu führen, dass wir dieses Problem dann nicht mehr haben werden und dass ein anderes Problem auf uns zukommen wird, nämlich geeignete Bewerber für die Ausbildungsstellen zu finden.
Vor diesem Problem stehen schon heute viele Betriebe. Wir haben in den Arbeitsgruppen für Wirtschaft und Arbeit Gespräche mit Handwerkern, mit Gewerbetreibenden und mit der Industrie geführt. In diesen Gesprächen wurde ganz deutlich, dass von vielen dieser Betriebe beklagt wird, dass die Zugangsvoraussetzungen für eine Lehre einfach nicht erfüllt werden: Es gibt Schwierigkeiten in Mathematik, teilweise beherrschen die Bewerber nicht einmal das kleine Einmaleins; die Allgemeinbildung lässt sehr zu wünschen übrig, von Orthografie und Grammatik ganz zu schweigen.
An dieser Sache müssen wir sehr dringend arbeiten. Der vorausgegangene Tagesordnungspunkt hat in dieser Hinsicht schon Wege aufgezeigt.
Nach wie vor beendet ein Anteil von 25 % der jungen Leute, die einen Ausbildungsplatz bekommen haben, diese Ausbildung ohne Abschluss von sich aus. Sie schmeißen, auf Deutsch gesagt, ihre Lehre hin, weil sich ihre Vorstellungen vom Ausbildungsberuf nicht mit der Wirklichkeit decken.
Ich kann das an einem Beispiel erklären: Wir haben in unserem Betrieb häufig junge Leute gehabt, die KfzMechatroniker werden wollten, dann nach einem Praktikum aber gesagt haben, dass das doch nicht das Richtige für sie sei. Wenn sie acht Stunden arbeiten, die Hände voller Schmiere haben, die Poren verstopft und die Fingernägel dreckig sind, wenn sie am Abend 20 Minuten lang brauchen, um ihre Hände wieder sauber zu bekommen, dann stellt der eine oder andere fest, dass das für ihn nicht der richtige Beruf ist. - Dann muss man sich genau überlegen, was werden soll.
Ich sehe, dass ich bereits am Ende meiner Redezeit angelangt bin; das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.
Ich halte es für ganz wichtig, die Ausbildungsabbrüche, die stattfinden, gar nicht erst zuzulassen. Es muss ein Konzept darüber geben, dass Schule, Elternhaus und Lehrbetrieb zusammenarbeiten. Von den Berufsschulen muss ganz konkret die Information an die Lehrbetriebe und an die Eltern gehen, dass das Kind nicht zur Schule gekommen ist und dass das Kind nicht den Ansprüchen des Ausbildungsplans gerecht wird. Damit könnten wir in dieser Hinsicht etwas bewegen und die Zahl der Ausbildungsabbrüche zurückdrängen.
Kurz noch etwas zur Ausbildungsplatzabgabe. Ich halte dies für den völlig falschen Ansatz. Sollten wir eine Ausbildungsplatzabgabe einführen wollen, dann heißt das für viele Betriebe, die es sich leisten können, dass sie sich einfach von der Pflicht zur Ausbildung freikaufen. Das kann nicht in unserem Sinne sein.
Ich denke, die kleineren Betriebe haben bereits sehr umfänglich ausgebildet und bilden nach wie vor aus. Es wird allerdings nicht mehr über den Bedarf hinaus ausgebildet, weil die Lehrlingsentgelte nicht dem entsprechen, was sich Betriebe leisten können.
Ich möchte Sie, nachdem wir Einzelfragen von der LINKEN gehört haben, die für mich eher den Anschein
Vielen Dank für Ihren Beitrag, Frau Take. - Nun hat noch einmal Frau Rogée von der Fraktion DIE LINKE das Wort. Bitte schön.
Ich möchte wie gestern Abend damit beginnen, dass über die Anträge natürlich direkt abgestimmt werden muss - sie sollen nicht an den Ausschuss überwiesen werden -; denn es geht um eine Berichterstattung der Landesregierung im Ausschuss.
Herr Haseloff, ich erkenne Ihre Leistungen auf diesem Gebiet wirklich an, weil ich weiß, dass Sie sich persönlich sehr engagieren. Mein Ansatz war es nicht, dies in Bausch und Bogen - das habe ich zu Beginn gesagt - schlechtzureden. Ich denke vielmehr, man muss kritisch darauf blicken; das war meine Absicht.
Sie müssten mir noch einmal Ihre Formulierung erklären, wonach Sie nicht in dem Land wohnen möchten, welches ich beschreibe. Das habe ich nicht richtig verstanden.
Frau Take, Ihren Hinweis und die Diskussion darüber, dass die Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung häufig nicht erreicht werden, kenne ich auch. Man kann in einem Beitrag nicht alles sagen; das wissen Sie selbst.
Das ist allerdings ein Auftrag an Herrn Olbertz, weil es dabei stets um die Voraussetzungen geht, die sich die jungen Leute für die Bewerbung in der Schule aneignen müssen. Deswegen habe ich vorhin gesagt, dass der erste Tagesordnungspunkt hierfür angebracht war.
Herr Graner, zu den beiden Punkten, die Sie benannt haben. Zunächst zum Pakt für Ausbildung. Vielleicht habe ich das falsche Papier. Ich habe es einmal mit nach vorn gebracht. Das ist doch dieses, ja?
Aus meiner Sicht sind in dem Papier überhaupt keine konkreten Zielstellungen enthalten. Darum ging es mir eigentlich. Außer Daten und Paragrafen sind darin keinerlei Zahlen aufgeführt, die Auskunft darüber geben, wie viele Ausbildungsplätze an welcher Stelle im Land geschaffen werden sollen. Da es derart unkonkret ist, finde ich es richtig, dass sich der DGB daran nicht beteiligt.
Im zweiten Punkt geht es um die Berichterstattung zu dem Thema der dualen Ausbildung und der vollzeitschulischen Ausbildung. Das heißt, die Vermittlung von jungen Leuten aus der dualen Berufsausbildung ist aus meiner Sicht leichter als die aus der vollzeitschulischen Ausbildung. Genau darüber wollen wir diskutieren. Es kann sein, dass ich es falsch wahrnehme, aber ich würde von der Landesregierung gern wissen, wie sich die konkrete Situation darstellt. - So viel von mir.
Ich bitte darum, eine Direktabstimmung über die beiden Anträge vorzunehmen - das heißt natürlich insbesondere über unseren.
Ich danke der Abgeordneten Frau Rogée herzlich. - Wir sind damit am Ende der Debatte angelangt. Frau Rogée, ich hatte Sie und die FDP so verstanden, dass man die Anträge zur federführenden Beratung an den Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit und zur Mitberatung an den Ausschuss für Bildung, Wissenschaft und Kultur überweisen will. Ist das richtig? - Ja. Dann lasse ich darüber abstimmen.
Wer einer Überweisung der Anträge zur federführenden Beratung an den Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit und zur Mitberatung an den Ausschuss für Bildung, Wissenschaft und Kultur zustimmt, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Zustimmung bei der Fraktion DIE LINKE, bei der FDP-Fraktion und bei Teilen der Koalitionsfraktionen. Damit ist einer Überweisung der Anträge an die genannten Ausschüsse zugestimmt worden. Wir können den Tageordnungspunkt damit verlassen. Herzlichen Dank.
Meine Damen und Herren! Zum Zeitablauf. Da wir den Tagesordnungspunkt 18 - Ablehnung der weiteren Privatisierung der Deutschen Bahn AG im Bundesrat - am heutigen Tag eingeschoben haben, schlage ich vor, jetzt den Tagesordnungspunkt 19 zu behandeln und danach in die Mittagspause einzutreten.
Da wir zum Tagesordnungspunkt 15 - Volksinitiative - Gäste haben, würde ich diesen Tagesordnungspunkt nach der Mittagspause und anschließend den Tagesordnungspunkt 20 - Föderalismusreform II - behandeln wollen. Gibt es hierfür Zustimmung? - Ich sehe keinen Widerspruch. Dann verfahren wir so.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenige Stunden - so kann man es sagen - vor dem Ende dieser Sitzungsperiode ist es wohl legitim, auf einen Wirtschaftszweig aufmerksam zu machen, den wir in der einen oder anderen Form in den nächsten Wochen alle selbst erleben und hoffentlich auch genießen dürfen: den Tourismus.
Hoffentlich wird auch von vielen von uns wahrgenommen, dass die kulturhistorischen Highlights unseres Landes einen starken Ansturm erleben werden. Aber, meine Damen und Herren, ich möchte jetzt keine Urlaubsberatung machen. Uns liegt ein ernsthafter Antrag vor, der auch ernsthaft zu behandeln und zu debattieren ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Tourismus in den neuen Bundesländern hat in den letzten Jahren eine optimistisch stimmende Entwicklung genommen. Er ist zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden und Ernst Hinsken, der Beauftragte der Bundesregierung für Tourismus, spricht im Zusammenhang mit dem Tourismus auch von der Leitökonomie der Zukunft.
Eine Vielzahl von kleinen und mittleren gewerblichen Unternehmen, oft auch Familienbetriebe, hat sich in der Tourismuswirtschaft etabliert. Laut dem Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes konnte Ostdeutschland seinen Anteil an der Gesamtzahl der Übernachtungen in Deutschland nahezu verdoppeln. Das heißt, im Jahr 1993 lag dieser Anteil bei 9,6 % und stieg im Jahr 2006 auf 18,4 %.
Die insgesamt positive Entwicklung des Tourismus im vergangenen Jahr in Deutschland erbrachte in den neuen Bundesländern ein Plus von 2,7 % bei den Übernachtungen. Der Zuwachs war damit höher als in den westdeutschen Bundesländern mit 2 %. Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg konnten im vergangenen Jahr zweistellige Zuwachsraten bei der Zahl der Touristen aus dem Ausland erzielen, und zwar zwischen 12 % und 25 %.
Trotzdem bleibt festzustellen, dass der Anteil an Touristen aus dem Ausland insgesamt noch entwicklungsfähig ist, wobei uns die aktuellen Zahlen aus den ersten Monaten dieses Jahres in Bezug auf die Gesamtentwicklung in diesem Jahr optimistisch stimmen.