Protokoll der Sitzung vom 11.09.2008

Vorabend in die Fraktionen gegeben worden wäre; denn wer, Frau Hüskens, hätte ihm nicht gerne unterstellt, dass er eigentlich die Überschrift „Der Weg ist das Ziel“ meint.

(Frau Dr. Hüskens, FDP: Das habe ich nicht ge- sagt!)

Aber wenn man Routen plant, dann muss man in den Routenplaner zunächst das Ziel eingeben und bekommt dann die Routen angezeigt. Die Regierungserklärung hat uns gezeigt, dass es uns Sozialdemokaten ganz ernsthaft um das Ziel geht.

(Beifall bei der SPD)

Das Ziel heißt: Spielräume auf Dauer schaffen für Investitionen in Bildung, in Arbeit, in Infrastruktur,

(Beifall bei der SPD - Zustimmung von Herrn Scheurell, CDU)

in Kultur und vor allem in die Zukunft der Menschen in Sachsen-Anhalt.

(Zustimmung von Herrn Scheurell, CDU)

Der Weg heißt: Konsolidieren mit Verstand und Augenmaß, auch wenn der Weg dorthin steinig ist und auch wenn sich SPD-Minister zornig darüber streiten.

(Zustimmung bei der SPD und von Herrn Scheu- rell, CDU)

Wir wollen in Sachsen-Anhalt nicht mehr von der Hand in den Mund leben. Wir wollen uns im Konzert der Bundesländer nicht mehr vorwerfen lassen, wir leisteten uns auf deren Kosten zum Beispiel mehr Personal.

In unserem gemeinsamen Koalitionsvertrag steht:

„Sachsen-Anhalt braucht eine nachhaltige Konsolidierungspolitik, um auch in Zukunft die Entwicklung des Landes gestalten zu können. Wir wollen die Neuverschuldung bis zum Ende der Legislaturperiode schrittweise auf null zurückführen. Auf Dauer müssen wir unabhängig von finanziellen Transfers werden. Dafür müssen wir in den kommenden Jahren die Weichen richtig stellen.“

Herr Scharf, der Slogan auf Ihren Wahlplakaten im Jahr 2002 war: „Durch Sparen zum Erfolg!“ - Darin sind wir uns mit Ihnen auch einig.

(Herr Scharf, CDU: Damit bin ich in den Landtag gekommen!)

- Ich auch. Jetzt können wir sogar gemeinsam konsolidieren.

Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist uns jetzt schon gelungen: Die Nettoneuverschuldung ist auf null. Das war sie bereits im Jahr 2007, wie wir wissen. Wir haben damit eine Perspektive. Wir wissen, dass es SachsenAnhalt schaffen kann und schaffen wird, auf eigenen Füßen zu stehen. Wir wissen auch, dass in jedem Szenario Unsicherheit vorhanden ist, aber man muss auch ein wenig Mut haben.

Wir wissen, dass es Sachsen-Anhalt schaffen wird, ab dem Jahr 2019 ohne den Solidarpakt auszukommen. Mir ist klar, dass all das, was vom Bund und von der EU durch neue Programme vielleicht an zusätzlichem Geld kommt, durch Entschuldungsvereinbarungen mit dem Bund oder durch Änderungen im Länderfinanzausgleich, immer unbekannt ist. Aber wir wollen versuchen, dass

es oben drauf kommt, dass es nicht mehr lebensnotwendig ist, sondern dass wir damit zusätzliche politische Projekte verwirklichen können.

Insofern, Herr Kollege Scharf, war ich sehr erstaunt - wenn auch nicht über alles -, als ich gelesen habe, was Sie zur Halbzeitbilanz dieser Regierung gesagt haben, dass nämlich die wichtigste Botschaft sei, dass Sie die von der CDU und der FDP im Jahr 2002 eingeleitete Wende mit der SPD fortgeführt hätten.

(Beifall bei der FDP)

Man kann es auch in Ihrer schönen Broschüre lesen. Wissen Sie, meine Wahrnehmung ist, was die Finanzpolitik und andere Dinge angeht, doch eine andere.

(Beifall bei der SPD - Herr Scharf, CDU: Haben Sie den Finanzrahmen vergessen?)

Auch die Realität, wenn Sie sich Haushalte angucken, ist eine andere.

(Zuruf von Herrn Scharf, CDU)

- Sie brauchen nicht zu widersprechen; Sie haben den Finanzminister doch nicht gestellt.

Wir haben das liberale finanzpolitische Debakel der Ära Paqué durch eine verlässliche weitblickende Finanzpolitik ersetzt, und zwar gemeinsam.

(Beifall bei der SPD - Widerspruch bei der FDP)

Wir haben wichtige Strukturreformen angefasst. Wir haben die dringend notwendige Haushaltskonsolidierung in die Wege geleitet. Wir haben da angepackt, wo andere nur schwadroniert haben. Das, meine Damen und Herren, ist, Gott sei Dank, keine Kontinuität. Das ist ein Qualitätssprung, den wir gemeinsam geschafft haben.

(Beifall bei der SPD)

Das hat auch nichts mit Ihrem ehemaligen Koalitionspartner zu tun.

Das, meine Damen und Herren, - wir behandeln ja noch das Architekten- und auch das Ingenieurgesetz - ist handwerklich saubere Arbeit eines Ingenieurs und nicht unerfüllbare Theorie eines Professors.

(Beifall bei der SPD)

Frau Budde, Frau Dr. Hüskens möchte eine Frage stellen.

Am Ende.

Am Ende, Frau Dr. Hüskens. Danke.

Die Konsolidierung des Landeshaushaltes ist also unser gemeinsames Verdienst. Daran gibt es nichts zu rütteln.

Hören Sie sich doch an, was die FDP zur Finanzpolitik unserer gemeinsamen Regierung zu sagen hat: Sparen ist gut, liebe Koalition, aber ihr spart nicht richtig. - Wäre Ihnen das nur vier Jahre vorher eingefallen!

(Beifall bei der SPD)

Ich denke, die Ergebnisse sprechen für sich. Konsolidierung, Nachhaltigkeit - das ist das Markenzeichen dieser Koalition aus CDU und SPD. Ich denke, darauf können und sollten wir gemeinsam stolz sein. Das ist auch gut für unser Land.

Wenn ich mir aussuchen soll, meine Damen und Herren, ob ich zwei Finanzämter oder lieber zwei Schulen erhalte, dann sage ich ganz klar: lieber zwei Schulen. Deswegen ist es wichtig und richtig, dass wir vorher an die Strukturen herangegangen sind. Nur so bekommen wir die Mittel frei, die wir brauchen. Nur so können wir zusätzlich in Bildung investieren. Nur so können wir soziale Projekte voranbringen und nur so können wir in die Verbesserung der regionalen Wirtschaft und in die Forschungsprojekte investieren und nur so haben wir das Geld für die Bereiche, die die von mir aus gesehen linke Seite der Regierungsbank vertritt, wieder frei, wie es der Finanzminister am Anfang gesagt hat.

(Beifall bei der SPD - Zustimmung bei der CDU)

Nur so können wir zum Beispiel Familien von den Kosten der Schülerbeförderung entlasten, auch was die Klassen 11 und 12 und die Berufsschule angeht. Wir wollen das. Es ist in der Tat ein Problem, gerade im ländlichen Raum. Wo bleiben soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit, wenn es Eltern ihren Kindern nicht ermöglichen können, Abitur zu machen, weil sie sich die Fahrkarte nicht leisten können? - Das darf nicht sein.

(Beifall bei der SPD)

Das sind zu Recht, Herr Gallert, die richtigen und wichtigen Themen und die Fragen, die man sich stellen muss. Dann kommt man eben zu der Antwort: Lieber ein Finanzamt weniger, dafür aber mehr Spielräume.

Meine Damen und Herren von der CDU, wir müssen das ja nicht hier auf offenem Parkett austragen.

(Frau Dr. Hüskens, FDP: Das machen Sie doch!)

Es gibt auch interne Runden. Aber weil die Schülerbeförderung nun einmal angesprochen worden ist, sage ich: Das Modell in Baden-Württemberg und andere Modelle müssen mit Sicherheit diskutiert werden. Aber die SPD wird nicht für das zu gewinnen sein, was ich auch schon einmal aus CDU-Kreisen gehört habe, dass man, um andere zu entlasten, die Eltern der Schüler der Klassen 1 bis 10 an den Kosten der Schülerbeförderung beteiligen will. Das wird es mit uns nicht geben. Über alle anderen Modelle können wir gerne diskutieren.

Der Betrag ist mit 10 Millionen € auch deshalb so hoch, weil es sich um eine Vollfinanzierung nicht nur der Beförderungskosten für die Jahrgänge 11 und 12, sondern auch der Berufsschuljahrgänge handelt. Dafür ist es geplant. Lassen Sie uns intern darüber diskutieren, wie wir es am besten umsetzen.

(Frau Feußner, CDU: Das ist doch willkürlich!)

- Ich sage ja nur, wo unsere Schmerzgrenze ist. Dass die Eltern der Schüler der Klassen 1 bis 10 an den Kosten beteiligt werden, um die anderen zu entlasten, das wird es mit der SPD nicht geben.