Drittens. Das Marketing der Tourismusbetriebe entspricht zu selten dem, was Kunden in anderen Regionen ganz selbstverständlich angeboten bekommen. Vor allem fehlen den Hotels in SachsenAnhalt unabhängige Bewertungslabels, welche die Qualität der Häuser beurteilen.
Viertens. Ausländische Touristen kommen kaum nach Sachsen-Anhalt, zumindest weniger, als in andere Regionen fahren. Mehrsprachige Tourismusbroschüren, Ausschilderungen, Speisekarten, Webseiten sollten deshalb überall im Land Standard werden. Damit sich alle Gäste willkommen fühlen, sollte das Personal zumindest gute Englischkenntnisse vorweisen.
Ich könnte die Liste der Probleme, an denen wir arbeiten müssen - das ist natürlich eine Landesaufgabe -, weiter ausweiten. Da dies wenig zielführend wäre, gehe ich jetzt lieber auf den vorliegenden Antrag der Fraktion DIE LINKE ein. Dieser Antrag stellt vieles, was ich bereits erwähnte, fest und fordert die Landesregierung in vier Punkten zum Handeln auf. Das sind die Punkte Barrierefreiheit und lokale Wertschöpfung, naturnaher Tourismus, Erschließung von zusätzlichen Potenzialen und länderübergreifende Abstimmung. Diesen vier Punkten können wir ohne Probleme zustimmen.
Der Antrag benennt interessante, wichtige Handlungsfelder, bleibt dann aber leider im Unkonkreten. Begriffe wie „ganzheitlich“ und „nachhaltig“ müssen wir inhaltlich ausfüllen, sonst bleiben sie leer und letztlich wirkungslos zurück.
Gefragt ist die unternehmerische Eigeninitiative bei den benannten Problemfeldern, aber auch die verbesserte Rahmensetzung hierzu durch das Land. Bei dem Punkt naturnaher Tourismus - das ist ein wesentlicher Punkt in dem Antrag - können wir als Land mehr tun.
Das geht los mit der konkret erforderlichen Infrastruktur wie Radwegen, aber auch zum Beispiel Ladestationen für E-Bikes. Thüringen zeigt gerade, dass so etwas möglich ist. Es geht weiter mit der Vernetzung vorhandener und entstehender privater Projekte, der Kombination von Rad- und Wassertourismus, aber auch mit dem Kulturtourismus. Der öffentliche Personennahverkehr, seine Funktionsfähigkeit und Bequemlichkeit spielen im nachhaltigen Tourismus ebenfalls eine wichtige Rolle.
Über die bessere Nutzung unserer Naturparke haben wir in der letzten Landtagssitzung bereits gesprochen, deshalb lasse ich das einmal aus.
Auch das engagierte Lösen überkommener nicht ökologischer Altlasten gehört dazu, wenn man den Tourismus im Land stärken will; und wir haben einige solcher Fälle. Ich nenne als Beispiel das ehemalige Ferienheim „Fritz Heckert“, oberhalb von Gernrode - der eine oder andere wird es kennen -, ein riesiger Bau. Wenn es gelingen würde, ein sol
ches Großobjekt - es befindet sich in öffentlicher Hand - wieder an den Start zu bringen, wäre die touristische Situation der traditionellen Touristikregion um Gernrode um ein Vielfaches besser. Der jetzige Zustand dort ist eine schwere Hypothek. Leider sieht man keine Bewegung. Ich meine, es wäre eine Landesaufgabe, sich damit intensiver auseinanderzusetzen.
noch das Engagement aufbringen kann und wird, die in dem Antrag aufgezeigten neuen Wege dann auch zu gehen.
Dem Antrag der Fraktion DIE LINKE werden wir zustimmen, auch wenn wir befürchten, dass er selbst im Fall einer mehrheitlichen Zustimmung zumindest in dieser Legislaturperiode folgenlos bleibt. Aber es wird ja weitere Legislaturperioden geben. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Fraktion DIE LINKE möchte uns heute gern wieder eine Debatte aufdrücken nach dem Motto: Wir erklären euch einmal, wie schlecht die Welt und vor allem, wie schlecht Sachsen-Anhalt ist.
Ähnliches hatten wir in der letzten Sitzung bei den Hochschulen und wir hören die Schlechtmacherei auch in vielen anderen Bereichen.
Aber, meine Damen und Herren, wenn wir über Tourismus reden, dann reden wir über das Landesimage, dann reden wir über Landesidentität. Tourismus ist Image und Wirtschaftsfaktor. All das versuchen Sie kleinzureden und kleinzuschreiben. Da drängt sich bei mir die Vorstellung auf, Sie wollten eigentlich nur das Duckmäuserimage der Tolerierungszeit wiederhaben. Aber das lassen wir Ihnen nicht durchgehen.
Verehrter Herr Kollege Czeke, Sie haben viel geredet, aber wenig gesagt. Sie haben wenig gesagt dazu, wie wir mit klugen und wegweisenden Vorschlägen zur Verbesserung der touristischen Entwicklung in unserem Land weiter beitragen können und was vor allem die Fraktion DIE LINKE dazu beitragen kann. Aber okay, der Wahlkampf
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Sie, Herr Kollege Czeke, die Momentaufnahme im Tourismus dafür nutzen, zu einem Rundumschlag gegen die Landesregierung auszuholen. Mit diesem Rundumschlag treffen Sie natürlich auch andere Akteure im Tourismus. Sie treffen die Vereine, die Ehrenamtlichen, die Verbände, die Kommunen und die touristischen Leistungsträger. All denen haben Sie mit Ihrem Antrag - die Betonung liegt auf Antrag - die touristische Kompetenz abgesprochen. Herzlichen Glückwunsch, kann ich dazu nur sagen. Die touristische Entwicklung muss man über längere Zeiträume planen und denken, es macht wenig Sinn, die Entwicklung eines Jahres oder vielleicht auch nur eines halben Jahres als Erfolg zu verkünden oder oder als Misserfolg abzulehnen.
Herr Kollege Czeke, Redebeitrag und Antrag - ich habe kurz etwas zu dem Antrag gesagt - waren dann doch ein Stück weit unterschiedlich. Sie waren im Antrag dann relativ kleinlaut. Bei den Zahlen bis August, die Sie genannt haben, wurde vergessen, dass wir im Herbst eigentlich unsere starken Monate haben; diese kommen hinzu. Die Sondereffekte in Mecklenburg-Vorpommern sind außer Acht gelassen worden. Ich habe Ihnen gestern bei der Vorstellung der Zahlen, Daten und Fakten gesagt: Ich würde den Antrag nicht einbringen. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn Sie es nicht getan hätten.
Es macht wenig Sinn - damit wiederhole ich mich gern -, die Regionen des Landes undifferenziert mit anderen Regionen zu vergleichen. Wir haben in Sachsen-Anhalt nun einmal keine Ostseeküste und wir haben in Sachsen-Anhalt keine Alpen. Niemand in Bayern würde auf die Idee kommen - noch nicht einmal die Opposition -, den Tourismus wegen eines möglicherweise nicht ganz so guten Jahres zu kritisieren.
Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass wir die Übernachtungszahlen von 1994 bis heute mehr als verdoppelt haben, das Ziel von sieben Millionen Übernachtungen bereits seit mehreren Jahren erreicht haben und kontinuierlich erreichen. In einer Presseveröffentlichung vom 3. März 2015 titelt das Statistische Landesamt: „Erstmals über drei Millionen Gäste im Jahr 2014 - neues Rekordjahr für das Tourismusgewerbe in Sachsen-Anhalt.“ Das sollte vielleicht auch einmal zur Lektüre gehören.
Wenn ich mir die GRW-Förderung in unserem Land ansehe, dann stelle ich fest: Seit 2007 sind Investitionen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 270 Millionen € angeschoben worden. Aktuell sind wir mit den Vorbereitungen für das LutherJubiläum befasst.
Die neuen Trends im Tourismus - die Markensäulen, Radtourismus, Naturparke; wir haben uns erst darüber unterhalten - beschäftigen uns parallel. Auch hierbei hat das Land eine gute Entwicklung genommen. Das Hochwasser - Sie haben es gesagt - hat uns, langfristig gesehen, nicht wirklich zurückgeworfen. Der Trend zeigt nach oben. Das Luther-Jubiläum wird ohne Frage die touristische Entwicklung befördern. Wir werden die Zahlen dann kommentieren und wir werden uns über die Zahlen freuen. Wir werden aber nicht dazu übergehen oder uns dazu verleiten lassen, jede einzelne Zahl uneingeschränkt mit Jubelstürmen zu versehen.
Meine Damen und Herren! Selbstverständlich gibt es auch im Tourismus Verbesserungspotenzial; das ist völlig klar. Aber die CDU-Fraktion nimmt die touristische Entwicklung völlig anders wahr als die Fraktion DIE LINKE. Aus diesem Grund lehnen wir Ihren Antrag ab. - Herzlichen Dank.
Frau Präsidentin! So unterschiedlich ist das. Als der Minister gesagt hat, dass wir dann auch die Budgets brauchen, einen Nachtragshaushalt - er hat es angekündigt -, klopften zwei Mitglieder des Hohen Hauses: Kollege Zimmer und Kollegin Hampel, beide Vertreter der regierungstragenden Fraktionen. Das spricht auch Bände.
Ich habe, Kollege Zimmer, die Entwicklung des Tourismus kritisiert, nicht die Touristiker. Das ist ein ganz feiner Unterschied, den Sie hier aber wissentlich unberücksichtigt gelassen haben.
Dass ich Ihnen kein Konzept auf den Tisch lege, ist der Natur der Sache geschuldet. Wir haben den Antrag so zart formuliert, weil wir von der Landesregierung bis März 2016 tatsächlich nichts mehr erwarten. Wir sind ja schon zufrieden, wenn Sie wenigstens die Entwicklung anerkennen und nicht noch die Tür zumachen; das wäre noch viel schlimmer.
Die Kolleginnen und Kollegen auf dem Tourismustag sagten gestern, man könne auch aus einer positiv-kritischen Anmerkung immer eine Anregung
ziehen. Genau das ist es. Da war die Kollegin Hampel deutlich schonender mit mir, aber das finde ich dann auch gut und richtig.
Ja, wir haben gestern zum Beispiel gehört, dass Mecklenburg-Vorpommern einen Rieseneinbruch hatte, aber sie haben die richtigen Schlüsse daraus gezogen und entwickeln sich jetzt wieder anders. Das mit den Leuchttürmen ist nicht von irgendjemandem gekommen. Es ist nicht so, dass die Touristiker nichts zu tun brauchen und dass die Gäste einfach so mit den großen Schiffen kommen und dann ist alles schick - nein, sie müssen etwas dafür tun und sie haben etwas getan. Ja, die Havel-Region hat von der Buga profitiert. Jetzt geht es aber um die nachhaltige Nutzung dessen.
Kollege Meister, ich gebe Ihnen Recht, auch die Einbringungszeit ist endlich; da konnte ich dann nicht mehr auf die Altlasten zu sprechen kommen. Ich bedanke mich aber außerordentlich für Ihren Beitrag. Ich dachte schon, ich stehe hier wirklich ganz allein auf weiter Flur und habe eine völlig gestörte Wahrnehmung, so wie „Landwirte in ihrer Sichtweise eben ein wenig eingeschränkt“ sind.
Die Baukostenerhöhungen in Wittenberg sind angesprochen worden, auch, woher sie kommen. Das ist alles gut und richtig. Der Minister sagt, sie seien jetzt eingepreist; dann können wir das einmal sehen.
Beim Bauhaus kann ich natürlich eventuelle Imageschäden prognostizieren. Ich sage: eventuelle. Wenn das alles noch ganz zart durchgeht, wäre eine Chance da. Wir haben zwei Varianten von Entwürfen für das Bauhausmuseum, richtig, aber darüber ist noch nicht entschieden worden. Wenn die Listen, wie Kollegin Hampel wörtlich sagte, „elend“ lang sind, muss ja im Beirat nicht unbedingt kraftstrotzend alles herauskommen, was wir uns hier wünschen.
Neue Wege beschreiten - ja, das ist gut und richtig. Herr Kollege Zimmer, es ist richtig: Wir haben weder die Alpen noch haben wir die Ostsee. Aber wir haben die größte Dichte an Unesco-Welterbestätten.
Jetzt mache ich es noch einmal deutlich - Sie waren dabei -: Ja, Sie haben zum Ende des Vortrags von Dr. Zeiner gesagt, wir brauchten unseren Antrag gar nicht mehr aufrechtzuerhalten. Dr. Zeiner hat gesagt: Brandenburg gilt nicht als der Leuchtturm; die haben auch keine Alpen und die haben auch keine Ostseeküste. Trotzdem haben sie bei gewerblichen Übernachtungen eine
Steigerung von 5 %, wir dagegen von 2 %. Wie sagt die Werbung: Was machen die, was wir nicht machen? - Das sind die Anmerkungen, die wir dazu haben.
Zur Stagnation bei den Bettenkapazitäten könnte der Minister sagen: Deswegen brauchen wir in Schierke auch Fünf-Sterne-Häuser. Aber bei „Reisen für alle“ sind Fünf-Sterne-Häuser nicht unbedingt von allen begehrt. Das ist die Schwierigkeit.
Ich kann es doch gar nicht kleinreden. Der Übernachtungstourismus hat tatsächlich 1,277 Milliarden € eingebracht - das ist schon einmal gut und richtig -, bei den gewerblichen Betrieben rund 801 Millionen €. Das sind Zahlen, die stehen einfach, darüber brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Für mich ist es schwierig, wenn dann in der vorletzten Sitzung des Tourismusausschusses, der ein reiner Tourismusausschuss war, nur noch Berichterstattungen laufen und die offenen Probleme gar nicht mehr angesprochen werden.