Wir haben, meine sehr geehrten Damen und Herren, das Verhältnis von Wechseln aus dem Gymnasium an die Sekundarschule zu Wechseln an das Gymnasium untersucht. Wir können sagen, dass sich das in den vergangenen Jahren bereits wesentlich verbessert hat. Dies ist ein Trend, der uns sehr freut. Gegenüber dem Schuljahr 2010/ 2011, also am Beginn der Legislaturperiode, hat sich die Relation im Schuljahr 2013/2014 halbiert. Während etwa ein Drittel mehr Schülerinnen und Schüler von der Sekundarschule zum Gymnasium wechselte, reduzierte sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die das Gymnasium verließen, um etwa ein Viertel.
Nicht unerwähnt für die Arbeit am Gymnasium soll auch die Entwicklung der Ergebnisse der Leistungsvergleiche in den letzten Jahren bleiben. Wir haben die Vergleichsarbeiten Vera, die zentralen Klassenarbeiten und insbesondere die Ländervergleiche. Wo stehen wir also beispielsweise im Vergleich zu Baden-Württemberg? - Wir können erfreulicherweise sagen - jetzt ist der Kollege gerade nicht da -, auch ohne eine verbindliche Schullaufbahnempfehlung stehen wir im Vergleich der Länder bei unseren Gymnasien absolut in der Spitzengruppe. Bei den Gymnasien lag Sachsen-Anhalt im Bereich Mathematik unter den besten drei Län
Ich sage an dieser Stelle: Wir alle tun gut daran, nicht nur diejenigen besonders in den Blick zu nehmen, die dem Lernstoff vielleicht nicht so schnell folgen können, sondern vor allen Dingen diejenigen zu fördern, die besondere Begabungen und Talente haben und leistungsbereit sind; denn wir brauchen auch eine breitere Spitze. Das ist ausdrücklich mit intendiert, wenn wir über individuelle Förderung sprechen.
Das heißt, wir haben einen sehr schönen Beleg für den Erfolg unserer gymnasialen Schulen. Ich freue mich, dass wir diesen positiven Trend auch in den nächsten Jahren weiter fortsetzen können.
Ich glaube, zum Thema Schullaufbahnempfehlung ist schon vieles gesagt worden. Wenn man sich die Zahlen ansieht, ob nun mit Schullaufbahnempfehlung, verbindlich oder ohne: Wir reduzieren die Zahl der Kinder, die auf das Gymnasium gehen, nicht wesentlich, aber wir können die Zahl der Rechtsstreitigkeiten reduzieren. Wir können die Zahl der Kinder reduzieren, die den Umweg über freie Schulen nehmen. Wir sollten unseren Schülern und Lehrern diesen Stress ersparen. Auf die Zahl der Kinder, die auf das Gymnasium gehen, hat das de facto kaum eine Auswirkung. - Vielen herzlichen Dank.
Herzlichen Dank für Ihren Beitrag, Herr Minister. - Wir kommen zu den verabredeten Diskussionsbeiträgen. Die CDU-Fraktion hat zwölf Minuten Redezeit. Herr Güssau hat das Wort. Bitte.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir zunächst ein Wort des Dankes an die Fragesteller der Großen Anfrage. Liebe Kollegin Frau Professor Dalbert, wir verdanken Ihnen bzw. Ihrer Fraktion in der letzten schulpolitischen Landtagsdebatte in dieser Legislaturperiode ein Thema, das es wirklich verdient hat, einmal angesprochen zu werden. Dafür sei Ihnen besonders gedankt.
wort der Landesregierung eingehen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, erlauben Sie mir vielmehr einen konzentrierten Blick auf die beliebteste Schulform in unserem Land. Das ist nun einmal das Gymnasium.
Das Ansehen dieser Schulform manifestiert sich nicht nur in den Übertrittsquoten von der Grundschule auf das Gymnasium, sondern lässt sich an der Wertschätzung der Bevölkerung, der Wirtschaft und auch des Handwerks ablesen.
Herr Kultusminister, Sie haben sich bemüht, deutlich zu machen, dass das Gymnasium nicht die einzige Schulform ist, die zur allgemeinen Hochschulreife führt. Das ist im Prinzip richtig. Es gibt für die Schülerinnen und Schüler mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, auch über Umwege zum Abitur zu gelangen. Selbst derjenige, der den Bereich des allgemeinbildenden Schulwesens verlassen hat, kann im Rahmen der beruflichen Bildung seine Hochschulreife unter Beweis stellen. Die Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit unseres Bildungswesens wird in diesem Punkt nur deutlich. Ja, meine Damen und Herren, die Durchlässigkeit muss weiter optimiert werden.
Herr Kultusminister, Sie haben in der gesamten Legislaturperiode auch ein Hohes Lied auf die Gemeinschaftsschule gesungen. Von den derzeit 30 Gemeinschaftsschulen, davon fünf in freier Trägerschaft, sind sieben daran interessiert, zusätzlich eine gymnasiale Oberstufe einzurichten. Von der Voraussetzung, die erfüllt sein muss, um dieses Ziel zu erreichen, wird allerdings sehr wenig gesprochen. Die Gemeinschaftsschulen können nur dann eine gymnasiale Oberstufe einrichten, wenn sie mit einem bereits existierenden Gymnasium oder Fachgymnasium kooperieren. Da die Zahl der Gesamtschüler, die ein Abitur anstreben, aber nun einmal begrenzt ist, wird dies nicht so einfach zu bewerkstelligen sein.
Gemeinschaftsschulen sind meiner Meinung nach ideologisch begründete Nachfolger der integrierten Gesamtschulen.
Übrigens unterstützt das Kultusministerium das auch durch Informationsflyer. Darin werden Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen identisch dargestellt, in Symbolik, in Text und in Inhalt.
An den Gemeinschaftsschulen bleibt in der 9. Klasse allenfalls eine Handvoll Schüler übrig, die den Übertritt in die Oberstufe vielleicht erfolgreich realisieren können.
Diese brauchen aber keinen Umweg über die egalitäre Gemeinschaftsschule. Vom Erwerb der Studierfähigkeit kann übrigens kaum die Rede sein; denn an Gemeinschaftsschulen wird bis zur Klasse 8 nach Sekundarschulplänen unterrichtet.
Schließlich werden sich die Eltern immer für die Schulform entscheiden, bei der sie davon ausgehen, dass sie die qualitativ beste Ausbildung für ihre Kinder bietet. Das sind nun einmal die Gymnasien in unserem Land.
Die Gymnasien in Sachsen-Anhalt haben in den zurückliegenden Jahren in zahlreichen Untersuchungen unter Beweis gestellt, dass sie im Vergleich der Bundesländer mit deren Spitze ohne Probleme mithalten können. Sie selbst, Herr Minister, haben dazu gerade ausgeführt: In den Leistungsvergleichen wurden gute bis sehr gute Ergebnisse erreicht. Wir haben ein hohes Niveau bei den Abituranforderungen in Sachsen-Anhalt.
Wir erleben eine Entwicklung am Gymnasium, die keineswegs nur positiv zu bewerten ist. Gerade die zunehmende Nachfrage der Wirtschaft nach Schulabsolventen mit allgemeiner Hochschulreife legt den Verdacht nahe, dass etwas mit dem ursprünglichen Gefüge und dem Anspruch unserer Schulformen nicht mehr stimmt. Herr Minister, auch in diesem Punkt kann ich Ihnen einen kritischen Hinweis nicht ersparen.
Sie haben die Unterstützungsmaßnahmen für Schüler angesprochen, die die Leistungsanforderungen an Gymnasien nur durch Hilfestellung erreichen können, und auch das nur mit Ach und Krach. Gerade daran zeigt sich doch, dass mittlerweile ein nicht unerheblicher Teil der Schülerschaft am Gymnasium ist, obwohl er an einer anderen Schulform wie der Sekundarschule sehr gut aufgehoben wäre.
Die Wirtschaft beklagt sich über einen Niveauverlust bei der Hochschulreife bei diesen Schulabgängern. Sie verlegt sich darauf, in verstärktem Maße Absolventen mit allgemeiner Hochschulreife zu akquirieren. In der pädagogischen Wissenschaft, aber auch darüber hinaus, spricht man mittlerweile von einem Akademisierungswahn. Dieser hat Erziehungsberechtigte, Medienvertreter, Teile der Wirtschaft und sogar einige Kultusminister in Deutschland ergriffen.
Ich möchte auf den SPD-Parteikollegen Julian Nida-Rümelin verweisen, der genau diesen Begriff in die Debatte eingeführt hat und beschrieben hat. Die Konsequenz daraus sei nämlich, so sagt NidaRümelin, eine Vernachlässigung des beruflichen Bildungswesens in diesem Land. Dabei sollte gerade dieses der richtige Ansprechpartner für Handwerk und Wirtschaft sein, um geeignete Mitarbeiter zu gewinnen. Noch immer ist die berufliche Bildung in Gestalt der dualen Ausbildung Vorbild für das Ausland und ein Exportschlager in Deutschland.
Umfragen machen deutlich, dass die Menschen erkannt haben, dass man sich wieder verstärkt der beruflichen Bildung zuwenden sollte. Davon würde übrigens auch das Gymnasium profitieren. Dadurch kann man ein nachhaltig hohes Niveau am Gymnasium stärken.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte nicht Wasser in den Wein gießen, sondern ich möchte nüchtern feststellen, dass sich das Gymnasium als die beliebteste Schulform zahlreichen Herausforderungen der Zukunft gegenübersieht. Ich habe das angedeutet. Damit die Beliebtheit anhält, müssen wir, muss die Politik eine Weichenstellung vornehmen, die das Gesamtgefüge unseres Schulwesens berücksichtigt. Dazu zähle ich unter anderem auch die Wiedereinführung der verbindlichen Schullaufbahnempfehlung nach dem vierten Schuljahrgang der Grundschule beim Übergang auf die weiterführenden Schulformen. Wir haben eben darüber diskutiert.
Am Gymnasium gibt es eine hohe Quote von versetzungsgefährdeten Schülern und Abbrechern, teilweise schon in den Klassen 5 und 6. Es gibt Kinder mit viermal der Note 5, die alle nie eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten haben.
Es besteht dringender Handlungsbedarf. Die Schulform Gymnasium ist streckenweise zu einer Nachhilfeeinrichtung deklassiert worden, zum eigenen Nachteil und zum Nachteil der ausblutenden Sekundarschulen.
Meine Damen und Herren! Im Übrigen möchte ich zum Schluss folgende Bemerkung machen: Die hin und wieder diskutierte Frage nach der Dauer der gymnasialen Ausbildung, also Abitur nach
zwölf oder 13 Jahren, ist sekundär. Wir haben gute Erfahrungen mit einer Dauer von zwölf Jahren bis zum Abitur gemacht. Daran sollten wir festhalten. In diesem Bereich wollen wir als CDU keine weiteren Experimente mit einem Abi 13. Wir stehen für Kontinuität. Wir werden die Schulpolitik in den kommenden Jahren besonders in den Blick nehmen.
Herzlichen Dank für Ihren Beitrag, Herr Güssau. Es gibt eine Anfrage der Abgeordneten Frau Hohmann. Wollen Sie die Frage beantworten?